Vom 18. bis 20. März 2022 findet in Leipzig die buchmesse_popup statt, bei der über 50 Verlage ihre aktuellen Titel präsentieren. Wir haben mit Dr. Constanze Neumann, Geschäftsführerin der Aufbau Verlage und gemeinsam mit Gunnar Cynybulk, Leif Greinus und Tom Kraushaar Initiatorin der buchmesse_popup, darüber gesprochen, wie es zur Idee kam und was für die Messetage geplant ist.
Wie sehr hat Sie die Nachricht von der Absage der Leipziger Buchmesse getroffen?
Die Absage der Leipziger Messe – zum dritten Mal in Folge – hat uns mit großer Sorge erfüllt: Messe und Lesefest bieten unseren Autorinnen und Autoren im Frühjahr eine einzigartige Möglichkeit der Präsentation und der Begegnung mit dem Publikum und den Medien. Die Leipziger Buchmesse ist das wichtigste Ereignis der Buchbranche im Frühjahr, und der Verlust an Aufmerksamkeit war durch den Ausfall in den vergangenen beiden Jahren deutlich spürbar.
Warum ist die Frühjahrsmesse – gerade für unabhängige Verlage – so wichtig?
Ich glaube, die Frühjahrsmesse ist für alle Verlage gleichermaßen wichtig, und niemand hat leichtfertig abgesagt. Unsere Autorinnen und Autoren schätzen die Leipziger Messe wegen der intensiven Begegnungen mit dem Publikum und der großen Aufmerksamkeit, die dem Buch in diesen Tagen zuteilwird. Leipzig mit seiner Tradition als Buchstadt wird in diesen Tagen zu einem einzigartigen Ort des kulturellen Austauschs.
Wie schnell haben Sie die Idee entwickelt, ein Alternativprogramm auf die Beine zu stellen?
Das ging ganz schnell, weil der Wunsch nach einer Alternative in sehr vielen Verlagen gleichermaßen groß war und darum die Entscheidung, sich der Initiative von Gunnar Cynybulk und Leif Greinus anzuschließen, leichtfiel.
Mussten Sie viel Überzeugungsarbeit leisten oder waren die anderen Verlage schnell mit an Bord?
Der Enthusiasmus, die Begeisterung und das Engagement waren überwältigend – Überzeugungsarbeit war nicht nötig.
Das Projekt ist innerhalb weniger Tage entstanden. Die Vernetzung der Verlage untereinander scheint also intakt?
Ja, einmal mehr ist deutlich geworden, dass wir gemeinsam stark sind und recht schnell viel bewegen können. Und unablässig miteinander reden – déformation professionelle …
Hatten Sie in der Planungsphase auch Kontakt zur Leipziger Buchmesse?
Den hatten wir zu jedem Zeitpunkt und haben ihn auch jetzt. Denn es geht nicht darum, Alternativen zu schaffen oder gegen die Leipziger Buchmesse zu arbeiten. Wir wünschen uns eine starke Leipziger Buchmesse als Ort für Bücher und Literatur, für unsere Autorinnen und Autoren, für den Austausch mit dem Buchhandel. Das war aus den bekannten Gründen in diesem Jahr wie auch in den beiden Jahren zuvor nicht möglich, und wir wollen mit der buchmesse_popup eine einmalige Alternative anbieten.
Können sich interessierte Verlage noch einklinken?
Wir stecken noch mitten in der Koordination und Beantwortung aller Anfragen. Das Interesse ist aber jetzt schon so unglaublich groß, dass wir möglicherweise nicht alle Teilnahmewünsche seitens potenzieller Ausstellerinnen und Aussteller erfüllen können werden.
Was wird die Besucher*innen auf der popup-Messe erwarten?
Begegnungen mit Autorinnen, Autoren und Verlagsmenschen, die vielfältigen Neuerscheinungen dieses Bücherfrühlings, Lesungen, Gespräche und Diskussionen, kurz: ein Bücherfest.
Mit 6 Euro ist der Ticketpreis erstaunlich niedrig. Ist das wirtschaftlich tragfähig? Wie sieht die Finanzierung aus?
Wir finanzieren uns über die Standgebühren der teilnehmenden Verlage und den Ticketpreis. Eine solche – den Leipzigerinnen und Leipzigern wohlbekannte – „Kleinmesse“ soll sich auch in günstigeren Ticketpreisen niederschlagen.
Gibt es schon eine Landingpage? Wo können sich Besucher*innen in der nächsten Zeit über das Programm informieren?
Hier können sich alle Interessierten informieren: www.buchmesse-popup.de. Die Website wächst gerade noch. Und wir werden in den nächsten Tagen peu à peu immer mehr Informationen auf die Seite stellen – auch zum Lesungsprogramm. Presseanfragen können an presse@buchmesse-popup.de gerichtet werden.
Wie sehen Ihre Hoffnungen hinsichtlich der überregionalen Reichweite des Konzepts aus?
Die überregionalen und die regionalen Medien werden die buchmesse_popup begleiten, das ist jetzt schon absehbar. Am schönsten wäre es, wenn diese ungewöhnliche Leipziger Messe deutschlandweit und im gesamten deutschsprachigen Raum wahrgenommen würde.
Wäre so ein Konzept nicht auch in anderen Städten – quasi als Wanderbuchmesse – denkbar?
Es geht uns nicht darum, neue Konzepte für Leipzig oder andere Orte zu erfinden, sondern konkret für die abgesagte Messe einen Ersatz zu schaffen. Danach freuen wir uns auf die Leipziger Buchmesse 2023 im gewohnten Format und werden uns dafür engagieren.
Die Fragen stellte Jörn Meyer