Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Sibylle Berg rettet die Welt“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Bei allen Heiliginnen“: Jede will die Irrste sein: Lea Draegers Psychiatrie-Roman Wenn ich euch verraten könnte ist ein starkes Stück Auflehnung gegen herrschende Regeln. „Dem Roman ist die Anstrengung anzumerken, jeden Satz an seine Stelle zu bringen, wie die Splitter in einem Mosaik. Er ist das Zeugnis eines Auf- und Ausbruchs, um den Preis von seelischen und körperlichen Wunden gegen das Verstummen (…)“
    Lea Draeger, Wenn ich euch verraten könnte (Hanser Verlag)
  • „Fleisch ist kein Gemüse“: Kollateralschäden einer rheinischen Metzgerfamilie: Andrea Roedig erzählt aus ihrer Kindheit. „(…) der knappe, spröde, angenehm alltagssprachliche Stil ist vielmehr die historisch wie ästhetisch stimmige Art und Weise, vom Aufstieg und vom Niedergang einer ebenso bodenständigen wie dann eben doch ungut abgehobenen rheinischen Metzgersippe zu berichten.“
    Andrea Roedig, Man kann Müttern nicht trauen (dtv)
  • „Hornissenmörtel“: Peter Handkes jüngstes Buch: Zwiesprache ist ein konsequentes Beispiel seiner peteresken Prosa. „Wenn auch nicht alle Handkes Werke goutieren – zumal seine auch im Alter immense Produktivität den Eindruck der Beliebigkeit hervorrufen mag –, ist seine Prosa doch eine einzigartige Schule des Sprechens und Schreibens. Mit Handke lässt sich lernen, wie sehr Schludrigkeit in der Sprache auch Schludrigkeit im Denken mit sich bringt und welche Lust es zugleich bereitet, nach dem richtigen Wort, nach der präzisen Formulierung zu suchen.“
    Peter Handke, Zwiegespräch (Suhrkamp)

  • „Sie sind heute unwiderstehlich“: Peter Handke beschwört in einem Zwiegespräch das Theater einer heiligen Zeit – und das Werden, Gehen und Vergehen. Ein Alterswerk im besten Sinne. „Auch das neue, auf nicht mal 70 Seiten dargelegte Zwiegespräch ist wieder so eine Durchwanderung von Sprach- und Erinnerungsfeldern, geschrieben im typischen Handke-Speak aus hehrem, empfindsamem, mitunter: geschwollenem Dichterton und kokett umgangssprachlichen Brechungen, Wortspielen, Aufgeschnapptheiten. Das ist nicht jedermanns, jederfraus Sache und muss es auch nicht sein.“

    Peter Handke, Zwiegespräch (Suhrkamp)

  • „Gegen die Logik der Paranoia“: Maggie Nelson, eine der wichtigsten Stimmen der feministischen Theorie, eckt in woken Kreisen an. Was ist passiert? „In vier Aufsätzen setzt sich Nelson mit Debatten zum Thema Kunst, Sex, Drogen und der Klimakrise auseinander. Auf den ersten Blick erscheinen vor allem die Kapitel über Kunst und Sex wie eine weitere Salve gegen die angeblich außer Kontrolle geratene Cancel Culture. Es geht um Vorwürfe der sexuellen Übergriffigkeit, um Kunstzensur, um verletzte Gefühle, die durch Bestrafung wieder gut gemacht werden sollen. Im Gegenzug plädiert Nelson für mehr Toleranz gegenüber komplexen und vielleicht verstörenden Ideen und Kunstwerken.“

    Maggie Nelson, Freiheit – Vier Variationen über Zuwendung und Zwang (Hanser Berlin)

  • „Was lesen Sie gerade …?“: … Thea Dorn: „Ich lese für die nächste Ausgabe vom ‚Literarischen Quartett‘ die 900 Seiten Der Schlaf in den Uhren von Uwe Tellkamp. Leider kann/darf/will ich noch nicht aus dem Lesekästchen plaudern. Der Suhrkamp Verlag würde mich vermutlich für alle Zeiten von der Liste vertrauenswürdiger Rezensenten streichen, wenn ich Tage vor Erscheinen dieses Romans mal eben eine Ersteinschätzung hinausposaunte. Außerdem will ich weder meinen drei Mitstreitern — Eva Menasse, Jakob Augstein und Moritz von Uslar — noch unseren Zuschauern die Überraschung verderben. Also: Geduld bis Christi Himmelfahrt!“

  • „Vor dem Ereignis“: Sibylle Berg rettet die Welt, und es scheint tatsächlich zu klappen – Fortsetzung folgt. „Während es in GRM viel zu lachen gab – nicht dass einem wohl dabei gewesen wäre –, geht es in RCE zur Sache. Und Sibylle Berg, bei allem gewieften Kolumnistinnenwitz, bei aller Ironie, bei aller perfekten Integration gesprochener, laxer, verkürzter, hektischer Sprache in eine literarische Sphäre – ähnlich wie in GRM, aber noch ausufernder –, meint es ernst. Wer nicht hören will, muss fühlen.“
    Sibylle Berg, RCE. #RemoteCodeExecution (Kiepenheuer & Witsch)
  • „Domingos bleibt“: Die große portugiesische Reise: Der Reporter Paulo Moura auf der Strecke von Caminha bis Monte Gordo. „Wem Portugal wirklich ein ferner Westen ist, den könnte hier und da die Vielzahl der fremdklingenden Inseln und Städten überfordern, an denen der Autor auf seinem Motorrad vorbeirauscht. Und trotzdem lohnt sie sich auch für deutsche Leserinnen und Leser, die große portugiesische Reise.“
    Paulo Moura, Ferner Westen. Eine Reise entlang der portugiesischen Küste (a. d. Portug. v. Kirsten Brandt; mare)
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