Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Zu Recht rühmt und fürchtet man diesen Autor als Seismograph, ja, als Prophet“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

 

„Die Verachtung“: Michel Houellebecqs neuer Roman könnte sein letzter sein. Als Leser wäre man untröstlich. Wer sonst breitet so zwingend die allgemeine Trostlosigkeit aus? „Zu Recht rühmt und fürchtet man diesen Autor als Seismograph, ja, als Prophet.“
Michel Houellebecq, Vernichten (Dumont Verlag)

„Lyrik lügt niemals, aber der Rest?“: Passend zum neuen Roman: Erstmals erscheint der Band, mit dem in Frankreich die literarische Kanonisierung von Michel Houellebecq einsetzte, auf Deutsch.
Michel Houellebecq (Dumont Verlag)

„Mit erotischer Welterfahrung“: Kritik bürgerlicher Sexualmoral: Schriften von Robert Michels in einer Neuausgabe. „Zuletzt ist an dieser Wiederauflage noch zu ermessen, wie ernst es hierzulande um die politikwissenschaftliche Klassikerpflege steht. Die Hegemonie effizienter Handbucheinführungen mag Lektüreaufwand reduzieren. Sind aber die Originale nicht greifbar, verkümmert das Lernen eigenständigen Lesens. Auch in dieser Hinsicht ist die Neuausgabe verdienstvoll.“
V. Streichhahn/H. Geske (Hrsg.), ‚Die Grenzen der Geschlechtsmoral‘ und weitere Schriften Robert Michels zu Sexualmoral und Frauenbewegung vor dem Ersten Weltkrieg (Enomoi Verlag)

„Wellen sehen so vertraut aus“: Anschaulichkeit muss man halt simulieren können: Tobias Hürter führt durch die Zeit, als die Physiker ihre Fundamentaltheorien entwickelten. „Wissenschaftler leben nicht in einem Wolkenkuckucksheim, sondern sind den Zeitläuften ausgesetzt. Davon legen viele der geschilderten Porträts Zeugnis ab. Wir erfahren von der Mühsal des Exils, von Tragödien der Unterdrückung in Nazideutschland und der Sowjetunion, aber auch von dem bequemen Weg der Anpassung. Und wir lesen von den praktischen und mitunter fatalen Anwendungen der Grundlagenforschung, vor allem den uns heute noch bedrohenden Atombomben.“
Tobias Hürter, Das Zeitalter der Unschärfe. Die glänzenden und die dunklen Jahre der Physik 1895–1945 (Klett-Cotta Verlag)

„Rasend geht es auf und ab“: Jüdisches Schicksal in Deutschland: Constanze Neumann nimmt sich in ihrem zweiten Roman, Wellenflug, der eigenen Familiengeschichte von 1850 bis 1950 an. „Dennoch ist Constanze Neumanns zweiter Roman lesenswert, weil er – jenseits aller simplen Lebbe-geht-weider-Rhetorik – plastisch und mitreißend zeigt, wie der Einzelne in den Lauf der Geschichte eingewoben ist.“
Constanze Neumann, Wellenflug (Ullstein Verlag)

„Einwohner im Land der Kranken“:  Mit ihrem dritten Roman Zum Paradies manipuliert Hanya Yanagiharas die Emotionen ihres Publikums wieder meisterlich. Wie macht sie das eigentlich? „Ihre poetische Strategie dabei ist die Überwältigung. Und den Zustand höchster psychophysischer Erregung beim Lesen dieses Romans nennt man Spannung. Diesen Effekt erzielt sie so meisterlich wie wenige andere Schriftstellerinnen der Gegenwart. Daran ist nichts verwerflich. Aber Spannung ist das Gegenteil von Neugier. Und Neugier, also intellektuelle Hingabe, ist die Bedingung dafür, dass eine Geschichte im Gedächtnis wachsen kann.“
Hanya Yanagihara, Zum Paradies (aus dem Englischen von Stephan Kleiner; Claassen)

„Getrieben und gefangen“: Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze versucht in Die Welt im Lockdown, die Geschichte der Corona-Krise zu erzählen, während sie sich ereignet. „Die Welt im Lockdown, so der Titel des neuen Buchs von Adam Tooze, ist nicht nur ein Buch, dass von der Reaktion der Welt auf die Pandemie erzählen will. Es ist auch eine radikale Innenansicht dieser Welt, die durch die Corona-Pandemie auf sich selbst zurückgeworfen wird.“
Adam Tooze, Welt im Lockdown – Die globale Krise und ihre Folgen (aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn; C. H. Beck)

 

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