Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Zum Tod von Sibylle Lewitscharoff

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Sie erkannte uns aus dem ff“: Das Levitenlesen steckte ihn ihr drin: Zum Tod der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff. „Sibylle Lewitscharoff zelebrierte ihre Freude wie ihre Feindschaften. Was ihr am eigenen Nachnamen auch Freude bereitete, war das ‚Lewi‘: ‚Weil das Levitenlesen zu Hause ein gebräuchlicher Ausdruck war, der mich schon als Kind fasziniert hat, sah ich mich durch meinen Namen recht bald zum Levitenlesen aufgerufen.‘ Diesem Aufruf blieb sie zeit­lebens treu. Kompromisse waren ihre Sache nicht, auch nicht, als ihre Gesundheit angegriffen wurde.“

„Das Kollektiv der Brandstifter“: Peter Sloterdijks Analysen der Gegenwart sind bestechend, aber einen Fahrplan zur Weltrettung hat auch er nicht: Die Reue des Prometheus ist eine Geschichte der pyromanischen Menschheit. „Die Sloterdijk-Sätze kommen in ihrer Prägnanz und Bildkraft noch besser zur Geltung, wenn sie mit der angenehmen, dezent und bisweilen kontraintuitiv betonenden Stimme Axel Wostrys zu hören sind.“

  • Peter Sloterdijk, Die Reue des Prometheus. Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung. (ungekürzte Lesung mit Axel Wostry; Verlag cc-live)

„Vor anderen ein anderer sein“: Samuel Finzi liest mit Samuels Buch seinen „autobiografischen Roman“ über Kindheit und Jugend in Bulgarien. „Samuel Finzi ist bei seinem Debüt als Autor ein guter, ruhiger Erzähler, der klug und klar durch seine Kindheit und Jugend führt, manches gewiss ausschmückt und aufpoliert, anderes womöglich verschweigt und vernachlässigt.“

  • Samuel Finzi, Samuels Buch. (Autorenlesung; Hörbuch Hamburg)

„Ich war immer meine Traumrolle“: Monica Bleibtreu spielt Klaus Pohls Hamburger Erfolgsstück über einen abgemeldeten Schauspieler nach. „Klaus Pohl hat Witz. Zur Geltung kommt dieser aber hier vor allem durch die unvergleichliche Monica Bleibtreu, die diese Prosa mehr spielt als spricht. Ihre immer starke Bühnenpräsenz bringt sie allein mit ihrer Stimme zum Ausdruck – laut und leise, heiter und traurig, aufbrausend und verzagt, immer mit Kraft und Klang.“

  • „Monica Bleibtreu spricht Nachtgespräche mit meinem Kühlschrank.“ (Ein Theaterstück vom Leben auf St. Pauli von Klaus Pohl; Hörbuch Hamburg)

„Geschichten vom flüchtigen Ich“: Die Schriftstellerin und Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff war eine lebenskluge Menschenerfinderin. Jetzt ist sie im Alter von 69 Jahren gestorben. „Sibylle Lewitscharoff hatte Erfolg, bei den Lesern wie bei den Kritikern. Preise erhielt sie viele, darunter im Jahr 2013 den Büchner-Preis. Dennoch war es, als gehöre sie nicht ganz in diese Welt – sie bewahrte eine Reserve, in der man die Geschichte der Literatur vermuten konnte oder ein Religiosität (sie war evangelisch, hegte aber eine Leidenschaft für das Barocke) oder vielleicht auch eine Mischung von beidem.“

„Die letzten Dinge“: Zum Tod von Sibylle Lewitscharoff. „2019 kam ihr letzter Roman heraus, Von oben. Schon länger war bekannt, dass sie an Multiple Sklerose erkrankt war. Wie der Suhrkamp Verlag am Sonntag mitteilte, ist Sibylle Lewitscharoff am Samstag im Alter von 69 Jahren gestorben.“

„Gedankliche Zwischenspiele“: Abdulrazak Gurnahs ausgreifender Roman Die Abtrünnigen. „Eine ziemliche Menge an Geschichten enthält Die Abtrünnigen, zu den roten Fäden darin gehört die Kolonialzeit und ihre Wahrnehmung. Plantagenbesitzer Turner, sein Verwalter Burton, und (der eher unwillige, weil fortschrittliche) Pearce trinken und sprechen über Politik. Burton ist der Meinung, der Kontinent braucht europäische Siedler.“

  • Abdulrazak Gurnah, Die Abtrünnigen. Roman. (a. d. Engl. v. Stefanie Schaffer-de Vries; Penguin)
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