Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Zum Tod des japanischen Literaturnobelpreisträgers Kenzaburō Ōe

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Zwei Winde, die sich in den Bäumen treffen“: Ein Leben mit der Schuld an einer Tat, die nie begangen wurde: Zum Tod des japanischen Literaturnobelpreisträgers Kenzaburō Ōe. „Ōe, der französische Literatur studiert hatte und stark von westlichen Autoren wie Sartre und Faulkner beeinflusst war, wurde ein Schriftsteller, der das zutiefst Persönliche mit dem allgemein Menschlichen verband, ein Moralist und Bescheidenheitsfanatiker, der Selbstbefragung und Selbstentblößung mit eiserner Konsequenz betrieb. Ironie war ihm lange Zeit fremd, sein Stil erscheint deutschen Lesern oft als schlicht, dabei eher zur Umständlichkeit als zu Eleganz neigend. Auf seine Weise nahm er vorweg, was heute in Europa als Autofiktion ungeheuer erfolgreich ist.“
„Das Kontinuum schlägt zurück“: Als die Mathematiker die Grenzen der Beweisbarkeit einsehen mussten: Stephen Budiansky führt durch Leben und Werk des Logikers Kurt Gödel. „Keine Frage, der Mensch Gödel wird einem hier nähergebracht als in vielen der bisher erschienenen Bücher über ihn. Um den Preis vielleicht der einen oder anderen Interpolation, mit der Budiansky sich seinen Gödel konsistenter macht, als es Daten und Dokumente vielleicht hergeben.“
  • Stephen Budiansky, Reise zu den Grenzen der Vernunft. Kurt Gödel und die schwerste Krise der Mathematik. (aus dem Englischen von Hans-Peter Remmler; Propyläen Verlag)

„Lies keine Oden, Sohn, bring lieber Leberwurst“: Vom Segen und Fluch eines großen Namens: Stephan Oswald erzählt die Lebensgeschichte August von Goethes. „Eine ‚Ehrenrettung‘ August von Goethes unternimmt der an der Universität Parma emeritierte Germanist Stephan Oswald mit seiner Biographie. Er rennt damit offene Türen ein, denn über Kinder berühmter oder berüchtigter Vä­ter wurde nicht erst in jüngster Zeit viel Ehrenrettendes publiziert. Umso er­staun­licher ist, dass das für den Sohn des größten deutschen Dichters gerade nicht gilt.“

  • Stephan Oswald, Im Schatten des Vaters. August von Goethe – Eine Biographie. (Verlag C.H. Beck)

„Wie fremd, wie schön“: Der Literaturnobelpreisträger Kenzaburō Ōe ist gestorben. „Ōe hat umfängliche Epen zur Geschichte seines Landes geschrieben – auch darin Grass vergleichbar –, aber der Kern seiner Erzählkunst ist persönlich, introspektiv und existenziell geprägt. Von heute aus würde man ihn als Verfasser autobiografischer ‚Memoirs‘ verstehen, während frühere Lesergenerationen auf seine Rezeption des französischen Existenzialismus hinwiesen. Beides trifft zu, die autobiografische Anlage – bis zum Ungeformten – vieler seiner Bücher und die Zuspitzung anderer zu moralischen Entscheidungssituationen. (…) Wie erst jetzt bekannt wurde, starb Ōe am 3. März.“

„Kaiserin mit 16 Kindern“: War Maria Theresia schon eine moderne Mutter? Zur steilen These der Philosophin Élisabeth Badinter. „Die Interpretation Badinters ist umso erstaunlicher, als sie aus einer beeindruckenden Fülle teilweise wenig bekannter Quellen schöpft, aus Korrespondenzen zwischen Familienmitgliedern, Vertrauten, Erzieherinnen und Erziehern. Doch aus diesen unzähligen Mosaiksteinen setzt sie keine klar konturierten Bilder zusammen.“

  • Élisabeth Badinter, Macht und Ohnmacht einer Mutter. Kaiserin Maria Theresia und ihre Kinder. (aus dem Französischen von Stephanie Singh; Paul Zsolnay Verlag)

„Schreiben mit schmerzlichem Mut“: Zum Tod des japanischen Literaturnobelpreisträgers und Weltautors Kenzaburo Oe. „Der Autor selbst hat einmal gesagt, worauf es ihm beim Schreiben ankommt: ‚Von meiner bisherigen Erfahrung als Schriftsteller aus betrachtet, liegt das Geheimnis eines Romans allein darin, wie er erzählt wird. Es ist natürlich auch wichtig, was für Gedanken, Menschen und Ereignisse geschildert werden, aber noch wichtiger ist es, wie der betreffende Roman erzählt wird, und um das festzulegen und durchzuführen, muss man, bevor man zu schreiben beginnt beziehungsweise bei der Überarbeitung, viel Arbeit aufwenden.‘ (…) Nun ist Kenzaburo Oe, der Weltautor aus Japan, im Alter von 88 Jahren in Tokio gestorben – und zwar, wie jetzt erst bekannt wurde, bereits am 3. März.“

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