Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Zum Tod von Friedrich Christian Delius

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Rückkehrer in die eigene Biographie“: Er begann als zorniger junger Mann, doch je persönlicher er dann wurde, desto größer das Staunen: Zum Tod des Schriftstellers Friedrich Christian Delius. „Sein letztes Buch, erschienen 2021, aber war noch einmal ganz neu: Die sieben Sprachen des Schweigens, drei Erfahrungserzählungen ganz à la Delius. Schweigen? Man kann sich ein Lesen ohne diese Stimme schwer vorstellen. Nun wird man es müssen. Am vorgestrigen Montagabend ist Friedrich Christian Delius in Berlin gestorben.“
  • „Vegetation in Bewegung“: Was sie nicht binden, schafft uns Probleme: Hansjörg Küster lädt ein zu einer überaus lehrreichen Führung durch das Reich der Pflanzen. „Die Botanik ist zweifellos eine der wichtigsten Zukunftswissenschaften, und Hansjörg Küster ist ihr wirkungsvoller Fürsprecher.“
    Hansjörg Küster, Flora. Das ganze Reich der Pflanzen (C. H. Beck)
  • „Für seine Wahrzeichen kam nicht der Westen allein auf“: Abschied von Eurozentrismus und Ideenhistorie: James Poskett legt eine bemerkenswerte Globalgeschichte der Naturwissenschaften vor. „‚Die Zukunft der Naturwissenschaften hängt letztlich von einem besseren Verständnis ihrer weltumspannenden Vergangenheit ab.‘ Mit diesen starken Worten endet ein bemerkenswertes Buch, das man als den Versuch einer Weltgeschichte der neuzeitlichen Wissenschaften bezeichnen kann. Die in immer neuen Varianten vorgestellte Kernthese ist, dass man die Geschichte der Naturwissenschaften seit dem ausgehenden Mittelalter am besten darstellt, indem man ihre Dynamik mit den Schlüsselmomenten der weltgeschichtlichen Dynamik in Verbindung bringt.“
    James Poskett, Neue Horizonte. Eine globale Geschichte der Wissenschaft (aus dem Englischen von Monika Niehaus und Bernd Schuh; Piper)
  • „Ich schloss die Augen, und es wurde hell“: Darf man noch so schön dichten? Christian Lehnerts Opus 8 ist in dieser Hinsicht fast verstörend – und doch nicht gegenwartsfern. „Geht das? Der Zweifel an dem ­verwüstenden Weltlauf ist diesen Gedichten aus einer Welt beinahe ohne Menschen fest und verstörend eingeschrieben. Doch wird nicht auch gerade im Augenblick von Krieg und Vernichtung die Frage noch dringender, was es eigentlich ist, das bewahrt werden muss, erkämpft, verteidigt? Die Antwort auf Krieg kann jetzt nichts anderes sein als Krieg. Dennoch, beim Lesen dieser nur auf den ersten Blick so kleinen, in Wahrheit aber überhaupt nicht gegenwartsfernen Gedichte fragt man sich, ob nicht auch jede Blüte am Wegrand etwas ist wie zumindest der unscheinbare Teil einer anderen, ebenso notwendigen Antwort.“
    Christian Lehnert, Opus 8. Im Flechtwerk (Suhrkamp)
  • „Schlangen im Retiro“: So groß war die Messe noch nie: Die „Ferio del Libro“ ist zurück. „Nach dem Ausbruch der Pandemie fiel 2020 die Messe aus, 2021 wurde sie auf den September verschoben. Sie öffnete mit weniger Ständen, strengem Infektionsschutz und endlosen Schlangen an den Eingängen, weil die Besucherzahl begrenzt war. Jetzt rückten mehr als 400 Aussteller zusammen, um Platz für neue Buchhändler zu schaffen. Jeder verzichtete auf einen Meter Standfläche. Einen Kilometer lang reihen sich bis zum 12. Juni im Retiro-Park 378 ‚Casetas‘ aneinander. So groß war die Fläche noch nie.“

  • „Was für eine Wärme fällt über uns her“: Mit seinen Werken begleitete er deutsche Geschichte von der Studentenrevolte bis zur Gegenwart: Zum Tod von F. C. Delius. „Zu Friedrich Christian Delius gehörte der Selbstzweifel. Nicht ausgeschlossen, dass er selbst das Wetter beschrieb, ohne daran zu glauben, zum Besseren der Literatur. Am Montag ist er in Berlin im Alter von 79 Jahren gestorben.“
  • „Sprechende Mauern“: Stephan Malinowski erhält im Berliner Humboldt-Forum den Deutschen Sachbuchpreis für seine Studie Die Hohenzollern und die Nazis. „Die Jury -Begründung würdigt Malinowskis ‚ausgezeichnet recherchiertes und brillant erzähltes Buch‘ als ‚glänzende Milieustudie konservativer und rechter Republikfeindlichkeitw‘ und liest es als Beitrag zur Klärung der Frage nach dem ‚Vorschub‘.“

 

  • „Der neu erschriebene Augenblick“: Zum Tod von Friedrich Christian Delius. „Der Rowohlt-Verlag findet in dem am Dienstagvormittag verschickten Nachruf auf seinen Autor nur Platz, wenige Titel zu nennen, so umfangreich ist sein Werk. Er wurde mit vielen wichtigen Auszeichnungen bedacht, 2011 mit dem Georg-Büchner-Preis. Damals warnte er in der Dankrede sich und die Kollegen Dichter davor, sich selbst zu wichtig zu nehmen: ‚Am Ende entscheiden in der Literatur, welcher Sorte auch immer, allein die Sätze, der Satz. Die Energie und die Unruhe, die sich zwischen zwei Punkten entfalten.‘ So sprach einer, der die Literatur liebte.“
  • Stephan Malinowski gewinnt den Deutschen Sachbuchpreis“: ‚Brillant erzählt‘: Jury zeichnet Band über Nazi-Verbindungen der Hohenzollern aus. „Malinowski habe ein ‚ausgezeichnet recherchiertes und brillant erzähltes Buch über die Rolle der Hohenzollern seit 1918 geschrieben‘, hieß es zur Begründung. Das Buch verbinde soziale und politische Zeitgeschichte mit einem Familienporträt und sei zugleich eine Milieustudie konservativer und rechter Republikfeindlichkeit. ‚Malinowski gibt eine überzeugende Antwort auf die Restitutionsforderungen der Hohenzollern und verteidigt zugleich die Wissenschaftsfreiheit gegen Widerstände.'“
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