In ihrem Buch Und morgen wieder schön (Droemer/ET September) erzählt Marie Sand die Geschichte einer Friseurin, die die Modewelt in Paris aufmischen will – und am Ende in ihrem kleinen Laden in Berlin die Formel für Schönheit neu erfindet. Anlass für Fragen:
BuchMarkt: Worum geht es in dem Buch?
Marie Sand: Um die Suche nach der Formel für Schönheit. Wie fügt sie sich zusammen? Was ist die Essenz? Das will die Friseurin Amanda herausfinden, als sie sich heimlich aus einem Eifeler Dorf aufmacht, um in Paris bei den ganz Großen der Modeszene mitzumischen. Im Gepäck die Idee, zu den Kreationen von Karl Lagerfeld die Frisuren zu zeichnen. Aber es kommt anders. Der Modekönig winkt ab. Und Amanda lernt Paris von einer Seite kennen, die nicht aus Glitzer und Ruhm besteht, sondern aus fragilen Träumen all jener Frauen, die dort versuchen, ihr Talent ans Licht zu heben. So wie die Tangotänzerinnen am Ufer der Seine. Sie bieten sich an für Geld, um in der Stadt nicht zu den Vergessenen zu zählen. Der Traum, begehrt zu werden, Erfolg zu haben, kann eine starke Motivation sein. Bis das Schicksal zuschlägt, bis es eine Freundin von Amanda trifft. Brustkrebs. Dann definiert sich die Formel für Schönheit anders, völlig anders.
Die Idee ist gewebt aus einem wahren Leben, meliert mit meiner schriftstellerischen Freiheit. Denn die Friseurin im Roman gab es tatsächlich. Sie hat Frauen mit Brustkrebs begleitet, hat ihnen mit Herz und Schnauze und ihrem wunderbaren Talent zur Seite gestanden. Sie hat getröstet, umarmt, mit ihren besonderen Kundinnen geweint und trotzig gelacht: „Kotz dir von mir aus die Medizin aus dem Leib, aber deine Seele bleibt gesund!“ Über Elisa Leimbach – sie lebt nicht mehr – und ihren Laden in Wilmersdorf berichteten das ZDF, der Rundfunk Berlin Brandenburg und Frauenmagazine.
„Und morgen wieder schön“ ist ein Roman, der den Bogen von Paris nach Berlin spannt und zeigt, dass in jeder Stadt ein anderer Zeittakt herrscht, in jeder Stadt sich die Chancen neu mischen. Und dass David Bowie, Francoise Hardy, Udo Walz einen kleinen Auftritt haben, begründet sich darin: Elisa war gebucht, bekannt in Künstlerkreisen, sie hätte überall eine herausragende Karriere machen können, aber sie blieb in ihrem kleinen Laden in Berlin, um Frauen durch die haarlose Zeit zu begleiten. Später sollte sie sagen: „Hätte ich diese Arbeit nicht gemacht, ich hätte etwas versäumt in meinem Leben.“
Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch gut verkaufen?
Es ist ein Mut-, ein Hoffnungsbuch. Es zeigt, dass es neben der künstlich gemachten Schönheit eine ganz besondere Art gibt, die in der Seele wohnt und die nichts und niemand je zerreißen kann. Und doch bleiben die kleinen Eitelkeiten einer Frau wichtig, die sollte sie sich nicht nehmen lassen. Wir streben, wenn wir ehrlich sind, nach einer unverwechselbaren, sehr persönlichen Schönheit. Gut so. Mein Roman erzählt die Geschichte vom Tanzen in Paris und vom Fallen in Berlin – und von dem Aufstehen nach all den Widerständen auf dem Lebensweg. Wer kennt sie nicht, die Fallgruben? Nicht unten bleiben, zurückkraxeln mit allem Eigensinn und aller Kraft, auch das macht schön.
Welche Leserschaft soll angesprochen werden?
Leser*innen, die das Zeitkolorit der 1970er-Jahre mögen und für die eine flippig-edle Mode von Chloé das Gefühl dieser Jahre ausdrückt. Leser*innen mit einem Gespür für unterhaltsame und tiefgründige Geschichten.
Welche drei Wörter beschreiben das Buch ideal?
Empathisch, mitreißend, hoffnungsvoll.
Wie sähe ein Schaufenster gestaltet zum Titel aus?
Das großformatige Foto von Lagerfelds spektakulärer Modenschau 1972 vor dem Eiffelturm, Kamm, Schere, High Heels, mittendrin der Bücherstapel „Und morgen wieder schön“.
Franziska Altepost