Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Zum Tod des Schriftstellers Martin Amis

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Viel Lob und sehr viel Galle“: Er war der Sohn, der seinen Vater neu erfinden wollte: Zum Tod des Schriftstellers Martin Amis, der sich nach großen Stoffen und tiefen Empfindungen sehnte. „Wenige Autoren haben denn auch so viel Lob und so viel Giftigkeit auf sich gezogen wie Martin Amis mit seinen den linksliberalen Konsens zunehmend zum Widerspruch reizenden politischen Ansichten, seinen ätzenden Formulierungen und seinem immer wieder für Schlagzeilen sorgenden Privatleben. (…) Am Freitag ist Martin Amis in Florida im Alter von 73 Jahren gestorben.“

„Mehr als nur ein Leben“: Treffen wir uns auf der Schaukel: Die Illustratorin Britta Teckentrup erzählt Geschichten von einem besonderen Platz. „Das Besondere an ihrem Buch ist seine eigenwillige Balance aus Text und Bild. Zwar dominieren die Bilder, in deren Zentrum immer die Schaukel steht, die den Fluchtpunkt der Perspektive bildet.“

  • Britta Teckentrup, Die Schaukel. (Prestel Verlag)

„Er kauert am Bett, seine Augen leuchten“: Saša Stanišić zeigt in Wolf, wie man zum Außenseiter gemacht wird. „Die Gratwanderung zwischen Realismus und Ermutigung gelingt dem preisgekrönten Autor der Romane Herkunft und Vor dem Fest, indem er den Erzähler Kemi das Erzählen selbst reflektieren lässt.“

  • Saša Stanišić, Wolf. Roman. (Mit Bildern von Regina Kehn; Carlsen Verlag)

„Was will mir der See bloß sagen?“: Diese epische Dystopie lässt uns an allem zweifeln, was unsere Welt ausmacht: Stefan Beuses neues Buch rüttelt an den Schranken der Realität. „Das klingt reichlich kompliziert und bereits ein wenig dystopisch. Doch genau so ist das Buch: undurchschaubar, irrsinnig und mit Weltuntergangsattitüde versehen. Beuse verlässt dabei die Ebene der geläufigen Logik und spielt mit Genregrenzen. Die Erzählinstanz ist damit denkbar unzuverlässig. Das Motto von Handlung, Figuren und Erzähler: Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

  • Stefan Beuse, Die Einsamkeit der Astronauten. Roman. (Hanser Verlag)

Zeitzeuge des Zerfalls“: Zum Tod des bosnischen Schriftstellers und Großmeisters des dialogischen Erzählens Dževad Karahasan. „Am Freitag ist Dževad Karahasan in Graz nach langer Krankheit gestorben. In Sarajevo wird er begraben. Der unsichtbare, lebenskluge Dschinn, der er in seinen Büchern ist, bleibt lebendig.“

„Lust an der Provokation“: Der Brite Martin Amis, Erfinder genüsslicher Karikaturen von versehrten Zynikern, ist tot. „Als er 1984 mit Money (Gierig) seinen endgültigen Durchbruch schaffte, hatte Amis sich mit seiner Agatha-Christie-Parodie Dead Babies und Success, der Geschichte zweier streitender Stiefbrüder, bereits einen Ruf als bissiger Satiriker erarbeitet.“

„Moralisch überlegen“: Zum Tod des englischen Romanciers und Essayisten Martin Amis. „Der Sohn des damals berühmten Satirikers Kingsley Amis interessierte sich, so geht die Fama, fast ausschließlich für Comics, ehe es seiner Literaten-Stiefmutter Jane Howard gelang, ihn für Jane Austens Romane zu begeistern. Die Literatur blieb Amis‘ Leidenschaft: Nach dem Prädikatsexamen von der Uni Oxford machte er von 1971 an Karriere als Literaturkritiker für ‚Observer‘ und ‚Times‘, veröffentlichte bald seinen Debütroman, war umschwärmter Star des literarischen Lebens und regelmäßiger Gast in den Klatschspalten, was an häufig wechselnden, glamourösen Partnerinnen lag – und am schwierigen Verhältnis zum Vater.“

„Monumente der Solidarität“: Was haben die politischen Montagsspaziergänge mit kirchlichen Prozessionen zu tun? Eine ganze Menge, findet der Germanist Karl-Heinz Göttert. „Karl-Heinz Göttert ist kein Autor steiler Thesen. Eher betätigt er sich als akribischer Sammler von Ähnlichkeiten, die seine Aneinanderreihung von Phänomenen des gemeinsamen Gehens als eine Art Kulturgeschichte der Prozession erscheinen lassen, deren Bedeutung stark vom Kontext abhängt, in dem Massen sich fortbewegen.“

  • Karl-Heinz Göttert, Massen in Bewegung (Die Andere Bibliothek)
Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert