Carmen Tatschmurat zu ihrem neuen Buch „Kleine Gemeinschaften“ (Vier-Türme-Verlag) „Das Buch zeigt, dass Ordensleben heute lebendig ist und Zukunft hat!“

Das klösterliche Leben scheint – zumindest in Europa – in eine Zeit großer Umbrüche gekommen zu sein, wenn nicht sogar in einer großen Krise zu stecken. Gemeinschaften haben mit Überalterung, Mitgliederschwund und Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Doch außer den schrumpfenden Großklöstern gab es schon immer kleine klösterliche Zellen, die ein ganz eigenständiges Modell geistlichen Lebens darstellen. Häufig verbindet man sie schnell mit frommem Einsiedlertum und längst vergangenen Zeiten. Dagegen zeigt die Autorin Schwester Carmen Tatschmurat in ihrem Buch Kleine Gemeinschaften (Vier-Türme-Verlag), wie gut sie in unsere Zeit passen: klein, flexibel und hochspirituell. Anlass für Fragen:

 

Carmen Tatschmurat (Copyright: Julia Martin)

Worum geht es in dem Buch?

Es geht um kleine Gruppen von maximal fünf Schwestern oder Mönche, die als kleine Klostergemeinschaft zusammenleben, meist nach der Regel des heiligen Benedikt. Und zwar nicht, weil die Gemeinschaft im Laufe der Jahre immer mehr geschrumpft ist, sondern weil sie bewusst als kleine Zelle ein klösterliches Leben gesucht haben, entweder in einer Stadt wie Hannover, Dresden, Zürich oder Prag, oder auch einfach mitten in einer ruhigen Landschaft oder auf einem Berg.

Wie entstand die Idee dazu?

Meine eigene Gemeinschaft gründete 2007 eine Niederlassung in Prag, wo derzeit fünf Schwestern leben. Immer wenn ich dort war, nahm ich wahr: sie sind flexibel, spontan, unbekümmert im Ausprobieren von Neuen, und gleichzeitig sehr spirituell. Daher machte ich mich auf die Suche nach weiteren solchen Gruppen und habe sie besucht. Interviews mit insgesamt neun Gruppen und einem Einzelgänger (P. Martin Werlen in St. Gerold) sind in das Buch eingeflossen.

Was war das schönste Erlebnis während der Entstehung des Buches?

Generell hat es mich sehr glücklich gemacht wahrzunehmen, wie lebendig Ordensleben überall gelebt wird. Besonders in Erinnerung ist mir ein Abend mit der kleinen Gemeinschaft auf der Insel Reichenau im Bodensee, wo  drei Mönche und zwei Schwestern eine Doppelzelle bilden. Der Abend mit philippinischem Abendessen und langen Gesprächen, und am Morgen dann das gemeinsame Gebet in der uralten kleinen Egino-Kapelle beeindruckten mich nachhaltig.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch gut verkaufen?

Das Buch zeigt, dass Ordensleben heute lebendig ist und Zukunft hat! Der Blick auf die ehemals großen, teilweise überalterten Gemeinschaften mit riesigen, eindrucksvollen Immobilien ist nur die eine Seite, daneben wächst unauffällig viel Neues.

Welche Leserschaft soll angesprochen werden?

Alle, die sich für das Ordensleben heute interessieren, und auch alle Menschen, die in anderen spirituellen Gemeinschaften auf Zeit oder auf Dauer leben oder grade dabei sind, so etwas zu gründen.

Welche drei Wörter beschreiben das Buch ideal?

Bewegt – leidenschaftlich – hörend, was heute notwendig ist.

Wie sähe ein Schaufenster gestaltet zum Titel aus?

Am schönsten fände ich Bilder der Orte und der Schwestern, Brüder. Sie strahlen so viel Dynamik aus  – und die Orte sind alle eindrucksvoll und schön.

Franziska Altepost

In eigener Sache: In unserem Juli-Heft erscheint demnächst das Special Religion, in dem es  u.a. ebenfalls um Christliche Spiritualität gehen wird.