06_2022 Buchmarkt

Umschlag
Titelblatt
Redaktionsnotiz
Inhalt | 6/2022
Markt & Meinung | Trends, Pläne, Programme
Neugründung: Beim InterKontinental Verlag steht afrikanische Literatur im Fokus, zum Start erscheinen drei Romane und ein Essayband
Comics: Eine Anthologie über starke Aktivistinnen beim Jaja Verlag, basierend auf einem Projekt des Goethe-Instituts in Jakarta
Markt & Meinung | Entdeckungen aus Österreich
bahoe books
Büchertisch: Die Novitäten im Juni
Rückblick: Der Mai auf buchmarkt.de
Kolumne I: Holger Ehling über russische Oligarchen in Großbritannien
Kolumne II: Mayers Almanach
Magazin
Inhaber Philipp Seehausen ist aber auch engagierter Verfechter höherer Ladenpreise
Buchhandel: Seit mehr als 31 Jahren leitet Michael Kozinowski die Buchhandlung v. Mackensen in Wuppertal und ist längst zur Marke geworden
Praxis
Dekotipp: „Green Point of Sale“ – Sabine Gauditz inszeniert Nachhaltigkeit
Ideenmarkt
Zusatzsortiment: Spiele für den Sommerurlaub
Azubis berichten: Über ein Nachhaltigkeits-Projekt am mediacampus frankfurt
Charts: Die aktuellen Bestsellerlisten und DVD-Tipps
Verkaufsargumente: Ellen Pomikalkos Buchtipps
Special | Krimi
Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband
Buchhandel: Dieser Laden ist ein Treffpunkt im Viertel
Bildband: Bilder sprechen eine eigene Sprache
Spot(t)light: Menschen, Bücher, Sensationen
Whisper | Szene
Beckmanns „Große Bücher“: Über Mark Twains Unterwegs mit den Arglosen
Impressum
Inszenierung: Librairie Ernster in Luxemburg gewinnt Deko-Wettbewerb zu Louise Penny
Whisper | Lesetipps der BuchMarkt-Redaktion
Profile: Wolfgang Stock über das Verlegen auf eigene Faust, Carel Halff über Klaus G. Förg, Carsten Brosda über Tim Jung und Julia Eisele über Monika Kempf
11-Bücher-Frage: Diesmal an Antje Mielke, Bücher-Karger in Templin

Nr. 6 | Juni 2022 | 57. Jahrg. Das Ideenmagazin für den Buchhandel „Wenn irgendwo Pilze schmoren, wird der Kriminalist unwillkürlich hellhörig.“ Agatha Christie blacks P r o f. D r . M i c h a e l T s o k o s t o r i e s Vom rechts- mediziner und forensik- experten N eue Serie: Az_U1_BM_Tsokos_bs_2022.indd 1 18.05.22 10:42 e d . t k r a m h c u b w w w . 6 2 4 8 - 4 2 5 0 N S S I 2 2 0 2 | 6 t f e H h c s u b r e e M 8 6 6 0 4 · A 4 g e w r e b r e p S · H b m G r e n r e t k r a . W K g a l r e V e d . t k r a m h c u b w w w . M h c u B 2 1 9 1 G Z K Z t l h a z e b t l e g t n E G A P D k c ü t s s b e i r t r e v t s o P

P R A X I S black stories T s o k o s ? ? ? 50 RABENSCHWARZE RÄTSEL VON DEUTSCHLANDS BEKANNTESTEM ECHTSMEDIZINER UND BESTSELLER-AUTOR PROF. DR. MICHAEL TSOKOS B.Pauli © black stories Tsokos 50 rabenschwarze Rätsel aus Forensik und Rechtsmedizin Text: Prof. Dr. Michael Tsokos Illustrationen: Bernhard Skopnik 90084 | € 14,95*/Stück 4 033477 900845 V i e l e S t o r y s s i n d M A R K E T I N G - S C HW E R P U N K T ! - Reichweitenstarke Social-Media-Aktionen - Presseschwerpunkt - Trailer zum Spiel - Probekarten in der UNICUM-Wundertüte Display black stories Tsokos 12 Exemplare der black stories Tsokos 25 Probekarten 20 Tsokos Taschen 99510 | VE: 12 Stück | VK-Wert: € 179,40* ?? moses. Verlag GmbH BuchMarkt Dezember 2008 www.moses-verlag.de e d . l a n o i t a n r e t n i - a v a w w w • . r u t n e g a s g a l r e V d n u - n e r o t u A H b m G l a n o i t a n r e t n i i A V A e d h c r u d t l e t t i m r e v e d r u w k r e W s e s e D i . . e e d d g g a a l l r r e e v v - s s e e s s o o m m w w w w w w • H b m G g a l r e V . s e s o m © l g n u h e f p m e s e r P e h c i l i i d n b r e v n u *

Nr. 6 | Juni 2022 | 57. Jahrg. Das Ideenmagazin für den Buchhandel „Wenn irgendwo Pilze schmoren, wird der Kriminalist unwillkürlich hellhörig.“ Agatha Christie Philipp Seehausen: „So werden wir auf Dauer nicht überleben!“ Seite 26 Analyse: Warum Bücher jetzt teurer werden müssen Seite 30 Buchhandlung v. Mackensen: Das Wuppertaler Original Seite 32 Special | Krimi: Schluss mit Whydunit? Plots zum Nachdenken Seite 48 Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband: Die Sprache des Schenkens Seite 58 Spiele für den Urlaub Seite 38 Z usatzsorti m ent: e d . t k r a m h c u b w w w . 6 2 4 8 - 4 2 5 0 N S S I 2 2 0 2 | 6 t f e H h c s u b r e e M 8 6 6 0 4 · A 4 g e w r e b r e p S · H b m G r e n r e . W K g a l r e V t k r a M h c u B 2 1 9 1 G Z K Z t l h a z e b t l e g t n E G A P D k c ü t s s b e i r t r e v t s o P

»Aber wenn der Krieg vorbei sein wird, möchte ich einmal ungehemmt weinen.« Christoph Brumme »Was man im Krieg lernen kann? Stumpft man ab, setzt irgendwann die Macht der Gewohn- heit ein? Macht der Krieg »hart«, gefühllos, erhaben über Schmerzen? Nein. Das sind nur Klischees. Jeder Tag bringt neues Grauen. Im besten Fall lernt man für einige Zeit, heftige Gefühle zu unterdrücken, weil es den Lebens- trieb schwächen würde, ihnen nachzugeben.« In einer sehr mitreißenden und schockierenden, mitunter auch humorvollen Sprache erzählt Christoph Brumme von der Situation in der Ukraine, dem Alltag seiner Familie, seinen Be- kannten und Freunden, von Ängsten, Sehnsüch- ten und politischen Einschätzungen. Die Tagebuchaufzeichnungen über den Krieg und den Widerstand der Ukrainer legen ein- drücklich Zeugnis ab von der Brutalität dieser Ereignisse – ausgehend von den Vorboten des Krieges Mitte Januar 2022 bis zur Drucklegung dieses Buches, dem 1. Mai 2022. Christoph Brumme Im Schatten des Krieges Tagebuchaufzeichungen aus der Ukraine Klappenbroschur 112 Seiten € 15,– ISBN: 978-3-7776-3310-7 E-Book: epub. € 12,90 978-3-7776-3334-3 Ehrlicher und erschütternder Bericht aus dem Ukraine-Krieg www.hirzel.de H I R Z E L S. Hirzel Verlag · Birkenwaldstraße 44 · 70191 Stuttgart · Telefon 0711 2582 341 · Fax 0711 2582 390 · Mail service@hirzel.de Alle Preise inklusive MwSt. [D], sofern nicht anders angegeben. Lieferung erfolgt versandkostenfrei innerhalb Deutschlands.

Unser Lieblingsbuch im Juni. Redaktionsnotiz D er Mai hatte es terminlich wirklich in sich, die Bran- che hat sich endlich wieder ausgiebig begegnen kön- nen: Ob beim Haydauer Treffen im Kloster Haydau, dem Buchwert-Partner-Treffen bei Coppenrath in Münster oder bei der IG Hörbuch-Tagung in Frankfurt am Main. Ich selbst habe mich gefreut, im Rahmen vom Libri.Campus in Bad Hersfeld (s. Seite 82) mal wieder „unter Leute“ zu kom- men. Toll, welche Pilotprojekte zum Thema Nachhaltigkeit hier vorgestellt wurden. Auch die Besichtigung der neuen PLUREOS- Anlage war durchaus beeindruckend. Aus Bad Hersfeld ging es für mich direkt weiter nach Hamburg zur Jahrestagung der IG Unabhängiges Sortiment. Hier stand ebenfalls das Thema der Nachhaltigkeit im Fokus, nicht zuletzt weil die gastge- bende Oetinger Verlagsgrup- pe endlich ihre neuen, vor zwei Jahren bezogenen Räumlich- keiten präsentieren konnte, die konsequent dem Nachhaltig- keitsgedanken entsprechend umgebaut wurden. Börsenvereins: Gedankenaustausch bei der IGUS-Tagung in Hamburg – und BuchMarkt-Redakteur Jörn Meyer mit Anja Bergmann, Regionaldirektorin NRW des Im Rahmen der Tagung wur- de auch der von der VGO ge- stiftete Nachhaltigkeits-Award verliehen. Dessen Preisträger, Philipp Seehausen, war am Vortag schon auffällig gewor- den: Mit einer emotionalen Wortmeldung zum Thema La- denpreise. Anlass, Seehausen zum Aktuellen Interview zu bitten, in dem er von seinem Nachhaltigkeits-Engagement erzählt – aber auch noch einmal nachdrücklich deutlich macht, warum das aktuelle Preisniveau schlicht nicht ausreicht (ab Seite 26). demnächst bei den Buchtagen Das Thema der Ladenpreise zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Heft: Im Anschluss an das Interview mit Philipp Seehausen prognostiziert Gerhard Beckmann in seinem Beitrag (ab Seite 30) baldige „empfindlich höhere Ladenpreise“ – um bis zu 45 Prozent! Und Michael Schikowski untersucht in seiner Kolumne „Wie Bücher wirken“ (ab Seite 78), wie Preise wirken bzw. wie das Wechselspiel von Buchwert und Preiswert aussieht. Vielleicht können wir das Thema ja im Rahmen der Buchtage und der Hauptversammlung des Börsenvereins vom 20. bis 21. Juni in Frankfurt weiter vertiefen. Kommen Sie gut durch den Juni! Jörn Meyer Ihr Draht zu BuchMarkt: E-Mail: redaktion@buchmarkt.de / www.buchmarkt.de Tel.: 02150/9191-0 (Abo: -37) BuchMarkt Juni 2022 1 Mond und Natur folgen ihrem eigenen Rhythmus und nehmen dabei Einﬂuss auf unser Leben. Die Mondexperten und Bestsellerautoren Johanna Paungger und Thomas Poppe zeigen auf, wie wir diese Kräfte nutzen können für ein Leben im Einklang mit dem Mond. Bestellen Sie jetzt!

Inhalt | 6/2022 Michael Kozinowski:: Jede Menge gute Ideen in der Buchhandlung v. Mackensen, z.B. ein Wuppertal-Wimmelbild von Jaques Tilly, das so gut ankam, dass es auch als Puzzle verkauft wird (ab Seite 32) Markt & Meinung Trends, Pläne, Programme Biografien: Bald sind gleich vier Bücher über Wolodymyr Selenskyj im Handel, in den Verlagen gai saber, Europa, Hanser und edelboos ......... 4 Neugründung: Beim InterKontinental Verlag steht afrikanische Literatur im Fokus, zum Start erscheinen drei Romane und ein Essayband ....................................... 5 Comics: Eine Anthologie über starke Aktivistinnen beim Jaja Verlag, basierend auf einem Projekt des Goethe-Instituts in Jakarta ............... 6 Die Geschichte hinter dem Buch: Lektorin Susanne Halbleib über den Pageturner Der Anfang von morgen (S. Fischer) von Jens Liljestrand ..... 6 Entdeckungen aus Österreich I: Der Sonderzahl Verlag .................... 8 Entdeckungen aus Österreich II: bahoe books .................................. 10 Büchertisch: Die Novitäten im Juni ... 12 Rückblick: Der Mai auf buchmarkt.de ...................................... 14 Kolumne I: Holger Ehling über russische Oligarchen in Großbritannien ................................... 18 Kolumne II: Mayers Almanach ........ 20 Magazin Aktuelles Interview: Mit seiner Buchhandlung in Bonn hat er den Nachhaltigkeitspreis der Verlagsgruppe Oetinger gewonnen. Inhaber Philipp Seehausen ist aber auch engagierter Verfechter höherer Ladenpreise .......... 26 Analyse: Bei den Ladenpreisen für Bücher müsste sich, dürfte sich und wird sich im Laufe der kommenden Monate ein gewaltiger Sprung nach oben ereignen, meint Gerhard Beckmann .. 30 Buchhandel: Seit mehr als 31 Jahren leitet Michael Kozinowski die Buchhandlung v. Mackensen in Wuppertal und ist längst zur Marke geworden ............................................ 32 2 BuchMarkt Juni 2022

Special | Krimi ab Seite 48 Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband ab Seite 58 Nachhaltigkeit auf allen Ebenen: Ein Büchertisch in Philipp Seehausens Buchhandlung in Bonn (ab Seite 26) Praxis Whisper Monatsplanung: Fit für den Juli ....... 36 Dekotipp: „Green Point of Sale“ – Sabine Gauditz inszeniert Nachhaltigkeit ...... 37 Zusatzsortiment: Spiele für den Sommerurlaub .................................... 38 Ideenmarkt: Nonbooks und Dekoideen für den Buchhandel ............................ 40 Benzes besonderes Buch: 111 Gründe, die Ukraine zu lieben ......................... 42 Azubis berichten: Über ein Nachhaltigkeits-Projekt am mediacampus frankfurt ...................... 43 Charts: Die aktuellen Bestsellerlisten und DVD-Tipps .................................. 44 Verkaufsargumente: Ellen Pomikalkos Buchtipps ........................................... 46 Spot(t)light: Menschen, Bücher, Sensationen ........................................ 76 Wie Bücher wirken: Michael Schikowski über den Wert von Büchern und über Buchpreise ........................... 78 Beckmanns „Große Bücher“: Über Mark Twains Unterwegs mit den Arglosen .............................................. 80 Veranstaltung: Im Mai fand der Libri. Campus in Bad Hersfeld statt ............. 82 Inszenierung: Librairie Ernster in Luxemburg gewinnt Deko-Wettbewerb zu Louise Penny ................................. 83 Lesetipps: Die Lieblingsbücher der BuchMarkt-Redaktion ........................ 84 Profi le: Wolfgang Stock über das Verlegen auf eigene Faust, Carel Halff über Klaus G. Förg, Carsten Brosda über Tim Jung und Julia Eisele über Monika Kempf ................................................. 85 11-Bücher-Frage: Diesmal an Antje Mielke, Bücher-Karger in Templin .... 88 Rubriken Impressum ................................... 82 Inserentenverzeichnis ................. 83 BuchMarkt Juni 2022 3

Markt & Meinung | Trends, Pläne, Programme Biograﬁe „Geburt eines Helden“ W er ist dieser Mann, der vom Schauspieler zum Präsi- denten der Ukraine wurde? Demnächst kommen gleich vier Biografien über Wolodymyr Selenskyj in deutscher Übersetzung in den Handel. gai saber. Am 1. Juli erscheint Wolodymyr Selenskyj – Geburt eines Helden im jun- gen Schweizer Verlag gai saber. Die Auto- ren, die französischen Journalisten Régis Genté und Stéphane Siohan, sind ausge- wiesene Kenner der Ukraine. Genté lebt seit zwanzig Jah- ren in Georgien und berichtet von dort über die Ereignisse im postsowjetischen Raum, Siohan arbei- tet seit 2013 als Korrespondent in Kiew. Als Verleger Michael Frick im April dieses Jahres auf der Messe „Paris Book Market“ erfuhr, dass die Rechte für die deutsche Übersetzung noch zu haben waren, musste er nicht lange überlegen. „Mich haben sowohl die Fachkompetenz der beiden Autoren als auch ihr Ansatz, die Geschichte von Wolodymyr Selenskyj sehr detailliert über seinen Werdegang in seiner Familie, der Schule, als Komiker, Schauspieler und Produzent darzustellen, überzeugt. Die beiden liefern interessan- te Einblicke auch in die Details der Se- rie ‚Diener des Volkes“, die ja zweifellos Wesentliches zur Wahl von Selenskyj bei- getragen hat“, betont Frick. „Außerdem versäumen sie es nicht, Selenskyjs Bezie- hungen und geschäftliche Verflechtungen mit Oligarchen, seine offensichtlichen Startschwierigkeiten als neugewählter Präsident kritisch zu beleuchten, auch diese Tatsache hat meine Entscheidung, das Buch zu machen, beeinflusst.“ Europa. Am 6. Juli kommt die deutsche Übersetzung Selenskyj. Die Biografie aus der Feder des polnischen Journalisten Wo- jciech Rogacin auf den Markt. Die Origi- nalausgabe ist im Verlagshaus Welk Literat erschienen. Rogacin, zu dessen Spezialge- bieten die Länder der ehemaligen Sowjet- union gehören, war schon lange fasziniert von der Persönlich- keit des ukrainischen Präsidenten. „Als Se- lenskyj mit Kriegsbeginn zum Helden der Ukraine und der freien Welt aufstieg, war es nur logisch, dass ich der Öffentlichkeit zeigen wollte, wie er sein ganzes Leben lang in die Rolle des charismatischen Führers hineingewachsen ist“, betont Wojciech Rogacin, der auf seine über Jahre gesammelten Aufzeichnungen über das politische Geschehen in der Ukraine zurückgreifen konnte. Er durchforstete Ar- chive und führte Interviews mit Freunden und Mitarbeitern von Selenskyj sowie Po- litikern wie dem früheren polnischen Prä- sidenten Kwaśniewski. Sein Buch enthält einen 16-seitigen Bildteil in Farbe. „Un- sere Biografie zeichnet sich dadurch aus, dass der Autor ausführlich über Selenskyjs familiäre Herkunft und vor allem über die sehr wichtige Rolle seiner Ehefrau Olena Selenska schreibt“, so Pressesprecherin Barbara Stang. Hanser. Mitte Juli folgt bei Hanser Se- lenskyj. Eine politische Biografie aus der Feder des ukrainischen Journalisten Ser- gii Rudenko, leitender Redakteur beim privaten Informati- onssender Espreso. tv. Im ukrainischen Programm der Deut- schen Welle gibt es jede Woche eine Ko- lumne von ihm. „Ser- gii Rudenko hat sein erstmal 2020 in der Ukraine erschienenes Buch für die internati- onalen Publikationen aktualisiert, so dass selbstverständlich auch der Blick auf das aktuelle Agieren des ukrainischen Prä- sidenten im gegenwärtigen Kriegs- und Weltgeschehen in den Text eingeflossen ist“, betont Pressesprecherin Kirsten Vogelsang. „Es ist die erste Biografie des ukrainischen Präsidenten von einem Landsmann und politischen Journalisten.“ Rudenko beleuchtet die jüngere Geschich- te der Ukraine und gibt Einblick in das politische Leben des Präsidenten, der vom Juristen zum Komiker und Staatsmann ge- worden ist und durch seinen hartnäckigen Widerstand gegen Putins Angriff auch zur zentralen Figur im Kampf für ein freies Europa. edelbooks. Noch arbeiten Steven Derix und Marina Shelkunova an ihrer Biografie, doch am 6. August soll die deutsche Über- setzung Selenskyj. Die ungewöhnliche Geschichte des ukra- inischen Präsidenten nur wenige Wochen nach der niederlän- dischen Originalaus- gabe in den Handel kommen. Die beiden Journalisten kennen Russland und die Ukraine aus erster Hand. Der Nieder- länder Steven Derix war dort von 2014 bis 2020 Korrespondent, seine russische Kollegin Marina Shelkunova lebt heute in den Niederlanden und ist für interna- tionale Menschenrechtsorganisationen tätig. Die beiden hatten schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs mit der Ar- beit an der Biografie begonnen, Hunderte von Interviews ausgewertet und vor Ort recherchiert und haben nun auch die ak- tuellen Entwicklungen einfließen lassen. „Mit kritischem Blick zeichnen sie das komplexe Bild eines Menschen, der schon als Kind äußerst ehrgeizig war und später trotz seines großen Erfolgs als Schauspie- ler weitere Ambitionen hatte“, so Presse- sprecherin Katharina Beyer. „Vor allem das Zusammenspiel aus west- und osteu- ropäischer Perspektive des Autorenduos macht die Biografie für uns so interessant.“ ml 4 BuchMarkt Juni 2022

Markt & Meinung | Trends, Pläne, Programme Comics Die Geschichte hinter dem Buch Starke Aktivistinnen Jaja Verlag. Vor wenigen Tagen feierte die Comic-Anthologie Movements and Moments Premiere. Indigene Feminis- men erzählt von starken Aktivist*innen, die mutig für mehr Gerechtigkeit kämpfen. Es geht um Umweltschutz, um Bildung oder sexuelle Selbstbestimmung. Die Anthologie geht zurück auf ein Pro- jekt des Goethe-Instituts in Jakarta, wo man sich nicht damit abfinden wollte, dass in der Öffentlichkeit überwiegend westliche, wei- ße Aktivist*innen Gehör finden, und deshalb 2020 in den Ländern des globalen Südens einen Aufruf zur Erstellung von Geschichten der feministischen Be- wegung im Co- mic-Format star- tete. Die enorme Resonanz hat selbst die Initiator*innen überrascht. Mehr als 200 Einreichungen aus über 40 Ländern gingen ein. Aus diesem Fundus wählte eine Jury aus Künstler*innen und Verleger*innen 16 Geschichten aus, die die Vielfalt der unter- schiedlichen Bewegungen repräsentieren. Zehn davon sind nun in der Anthologie des Berliner Jaja Verlags erschienen. Auch Mit- herausgeberin Sonja Eismann vom Missy Magazine gehörte der Jury an. Sie freut sich, dass das Buch, das auch in englisch- sprachigen Ausgaben erscheint, indigenen feministischen Themen weltweit mehr Aufmerksamkeit beschert. „Diese sind un- serer Meinung nach mit ihrem Fokus auf Ökologie, Bildung, LGBTIQA+-Rechte, Arbeitsbedingungen sowie der Weiterga- be matrilinearer Traditionen wegweisend für die gesamte feministische Bewegung derzeit.“ Die Geschichten stammen aus Chile, Peru, Ecuador, Bolivien, Brasilien, Thailand, Vietnam, Nepal und den Philip- pinen. Sonja Eismann im Vorwort: „Beim Feminismus geht es um das kollektive Stre- ben, miteinander zu teilen, voneinander zu lernen und gegen Diskriminierung, Macht- missbrauch und Ausbeutung zu kämpfen.“ ml Ankündigung eines Bestsellers S. Fischer. Im Juli erscheint mit Der An- fang von morgen von Jens Liljestrand ein Roman, den S. Fischer als Pageturner an- kündigt: „Ein Stoff zum Nachdenken, ein hochaktuelles, zugänglich literarisches Ge- sellschafts- und Familiendrama.“ Der Plot erinnert an einen dystopischen Film, dabei spielt er in der Gegenwart: Es geht um vier Menschen, eine klimabedingte Naturka- tastrophe und die Frage, wie die Zukunft aussieht für uns und für die, die wir lieben. Mit Thorsten Alms, Karoline Hippe, Fran- ziska Hüther, Stefanie Werner arbeiten vier Übersetzer*innen gleichzeitig an dem Werk. S. Fischer-Lektorin Susanne Halb- leib erzählt, was dahintersteckt. Susanne Halbleib: „Mit diesem Buch hat Jens Liljestrand Tausende Leser*innen in Schweden mitgerissen“ D as Thema Klimakrise verbindet uns alle miteinander. Wir brauchen Wissenschaft und Politik, aber auch die guten, packenden, aufrüttelnden Geschichten dazu. Dystopien und Spekulationen haben wir alle schon viele gelesen, angesiedelt in näherer oder fernerer Zukunft. Aber was ist mit uns im Hier und Heute? Mit uns, die wir die Krise erkannt haben, eine Zu- kunft wollen für die folgenden Generationen. Und die wir gleich- zeitig ein gutes Leben möchten, denn wir haben ja nur das eine. Genau hier setzt Jens Liljestrand an, und damit hat er Tausende Leser*innen in Schweden mitgerissen und uns genauso elektrisiert wie Verlagskolleg*innen rund um den Globus: In einer unglaublich packenden Story folgen wir in Der Anfang von morgen Menschen, die in der Hitzewelle des Sommers eine sehr, sehr realistische Krise überleben müssen. Mitten im geordneten Skandinavien, das auch Deutschland, Österreich, die Schweiz sein könnte. Didrik, Melissa, André und Vilja sind so liebenswert, stark und schwach wie wir alle. Wir gehen mit ihnen auf eine atemlose Fahrt in Gefahr und Chance – mit einer entlastenden Prise Ironie und schwarzem Humor. Was tun wir mit unserer Angst, unserem Trotz, unserem Zorn, unserer Handlungsfähigkeit angesichts der Klimafrage? Wie schützen wir unsere Familien und die, die wir lie- ben, wie können die jungen Menschen sich ihre Zukunft schaffen? Jens Liljestrand ist Journalist und Literaturkritiker, in Schweden ein bekannter und vielfach ausgezeichneter Autor. Inspiriert zu Der Anfang von morgen haben ihn seine Kinder: Er wollte ih- nen ein Korallenriff zeigen, doch es existierte längst nicht mehr – journalistisch hatte er sich schon lange mit der Klimafrage beschäftigt, doch dies war der emotionale Auslöser, das Thema nun in einem Roman anzugehen. Und der ist wahrlich mitreißend geworden. Ein Anfang von morgen.“ 6 BuchMarkt Juni 2022

zwischen Literatur und Wissenschaft, die über ein reflektierendes Ich verfügt und der, als Modus des Denkens, keine inhaltlichen Grenzen gesetzt sind. Das mag nun zunächst alles sehr abstrakt klin- gen, deshalb beginnen wir mal ganz vorne, um zu begreifen, was den Wiener Sonderzahl Verlag mit diesem Genre verbindet, welche Bücher sein Programm so lesenswert machen und wie er es geschafft hat, über die vielen Jahre ein Profil auf- zubauen, das unverwechselbar ist. Begonnen hat alles mit der Beharrlichkeit von Dieter Bandhauer. Er wollte die in Österreich vernachlässigte Form des literarischen Essays hinter Buchdeckel bringen, ortete er doch zwi- schen politischem Sachbuch, wissenschaftlichen Forschungspublikationen und der hehren Form des Literarischen eine Denk- und Marktlücke. Als Bandhauer es dann tatsächlich wagte und seinen Verlag im Jahr 1984 gründete, wurde schnell die Frage der Namensgebung virulent. Der Verlag sollte nämlich – das war schnell klar – nicht nach dem Eigentümer benannt werden und er sollte keine wie immer geartete Programmatik verra- ten. Dieter Bandhauer entschied sich also, die dazu notwendige Phantasie im Bekanntenkreis einzuholen. Ein Brief mit der Bitte um Namens- vorschläge erging an die geistig nächsten Ange- hörigen – und die Antwortkarte einer Freundin enthielt den Begriff „Sonderzahl“. „Gerade weil Sonderzahl keine Bedeutung hatte, konnte man unbelastet daran gehen, den Namen mit Inhalt zu füllen. Später im Zeitalter der Suchmaschi- nen, erwies sich dies als ein echter Glücksgriff“, erinnert sich Matthias Schmidt, der als Partner neben Dieter Bandhauer, seit 2017 die Geschicke des Verlags leitet – das gemeinsame Verlagsbüro befindet sich im 4. Bezirk von Wien. „Durch das von uns seitdem gemeinsam ge- staltete Programm ist der Bogen, der von Theorie über Wissenschaft und Literatur bis hin zur Kunst gespannt wird, noch vielfältiger und die Zahl der produzierten Titel größer geworden. Wichtig ist uns, dass wir wirklich bei dem von uns gewählten Genre bleiben und nicht doch mal einen Krimi oder einen Lyrikband ins Programm nehmen. Wir haben, was den Erkenntnisanspruch der Texte angeht, ein sehr klares Profil, das wir ungern verwässern wol- len“, erklärt Schmidt das Verlagskonzept, dessen Spektrum von der Literaturwissenschaft bis zur Architektur, von der Filmtheorie bis zur Soziologie, von der Gesellschaftskritik bis zur Philosophie, von der Psychoanalyse bis zu den Naturwissenschaften, vom Reisebericht bis zur Poetikvorlesung reicht – „und da wäre eine selbstreflexive Belletristik im Geiste Robert Musils, die gegenüber einer naiven Erzählhaltung Skepsis bewahrt, noch gar nicht Dieter Bandhauer (r.) und Matthias Schmidt: „Wir wollen das aus der Zeit Gefallene in den Blick holen, das allzu Geläuﬁge hinterfragen“ Markt & Meinung | Entdeckungen aus Österreich Essayismus als Lebensform Der Sonderzahl Verlag, vor fast 40 Jahren von Dieter Bandhauer gegründet, widmet sich mit seinem Programm dem komplexesten aller Genres: dem Essay. Über die Jahre ist es dem Verleger gemeinsam mit Matthias Schmidt gelungen, ein unverwechselbares Profil aufzubauen – dem inhaltlich keine Grenzen gesetzt sind D er bzw. das Essay oder Essai ist eine geistreiche Abhandlung, in der wis- senschaftliche, kulturelle oder ge- sellschaftliche Phänomene betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht oft die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit einem Thema (…)“, so beschreibt Wikipedia jene hybride Form 8 BuchMarkt Juni 2022

Markt & Meinung | Entdeckungen aus Österreich Das vielseitige Sonderzahl-Programm: Widmet sich der anspruchsvollen Gattung des Essays eingerechnet“, sagt Matthias Schmidt und weiß auch, was die Leserinnen und Leser so schätzen: „Wir begleiten unsere Autorinnen und Autoren über viele Jahre, haben eine entsprechend tiefe Bindung zu ihnen und besprechen auch die Manuskripte sehr intensiv und zeitaufwendig, das zahlt sich oftmals wirklich aus. Unsere Themen sind deshalb sehr breit gefächert und individuell.“ Wendelin Schmidt-Dengler bescherte im Be- reich Literaturwissenschaft mit seinem Buch über Thomas Bernhard Der Übertreibungskünst- ler dem Sonderzahl Verlag nicht nur einen seiner ersten Erfolge, sondern war als Vermittler von Autoren nicht ganz unbeteiligt am Entstehen des literaturwissenschaftlichen Schwerpunkts. Und im Gebiet der klassischen Philosophie begleitete der österreichische Skeptiker Rudolf Burger den Verlag über 30 Jahre lang, „ohne, dass dessen schonungslose und mit großer gedanklicher wie stilistischer Brillanz verfasste Texte etwas an Re- levanz eingebüßt hätten“, freut sich der 38-jährige Verleger Matthias Schmidt. Auch deshalb erschien Burgers Essayband Jenseits der Linie im Jahr 2020 nochmals in Form einer erweiterten Neuausgabe. Flankiert wurde diese von einem Interviewband (Über Gott und die Welt und die Liebe, 2021), an dem Burger noch bis zu seinem Tod im Frühjahr 2021 mitarbeitete – und in dem man die gesell- schaftliche wie intellektuellen Debatten der jün- geren österreichischen Vergangenheit pointiert nachlesen kann. Denn seit Beginn der 1990er Jahre bildete die kritische Auseinandersetzung mit der öster- reichischen Identität und Zeitgeschichte einen publikumswirksamen Schwerpunkt des Sonder- zahl-Programms. Mittlerweile rücken jedoch auch immer mehr internationale Autor*innen, essayisti- sche Blickwinkel auf philosophische Grundfragen oder poetologische Verortungen in den Blick: Mit einem konzisen Essay von Emmanuel Levinas wurde 2022 eine Reihe ins Leben gerufen, die den Essay als Refl exionsort von Theorie begreift – im Herbst folgt mit Hélène Cixous der zweite Band. „Eine weitere Besonderheit unseres Programms bilden unsere Film-Bücher: Obwohl der Markt für Bücher zu Filmen und Filmemacher*innen ja überschaubar ist, fi nden sich auch dort höchst avancierte und refl ektierte Positionen zur Ausei- nandersetzung mit unserer Gegenwart“, sagt Mat- thias Schmidt. Zuletzt erschien etwa mit dem von Isabella Reicher herausgegebenen Standardwerk Eine eigene Geschichte. Frauen Film Österreich seit 1999 eine Zusammenschau der Werke reprä- sentativer Filmemacherinnen. In den kommenden Wochen erscheint ein vergleichbarer Band zum Phänomen der häuslichen Gewalt im Film. „In beiden Bänden wird deutlich, wie diff erenziert man sich auf der Basis von Filmen mit gesell- schaftlicher Aktualität auseinandersetzen kann“, fi ndet Schmidt, der abschließend noch einmal klar macht, wieso der Sonderzahl Verlag mit seinem Programm einen Nerv getroff en hat: „Der Essay ist als Versuchsanordnung auch eine Lebenshal- tung, die sich programmatisch der Ungleichzei- tigkeit aussetzt: Um das aus der Zeit Gefallene in den Blick zu holen, das allzu Geläufi ge zu hinter- fragen, ja zu unterminieren, und es am Möglichen zu messen.“ Sonderzahl Verlag 1984 von Dieter Bandhauer in Wien gegründet, widmete sich der Verlag von Anfang an der anspruchsvollen Gattung des Essays. Mittlerweile erscheinen jährlich zwischen 20 und 25 Titel, wobei die thematische Spannweite von avancierter Literatur, über Literatur- und Kulturwissenschaft, bildende Kunst, Urbanistik und Film bis hin zur Philosophie reicht. Seit 2017 wird der Verlag von Dieter Bandhauer und Matthias Schmidt gemeinsam geführt, Thomas Kussin, Mara Scherzer, Melanie Strasser, Wolfgang Straub, Julia Lingl und verstär- ken das Team. Ansprechpartner*innen für den Buchhandel in Deutschland: Christian Geschke buchkoop konterbande Luppenstr. 24 b D-04177 Leipzig T/F: +49-341-26 30 80 33 geschke@buchkoop.de www.buchkoop.de Auslieferung Deutschland GVA – Gemeinsame Verlagsauslieferung Anna-Vandenhoeck-Ring 36 D-37081 G.ttingen T: +49-0-551 384200-0 bestellung@gva-verlage.de BuchMarkt Juni 2022 9

D er Name ist Programm und leitet sich von einem alten Wiener Wort ab: Bahö bedeutet in etwa Konflikt, Wirrwarr, Radau. Und beschreibt da- mit die inhaltliche Klammer, die sowohl die Li- teratur, das Sachbuch als auch die Comics und Graphic Novels bei bahoe books in ihrer Indivi- dualität miteinander verbindet: Es geht um An- tagonismen in der Gesellschaft in Raum und Zeit, um die theoretische Analyse – und um die Über- windung von Konflikten. Leo Gürtler und Rudi Gradnitzer gründeten ihren Verlag im Jahr 2016 in Wien und bezeichnen sich heute als größten österreichischen Graphic Novel-Verlag – wobei sie einräumen, dass die Konkurrenz im eigenen Land auch nicht allzu ausgeprägt sei. Das Interesse am gesellschaftlichen Diskurs lei- tet Rudi Gradnitzer u.a. aus seinem Studium der Ökonomie ab, das viele Fragen aufwarf: „Nach- dem wir einige Jahre sehr frei mit verschiedenen Formaten wie Fanzines, Flugblättern, Plakaten, Murales, Streetart und Graffiti experimentiert haben, wurde unser Mitteilungsbedürfnis so groß, dass die Inhalte nur mehr in Büchern Platz fan- den“, erzählt der Verleger. Und tatsächlich ist die Bandbreite groß: Da ist z.B. Ein normales Leben, die Autobiografie von Vassilis Paleokostas, der von den einen als „griechischer Robin Hood“ bezeichnet wird, von den anderen als „Terrorist“ und „der Unfangbare“. Bei Banküberfällen und Entführungen von Firmenchefs erbeutete und erpresste er Geld, das er dann an Bedürftige wei- tergab. Nach zwei Gefängnisausbrüchen ist er untergetaucht. Das Buch ermögliche einen Blick auf die griechische Gesellschaft, „ohne die Brille des deutschen Lehrmeisters“, so Rudi Gradnitzer. „Die großartige politische Diskussionskultur und der intellektuelle Esprit im Süden von Europa haben uns schon seit langem beeinflusst, ob in Spanien, Italien oder eben Griechenland.“ Und so stammen auch in der Graphic Novel- Abteilung viele Titel aus nicht frankophonen Spra- chen. Gerade frisch erschienen ist Sonnenseiten von Ana Penyas, aus dem Spanischen übersetzt von Lea Hübner. Die Zeichnerin erzählt die Ge- schichte einer Familie, die ab den 60er Jahren un- ter den Folgen des beginnenden Massentourismus und der Immobilienspekulation leidet, die ganze Landschaften und Lebensentwürfe zerstören. Oder Partisanenpost von Aleksandar Zograf, aus dem Serbischen übersetzt von Ivan Petrovic: In 30 Comic-Reportagen zeigt der Zeichner Menschen des ehemaligen Königreichs Jugoslawien im Wi- derstand gegen die deutsche Besatzung 1941-44. Eine belgische Serie (übersetzt von Mathias Althaler) ist die wohl bekannteste im Comic- Comic-Biograﬁe eines Verlegers und Typographen: „Aldo Manuzio“ von Andrea Aprile und Gaspard Nock ist gerade bei bahoe books erschienen Markt & Meinung | Entdeckungen aus Österreich Vom Fanzine zum Verlag Seit sieben Jahren widmet sich bahoe books gesellschaftlichen Konflikten in unterschiedlichen Genres. Der wohl größte Graphic Novel-Verlag Österreichs hat noch viele Pläne, u.a. die Eröffnung eines Flagship- Stores für gepflegte Buchkultur in Wien 10 BuchMarkt Juni 2022

Markt & Meinung | Entdeckungen aus Österreich THE ROLLING STONES Das Comic ! Vassilis Paleokostas Ein normales Leben BENOÎT ERS & VINCENT DUGOMIER 4. DIE ESKALATION bahoe books B O O KS E O H A B bahoe books B O O KS E O H A B bahoe books B O O KS E O H A B Marlene Streeruwitz HANDBUCH GEGEN DEN KRIEG. bahoe books Bibliothek des Alltags Graphic Novels, Sachbuch und Literatur: Ein kleiner Ausschnitt aus dem Programm von bahoe books, darunter auch „Handbuch gegen den Krieg“ von Marlene Streeruwitz, „die Momentaufnahme unserer Gegenwart, mit Blitzlicht erhellt“ bahoe books 2016 von Rudi Gradnitzer und Leo Gürtler in Wien gegründet, veröffentlicht der Verlag zwi- schen 25 und 30 Titel pro Jahr, vor allem aus den Bereichen Literatur, Sachbuch und Gra- phic Novel. „Die Analyse von verschiedenen Konflikten, die unsere Gesellschaft und unsere Welt prägen, ist ein verbinden- des Element unseres Œuvres“, so die Verleger Ansprechpartner*innen für den Buchhandel in Deutschland: Rudi Deuble Tel.: 069-49 04 66, Mail: deuble@me.com Christian Geschke, buchkoop Konterbande, Tel.: 0341-26 30 80 33, Mail: geschke@buchkoop.de Auslieferung in Deutschland: Sova Comic-Auslieferung Deutschland: PPM Programm von bahoe books: Die Kinder der Résistance von Benoît Ers und Vincent Dugo- mier. Auf Deutsch liegt jetzt der vierte Teil vor, der Bestseller in Frankreich und Belgien ist auf insgesamt sieben Bände konzipiert. Erzählt wird die Geschichte von drei Kindern, die in einem von der Wehrmacht besetzten französischen Dorf Widerstand leisten. Jeder Band enthält ein Kapitel, in dem der historische Kontext erklärt wird und das die Geschichte bereits jüngeren Leser*innen zugänglich macht. Eigenproduktionen sind im Comic-Programm von bahoe books ebenso zu fi nden, z.B. Dietmar Reinhards Leben und Sterben in Auschwitz, das im September erscheint. Ein Blick in das literarische Programm, bei bahoe „literatüre“ genannt, off enbart weitere Entdeckun- gen: Der Debütroman von Alia Trabucco Zerán Die Diﬀ erenz erfährt derzeit hohe Anerkennung. Die junge chilenische Autorin erhält am 11. Juni im Berthold Brecht-Haus in Berlin den mit 12.500 Euro dotierten Anna-Seghers-Preis, das Buch ist außerdem auf der Weltempfänger-Litprom-Besten- liste gelandet: Drei Kinder von ehemaligen linken Militanten machen sich mit einem Leichenwagen und einer Flasche Pisco auf zu einem etwas ande- ren Roadtrip in die Anden, nachdem ein Vulkan- ausbruch Santiago de Chile in Asche gelegt hat. Frisch im Mai erschienen sind die ersten beiden Bände der von Wolfgang Paterno herausgegebenen Reihe „Bibliothek des Alltags“, Bettgeschichten und andere von Monika Helfer sowie Handbuch gegen den Krieg von Marlene Streeruwitz. Zu letzterem erklärt der Verlag: „Dieses Buch zeigt auf, wie Friede das Modell für die Lebensführung sein muss, wie Krieg das Gegenteil von Leben und des Demokratischen ist, welche Schritte zum Frieden notwendig wären. Handbuch gegen den Krieg ist die Momentaufnahme unserer Gegenwart, mit Blitzlicht erhellt.“ Für den Oktober ist eine Erzählung von Michael Köhlmeier mit Illustrationen von Monika Helfer angekündigt: In Lange Nacht heim geht es um die Illegalisierung von Menschen ohne Sozial- versicherung. Außerdem im Herbst-Programm: eine Graphic Novel über The Doors (die über die Rolling Stones liegt inzwischen in zweiter Aufl age vor, rechtzeitig zum Tour-Beginn im Juni) sowie ein Roman der Griechin Amanda Michalopoulou, Warum ich meine beste Freundin tötete. Als noch junger Verlag hat bahoe books viele weitere Ideen, die teilweise bereits auf den Weg gebracht wurden: „Neben dem Verlegen von Bü- chern haben wir in den vergangenen Jahren per- manent unsere Infrastruktur erweitert“, erklärt Rudi Gradnitzer. „Vor zwei Jahren haben wir das Bahoe Art House eröff net, wo wir im Kontext des Verlagsprogramms gesellschaftskritische oder aufklärerische Kunst, ästhetische Außenseiterpo- sitionen, provokante Fotografi e und politische Co- mics und Graphic Novels präsentieren. Aktuell arbeiten wir gerade an unserer neuen Webseite und einem Bahoe-Bookshop, eine Art Flagship-Store, mit dem wir eine neue Anlaufstelle für gepfl egte Buchkultur in Wien schaff en wollen.“ Und ein weiterer Vorsatz treibt den Wiener Ver- lag an, zu dem die unlängst aus dem Italienischen übersetzte Biografi e über den Verleger und Ty- pografen Aldo Manuzio von Andrea Aprile und Gaspard Nock passt. Der Schriftentwerfer Jan Tschichold urteilte einst: „Aldo Manuzio erkennt als erster die Eigengesetzlichkeit des gedruckten Buches und sein Verschiedensein von der Hand- schrift. Man kann darum Manuzio als den Be- ginner des eigentlich typographischen Zeitalters in der Buchherstellung bezeichnen; Gutenberg erscheint ihm gegenüber mehr als Imitator des mittelalterlichen Manuskripts.“ Und die Bahoe- Verleger versprechen: „In jedem Verlag gibt es täglich neue Erfahrungen und neue Rückschlä- ge. bahoe books hat aber eine Motivation, ein Leitmotiv, einen Weg oder anders gesagt wie ein Torpedo ein einziges Ziel: Irgendwann werden wir die Typografi e zur Meisterschaft bringen.“ Susanna Wengeler BuchMarkt Juni 2022 11

Markt & Meinung | Novitäten Frisch auf den Tisch ... im Juni. Wir fragten LektorInnen und ProgrammleiterInnen nach ihren wichtigsten Novitäten des Monats. Hier eine Auswahl Eric Boman, Mehr ist mehr, Midas Collection „Dieser großformati- ge Prachtband zeigt das Lebenswerk von Iris Apfel, deren per- sönlicher Stil ein inspirierendes, lebensbe- jahendes theatralisches Spektakel ist. Wie beliebt die ˆ‰‰-jährige Mode-Ikone bei Jung und Alt ist, zeigt sich daran, dass sie für Sommer ‹‰‹‹ eine erfrischend bunte Modekollektion für H&M entworfen hat. Nach der Autobiograﬁ e Stil ist keine Frage des Alters haben wir jetzt auch das Buch zum Lebenswerk im Programm. Wer sei- nen ‚Iris-Moment‘ erleben will, der kommt also nicht an Midas vorbei ;-)“ Gregory Zäch, Verleger Christoph Ribbat, Wie die Queen, Insel „Kathrine Talbot war eine englische Literatin der ˆ›œ‰er und ˆ›ž‰er Jahre. Ilse Barker, geb. Groß, war eine deutsch-jüdische Emigran- tin aus Bingen am Rhein. Als Christoph Ribbat klar wurde, dass es sich bei diesen beiden Frauen um ein und dieselbe Person handelte, machte er sich auf in ein kleines Dorf an der Grenze zu Wales. So begann der Weg zu einem Buch, das mehr ist als eine Schriftstellerinnenbiograﬁ e: eine fes- selnde Reportage über Flucht, Freiheit und Kreativität. Wieder schaﬀ t es Christoph Ribbat (Im Restaurant, Die Atemlehrerin), mit einem individuellen Lebensschicksal eine ganze Epoche lebendig zu machen.“ Heike Ochs, Lektorin Alexander Häusser, Memory, Pendragon „Häusser gelingt es in Memory, den Leser mit dem ersten Satz für seine Geschichte einzufangen. Es geht um einen Mann, der sich plötzlich nur noch müde fühlt. Er will herausﬁ nden, was ihn so ver- ändert hat, dass ihm ein Leben wie bisher nicht mehr möglich ist. Er durchforscht seine Vergangenheit und stößt auf Parallelen zwischen dem Gefü hl des Ausgebranntseins und den Lebensläufen in seiner Familie. Es geht, wie so oft, um das Ungesagte. Alexander Häusser öﬀ net die großen und kleinen Wun- den einer Kindheit und Jugend in lakonischer Sprache, mit der Ein- sicht desjenigen, der alles, was jetzt noch auf ihn zukommt, mit Leben füllen will. Ein stimmungsvoller, nachdenklicher, aber auch humor- voller Roman. Lesen was gefällt!“ Günther Butkus, Verleger Noam Chomsky, Marv Waterstone, Konsequenzen des Kapitalismus, Westend „Noam Chomsky ist ein Phänomen – mit über ›§ Jahren gibt er immer noch zahlreiche Inter- views und schreibt pausenlos Bücher, jetzt zusammen mit Marv Waterstone. Das Buch könnte aktueller kaum sein: Kriege überall auf der Welt, immer gra- vierendere Umweltkatastrophen, beispiel- loser globaler Reichtum und beispiellose Ungleichheit der Einkommen. Die beiden großen Intellektuellen zeigen den langen Weg von der Unzufriedenheit zum Wi- derstand und decken die systemischen Strukturen und Ursachen auf, die unsere Lebensumstände bedrohen. Sie warnen eindringlich vor der Gefahr eines Atom- kriegs und rufen zur Diplomatie und Ver- nunft auf, steht die „Doomsday Clock“ doch aktuell auf ˆ‰‰ Sekunden vor Mit- ternacht.“ Rüdiger Grünhagen, Presse 12 BuchMarkt Juni 2022

Julia Bruns, Schwarze Zitronen, Kampa verlocken zum Blättern, Lesen und Stau- nen – ein tolles Sachbuch für alle Tier- fans.“ „Sehnsuchtsort Amalﬁ ! Aber von Dolce Vita kann in den fünfziger Jahren keine Rede sein. Ein Krimi, so schön wie Ferien an der Amalﬁ küste – als sie noch ein Geheim- tipp war.“ Meike Stegkemper, Lektorin Charlotte Charonne, Drachenkönigin, Lindwurm „Halbchinesin Jade reist auf Geheiß ihres Großvaters ins Reich der Mitte, um die letz- ten Drachen zu retten, ihren Vater zu ﬁ nden und die Schattenkinder zu beschützen. Ur- ban Fantasy für junge Erwachsene, span- nend und voller kultureller Referenzen.“ Oliver Hoﬀ mann, Programmleiter Patrick Dewayne, Geld geht auch grün & nachhaltig, Edel Books „Finanzexperte Patrick Dewayne ordnet die Entwicklungen auf dem Finanzmarkt in die aktuelle Krisensituati- on in Europa ein. Nach der Lektüre seiner grünen Finanzbibel versteht man, warum klimagerechtes Anlegen für eine ﬁ nanzi- elle Absicherung unerlässlich ist.“ Svetlana Romantschuk, Lektorin Ollivier/Claes/ Padmos, Krachmacher – Erstaunlich laute Tiere, Coppenrath „Wenn der Grünspecht sich erschreckt, klingt das, als würde je- mand laut lachen. Der Pistolenkrebs knallt unter Wasser einfach seine Beute um. Und der Brüllaﬀ e ist so laut wie ein startendes Flugzeug. Verblüﬀ ende Fakten aus dem Tierreich und erstklassige Illustrationen Britta Kudla, Lektorin Jürgen Becker, Gesammelte Gedichte, Suhrkamp „Diese Sammlung sämt- licher zwischen žŸ¡ž und ¢£¢¢ erschienenen Gedichtbände erscheint zum Ÿ£. Geburtstag Jürgen Beckers, des- sen Werk wie kein anderes auf individuel- ler Wahrnehmung, genauer Beobachtung und der Einmischung der Erinnerung be- steht.“ Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Lektor Gulraiz Sharif, Ey hör mal!, Arctis „Dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhn- liche Jugendbuch han- delt vom ž¤-jährigen Mahmoud, der in einer Hochhaus-Siedlung am Rande Oslos lebt. Mit dem Besuch seines pakistanischen On- kels prallen zwei unterschiedliche Kul- turen aufeinander und das Familienleben wird auf eine harte Probe gestellt. Der Rezensent Hartmut El Kurdi zeigt sich in seiner ZEIT-Besprechung begeistert: ‚Der norwegische Lehrer Gulraiz Sharif hat ei- nen klugen und vielschichtigen Jugendro- man über Identitätsfragen in schönstem Kanak-Ghetto-Sound geschrieben.‘“ Knut Reinoss, Verlagsleitung Michaela Kastel, Kaltes Herz fast Eis, Emons „Seitdem Michaela Kastel ¢£ž© den Viktor Crime Award von Sebas- tian Fitzek erhielt, ist sie vor allem für ihre Thriller bekannt. Mit ihrem neuen Roman Kaltes Herz fast Eis betritt sie nun neue Genre- Pfade. Kastel erzählt darin eine bewegende Geschichte über eine schreckliche Tragödie in den Alpen. Ein bewegendes Buch über Verlust, Schuld und Hoﬀ nung.“ Dominic Hettgen, Presse Mehr viktorianische Krimis gibt es bei www.dryas-verlag.de D e r D r y a s V e r l a g E m p ﬁ e h l t : Philea Baker »Gegen die guten Si�en« Taschenbuch, ISBN 978-3-948483-77-7 352 Seiten, EUR 14,00 [D] Bedey & Thoms Media Verlag CHARLES V E R L A G BuchMarkt Juni 2022 13 LINDWURM Bildquelle: © pixabay.com| freepik.com |© la miko / pexels.com

Rückblick | Die Ereignisse der Branche im Mai News Schnell noch mal alles nachlesen, was im Monat wichtig war – und was heute wichtig ist! www.buchmarkt.de Der neue AVP-Vorstand: Christina Herborg, Mathias Voigt (o.v.l.), Sonja Hahn, Sebastian Rothfuss, Charlotte Künne (u.v.l.) AVP wählt Vorstand 5.5. – Der AVP Arbeitskreis Verlags-PR e. V. hat sich am 29. April digital zu seiner 28. Jahrestagung ge- troffen: Christina Herborg (Piper Verlag) wurde als neue erste Vorsitzende gewählt. Sie folgt auf Gisa Wörlein, die beruflich in eine andere Branche ge- wechselt hat. Mathias Voigt (PR-Agentur Litera- turtest) wurde als 2. Vorsitzender wiedergewählt. Sonja Hahn (Kommunikationsagentur ehrlich & anders) ist nun neue Finanzvorständin. Sebastian Rothfuss (Benevento Publishing) wurde ins Amt als Pressesprecher gewählt. Charlotte Künne (Pi- per Verlag) wurde in ihrem Amt als Schriftführerin bestätigt. Buchwert traf sich in Münster 12.5. – „Es war informativ, wissenswert und ab- wechslungsreich – vor allem aber war das Buch- wert-Partner-Treffen, das vom 6. bis 8. Mai 2022 stattfand, ein Fest für die Buchhändlerinnen und Buchhändler“, so die Bilanz der Veranstalter. 40 Buchhändlerinnen und Buchhändler diskutierten in Münster bei Coppenrath über Kundenkommu- nikation und aktives Verkaufen, Ideenentwicklung, Social Media und Best Practices. Mehr zum Treffen auf buchmarkt.de. e z l u h c S m o T / H b m G e s s e M r e g i z p i e L © Leipziger Buchmesse 2023 im April 16.5. – Die Leipziger Buchmesse teilt mit: „Der Ver- bund aus Leipziger Buchmesse, Manga-Comic-Con, Leipzig liest und Antiquariatsmesse wird vom 27. bis 30. April 2023 in Leipzig stattfinden.“ Buchmessedi- rektor Oliver Zille erklärt: „Die diesjährige Absage hat einen regelrechten Sturm in der Buchbranche ausgelöst, die uns eins zeigte: Wir alle wünschen uns diese Buchmesse, brauchen diesen Treffpunkt der Buch- und Medienwelt – die Pandemie bleibt aber weiterhin unberechenbar. Um trotz dieser Unwäg- barkeit größte Planungssicherheit zu ermöglichen, verschieben wir die Leipziger Buchmesse im kom- menden Jahr auf Ende April.“ IG Hörbuch tagte in Frankfurt am Main 21.5. – Rund 70 Teilnehmer*innen konnte der Spre- cherkreis der IG Hörbuch – Johannes Ackner, Heike Völker-Sieber, Kilian Kissling – zur diesjährigen Ta- gung am 19. und 20. Mai im Haus des Buches in Frank- furt am Main begrüßen. Nach den digitalen Treffen der Vergangenheit freute man sich bei hochsommerlichen Temperaturen – inklusive Gewitter– darüber, sich end- lich wieder in Präsenz begegnen zu können. Da am Abend zuvor die Eintracht Frankfurt den Europapokal gewonnen hatte, fühlte man sich am Donnerstag schon auf dem Weg zum zentral gelegenen Veranstaltungsort in keinem Moment allein. Auf der Agenda standen Themen von Diversity bis NFTs – einen ausführlichen Bericht lesen Sie auf buchmarkt.de. Zoë Beck ist Bücherfrau des Jahres 9.5. – Die BücherFrauen zeichnen Zoë Beck für ihre vielfältigen Aktivitäten und ihr po- litisches Engagement innerhalb der Buch- branche als BücherFrau des Jahres 2022 aus, sie „trage die Idee der BücherFrauen weit über deren Grenzen hinaus“. Zoë Beck studierte englische und deutsche Literatur unter anderem in Gießen, Bonn und Dur- ham. Nach dem Studium arbeitete sie als TV-Producerin, schrieb Drehbücher, unter anderem für das ZDF-Kinderfernsehen so- wie für den Disney Channel und ist bis heute als Synchronregisseurin tätig. Seit 2004 ist sie als freiberufliche Au- torin und literarische Übersetzerin tätig. Für ihr schriftstellerisches Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Als litera- rische Übersetzerin arbeitet Zoë Beck für unterschiedliche Verlage und übertrug unter anderem die irische Autorin Sally Rooney aus dem Englischen ins Deutsche. Gemein- sam mit Jan Karsten gründete sie 2013 den Literaturverlag CulturBooks. Der Schwer- punkt des Verlages liegt auf internationaler Literatur. 14 BuchMarkt Juni 2022

buchmarkt.de | Mai Personalia Caroline Adler 5.5. – Caroline Adler hat zum 1. Mai die Marketingleitung bei Hoffmann und Campe übernom- men. Die studierte Kommunika- tions- und Kulturwissenschaftle- rin kommt vom Piper Verlag, bei dem sie lange Jahre Titelkampagnen umgesetzt hat und die strategische Gesamtverantwortung für das Endkundenmarketing innehatte. Zuletzt hat sie dort interimsweise auch die Leitung der Marketingabteilung verantwortet. Caroline Adler tritt die Nachfolge von Sandra Roth- feld an, die den Verlag auf eigenen Wunsch zum 31. März verlassen hat. Marlena Simmet / Johannes Schermaul 28.4. – Marlena Simmet betreut seit 1. März im Be- reich Lesungen und Veranstaltungen das Belletristik- Programm von dtv. Zuvor arbeitete sie als Presse- und Veranstaltungsreferentin bei arsEdition. Johannes Schermaul ist seit 1. April für die Sachbuch-Ver- anstaltungen bei dtv zuständig und war vorher in gleicher Position bei Droemer Knaur und bei Herder tätig. Linda Müller / Christina Kindl-Eisank / Katharina Schaller 28.4. – Katharina Schaller, bisher im Haymon- Programmteam sowie Verlagsleitung bei Löwen- zahn, übernimmt die Leitung des Haymon Verlages. In der Leitung des Löwenzahn Verlages arbeitet sie von nun an Seite mit Christina Kindl-Eisank, bisher tätig in Programm/Lektorat bei Löwenzahn. Haymon Krimi verantwortet Linda Müller, bisher Programm/Lektorat bei Haymon. Sie übernimmt zudem die Leitung sowie den Aufbau des Michael Wagner Verlages. Annette Krumreihn 2.5. – Annette Krumreihn ist seit April neue Partne- rin bei der Verlags– und Medienberatung Heinold, Spiller & Partner. Georg Hodolitsch / Sofie Canins / Birgit Reiter / Vanessa Hofferbert 5.5. – Seit 1. Mai gestaltet die Münchner Verlags- gruppe ihr Programm mit vier Verlagsleiter*innen. Vanessa Hofferbert, Sofie Canins, Birgit Reiter und Georg Hodolitsch werden die Geschäftsführung in ihrer neuen Funktion als Verlagsleiter*innen unter- stützen. Vanessa Hofferbert ist nun Verlagsleiterin für den imprintübergreifenden Programmbereich Nonbook, Geschenkbuch, Kalender sowie den Bereich Sachbuch des riva Verlags. In beiden Be- reichen war sie bisher schon als Programmleiterin tätig. Michael Busch / Ingo Kretzschmar 3.5. – Michael Busch (58), geschäftsführender Ge- sellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung von Thalia, zieht sich zum 1. Juni aus dem operati- ven Geschäft der Thalia Bücher GmbH zurück. Auf ihn folgt Vertriebsgeschäftsführer Ingo Kretzschmar (42). Gelernt hat er bei Douglas, dem damaligen Ei- gentümer von Thalia. Dort begann er 2006 als Con- troller. Später leitete er die Sortimentssteuerung, wurde Filial- und Bereichsleiter sowie Vertriebs- direktor. Zuletzt verantwortete er die stationären Buchhandlungen und Verkaufsstellen außerhalb des Buchhandels sowie das Geschäft mit institutionel- len Großkunden in Deutschland und Österreich als Geschäftsführer. Heike Görtz / Verena Behr / Sarah Omphalius / Elena Stieghorst 5.5. – Ab Mai erhält Bedey & Thoms in Hamburg und Frankfurt Verstärkung. Heike Görtz erweitert das Hamburger Team Vertrieb und Anzeigenmarketing. Sie übernimmt damit einen Aufgabenbereich von Verena Behr, Programmleiterin des acabus Verlags, die nun auch die Leitung der edition krimi übernimmt und damit die Geschäftsführerin Sandra Thoms ent- lastet. Neu dabei ist außerdem Elena Stieghorst, die Herstellung und Korrektorat unterstützt. Sarah Omphalius ergänzt das Frankfurter PR-Team und assistiert Sandra Thoms bei der Verlagsleitung von Dryas und Plan9. BÜCHER FÜR DIE WIRK LICHK EIT Weckruf zum Widerstand! In ihrem bahnbrechenden Text zeichnen Noam Chomsky und Marv Waterstone eine kritische Landkarte für eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft. Co- vid-19 hat eklatante Versäumnisse und monströse Brutalitäten im ge- genwärtigen kapitalistischen Sys- tem aufgedeckt. Wie prägt die Politik unsere Welt, unser Leben und unsere Wahrneh- mungen? Und wie können wir die kapitalistischen Strukturen heraus- fordern, die heute alles Leben auf dem Planeten bedrohen? Alles hängt von den Handlungen ab, die die Menschen in ihre eigenen Hän- de nehmen. ISBN 978-3-86489-355-1 Klappenbroschur, 464 Seiten, 28,– € Bestellungen bitte an: aberle@westendverlag.de BuchMarkt Juni 2022 15 www.westendverlag.de

Johanna Oehler / Anna Egger 5.5. – Die beiden Herder-Lektorinnen Johanna Oeh- ler und Anna Egger rücken in die Programmleitungen Religion & Spiritualität und Psychologie & Lebens- gestaltung auf. Anna Egger ist seit 1. April Leiterin des Programmbereichs Psychologie & Lebensge- staltung. Johanna Oehler übernahm am 1. Mai die Programmleitung Religion & Spiritualität. Der bis- herige Programmleiter der beiden Bereiche, Simon Biallowons, zieht sich von den Programmleitungen zurück und konzentriert sich auf seine Aufgaben als Cheflektor und Geschäftsführer. Britta Stuff 5.5. – Britta Stuff, 42, wechselt zur ZEIT: Gemeinsam mit Do- rothée Stöbener leitet sie ab 1. September das Ressort „Entde- cken“. Sie folgt auf Moritz von Uslar, der auf eigenen Wunsch auf die Position des Kulturreporters zurückkehrt. Stellvertretender Res- sortleiter bleibt Johannes Gernert. Karina Woller / Mischa Gayring 9.5. – Seit 1. Mai ist Karina Woller Programmleiterin für LAGO und mvg Kinderbuch bei der Münchner Verlagsgruppe. Die bisherige Programmleiterin bei LAGO und mvg Kinderbuch war Birgit Reiter, sie ist jetzt zur Verlagsleiterin befördert worden. Ebenfalls seit 1. Mai ist Mischa Gayring Programmleiter von riva Sachbuch. Die bisherige Programmleiterin bei riva Sachbuch Vanessa Hofferbert ist zur Verlagslei- terin aufgestiegen. Marko Kuck 9.5. – Zum 1. Juli startet Dr. Marko Kuck als Geschäfts- führer bei der Self-Publishing- Plattform BoD. Seit 2001 war er in verschiedenen Leitungspo- sitionen bei Gruner + Jahr und Ad Alliance tätig, zuletzt als Chief Revenue Officer innerhalb der Ad Alliance für die Mediengattungen TV, Digital, Print und Audio. Außerdem verantwortete er das internationale Vertriebsnetzwerk G+J International Media Sales. Juliane Schindler 11.5. – Juliane Schindler ist neue Leiterin S. Fischer Berlin. Sie ist seit 2017 Lektorin für Literatur im S. Fischer Verlag, zunächst arbeitete sie im Frankfurter Ver- lagshaus, seit 2019 in den Berliner Verlagsbüros. Sie folgt auf Oliver Vogel, der diese Position bis 2021 innehatte. Rückblick | Die Ereignisse der Branche im Mai Kirsten Jahn 12.5. – Seit Mai ist Kirsten Jahn als Vertriebsassistentin bei Ger- stenberg tätig. Nach ihrer Buch- handels-Ausbildung und einem Studium der Anglistik, Skandina- vistik und Geschichte arbeitete sie von 1993 bis 2020 als Buchhändlerin bei Thalia und Decius, zuletzt als Leiterin der Thalia-Filiale in der Arnekengalerie in Hildesheim. Kai Wels / Monica Wellmann / Jan Götze 16.5. – Der Technologie- und Informationsanbieter MVB stellt seinen Geschäftsbereich Digital organi- satorisch neu auf: Kai Wels, der bisherige Leiter des Geschäftsbereichs Digital, verlässt das Unterneh- men „in gegenseitigem Einvernehmen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Monica Wellmann, die den Geschäftsbereich Digital bisher stellvertretend geleitet hat, übernimmt die Verantwortung für das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) und seine internationalen Versionen unter der Marke Meta- books. Geschäftsführer Ronald Schild steuert VLB- TIX bis zum Abschluss des Inhousing-Projekts. Im Rahmen der Neuausrichtung wurde für das VLB und Metabooks die neue Stelle „Leiter Produktma- nagement“ geschaffen, die Jan Götze übernimmt, der bisher als Business Development Manager im Geschäftsbereich International von MVB tätig war. Leiter Produktmanagement VLB-TIX ist weiterhin Paul Kloda. Katharina Schlott 16.5. – Seit April ist Katharina Schlott als Senior-Lektorin in der Redaktion der Hardcover-Belle- tristikprogramme von Rowohlt tätig. Dort ist sie bereits seit 2004 beschäftigt, u.a. als stellvertretende Programmleiterin von Kindler. i r a p s a C a j s A © Michael Meier 17.5. – Das Unternehmen räder hat mit Michael Meier einen weiteren Geschäftsführer neben Kathrin Völkerberufen. Michael Meier hat zum 1. April die Posi- tion des Geschäftsführers Vertrieb übernommen. Er war zuvor Mitglied der Geschäftsleitung bei Gilde Handwerk und Parador. Anja Sixt 19.5. – Anja Sixt ist neue Ge- schäftsführerin und startet als Chief Operating Officer (COO) Marketing, Sales & Customer Success beim beruflichen Bil- dungsanbieter Cornelsen eCademy & inside. In die- ser Funktion verantwortet sie zukünftig alle Mar- keting- und Vertriebsaktivitäten des Anbieters von digitaler Aus- und Weiterbildung, um den Ausbau voranzutreiben. 16 BuchMarkt Juni 2022 Robert Stein 20.5. – Der Aufsichtsratsvorsitzende der Bastei Lüb- be AG, Robert Stein, hat dem Vorstand mitgeteilt, dass er sein Amt als Mitglied des Aufsichtsrats mit Ablauf der nächsten Hauptversammlung, die voraus- sichtlich am 14. September 2022 stattfinden wird, vorzeitig niederlegt. Stein war seit 2016 Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats der börsennotierten Verlagsgruppe. Walid Nakschbandi 23.5. – Zum 1. Juni wird Walid Nakschbandi als Geschäftsführer die neue Position des Group CIO (Chief Innovation Officer) bei den Holtzbrinck Buchverlagen beset- zen. In dieser Funktion verantwortet er zukünftig die Audio-, TV-, Podcast- und Agenturaktivitäten sowie neue Geschäftsmodelle auf Gruppenebene. Daneben soll er die Verlagsgruppe „bei ihrer zu- kunftsgerichteten Weiterentwicklung mit Blick auf die Veränderungen im deutschen Buchmarkt un- terstützen und in seiner neuen Position auf seine vielfältigen Erfahrungen aus dem TV-, Podcast- und Internetbereich zurückgreifen“, wie Alexander Lor- beer (CEO der Holtzbrinck Buchverlage) sagt. Caroline Dau 24.5. – Caroline Dau übernimmt im August die Leitung von Piper Digital. Sie kommt von Ullstein, wo sie seit 2015 wesentlich am Aufbau der Imprints Forever by Ullstein, Midnight by Ullstein und Refinery beteiligt war und folgt auf Eliane Wurzer, die den Piper Verlag nach fünf Jahren verlässt, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Verstorben Katja Kamm , e b b e u L g r o e G © 10.3. – Am 10. März ist die Illustratorin Katja Kamm im Alter von 52 Jahren gestorben. Miriam Elze erinnert in ihrem Nachruf an ihre Freundin und Kollegin: „Geselligkeit und zugleich Zufrieden- heit in der Zurückgezogenheit, Humor sowie große Ernsthaftigkeit, schonungslose Ehrlichkeit ebenso wie Einfühlungsvermögen, … es ist so vieles, was Katja in sich vereinte.“ Gerhard Kälberer 10.5. – Der edition zweihorn- Verleger Gerhard Kälberer ist am 10. Mai verstorben. Sein Autor, der Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel, erinnert an ihn: „Gerhard war ein Verleger der alten Schule, wie man so sagt. Einer der wenigen ‚Dinosaurier‘, denen es bei einem Buchprojekt erst einmal nicht ums Wirtschaft- liche geht, sondern der es liebte, auszuloten, wie man das Beste aus einem Projekt herausholen kann.“ Redaktionsschluss: 24.5.2022

Beck-Basistitel Topseller für jedes Sortiment Küttner, Personalbuch 2022  Über 400 Stichworte aus der betrieblichen Personalpraxis  Umfassende und vernetzte Darstellung der Stichworte aus arbeits-, lohnsteuer- und sozial- versicherungsrechtlicher Sicht  Ausführliches Stichwortverzeich- nis für schnelle Suche  Alles auch online mit der im Buch zitierten Rechtsprechung, Verwaltung, Gesetzgebung im Volltext abrufbar  Zusätzlich in der Online-Version: Vertragsmuster und Formulare und unterjährige Aktualisie- rungen zum 1.7., 1.10.2022 und 1.1.2023 Zielgruppe Personalabteilungen, Steuerberater, Rechts- anwälte, Richter, Betriebsräte. ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, C.H.BECK Toptitel des Monats Küttner Personalbuch 2022 29. Auﬂage. 2022. XLVIII, 3323 Seiten. In Leinen inkl. Zugang zum Online-Modul € 159,– ISBN 978-3-406-78406-4 MEHR INFOS Erhalten Sie über unseren Außendienst beck.de | Verlag C.H.BECK oHG · 80791 München | kundenservice@beck.de | 174584

Holger Ehling kommentiert Holger Ehling über russische Oligarchen in Großbritannien – und ihre Prozesse Mit Lawfare und SLAPPS W er sich mit mächtigen Rus- sen anlegt, braucht Mut, viel Geld und Unterstüt- zung. Das wissen nicht nur die tapferen Ukrainerinnen und Ukrainer, sondern seit langer Zeit auch diejenigen, die als Journalisten, Blogger oder Bücherschreiber Licht ins Dunkel bringen wollen in das undurchsichti- ge Wirrwarr von Macht und Geld, von Politikern und Oligarchen, deren Le- bensader allein das intakte Verhältnis zu Wladimir Putin ist. Beim Schutz dieser Geheimnisse tut sich seit vielen Jahren Großbritannien in besonders unwürdiger Weise her- vor. Nicht nur, dass das Inselkönigreich zur beliebtesten Wahlheimat von rus- sischen Milliardären geworden ist und London sich den Spitznamen „London- grad“ mehr als nur verdient hat. Nein, ein ganzes Heer von Rechtsberatern und Finanzakrobaten steht bereit, wenn es gilt, den Blick auf Vermögensver- hältnisse zu vernebeln und die Analyse von Geldströmen zu unterbinden. Wie effizient diese prächtigst entlohnte Kas- te von Möglichmachern den Weg für schmutziges Geld ebnet, hat vor kur- zem Oliver Bullough in seinem Buch Butler to the World (Profile Books) dargestellt. Die Labour-Abgeordnete Margaret Hodge, die dem Public Ac- counts Committee im britischen Unter- haus vorsteht, sagte dazu: „Britische Institutionen, unsere Gesetze, unsere eigenen Landsleute und unser Versa- gen bei effektiver Kontrolle haben uns zu Dienern von Kleptokraten, Geld- wäschern und Schwerkriminellen ge- macht.“ Dass besonders die regierende Tory- Partei in den vergangenen 20 Jahren Mil- lionen Pfund an Spenden eingestrichen hat aus russischen Quellen, ist ebenfalls seit langem bekannt und mittlerweile Gegenstand von strafrechtlichen Unter- suchungen. Dass Premier Boris Johnson im Jahr 2020, gegen dringenden Rat der Holger Ehling Der Medienexperte und PR-Berater betreibt in Frankfurt die Agentur ehlingmedia »Wenn man seine freie Meinung nur dann ohne Existenzängste äußern kann, wenn man finanzkräftige Unterstützung im Hintergrund weiß, ist es nicht weit her damit « ’Sicherheitsdienste, dem Medienunter- nehmer Evgeny Lebedev, Sohn eines Oligarchen und Ex-KGB-Agenten, zu einem Sitz im Oberhaus verhalf, ist nur eines von vielen Beispielen für die enge Verflechtung des britischen Establish- ments mit russischen Spezis. E ine Folge der Präsenz von Russen mit tiefen Taschen in Großbritannien ist die außerge- wöhnlich große Zahl von Prozessen, die die Herrschaften anstrengen gegen Leu- te, die ein wenig genauer hinschauen, begünstig durch die großzügigen Re- gelungen zur Verfolgung übler Nachre- de. Hier stellen spezialisierte Kanzleien ihre Dienste zur Verfügung. „Lawfare“ nennt sich das, als Kriegsführung mit den Mitteln der Gesetze, und SLAPPS (Strategic Lawsuits against Public Par- ticipation – Strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung) sind das Ins- trument. Das ist alles andere als neu: Schon zu Sowjetzeiten überzogen die herrschenden Genossen Kritiker im Ausland mit Prozessen, dafür soll es im KGB sogar eine Spezialabteilung gegeben haben. Déjà vu also… Wer sich diesen häufig substanz- losen Anschuldigungen widerset- zen will, braucht tiefe Taschen – die Marke von einer Million Pfund an Anwalts- und Gerichtskosten wird sehr schnell erreicht. Sowohl Kläger als auch Beklagter müssen zumindest bis zur Entscheidung in den oft jah- relangen Verfahren ihre Kosten selbst tragen, und auch bei Abweisung der Klage hat der Beklagte nicht automa- tisch Anspruch auf Ersatz. Anders als hierzulande müssen in solchen Verfah- ren übrigens die Beklagten ihre Un- schuld beweisen, die Kläger können sich derweil genüsslich zurücklehnen. Wie schwierig das ist, zeigte u.a. der spektakuläre Prozess, den der Hitler- Apologet David Irving 1996 gegen die US-amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt und den Penguin Verlag anstrengte. Erst vier Jahre später befand ein Londoner Gericht, dass Ir- ving tatsächlich als Holocaust-Leugner bezeichnet werden darf. Von daher hatten Tom Burgis und Catherine Belton Glück im Unglück: Burgis’ Buch Kleptopia (deutsch im Westend Verlag) und Beltons Putin’s People (HarperCollins Deutschland) er- schienen in Großbritannien im Verlag HarperCollins, dem Buch-Ableger des Murdoch-Konzerns NewsCorp. Nun ist Rupert Murdoch zwar nicht unbedingt als besonderer Freund von Wahrheit be- kannt (er kontrolliert u.a. den Trump- Propagandasender Fox News). Aber sein Konzern verteidigte Belton und Burgis mit Zähnen, Klauen und Geld. Burgis war den Machenschaften von Banken, Geheimdiensten und Milliardären im Kampf um Rohstof- fe nachgegangen und hatte sich damit den Zorn des Rohstoffkonzerns ENRC 18 BuchMarkt Juni 2022

»S T ILVOL L UND UNFASSBA R SPA NNEND.« LEE CHILD Auslieferung am 14. Juni Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux Klappenbroschur. 352 Seiten. € 16,95 Aus der San F rancisco Bay wer den immer mehr Männer gezogen, die un t er unbeschr eiblichen Schmerzen ges t orben sein müssen. Der brillan t e Tox ikologe C aleb Maddox muss ran und ger ä t selbs t in Ge fahr ... zugezogen, der ihn 2021 wegen übler Nachrede verklagte. Die Klage wurde im März 2022 abgeschmettert. Ebenfalls 2021 zogen die Oligarchen Roman Ab- ramovich, Mikhail Fridman, Petr Aven, Alisher Usmanov und der staatliche Öl- gigant Rosneft gegen Catherine Belton und HarperCollins mit separaten Kla- gen vor Gericht. Alle fühlten sich falsch dargestellt als zum engsten Kreis der Putin-Alliierten gehörend. Schon vor dem Entscheid über die Zulassung der Klagen lehnte das zuständige Londo- ner Gericht die meisten der Vorwürfe als unberechtigt ab. Sämtliche Kläger wurden übrigens seit dem Einmarsch in die Ukraine in Großbritannien und in der Europäischen Union wegen ihrer Putin-Nähe mit Sanktionen belegt. Laut HarperCollins beliefen sich bereits die Kosten zur Vorbereitung der ersten Anhörung auf rund 1,5 Millionen Pfund, bei einer Niederlage wären wohl mehr als 10 Millionen Pfund angefallen. Hät- te der Westend-Verlag, der die deutsche Version von Kleptopia veröffentlicht hat, solche Kosten schultern können? Wohl kaum. Sinn und Zweck der SLAPPS ist ja die Einschüchterung aller derer, die sich überlegen, etwas über die vielfältigen Russland-Connections zu veröffentlichen. D iverse Organisationen haben in der Vergangenheit die britische Regierung aufgefordert, gegen SLAPPS vorzugehen, ohne damit auch nur ein gesetzgeberisches Zucken zu erreichen. Wie gesagt: Die regierenden Tories haben Millionen aus dubiosen Quellen mit russischem Hintergrund er- halten. Da wundern wir uns nicht sonder- lich. Ein Ergebnis des Scheiterns dieser Oligarchen-Klagen ist, dass das britische Unterhaus jetzt dem Einsatz von SLAPPS zur Einschüchterung kritischer Stimmen nachgehen will. „Meinungsfreiheit“ sei höchstes Gut, heißt es. Ja, das stimmt. Aber wenn man seine freie Meinung nur dann ohne Existenzängste äußern kann, wenn man finanzkräftige Unterstützung im Hintergrund weiß, ist es nicht weit her damit. Mal sehen, wie weit der Enthusiasmus reicht. Die nächste Oligarchen-Spende kommt bestimmt. BuchMarkt Juni 2022 19 SUHRKAMP . n h a r a s : o t o F

Mayers Almanach Das unterzeichne ich gerne Bestenliste des Monats: Let’s shiller Zur Uraufführung von Schillers Maria Stuart vor 222 Jahren sind hier die zehn schönsten Zeilen, die man im Publikum laut mit- schmettern kann, sortiert nach meiner puren Vorliebe: 10 Des Volkes Wohlfahrt ist die höchste Pflicht. 9 Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren. 8 Man kann den Menschen nicht verwehren zu denken, was sie wollen. 7 Nicht der gerechte, nur der laute Tadel kann verletzen. 6 Das Leben ist nur ein Mo- ment, der Tod ist auch nur einer. 5 Der Ring macht Ehen, und Ringe sind es, die eine Kette machen. 4 Gehorcht der Zeit und dem Gesetz der Stunde. 3 Das Wort ist tot, der Glaube macht lebendig. 2 Was man scheint, hat jeder Mann zum Richter. Was man ist, hat keinen. 1 Tut, was eures Amtes ist! Lektüre von Artikel 5k der EU-Verord- nung Nr. 833/2014 in der Fassung des Artikels 1 Ziffer 23 der EU-Verordnung 2022/576 des Rates vom 8. April 2022. Weiter unten in der Ausnahmeliste kom- men dann noch die Diplomaten, und ganz, ganz zum Schluss, nur sicherheitshalber, werden Gas und Öl nochmal eigens er- wähnt. Und NOCH weiter unten, wenn wir schon bei Gas und Öl sind, kommen noch Ausnahmeregelungen für Kohle und fünf, sechs Metalle. Bratfett und Salatöl werden leider nirgends erwähnt, aber der Artikel 5k der EU-Verordnung Nr. 833/2014 in der Fassung des Artikels 1 Ziffer 23 der EU-Verordnung 2022/576 des Rates vom 8. April 2022 kann schließlich nicht jeden Notstand voraussehen. Drittens: Wenn eine dieser Ausnahmen auf mich angewendet wird, muss meine Regierung das EU-weit melden. Viertens schließt mit einer Formalie, aber einer wichtigen: der Anwendungszeitraum von all dem. N un bin ich ja nur ein Buchla- den. Meine nuklearen Aktivitä- ten sind überschaubar (meinem Kaffee wird manchmal Radioaktivität nachgesagt), mein Raumfahrtprogramm besteht aus Titeln vom Tessloff-Verlag, und das einzige Öl in meinem Laden haf- tet manchmal an den hervorragenden Pro- dukten meiner Frühstücksprovider, aber das soll so. Kohle: Wirft dieser Laden im Moment wirklich nicht ab. Für die Fah- rer unserer Barsortimente, die nachts die Wannen bringen, kann ich jetzt nicht die Hand ins Feuer legen, da mag der eine oder andere Russ darunter sein. Aber ich bin echt froh, dass wir die haben. Als di- plomatisch bin ich auch nicht bekannt. Ich unterzeichne das also alles gerne. Aber welche Auftraggeber beharren auf diese Zusicherungen? Das sind Grund- schulen. Nicht alle, das scheint von der Kommune abzuhängen, aber da kann man mal sehen, wie gründlich Russland isoliert wird: Im Bestfalle sogar von den Klassen 1 bis 4 und von Herrn Mayers Buchladen. Matthias Mayer kommentiert alles Mögliche K ennen Sie Artikel 5k der EU- Verordnung Nr. 833/2014 in der Fassung des Artikels 1 Ziffer 23 der EU-Verordnung 2022/576 des Rates vom 8. April 2022? Nein? Den musste ich nämlich neulich unterzeichnen, um zu bestätigen, dass ich ihn erfülle. Mehrmals sogar. Denn er lautet wie folgt. Es sei erstens verboten, Verträge zu erfüllen mit a) russischen Leuten, Einrichtungen und Organisationen. b) halbrussischen Leuten, Einrichtun- gen und Organisationen. c) Leuten, die für a) oder b) arbeiten. Komplizierter wird c), wenn Sie unter die öffentliche Auftragsvergabe fallen. Dann drücken wir ein Auge zu, aber nur, wenn Ihr russischer Anteil zehn Prozent nicht überschreitet. Ich bin noch bei „erstens“ und frage mich bereits, wie sich die Halb- russischkeit oder Zehntelrussischkeit ei- ner Körperschaft bestimmen lässt. Unter Zweitens kommen dann die Aus- nahmen. Nukleare Anlagen und Raum- fahrt stehen ganz oben auf der Liste. Falls wir also gemeinsam Uran verbrennen oder Raketen starten, ist es unklug, wenn wir plötzlich „hier ist die Grenze“ spielen wie zwei Tischnachbarn in der Grund- schule. Dritte Ausnahme: Alles, was nicht anders geht, haha. Das ist natürlich sehr viel umständlicher formuliert, und auch das Wort „Gashahn“ fällt kein einziges Mal, aber allein deswegen lohnt sich die 20 BuchMarkt Juni 2022

Zwilling des Monats: Wieso fällt mir das jetzt erst auf? MAD-Titel-Pin-up Alfred E. Neumann und das Sams haben jeweils Allein- stellungsmerkmale (Zahnlücke respektive Schwimmflossen), aber sie teilen die Wunschpunkte, den Bad Hair Day und ein extrem gewinnendes Lächeln. Dass Fanta4 einen Gast- auftritt bei Micky Maus haben, mag cool sein oder nicht; die machen immerhin lustige Mu- sik. Aber dass man als Gastauftritt zwangsläu- fig verduckt wird, das finde ich ein hübsches Crossover der Popkul- turen. Das könnte eine Marktlücke sein, Egmont-Ehapa! Mit den Simpsons gibt es das auch schon. Ich möchte auch eine anthropomor- phe Entenversion von mir haben! Trend des Monats: Entenhausen-Version Schau genau! Buch-Cover auf den Punkt (Den Titel habe ich einfach so gelassen, der ist nicht weiter parodierbar.) BuchMarkt Juni 2022 21

t a v i r P © Liebe Buchhändlerinnen und Buchhändler, fast hatten wir uns schon an Corona, den Klimawandel und sogar an Donald Trump gewöhnt – und nun dieser entsetzliche Krieg, der in vielen zumindest meiner Generation alte Ängste und Traumata wieder hochkommen lässt. Welche Zeit erleben wir da gerade? Was gilt es zu erken- nen, zu verstehen, um daraus zu lernen? Worum geht es wirklich? Der ehemalige Putin-Berater Sergej Karaganow, einst Vordenker der Moskauer Außenpolitik, brachte es in einem Interview im britischen News Statements auf den Punkt, so deutlich, wie zumindest ich es noch nicht gehört hatte: »Es geht um den Kampf gegen den Westen, um die Ausdehnung Russlands um fast jeden Preis!« Punkt. Also um einen Krieg gegen Freiheit, Menschenrechte und Demokratie. Um alles, was gerade wir in Deutschland uns in den letzten 75 Jahren mühsam erarbeitet haben. Und es geht um Propaganda. Um Fake News. Goebbels lässt grüßen. Das neue Programm des Europa Verlages, der 1933 in ähnlich düsterer Zeit gegründet wurde, um ausgestoßenen Schriftstellern und unbequemen Meinungen auch weiterhin eine verlegeri- sche Heimat zu geben, liest sich deshalb wie ein Abbild des dramatischen Geschehens unserer Zeit. Es spannt einen Bogen • • • • von der Erinnerung an die Grauen des letzten Weltkriegs zum »Erlernen« von Demokratie, Zivilisation und Kultur; von Verlust, Überleben und Neuanfang bis zu Menschlichkeit, Demut und Täuschung; von dem ewigen Kampf der Unterdrückten, besonders der Frauen, gegen das Unrecht bis hin zur existenziellen Bedrohung der Menschheit. Christian Strasser Verleger Und es erinnert uns daran, dass wir Europäer einst alle eine gemeinsame Sprache hatten, aus der sich alle anderen entwickelten. Was könnte uns mehr miteinander verbinden als diese (vergessene) Erkenntnis? Wenn wir unsere Werte verteidigen wollen, müssen wir kämpfen. Guter Wille allein reicht nicht mehr. Unsere Waffe, die der Schriftsteller, Verleger und Buchhändler, ist das freie Wort. Nichts fürchten die Mächtigen mehr. Nichts kann uns mehr Selbstsicherheit und Mut geben, wobei es gilt, die Meinung des anderen auszuhalten. Dafür steht der Europa Verlag, und dafür bitte ich um Ihre Unterstützung. Mit herzlichen Grüßen Ihr Christian Strasser europa-verlag.com

DIE BIOGRAFIE Der Mann, der in nur vom Komiker zum mächtigen Präsidenten Als Wolodymyr Selenskyj 2019 überraschend die ukrainische Präsidentschaftswahl gewann, ging die Welt davon aus, dass er ein schwaches Staatsoberhaupt sein würde. Doch das Gegenteil war der Fall: Selenskyj erwies sich als Mann mit Rückgrat, als mutig und unbeugsam. Im Angesicht des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde er zu einem wahren Staatsmann, der selbst seinen Feinden Respekt abringt. Doch wie viel wissen wir von dem charismatischen Präsidenten, dessen standhafter Kampf gegen den russischen Aggressor weltweit Bewunderung hervorruft? Wie sah seine Kindheit aus, sein Elternhaus, sein Freundeskreis? Wie verlief seine Karriere als Schauspieler? Wann und warum beschloss Selenskyj, die politische Bühne zu betreten? Und wer ist seine Frau Olena, die mit ihm Schritt hält und als First Lady der Ukraine die gleiche Hochachtung wie ihr Mann genießt? Was für ein Präsident war er vor Ausbruch des Krieges und welche Eigenschaften haben es ihm ermöglicht, zu dem Staatsmann zu werden, auf den die wichtigsten westlichen Politiker zählen und der Millionen Follower auf Instagram hat? Unabhängig davon, wie der Krieg verlaufen wird, hat sich Selenskyj bereits jetzt in die Geschichte eingeschrieben als ein furchtloser und standhafter Anführer, der den ungleichen Kampf zur Verteidigung von Würde und Recht auf ein Leben in Freiheit – und nicht unter dem russischen Stiefel – aufgenommen hat. Wie der ukrainische Staatspräsident zu dem wurde, der er heute ist: ein Symbol des Widerstands gegen die russische Unterdrückung. s w e N t s a E © Wojciech Rogacin, Journalist, befasst sich überwiegend mit den Ländern der ehemaligen UdSSR, den USA und dem Na- hen Osten. Während des Irakkriegs 2003–2004 war er Kor- respondent von Newsweek. Er ist Mitbegründer und Chef- redakteur der Tageszeitung Polska Times und war lange für die Zusammenarbeit mit der britischen The Times zuständig. Darüber hinaus hat er die Presseagentur Polska Press mitge- gründet, lehrt an der Universität SWPS in Warschau Journa- listik und ist Co-Autor des Buches Korespondenci.pl (Korres- pondenten.pl) über polnische Kriegsreporter. Bestellen Sie über Prolit Verlagsauslieferung GmbH, Fernwald (D) · a.reichel@prolit.de · 0641 / 94393-36 oder MOHR MORAWA Buchvertrieb Gesellschaft mbH, Wien (A) · Buchzentrum AG, Hägendorf (CH)

Das aktuelle Interview r e z i e w h c S c i r e d e r F © „Wir haben von der Substanz gelebt!“ Philipp Seehausen ist gerade mit seiner Buchhandlung mit dem Nachhaltigkeits-Award der Verlagsgruppe Oetinger ausgezeichnet worden. So richtig emotional wird er aber vor allem beim Thema Ladenpreise – und fordert vertrauensbildende Maßnahmen, um höhere Preise zu etablieren Bei der Preisverleihung zum Nachhaltigkeits-Award hast du dich selbst als „alten Öko“ bezeichnet. Seit wann beschäftigst du dich bewusst mit dem Thema Nachhaltigkeit? Ich bin mit Vollkornkuchen und Bio-Ro- sinen aufgewachsen. Das war auch nicht immer leicht ... Meine Oma ist mit mir schon früh zu kleinen Workshops des Leverkusener Naturschutzzentrums ge- gangen. In den Grunschuljahren habe ich mit einem Freund eine Greenteam-Grup- pe gegründet und gegen Atomkraft und Chemie gewettert. Mein Opa als Bayer- Techniker hatte es also auch nicht immer leicht mit mir. Was waren die ersten Schritte, mit de- nen du die Buchhandlung auf Nachhal- tigkeit getrimmt hast? Buchhändler*innen sind ja mit ihrer Sparsamkeit per se nachhaltig. So auch 26 BuchMarkt Juni 2022

„Ich will kein Öko-Szene- Laden sein“: Philipp Seehausen – hier bei der Preisverleihung in Hamburg mit Andrea Rose – hat Wirtschaft und Philosophie studiert und übernahm im Jahr 2011 die Fachbuchhandlung am Paulusplatz in Bonn Tannenbusch, die er seitdem unter dem Namen „Unsere Buchhandlung“ am Paulusplatz zudem als Stadtteilbuchhandlung führt. Er war von 2015 bis 2018 Mitglied im Sortimenterausschuss mein Vorgänger, der jedes unbedruck- te Etikett ausgeschnitten hat. Ich habe als erstes das komplette Büro-Material bei Memo bestellt und sehr schnell nur noch bisphenolfreie Bonrollen gekauft. Das war vor über zehn Jahren. Ich hatte eine kleine Abteilung zum nachhaltigen Wirtschaften und diese Bio-Baby-Sachen von Oetinger habe ich natürlich direkt komplett eingekauft. Wie schwierig war es, dein Team und das Umfeld für das Thema zu begeis- tern? Mein Team hat das immer mitgetragen bzw. haben sogar viele Dinge selbst vo- rangetrieben. Dass die Checklisten, In- formationen und Notizen fast nur noch papierlos verwaltet werden, ist ein Ver- dienst meiner KollegInnen. Meine Kund- schaft schätze ich als gespalten ein. Vor allem unsere Fachkunden (Sortiment Waldorfpädagogik und Anthroposophie) sind sehr umweltbewusst. Aber unser Stadtteil ist kulturell sehr bunt und zu einem großen Teil prekär geprägt. Da- her sehen sich nicht alle als Zielgruppe unserer Aktivitäten – aber die kommen trotzdem alle. Das ist mir auch wichtig. Ich will kein Öko-Szene-Laden sein. Das kann ich mir wahrscheinlich an diesem Standort auch wirtschaftlich nicht leis- ten. Aber selbst wenn: Ich mag die Über- schneidungen der Szenen und die damit einhergehende Abwechslung. Ich habe deine Bewerbung für den Award gesehen, da ist ja von Themen- tischen über einen Buchhandlungsgar- ten bis zum Huhn alles dabei. Kannst du sagen, auf welche Maßnahme/Idee/ Aktion du besonders „stolz“ bist? Ich finde ziemlich gut, wie wir es bisher geschafft haben, komplett auf neue Mö- bel zu verzichten: Bis auf die Ladentheke und die dauerhaft installierte Literatur- bühne basiert unsere komplette Laden- einrichtung auf Secondhand-Möbeln, die über die Jahre liebevoll umgebaut und instandgesetzt wurden. So konn- ten alte Möbel der Sparkasse umgebaut werden zu beweglichen Elementen für die Frontalpräsentation, und aus den alten Billy- Regalen der 80er wurden Buchhandlungsregale mit Auslage. Aber kostet Nachhal- tigkeit insgesamt nicht wahnsinnig viel Geld? Wie kannst du dir das leisten? Das ist zweischneidig. Zum einen sparen wir Geld. Wir haben z.B. vor zwei Jahren un- sere Buchhaltung komplett digitalisiert. Allein, dass wir nun die Ausgangsrechnun- gen nur noch für den Kunden ausdrucken müssen, hat uns in den Corona-Jahren über 40 Pakete Papier gespart. Andererseits ist es auch kostenaufwändig. So ist es natür- lich weniger wirtschaftlich, gebrauchte Verpackungen für die zweite Verwendung zu sortieren, zu lagern und aufzubereiten. Auch ist Krepp-Klebeband teurer als die normal gebräuchliche Kunststoffversion. Ich habe es nie ausgerechnet, aber wenn ich die Zahlen richtig deute, geben wir für die Nachhaltigkeit etwas von unse- rem Betriebsergebnis auf. Da die Preise fix sind, können wir das nicht mit einpreisen. Dass die Verlage sich so schwer tun, die Preise anzuheben, macht es nicht leichter. Im Grunde wird man in Deutschland für Nachhaltigkeit oft abgestraft. So müssen wir auch bei Wiederverwendung von Ver- packungen als in Umlauf-Bringer Verpa- ckungsgebühren bezahlen. Für HandelskollegInnen, die dir gerne nacheifern würden: Was wäre so denn dein „Einstiegstipp“ ins Thema bzw. wie kann man ggf. mit kleinen Schritten schon viel erreichen? „Lasst uns Kaufleute werden, die ihre KundInnen für wertvolle Produkte begeistern!“ Ich würde mit der Digitalisierung der Buchhaltung beginnen. Wir verschwen- den in der gesamten Branche immer noch viel zu viel Papier. Die meisten Steuer- berater helfen gerne. Am Ende spart man übrigens auch noch Arbeitszeit ein und hat einen besseren Überblick beim Be- zahlen der Rechnungen. Beim Büroma- terial kann man weitermachen. Ich glaube, du solltest noch ein Wort über „Fleur“ verlieren, dem Buch- handlungshuhn ... Da wir zuhause Hühner haben, hat unser Bauer uns gefragt, ob wir ein gehbehindertes Huhn übernehmen würden. Weil es eine wunder- schöne Musterung am Hals hatte, haben wir es Fleur genannt. Da man das Huhn 24 Stunden am Tag beaufsichtigen und füttern musste, haben wir es in einer Postkiste mit in die Buchhandlung genommen. Hier hat es erst das Stehen, dann das Laufen wiedererlernt. Unterm Schreibtisch legte es ihr erstes Ei (während einer Vertreter- sitzung) und amüsierte bei ihren Streifzü- gen durch den Laden die KundInnen. Es hat noch zwei Jahre gelebt, später dann bei uns zuhause. Viele denken bei Nachhaltigkeit vor al- lem an Umwelt- und Klimaschutz. Der Begriff reicht aber weiter, dazu gehört auch soziale Nachhaltigkeit. Wie sieht es damit bei euch aus? Mir war soziales Engagement immer wichtig. Dazu gehört bei uns in der Bran- che selbstverständlich die Leseförderung. Aber es geht auch mehr; Seit 2018 sitzt meine Schwester im Rollstuhl. Als ich mit ihr durch ihre damalige Heimat Bos- ton zog, ist mir bewusst geworden, wie viel weiter die Amerikaner bei der Bar- rierefreiheit sind als wir. Als ich nach Hause kam, stand der Um- zug in das neue Ladenlokal an. Wir haben den neuen Laden von Anfang an mög- lichst barrierefrei geplant. Es gibt eine große ebenerdige Toilette, die Abstände zwischen den Tischen müssen ein Min- destmaß haben, der Eingang bekam eine BuchMarkt Juni 2022 27

Das aktuelle Interview Buchhandlungs- garten: Vor zwei Jahren wurde im offenen Buchhandlungs- garten der Baum Linda gepflanzt, der bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes hilft. Seit 2021 steht auch ein Bienenhotel im Garten n e s u a h e e S _ P © kleine Rampe. Es gelingt nicht immer und nicht vollständig, aber im Grunde können Rollstuhlfahrer, Gehhilfen und Kinderwagen durch den ganzen Laden gefahren werden. Auf der IGUS-Tagung hast du auch da- von gesprochen, dass du zukünftig dein Team gerne besser bezahlen können würdest ... Man muss ganz klar sagen: Es gibt Aus- nahmen, aber im Grunde bezahlen wir im Buchhandel zu schlecht. Auch uns Inhaber zahlen wir einfach zu wenig aus. Das ist seit vielen Jahren so. Das geht so nicht weiter. Wir verlieren gute Buch- händlerInnen in andere Branchen und der Ausbilungsberuf wird mit jedem Jahr un- attraktiver. Aber was das angeht, sind wir noch viel zu abhängig von den Verlagen: Sie bestimmen zu einem erheblichen An- teil darüber, wie gut wir bezahlen können. Schon am ersten Tag der Tagung ging es um das Thema Kosten bzw. Preise. Die Debatte über zu niedrige Laden- preise von Büchern ist nicht neu. Den- noch – oder deswegen? – warst du bei deiner Wortmeldung zum Thema ziem- lich emotional, wirktest regelrecht an- gegriffen. Was macht dich so wütend? Erst einmal war ich sehr dankbar für Iris Hunscheids Tabelle zum Deckungs- beitrag eines Buches. Auch der ehrliche Bericht von Thilo Schmid hat mich sehr gefreut. Aber wie gesagt: Das alles ist nicht neu. Wie oft haben wir darüber ge- sprochen in der Vergangenheit? Ich war für eine Periode (2015 ff) im Sortimen- terausschuss. Da war das Thema Preise immer wieder auf dem Tisch ... Wie sah die Diskussion damals aus? Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir mal so eine Verlagskalkulations- tabelle eines wirklich großen Verlages durchgegangen sind. Schon hier zeigte sich, wie knapp sie ist und auch hier ka- men die Rufe (von Verlags- wie auch von Handelsseite), dass die Preisentwicklung der Kostenentwicklung hinterherhinkt. Die jährliche Broschüre Buch und Buch- handel in Zahlen zeigt seit vielen Jahren, wie miserabel die Betriebsergebnis- se im Buchhandel sind. Mein Bankbe- rater weint jedes mal. Die Kritiker der Broschüre sagen, die Datenlage wäre zu dünn. Die haben sicher recht. Viele 28 BuchMarkt Juni 2022 Buchhändler zahlen sich noch weniger aus. Auch was wir unseren MitarbeiterIn- nen bezahlen, also nur bezahlen können, ist nicht ruhmreich. Viele Kolleginnen sind in den vergangenen Jahren in ande- re Berufe abgewandert. Es ist verdammt schwer Nachfolger für Buchhandlungen zu finden. Das alles wissen wir alle! Dennoch ist seitdem wenig passiert ... Wir haben in den vergangenen Jahren von der Substanz gelebt. Von der Sub- stanz der Geschäfte, aber auch von der Substanz unserer MitarbeiterInnen. Wir haben, glaube ich, viel Zeit damit ver- tan, über auskömmliche Rabatte zu dis- kutieren. Dabei nützen diese nur wenig, wenn nicht auch der Preis angepasst wird. Hier können wir viel mehr errei- chen. Jetzt kommt noch folgendes hinzu: Seit über einem Jahr wissen es spätestens alle, dass die Papierpreise steigen – und wir wussten alle, dass kein Ende der Stei- gerung in Sicht war. Und dennoch wur- den in diesem Jahr Bestsellerautoren aus namhaften Verlagen zu Schleuderpreisen auf den Markt geworfen. Als wäre nichts passiert!? Und das hat dich bei der Diskussion so aufgewühlt? Diese Wiederholung der Diskussionen und die Aussichtslosigkeit derselben hat mich unfassbar wütend gemacht. Die In- vestitionen der letzten Jahre haben wir in der Branche schultern können, weil wir staatliche Förderungen erhalten haben. Wenn man mal sieht, was man bereits mit 1 Mio. Euro für etwa 100 Buchhandlun- gen beim Buchhandlungspreis für einen Freudentaumel auslösen kann, dann ist das schon traurig. Denn: Eigentlich müss- ten die Investitionen aus den Gewinnen getätigt werden können. Es gibt eine Regel für Hersteller: Mach deine Händler reich, dann machen sie dich reich ... Wir Buchhändler wollen ja noch nicht mal reich werden. Wir sind sogar so blöd, mit dem „arm aber sexy“-Image noch zu ko- kettieren. Aber so werden wir auf Dauer nicht überleben! Der Konzentrations- und Ausdünnungsprozess darf nicht immer nur auf den Onlinehandel oder das geänder- te Leseverhalten geschoben werden. Das

hat auch viel mit der Wirtschaftlichkeit der Buchhandlungen zu tun. Und an die Verlage: Mit uns Sortimentern schwinden Sichtbarkeit und Umsatz! Wie kann es also weitergehen? Immer- hin dürfen sich die Verlage ja nicht über die Preise abstimmen ... Ich habe mich im Studium mit wirt- schaftlichen Dilemmata befasst. Spiel- theoretisch ließe sich dieser Fall als ein Gefangenendilemma darstellen: Die Ver- lage sitzen in ihren Zellen, müssen die Preise festlegen und dürfen nicht mitein- ander kommunizieren. Sie würden sich alle zusammen besser stellen, wenn jeder Verlag die Preise anheben würde. Wenn aber ein Verlag die Preise niedrig hält, kann dieser über Mehrverkäufe höhere Marktanteile erreichen. Die anderen wür- den dann schlechter dastehen. Und was ist die Lösung? Die Lösung sitzt zwischen den Ohren. Denn, erstens: Die Theorie darüber, dass man mehr Bücher verkauft, wenn der Preis niedrig ist, ist genau das: eine The- orie. Diese mag in der Vergangenheit mal funktioniert haben. Als die Menschen viel mehr gelesen haben oder sie mehr Zeit zum Lesen hatten. Als man noch vollgestopfte Bücherregale schick fand. Das hat sich geändert. Das hat ja schon die Leserstudie gezeigt. Heute ist Zeit zum Lesen kostbarer als das Buch selbst. Und zweitens? Zweitens werden viel zu oft falsche Kausalitäten gesetzt. Wenn das neue, zu höherem Preis angesetzte Buch des Best- sellerautors in den Verkäufen hinter den Erwartungen des Verlages zurück blieb, dann würde das auf den Preis zurückge- führt. Es könnte aber auch daran liegen, dass das Buch einfach nicht gut war bzw. die Kund*innen dieses Buch anders be- werten. Ein Buch ist ein sehr komplexes Produkt. Die Theorie, dass die Nachfra- ge bei steigendem Preis sinkt, greift bei solchen Produkten nicht immer. Viele Thesen zu Preiselastizität der Nachfrage, Schwellenpreisen und letztendlich über den Marktwert des Buches sind überholt oder werden von einer sehr schlechten Datenbasis begründet. Das Dilemma ließe sich also lösen, wenn wir einige überholte oder schlecht begründete Grundannahmen hinterfragen und über Bord werfen. Was braucht es noch? Das Dilemma ließe sich zusätzlich auf eine ganz andere Weise lösen: Vertrau- en! Denn: Wenn die Verlage darauf ver- trauen könnten, dass die Mitbewerber ebenso verantwortungsvoll mit der Preis- gestaltung umgehen würden und dass die BuchhändlerInnen (auch und vor allem im eigenen Interesse) die steigenden Prei- se am Markt durchsetzen würden, dann würden die Verlage die Preise anhe- ben. Wir müssten in die- sem Sinne also an einer Vertrauenswürdigkeit ar- beiten. Ich glaube, hier hakt es ganz immens. Das ärgert mich am meisten. Wir brauchen also vertrauensbildende Maßnahmen! Was kann denn der Buchhandel selbst be- züglich der Preise un- ternehmen? Du hast bei dir im Laden so etwas wie eine „Preisuntergrenze“ eingeführt ...? So in etwa. Ich lege keine Bücher mehr aus, die unserer Meinung nach zu billig sind. Das soll zumindest für die Bücher gelten, für die wir uns einsetzen. Um die Bestseller kommt ja kaum einer he- rum. Und das Abholfach spielt bei uns auch eine große Rolle. Daran sieht man mal, wie wenig frei wir eigentlich sind. Wir sind der Preisgestaltung der Verla- ge ziemlich ausgesetzt. Aber da wo wir können, bestimmen wir ab sofort den Preismix. Und es gibt, gerade bei den kleineren Verlagen, gute Alternativen. Verstehen deine Mitarbeitenden, war- um du da so strikt bist? Es ist nicht leicht. Wir müssen uns selbst disziplinieren. Aber auch meine Kolleg- Innen wünschen sich eine auskömmli- chere Buchhandlung. Da ziehen wir an einem Strang. In Hamburg hast du die Begriffe „Zom- bies“ und „Geister“ verwendet ... kannst du das nochmal erläutern? „Wir brauchen eine komplette Preiserhöhung bei allen Editionsformen. Also auch und vor allem bei der Backlist!“ Ja, ich habe vom „99-Cent-Zombie“ und dem „Geist der Schwellenpreise“ gespro- chen. Die These vom Schwellenpreis ist eine ganz wackelige Angelegenheit. Be- sonders bei einem so komplexen Produkt wie dem Buch. Es ist mehr ein Geist, der in den ängstlichen Köpfen der Preisge- staltenden existiert. Und die 99Cent-Prei- se: Immer dann, wenn man glaubt, jetzt sind sie wirklich tot, stapfen sie doch wie- der aus der Wanne – Zombies halt. Den Verlagen ist einfach nicht klar, was mich diese Cents kosten: 20 Minuten Fahrt zur Bank, 20 Minuten Anstehen, 20 Minuten Rückfahrt und dann noch Gebühren von 50 Cent pro Rolle. Das ist doch Irrsinn! Und die KundInnen lachen uns aus ... Wenn du einen Wunsch an die Verlagssparte der Branche richten könn- test, wie sähe der aus? Über alle Editionsfor- men: 1-2 Euro rauf! Manchmal wird Preisanpassung mit der Änderung der Editionsform verwechselt. Wenn ein Nachfolgeband im Hardcover statt wie bisher im Taschenbuch erscheint und dann der Absatz nicht stimmt, wird gesagt: „Die Kunden sind doch preis- sensibel!“ Das ist ein Missverständnis. Kunden betreten oft mit dem Vorsatz den Laden, ein Taschenbuch zu kaufen. Wie- viel das genau kostet, wissen sie meist nicht. Auch erkennen viele den Unter- schied zwischen Klappenbroschur und Taschenbuch nicht. Wenn das Taschen- buch etwas mehr kostet, hält sie das nicht vom Kauf ab. Wenn das Buch aber im Hardcover ist, wenden sie sich aus den unterschiedlichsten Gründen ab. Deshalb bin ich der Meinung: Wir brauchen eine komplette Preiserhöhung bei allen Editi- onsformen. Also auch und vor allem bei der Backlist! Und an deine KollegInnen im Buchhan- del? Bitte, liebe KollegInnen: Lasst uns Kauf- leute werden, die ihre KundInnen für wertvolle Produkte begeistern! Die Fragen stellte Jörn Meyer BuchMarkt Juni 2022 29

Magazin | Debatte Eine überfällige Kurskorrektur Bei Büchern wird es im Laufe der kommenden Monate zu empfindlich höheren Ladenpreisen kommen müssen. Gerhard Beckmann hält gar Preisanstiege um bis zu 45 Prozent für denkbar – wenn nicht gar für notwendig E s gibt in der freien Markwirtschaft unserer Bun- desrepublik bekanntlich eine weltweit einzig- artige, in Details singuläre Ausnahme: Bei Büchern werden hierzulande die Ladenpreise vom Hersteller, also von den Verlagen festgelegt. So war es ja von den Verlagen, vom Buchhandel und dank ihrer Überzeugungsarbeit und starken Lobbytätigkeit auch von der Politik gewollt. Das Buch ist, so heißt es noch immer, ein Kulturgut, ein so zentrales demokratisches Bildungs- und Kulturgut, dass es auf keinen Fall den allgemein üb- lichen und rabiaten wirtschaftlichen Regeln zum Opfer fallen darf. Deutschland gilt als Land der Dichter und Denker. Darum muss insbesondere die Kultur des Bu- ches für die ganze Bevölkerung unseres Landes erhalten und zugänglich sein. Pratique exceptionnelle Die bundesrepublikanische Buchbranche stellt freilich noch in anderer Hinsicht eine weniger bekannte Anoma- lie dar: Die Kontrolle über die Gewährleistung, über die Praxis der Einhaltung dieser unserer ganz besonderen, uns allen so am Herzen liegenden Buchpreisbindung obliegt – wiederum weltweit singulär – nämlich nicht dem Staat. Dafür trägt hier keineswegs die Politik Sorge. Diese Auf- gabe hat der Staat hierzulande an die Buchbranche abgetre- ten – dafür trägt sie selber die Verantwortung, dafür ist ihr Verband zuständig, der Börsenverein, der unisono die Ver- lage, Buchhändler, Großfilialisten, Zwischenbuchhändler und Barsortimente repräsentiert – anders als überall sonst auf der Welt, anders als schon in unserem Nachbarland Österreich, wo ein Treuhänder per Auftrag der Regierung in der amtlichen Wirtschaftskammer schaltet und waltet. In Österreich ist der Preisbindungs-Treuhänder somit per Gesetz befugt, gegen durchtriebene krumme Touren von übergriffigen Marktteilnehmern gerichtlich vorzugehen. Warum ist das nicht auch bei uns so? Bisher hat mir noch niemand aus der Buchbranche oder aus der Po- litik plausibel zu erklären vermocht, wie es in unserer Bundesrepublik zu unserer logisch unbegreiflichen, ja widersinnigen pratique exceptionnelle kommen konnte. Mit der Kultur und mit Büchern als Kulturgütern hat es jedenfalls nichts zu tun. Damit nicht genug: Was im Börsenverein für rechtens deklariert und als rechtens praktiziert wird, untersteht in vielem mitnichten, wie es üblich wäre, ebensowenig dem gewählten Vorsteher und Vorstand des Verbandes – sie arbeiten ehrenamtlich –, sondern einem bestallten Haupt- geschäftsführer, der über eine Tochtergesellschaft des Verbandes regiert, den MVB, und der MVB bildet, man höre und staune, ein Reich für sich. Er arbeitet nämlich un- abhängig als Wirtschaftsunternehmen mit Eigeninteressen, das den Börsenverein trägt und seinerseits finanziell heut- zutage nicht zuletzt insbesondere auf die Megabeiträge einiger weniger überproportional großer Mitgliedsfirmen angewiesen ist, die auch in den Gremien des Verbandes durchzumanövrieren wissen, wo es langzugehen hätte. Der letztlich verantwortliche, inzwischen pensionier- te Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis – ein Quer- einsteiger, der über sechzehn Jahre amtierte – hat es hingenommen, wenn nicht unterstützt, dass dubiose Geschäftspraktiken und eigennützige Forderungen der Megasaurier in Gremien wie dem Sortimenter-Ausschuss und im Verbandsvorstand durchkommen konnten. Es muss unter dem lecken Verbandsfirst der Buch- preisbindung aber noch einen zumindest unterirdischen Zusammenhang zwischen dem Börsenverein und ei- nem anderen exzentrischen Branchenphänomen geben: Überall schießen die Verbraucher-Endpreise hierzulande geradezu furchterregend in die Höhe. Bücher hingegen kriechen diesen raketenartigen Steigerungen in klebrigem Schneckentempo hinterher. Selbstdemontage der Buchbranche „Alles wird teurer“, schrieb bereits Mitte November vorigen Jahres das Branchenmagazin Buchreport. „Viele Branchenteilnehmer klagen über höhere Kosten. An der Entwicklung der Buchpreise ist dies allerdings nicht ab- zulesen, trotz Forderungen aus dem Handel nach höheren Preisen und auch entsprechendem Räuspern in den Ver- lagen, die letztlich die Preise verbindlich festlegen.“ Und es ist ein Langzeitproblem. Achtzehn Monate zuvor hatte Buchreport auf der Basis von Angaben der Media Control bereits berichtet: „Der Durchschnittspreis der in Deutsch- land verkauften Bücher ist 2018 um 1,4 Prozent gestiegen, 30 BuchMarkt Juni 2022

im stationären Buchhandel um 1,7 Prozent.“ Nochmals fast zwölf Monate vorher hatte das Börsenblatt schon bekanntgegeben, der durchschnittliche absatzgewichtete Ladenpreis sei – lediglich, man höre und staune – „um 0,6 Prozent“ angewachsen. Fazit Nummer eins: Bei einem de facto gleichbleiben- den Gesamtjahresumsatz von knapp über neun Milliar- den Euro ist der Buchmarkt mitnichten, wie der Verband immer wieder zu trompeten beliebt, „stabil“. Er bleibt einfach nur unentwegt auf dem gleichen toten Fleck ste- hen. Er ist sozusagen festgefroren. Eine andere Statistik hebt diese nackte Wundstelle noch greller ins Licht. Laut Statistischem Bundesamt hat nämlich die allgemeine Ent- wicklung der Verbraucherpreise in der Bundesrepublik, Jahr um Jahr stärker zunehmend, ab 2016 Steigerungen um 2 Prozent, 3,8 Prozent, 5,3 Prozent, 5,8 Prozent und für 2021 um 9,1 Prozent registriert. Fazit Nummer Zwei: In der gesamtwirtschaftlichen Perspektive leidet der Buchmarkt seit mindestens einem halben Jahrzehnt unter Schwindsucht. Er zehrt sich so- zusagen aus. Er verhält sich tendenziell selbstdestruktiv in existenzgefährdender Richtung. Betriebswirtschaftliches Blinde-Kuh-Spiel Ergo: Die eingangs zitierten Anomalitäten haben in einem betriebswirtschaftlichen Verbandskrisenspiel à la Blinde Kuh zusammengefunden. Die marktbeherrschen- den Mega-Unternehmen des sogenannten herstellenden und vertreibenden Buchhandels setzen auf maximale Ab- satzpartikel mit dem Etikett „Planbestseller“, die zentral zu einer größtmöglichen Flächenabdeckung des Leselan- des eingekauft und zu breiten Endverkäufen an eine leider kulturfremde Laufkundschaft in den Städten als Stapelwa- re mit Billig-Reizpreisen funktionieren. Schlimm genug. Nur: Dabei bleibt der Zug ja nicht stehen. Diese Massen- preise der Meganer wirken sich als Preispegel für (fast) alle Buchprogramme aus. Alle anderen Titel würden sonst ja als elitär überteuerte, schwer verkäufliche Nischenprodukte gelten. Und so haben alte preisliche Verdrängungsstrategien der Konzerne am Ende im Börsenverein unter dem Kultur- siegel der Buchpreisbindung branchenweit übergegriffen und fast alles mit viel zu niederwertigen, wirtschaftlich ungesunden Marktpreisen kontaminiert, die Büchern üb- rigens – nebenbei bemerkt – auch ihren Kulturwert rauben. So ist das nun schon eine ganze Weile irgendwie noch halbwegs gutgegangen. Doch jetzt wird es mit diesem Spiel einfach aus und vorbei sein müssen. Wann? Mor- gen, übermorgen, Anfang nächsten Jahres? Das mag in den Sternen stehen. Und die gewohnheitsmäßigen Hilfe- und Notrufe dagegen an die Politik – unter Berufung auf die Kultur der Branche, zur Rettung der Kultur für alle – werden einem Börsenverein nichts mehr nützen, der die Kultur des Buches verspielt hat. Sieben-Meilen-Stiefel statt Tippelschritte im Tänzelmodus In diesem Jahr hat sich eine Megakrise aufgetan. Da scheint nun eine Stagflation (Kurzwort aus Stagnation und Inflation) anzubrechen – hohe Inflationsraten bei niedrigem Wirtschaftswachstum und neuen Kostenraketen auf Grund von laufend knapperen oder gar ausbleibenden Energien und Ressourcen aller möglichen Arten. Neben den bereits deutlichen und zunehmenden Of- fenbarungen und Krisen bei Demokratie, EU, Finanzen, Führungspersonal, Medien, Pandemie, Parteien, Rohstof- fen und wiederauferstandenen Kalter Kriegs-Szenarien ist nun auch noch ein europäischer Krieg, ein offener Krieg zwischen Ost und West angebrochen, mit einer Dynamik, die schwer einzugrenzen ist. Doch wir von der Branche bewegen uns in über Jahrzehnten erstarrten Tänzelmodus-Tippelschritten, wie auf dem Sommerfest einer abgeschriebenen Berliner Laubenkolonie, als wä- ren wir Damen und Herren von Ribbeck auf Ribbeck in Fontanes Havel-Land. Nur, wenn ein Ruck durch unsere gesamte Branche geht und wir uns auf alle daraus folgenden Konsequen- zen – auch der Notwendigkeit von entschieden höheren Ladenpreisen – einstellen, wird die Kultur des Buches in Deutschland eine Zukunft haben. Wie hoch solch höhere Ladenpreise sein müssten oder werden könnten? Irgendwer muss ja mal einen ersten Versuch machen und wenigstens einen möglichen groben Umriss an die Wand werfen. Und weil ich keinen kenne, der dafür eine Wand zu finden wüsste und an die Wand treten würde, nehme ich es hier im BuchMarkt auf mich, wie es einer Branchenzeitschrift ansteht und sich für einen alten Fahrensmann wie mich doch gehört: Wohlan – für Taschenbücher halte ich eine durchschnittliche Preisstei- gerung von 25 und 30 Prozent, für gebundene Bücher einen Preisanstieg bis zu 45 Prozent für denkbar, wenn nicht gar für wahrscheinlich. Welcher Verlag den Mut haben könnte, mit solchen Sieben-Meilen-Stiefeln hervorzutreten und Schule zu machen? Keine Ahnung. Doch ich bin zu einer Wette bereit: Einer von unseren Verlagskonzernen wird es nicht sein. Es wird natürlich massenweise Bedenken, laute Proteste geben. Möglicherweise auch aus den Reihen des selbständigen Buchhandels, der ja für die Kultur und – in viel höherem Maße als bisher bekannt bzw anerkannt – für die Verbreitung von Büchern in unserem Land geradesteht. Aber diejenigen, die höhere Preise fordern, sollten sich nicht kleinreden lassen. Denn auch für die Lautsprecher an den Steuerrudern und Controller-Bildschirmen auf den Containern und Tankern des sogenannten herstel- lenden und vertreibenden „Buchhandels“ gibt es dazu keine Alternative. Gerhard Beckmann BuchMarkt Juni 2022 31

p l a a y a K n a m y e l ü S © Michael Kozinowski: Der Buchhändler kauft nur Bücher für seinen Laden ein, die er mit Freude weiter verkaufen kann Der Büchernarr Bücher sind sein Lebenselixier, kompetente Beratung steht für ihn an erster Stelle und nur ausgewählte Literatur findet den Weg in seinen Laden: Seit mehr als 31 Jahren leitet Michael Kozinowski die Geschicke der Buchhandlung v. Mackensen in Wuppertal – und ist hier längst zur Marke geworden W er in Wuppertal unterwegs ist, sollte den Laurentius- platz unbedingt besuchen. Die Mischung aus Gastrono- mie und inhabergeführten Geschäften reizt die Menschen, hier zu verweilen. Neben Friseuren und Boutiquen gibt es interna- tionale Restaurants, einen Bio-Markt und einen Obst- und Gemüsehändler. In den Geschäften scheint die Laune locker, Kun- dinnen und Verkäufer plaudern. „Ein tol- les Künstler- und Szeneviertel eben, hier gibt es noch Geschäfte mit Seele und vie- le junge Menschen sind unterwegs“, be- schreibt Michael Kozinowski das Viertel, in dem auch seine mittlerweile 170 qm große, helle, freundliche und gut sortier- te Buchhandlung v. Mackensen zu finden ist, die er 1990 von Klaus von Mackensen übernommen hat, erst an der Friedrich- Ebert-Straße 10, ab 1998 dann am Lau- rentiusplatz. „Klaus von Mackensen hatte im Jahr 1959 die Buchhandlung Dr. Addy En- gelhardt in der Friedrich-Ebert-Straße übernommen, die hatte gerade mal 44 Quadratmeter Verkaufsfläche und wurde von ihm in 30 Jahren kontinuierlich aus- gebaut, mit neuen Fachabteilungen, Büro- und Verkaufsräumen sowie Lesungen mit Prominenten“, sagt Kozinowski, der nicht nur immer schon ein Bücherwurm war, sondern auch mit der Buchhandlung be- 32 BuchMarkt Juni 2022

Magazin | Sortiment Spaß an der Sache: Ob Friedrich Engels als Fußmatte oder ein Wuppertal-Wimmelbild-Puzzle, die Ideen gehen nicht aus reits von klein auf verbunden ist: „Schon meine Eltern waren Kunden bei von Ma- ckensen und ich rannte bereits mit 14 Jahren mit juristischer Fachliteratur im Ranzen durch Elberfeld. Denn ich hatte in diesem Alter meinen ersten Schülerjob in der Buchhandlung, das lag wegen meiner Eltern als auch meiner damals schon ent- fachten Leidenschaft für Bücher einfach nahe“, erinnert sich der heute 65-Jährige, der damals dann auch seine Ausbildung bei von Mackensen absolvierte – und bei seinem Vorgänger eine harte Schule ge- noss: „Klaus von Mackensen war stets sehr genau und überaus pingelig, es musste ein- fach alles ordentlich, gut strukturiert und fehlerfrei dokumentiert sein. ‚Pingelig‘ meine ich aber durchaus positiv. Mir ist es zum Beispiel ebenfalls sehr wichtig, dass die Umgangsformen im Laden stimmen, Höflichkeit und Respekt den KundInnen gegenüber sind ein Muss. Diese werden von uns ganz selbstverständlich zur Tür begleitet und dort erst verabschiedet. Und auch das Schaufenster des Ladens spielt für mich eine zentrale Rolle. Es ist eben die Visitenkarte, dafür gebe ich richtig Geld aus“, sagt Michael Kozinowski, der nun seit mehr als 31 Jahren die Geschicke des Sortiments leitet, das einmal überwie- gend aus Recht, Wirtschaft, Steuern-Titeln bestand. Er selbst mag vor allem politische und gesellschaftskritische Bücher, Fachbü- cher spielen in der Buchhandlung kei- ne so große Rolle mehr: „Der Anteil an RWS-Titeln im Laden wird immer we- niger, das liegt vor allem daran, dass die Fachkunden heute anders kommunizieren, sie kommen seltener zu uns in den Laden. Dagegen wächst das Rechnungsgeschäft. Viele Firmen haben erkannt, dass es einen kompetenten Partner vor Ort braucht. Und das sind glücklicherweise wir!“ Am Anfang machte Fachliteratur 70 Prozent des Umsatzes aus, heute verteilt er sich gleichmäßig auf beide Bereiche. Seine Strategie erklärt Kozinowski, der längst zur Marke des Ladens geworden ist, so: „Mir ist wichtig, dass ich zu 100 Pro- zent hinter dem Sortiment stehe, welches ich verkaufe. Die Themen müssen passen und ich kaufe nur das ein, womit ich selbst auch etwas anfangen kann.“ Er habe deshalb weder Spielsachen noch Malbücher für Erwachsene im Angebot – stattdessen ausgewählte, hochwertige Li- teratur – auch wenn er so Umsatz verpasse. „Mandalabücher finde ich – mit Verlaub – einfach albern, ich weiß, das ist ein Ren- ner und für viele der letzte Schrei, aber ich find es eben einfach blöd und deshalb findet man hier in meinem Laden auch keine Bücher zu diesem Thema. Mir ist schon bewusst, dass mir da eventuell Geld durch die Lappen geht, aber das ist okay, dafür bleibe ich mir treu.“ Diese Einstellung macht den Buchhänd- ler insbesondere aus und sie führt auch dazu, dass sein Laden floriert. Er verstellt sich nicht, er liebt seinen Beruf und er schätzt vor allem richtig gute Bücher. Das ist heute nicht immer vorausgesetzt, glaubt er: „Ich habe auch viele Mitbewerber über die Jahre scheitern sehen. Da sitzen eben Menschen, die vielleicht BWL studiert haben, aber auch zum Beispiel T-Shirts verkaufen könnten. Es geht leider zu oft nur noch ums Betriebswirtschaftliche, nicht mehr um Bücher, um Literatur, ums Lesen“, ärgert sich der Wuppertaler. Denn diesen Unterschied erkennen auch die Kunden, die zu 85 Prozent aus Stamm- kunden bestehen und die dem Buchhändler und seinem Team, bestehend aus vier fest- angestellten Buchhändlerinnen und zwei Bürokräften, großes Vertrauen schenken: „Die Beratung hat sich über die Jahre schon etwas verändert, da die KundInnen besser informiert sind – durch Internetrecherche zum Beispiel – als früher und oft eine ge- naue Vorstellung haben, was sie wollen. Wir können oft aber besser einschätzen, was substanziell ist und abschätzen, wel- ches Buch welchem Kunden weshalb ge- fällt. Das ist ja das Schöne am Beruf. Als Buchhändler ist es mir wichtig, ein gutes und passendes Sortiment für all unsere Kundinnen und Kunden vorzuhalten. Des- halb findet man eben nicht die neuesten Mainstream-Romane, dafür aber ganz besondere Bücher.“ Sein Sortiment, zu dem neben Belletristik, Sachbuch, einer kleinen Ecke Fachbuch, viel regionaler, gesellschaftskritischer und historischer Literatur auch Bücher über Kunst und Kinderbücher gehören, bezieht Kozinowski von den drei großen Barsorti- menten, mit denen er zufrieden ist, VLB- TIX nutzt er allerdings „nur zum Spielen, mehr nicht“. Die Hälfte des Gesamtum- satzes macht der Versand aus. Dazu zählen Bestellungen, die von Boten bis Beyenburg oder Schwelm gebracht werden. Zu den Großkunden gehören neben vielen Firmen Stadt- und Unibibliothek, Amt- und Land- gericht in der Stadt. BuchMarkt Juni 2022 33

Magazin | Sortiment Ein echter Hingucker: Die alte Buchdruckmaschine wird am Welttag des Buches gerne den begeisterten Schüler*innen präsentiert „Die Corona-Zeiten waren übrigens auch für uns nicht leicht“, sagt Kozinowski, der auch aus Existenzängsten zunächst einmal vier Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit schi- cken musste, dafür aber das Glück hatte, dass der Webshop explodiert ist. „Viele haben da wohl auf Vorrat bestellt, das war unser Glück im Unglück.“ Auch wurde in dieser Situation deutlich, wie wichtig eine funktionierende Nach- barschaft ist. „Alle waren super solida- risch und haben geholfen. Wir konnten zum Beispiel ein Abholfach beim Ta- bakladen gegenüber einrichten und die Apotheke hat Mitarbeiter als Boten zur Verfügung gestellt.“ Und der Social-Me- dia-Auftritt des Unternehmens wurde in dieser Zeit ebenfalls vorangetrieben, der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden ging deshalb nie verloren. „Wir sind eben genau da, wo wir gebraucht werden“, sagt der Chef, der sich selbst um den Internet- Auftritt, Facebook und Instagram küm- mert, die Whatsapp-Bestellmöglichkeiten bearbeiten die Kolleginnen. Ihm ist vor allem wichtig, sich auch in diesem Be- reich nicht zu verstellen: „Wir zeigen we- nig Privates und auch Selfies mit Buch in der Hand findet man auf unserem On- line-Profil eher nicht. Dafür vermitteln wir Fachwissen, strahlen – hoffentlich – Kompetenz aus. Eher clean und reduziert, dafür aber richtig gut!“ Kozinowskis Enthusiasmus spiegelt sich auch in Lesungen und zahlreichen Sonderveranstaltungen und Aktionen wi- der. Zum Welttag des Buches kommen so beispielsweise regelmäßig viele Schü- lerInnen in seine Buchhandlung, denen er u.a. leidenschaftlich erklärt, wie so ein Buch überhaupt entsteht und wie es schließlich den Weg in eine Buchhandlung findet. „An mir ist wohl auch ein bisschen ein Lehrer verloren gegangen. Ich bringe Menschen einfach gerne etwas bei und wenn ich das hier im Laden in meiner Tä- tigkeit als Buchhändler machen kann und die Schülerinnen und Schüler dann auch noch zufrieden und etwas schlauer nach Hause gehen, dann ist das einfach toll“, freut er sich. Die mit Mut und Einsatz gefahrene Stra- tegie funktioniert offensichtlich. Denn be- reits fünf Mal (in den Jahren 2o17, 2018, 34 BuchMarkt Juni 2022 2019, 2020, 2021) wurde die Buchhand- lung v. Mackensen mit dem Deutschen Buchhandelspreis ausgezeichnet. Das liegt, so Kozinowski, eben auch an den gewissen Extras, die sich der begeisterte Straßen- bahn-Fan immer wieder einfallen lässt. „Seit 2017 geben wir einen regionalen Nahverkehrskalender heraus. Autor und Fotolieferant ist Wolfgang R. Reimann, mit dem ich das Hobby Straßenbahn teile. Wir verkaufen von den Kalendern jeweils mehrere hundert Exemplare.“ Das soll es an guten Ideen nicht gewesen sein, neben den Kalendern hat der Buch- händler auch exklusiv ein Wuppertal-Wim- melbild verkauft und zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels eine eigene Fußmatte kreiert. „Sich auf Neues einzulassen, auch wenn man nicht weiß, wo das hinführt. Das macht Spaß und ist aufregend. Bei Engels war es so, dass beide Veranstaltun- gen ausgebucht waren, ich habe dann mit dem Wuppertaler Künstler (und unserem Kunden) Detlef Bach überlegt, wie wir das Jubiläum satirisch überhöhen könnten. Daraus entstand die Idee der Postkarten, Poster und der Fußmatte – nach dem Mot- to: Engels mit Füßen treten.“ Die Idee zum Wuppertaler-Wimmelbild – aus dem dann schließlich noch eine Puzz- le-Variante entstanden ist, kam nicht we- niger überraschend. „Der Verlagsvertreter Ewald Mayer arbeitete mit dem Illustrator Jaques Tilly zusammen und hat mich ge- fragt, ob wir uns das vorstellen könnten. Zunächst war ich unsicher, ob sich das lohnt. Der Verkauf hat dann schließlich alle Erwartungen übertroffen, so dass wir uns dann noch getraut haben, ein Puzzle herstellen zu lassen.“ Für Michael Kozinowski steht jeden- falls eines ganz klar fest und das ist wohl auch sein Erfolgsrezept: Man muss neu- gierig sein und neugierig bleiben. Den „0815-Dienst“ zu schieben, kommt für ihn nicht in Frage und das macht ihn und seine Arbeit so authentisch. Auf die abschlie- ßende Frage nach seinem momentanen Lieblingsbuch antwortet er deshalb: „Wie? Ich verstehe die Frage nicht, ich habe doch immer ein neues Lieblingsbuch, weil so viele so gut sind und immer anders und neu. Mich macht so vieles an!“ Aber Bü- cher mit wahren Geschichten, die mag er am Liebsten.  Franziska Altepost

P R A X I S Monatsplanung Fit für den Juli JAHRES- & GEDENKTAGE 06.07. William Faulkner, Schrift- steller (Schall und Wahn), 60. Todes- tag, *25. Septem- ber 1897 in New Albany, USA; †6. Juli 1962 in Byha- lia, USA William Faulkner, am 25. September 1897 in Albany, Mississippi, als Wil- liam Cuthbert Falkner geboren, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Neben seinem umfänglichen Werk, einer Chronik von Glanz und Verfall der Südstaaten, verfasste er Drehbücher, unter ande- rem zu Raymond Chandlers The Big Sleep und Ernest Hemingways To Have and Have Not, beide unter der Regie von Howard Hawks. Faulkner wurde zweimal mit dem Pulitzer-Preis und dem O. Henry Award ausgezeichnet, erhielt den National Book Award und 1950 den Nobelpreis für Literatur. Er starb am 6. Juli 1962. (Quelle: rowohlt.de; Foto: Carl Van Vechten, Public domain, via Wikimedia Commons) 29.07. Harry Mulisch, Schriftsteller (Das Attentat), 95. Geburtstag, *29. Juli 1927 in Haarlem, Niederlande; †30. Oktober 2010 in Amsterdam, Niederlande Steuertermine im Juli Montag, 11.07.2022, Fälligkeitstag für:  Lohnsteuer  Umsatzsteuer Ende der Schonfrist: Donnerstag, 14.07.2022 SOMMERMONATE: Zeit für den Storecheck A uch in den Sommermonaten sind genügend Kundinnen und Kunden vor Ort, nur 15 Prozent der Bevöl- kerung sind gleichzeitig im Urlaub – das vermeintliche Sommerloch ist keine Aus- rede, die Füße hochzulegen. Nicht zuletzt macht das Schulbuch einen Großteil des Geschäfts aus – und spült Eltern in den Laden, denen man ein ansprechendes Sor- timent präsentieren sollte. Auch deswegen lohnt es sich, jetzt Zeit in einen kleinen Storecheck zu investieren:  Ständer, Gondeln, Regale: Sind die Standorte noch optimal? Versuchen Sie es mit einer Neuorientierung und „über- raschen“ Sie Ihre Kundschaft mal wieder! Stimmen Bestückung und Absatzzahlen?  Schaufenster, Schaukästen: Sind die Fenster „durchsichtig“? Sind Böden, Sei- ten- und Rückwände in Ordnung? Wie steht es ums Dekomaterial?  Beschriftungen: Provisorische Be- schriftungen ggf. erneuern/aktualisieren, beschädigte austauschen. Auf Einheitlich- keit in der Optik achten. Regalbeschrif- tungen überprüfen: Stimmen die Angaben noch? Ist das Firmenschild noch schön und läd neue Kundschaft in den Laden ein? Überraschen Sie Urlaubsrückkehrer und Stammgäste mit einem neuen Auftritt.  Kasse: Ist die Kasse noch zeitgemäß? Ist der Bereich „zugestapelt“? Hat alles seine Platzberechtigung oder muss mal wieder um- und aufgeräumt werden? Werden Mit- nahmeartikel regelmäßig ausgetauscht und „aufgefrischt“?  Beleuchtung: Sind alle Lampen noch funktionsfähig? Ggf. flackernde Lampen austauschen! Lohnt sich der Umstieg auf ein LED-System? Ist die Zeitschaltuhr funktionsfähig und korrekt eingestellt?  Einrichtung: Könnte die eine oder an- dere Wand einen Anstrich gebrauchen? Sollten einzelne Regalbretter ausgetauscht werden? Wie sieht der Fußboden aus?  Putzaktion: Der Frühjahrsputz ist schon wieder eine Weile her: Führen Sie an einem ruhigeren Vormittag eine gemeinsame Putzaktion durch, bei der Sie sich auch die „ungeliebten Ecken“ vornehmen.  Sortiment: Finden Sie Ladenhüter. Tau- schen Sie aus dem Fokus geratene Seller aus. Welche weiteren Nonbooks brauchen Sie? Ist Ihr Spiele-Sortiment interessant genug für Reisende und Daheimbleiben- de?  Planung: Was bieten Sie den Eltern im Schulbuchgeschäft zusätzlich an? Ideen für neue Marketing-Aktionen und für das Weihnachtsgeschäft sollten Sie jetzt ent- wickeln bzw. Ideen sammeln – am besten bei einer geselligen Team-Aktion. 36 BuchMarkt Juni 2022

P R A X I S Die Baumarktkette Toom installiert ein Mehrwegsystem mit recyclingfähigen Pa- letten für Grünpflanzen, und setzt beim Neubau von Märkten auf besonders ener- gieeffiziente und nachhaltige Bauweise. Das Textilunternehmen Benetton hat seinen ers- ten nachhaltigen Concept Store „Green B“ in Florenz eröffnet, mit vielen Gestaltungs- ideen im Bereich Upcycling, und startet im Mai mit „Green B-Talks“ im Internet. Im Buchhandel wird das Thema vieler Orts breit gefächert umgesetzt. Beispiels- weise gibt es den Oetinger Nachhaltigkeits- Award, Fahrradkuriere zur Auslieferung der Bücher, ökologische Geschenkver- packungen, LED-Lichtkonzepte oder wie bei der Buchhandlung Humboldt in Schermbeck das Konzept „Unverpackt & Buch“ um nur einige Umsetzungs-Ideen zu nennen. Und auch der Libri Campus 2022 hat sich mit dem Sustainable Deve- lopment Goals (SDGs) und dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Dass es sich um ein Geschäft handelt, dass sich für Nachhaltigkeit einsetzt, soll der Kunde spüren und sehen. Beim Ladenbau gewinnt das Thema bei der Materialauswahl der Warenträger, des Energieverbrauchs für Beleuchtung, Hei- zung und Kühlung, bei der Auswahl der Wandfarben und des Bodenbelages an Bedeutung – zumindest wenn es um eine Neugestaltung der Verkaufsräume geht. Doch es muss nicht immer eine komplette Erneuerung sein. Ein bereits bestehender Ladenbau lässt sich mit flexiblen Möbel- konzepten, Upcycling-Ideen, Pflanzen und einem nachhaltigen Materialkonzept aufrüsten. Im Schaufenster sollte das Thema mit spannenden Inszenierungen umgesetzt werden! Regelmäßige Aktionen wie z.B. Kooperation mit einem Repair-Café oder Kreativworkshops zum Thema Upcycling lassen sich ohne großen Aufwand umset- zen und schlagen die Brücke zwischen der Online-Kommunikation und dem POS. Das Thema Green-POS lässt sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und hat viele Facetten. Der wesentliche Punkt ist aber immer die individuelle Um- setzung und die Authentizität des Gesamt- eindrucks. Allem voran muss die Frage beantwortet werden: Wie erreiche ich, dass ich als „Green point of sale“ von meinen Kunden wahrgenommen werde. SABINE GAUDITZ, www.arte-perfectum.de D E K O TIP P NACHHALTIGKEIT: Green Point of Sale D ie von Greta Thunberg ins Leben gerufene Klimaschutz-Bewegung hat inzwischen einen großen Ein- fluss auf das Konsumverhalten und stellt Anforderungen an den stationären Han- del. Vom Ladenbau bis zum Produkt hat sich die Frage der Nachhaltigkeit bei vie- len KundInnen zu einem entscheidenden Kaufkriterium herauskristallisiert. Die „Fridays for Future“-Bewegung ist definitiv am POS angekommen! Die KundInnen der Generation Z über- denken nicht nur das eigene Verhalten im Bezug auf Umweltschutz, sondern stellen auch Marken, Produkte und HändlerInnen auf dem Prüfstand. Die Frage nach Rohstoffen, Produktion und Lieferketten stehen ebenso im Fokus wie faire Arbeitsbedingungen. Dieser Herausforderung muss sich der statio- näre Handel stellen, und in seinen Mar- ketingstrategien und Inszenierungen im Verkaufsraum berücksichtigen. Viele EinzelhändlerInnen reagieren be- reits, indem sie bei der Auswahl der Produk- te auf „unverpackt“, regional und Fairtrade achten und ein durchdachtes Nachhaltig- keitsmanagement in den Fokus stellen. Ikea investiert in den Aufbau von Photo- voltaik-Anlagen und bietet seinen Kunden zusammen mit Svea Solar, Solaranlagen und E-Auto-Ladestationen zum Kauf an. BuchMarkt Juni 2022 37

P R A X I S Zusatzsortiment Spiele für den Sommerurlaub Neben Reiseliteratur gehören auch zwei, drei Spiele ins Gepäck. Sie müssen natürlich kleinformatig sowie schnell zu erlernen sein und möglichst vielen Leuten, vielleicht neuen Urlaubsbekannten, Spaß bereiten. Ideal sind Kartenspiele, sie erfüllen alle Kriterien Feines Bluﬀ en und Schummeln Maxonaut von Maxonaut ist Tricksen und Bluﬀ en. Zwei Zah- lenkarten werden verdeckt aus- gespielt und dessen Wert ange- kündigt. Der Nächste muss die Ansage toppen. Wer dem Gebot nicht traut, darf anzweifeln. Mit Sonderkarten und trickreichen Spielkniﬀ en, die schon liegende Karten nutzen, wird das normale Geschehen aufgepimpt. Die Regel erschließt sich erst durch die Infos auf der Internetseite. Ungerecht wie das Leben im Wilden Westen Dollars Wanted von Huch! ist ein spaßiges Kartenlegen. Gemäß dem Thema müssen Bank, Saloon oder Shop ausgeraubt werden. Jeder legt zwei Handkarten mit Banditen verdeckt. Diese besitzen Überfall- Utensilien wie Spitzhacke oder Dynamitstange. Wer glaubt, dass genügend Halunken beisammen liegen, deckt auf. Überraschungen sind groß, wenn Kojote oder Geier den Erfolg vermiesen. Kartenkrallen recht anspruchsvoll Abluxxen von Amigo verlangt Raﬃ nesse beim Sammeln von Luchs-Karten und dem rechtzei- tigen Auslegen guter Kombinati- onen. Zunächst wird die eigene Kartenhand durch gezieltes Spiel verbessert. Dann kommt der Mo- ment, wo wertiges Auslegen und das Abluchsen bei Mitspielern be- ginnt. Den Augenblick sollte keiner verpassen. Lediglich Luchskarten in verschiedenen Werten sind die Hardware. Spieltiefe mit vielschichtiger Punktevergabe Seas von Abacusspiele ist eine moderne Interpretation des ita- lienischen Kartenspielklassikers Scopa. Karten mit Werten von • bis •– werden einzeln gespielt und damit andere Karten mit gleichem Wert oder in der Summe gleichem Wert gewonnen. Der Clou ist die Punktvergabe, die sehr vielschichtig ist und die •er- und ˜er-Karten in den Blick rückt. Hierauf muss sämtliches Augenmerk liegen. 38 BuchMarkt Juni 2022

Das interaktive Liveformat, das Bücher ins Gespräch bringt! Gaudi für Extrovertierte Animotion von der Edition Spiel- wiese, Vertrieb durch Pegasus, ist ein tierischer Pantomime-Spaß. Sechs Tier- und Eigenschaftskar- ten liegen aus. Eine Würfelvor- gabe bestimmt, welche Aufgabe verlangt wird, z.B. den kuscheligen Elefanten. Die mimische Darstel- lung ohne Worte, maximal mit Tiergeräuschen, muss möglichst ﬂ ott erraten werden. Das schlaf- wandelnde Faultier ist bisher unser Favorit. Alle Spiele auf einen Blick: Maxonaut – Schummeln erlaubt; für 2 bis 8 Personen ab 7 Jahren bei Maxonaut, Spiel- dauer bis ca. 20 Minuten Dollars Wanted; für 2 bis 5 Personen ab 7 Jah- ren bei Huch!, Spieldauer ca. 15 Minuten Abluxxen; für 2 bis 5 Personen ab 10 Jahren bei Amigo, Spieldauer ca. 30 Minuten 7 Seas; für 2 bis 4 Personen ab 8 Jahren bei Abacusspiele, Spieldauer ca. 30 Minuten Animotion; für 3 bis 8 Personen ab 8 Jahren bei Edition Spielwiese (Vertrieb Pegasus), Spieldauer ca. 20 Minuten BuchMarkt Juni 2022 pen 39 „Spielerisch Kund*innen locken“ Verlage und Spielehersteller präsentieren am 8. Juni live ihre Saison-Highlights und Produktno- vitäten. Mit dabei sind u.a. Kosmos, frechverlag, Bababoo & Friends, Huch!, Oink Games und Königsfurt Urania … Vorgestellt werden Spiele für verschiedenste Anlässe wie Reise-, Party-, Rollen- und Solitärspiele sowie kommunikative Spiele. N ä c h s t e r Te r m i n : 8 . J u n i 2 0 2 2 ( 1 4 – 1 7 U h r ) können Buchhändler*innen dabei nicht nur spannende Pro- dukte kennenlernen, sondern erhalten auch Verkaufs- und So- cial-Media-Tipps für eine starke Inszenierung: von Ute Lingen (Buch und Spielkiste Korschen- broich), Beatrix Rosenberg (ehem. Spielschiff Düsseldorf ), Tanja Schantz (yourschantz) und Peter Neugebauer (Spieleempfehler bei BuchMarkt). Die Teilnahme ist für Buchhänd- lerinnen und Buchhändler wie immer kostenlos. Melden Sie sich einfach per E-Mail an unter besuchen@buch-at-handel.de!

P R A X I S Ideenmarkt DEKO-IDEE Mit dem Kongokäfer in die Ferien Hingucker: Das Werkhaus- Klohäuschen liefert Tessloff zur Aktion „Was ist Was – Meine Welt“ PRÄSENTATION Illustriertes Klopapier Im September erscheint bei Tessloff der Band Ich gehe aufs Klo von An- drea Weller-Essers und Iris Hardt in der Reihe „Was ist Was – Meine Welt“. Und die Nürnberger haben sich eine schöne Aktion ausgedacht, mit der das Kinder- sachbuch ab zwei Jahren gemeinsam mit weiteren der Reihe präsentiert wer- den kann: Wer 40 „Was ist Was – Meine Welt“-Titel bestellt, erhält dazu einen Klohäuschen-Toilettenpapier-Abroller aus dem Hause Werkhaus, dazu sechs Rollen Klopapier, das über jeweils drei Blätter mit einer Bildergeschichte von Iris Hardt bedruckt ist. Aktionsplakat und Streuprospekte kommen oben- drauf. Kontakt: vertrieb@tessloff.com 40 Kongokäfer-Aufsteller, von Liliane Oser gestaltet: Für eine Deko des Moritz-Kinderbuchs und anderer Ferien-Lektüre-Tipps – hier im Buchladen Bettina Meyer in Hamburg Dieses Kinderbuch entwickelt sich der- zeit zu einem Liebling des Sortiments, der sich insbesondere in der Urlaubszeit gut verkaufen lässt: Bauer Errﬁn und der Kongokäfer von Regina Wenig und Liliane Oser handelt von urlaubsreifen Tieren, die mit der Bahn zu Bauer Errfin und seiner Frau Hulda fahren, um sich zu erholen. Katrin Rüger, Inhaberin der Buchhandlung Buchpalast in München, hat zu dem Titel eine ganze Aktion kon- zipiert – s.a. BuchMarkt 3/2022, Seite 102 sowie moritzverlag.de/kongokaefer/. Auch bei einer Onlineveranstaltung der IG Leseförderung im Börsenverein in Ko- operation mit den Landesverbänden am 31. Mai wird Katrin Rüger das Projekt vorstellen, weitere Anregungen gibt es von ihren Kolleg*innen unter dem Motto „Le- BuchMarkt Juni 2022 seförderung – Kooperationen mit Kitas und Schulen. Wie Buchhandlungen mit Angeboten an Kitas und Schulen Kon- takte herstellen, pflegen und nutzen kön- nen. Beispiele aus dem Sortiment“. Die Teilnahme ist für Börsenvereinsmitglieder kostenlos, Infos unter boersenverein.de/ veranstaltungen-termine/. Und auch die Illustratorin des Kinder- buchs hat sich etwas Besonderes ausge- dacht: Sie hat Aufsteller gestaltet, die zunächst im Buchladen Bettina Meyer in Hamburg zum Einsatz kommen. Sobald sie dort nicht mehr gebraucht werden, gehen sie zurück an Liliane Oser, die sie gerne erneut verleiht. Kontakt: Moritz Verlag, Daniela Lang, d.lang@ moritzverlag.de

SPIELE-KLASSIKER Sehnsuchtsinsel Catan Wer kennt sie nicht, Die Siedler von Catan?! 1995 erschienen, war es bereits das vierte „Spiel des Jahres“ für den da- mals 43-jährigen Klaus Teuber, doch weder Barba- rossa, Adel verpflichtet oder Drunter und drüber haben eine solche Wirkung erzielt. In seinem Buch Mein Weg nach Catan (Langen Müller 2020) erzählt Klaus Teuber von seiner Begeisterung für Spiele, etwa für Doppelkopf, das er aber nicht nur als eine vergnügliche und gleichzei- tig intelligente Unterhaltung wahrnimmt, sondern das er auch für sich so analysiert: „Bei all meinen Spielen habe ich versucht, ein ähnlich span- nendes Spielgefühl zu erzeugen, wie ich es bei Doppelkopf empfinde. Dazu gehören Zufalls- oder Glückselemente, die mich im- mer wieder vor neue Herausforderungen stellen, damit das Spiel nicht ausrechenbar wird. Die Glückselemente dürfen den Spie- lern jedoch nicht das Gefühl geben, gespielt zu werden. Die Spieler sollten die Möglich- keit haben, den Zufall zu beeinflussen.“ Zuhause schafft sich Klaus Teuber ein kleines (Keller-)Refugium, in dem er an eigenen Spielideen tüftelt. Auf die Frage, welchen Beruf haben Sie, mit „Spieleau- tor“ antworten zu können, war nie das erklärte Ziel. Spielideen zum Leben zu erwecken war und bleibt Teubers Hobby, getragen vor allem von seiner Frau Claudia und später auch von seinen Kindern, die sich stets bereit erklärten, das auszupro- bieren, was in langer Arbeit gereift war. Inspiriert durch die Erdzauber-Trilogie von Patricia McKillip entsteht 1986 das Spiel Rätselmeister. Hier charakterisiert sich bereits, dass Teuber immer von einer Geschichte herkommt, die er in seinen Spielen erzählen will. Aber Mein Weg nach Catan ist beileibe keine alleinige Aneinanderreihung von eigenen „Werken“. Private Schicksals- schläge finden ebenso Raum wie klei- ne, feine Analysen der Spieleszene jener P R A X I S H Ä D E C K E Glück hat viele Teller. Klaus Teuber: Der Erfinder von Die Siedler von Catan wird am 25. Juni 70 Jahre alt, im September erscheint der Auftakt zu seiner Roman-Trilogie J E T Z T N E U ! Jahre. Und so ist sein Buch gleichzeitig schön-emotionaler Rückblick für alle, die als Spielbegeisterte diese Jahre erlebt ha- ben. Sachlich und sympathisch, nie sich selbst hervorhebend, berichtet Teuber, wie sein geniales Spiel Die Siedler von Catan entstand, welchen Schicksalsfü- gungen es bedurfte und wie schließlich eine Marke entstand: Catan. Und das ist die eigentliche Leistung: „Aufgrund des anhaltenden, großen Erfolges von Catan und des dadurch angewachsenen Arbeits- pensums beschloss ich 1998, meinen al- ten Beruf an den Nagel zu hängen und zukünftig als freier Spieleautor tätig zu sein.“ Er gründet die Catan GmbH, entwickelt thematische Varianten. Seine beiden Söh- ne sind inzwischen Teilhaber mit festen Aufgabengebieten und halten so ihrem Vater den Rücken frei, um weitere Spiel- ideen verwirklichen zu können. Und ihm in der jüngsten Vergangenheit auch Raum zu geben für ein ganz besonderes Debüt: Klaus Teuber wird Romanautor! Im Ok- tober 2022 erscheint Catan. Der Roman, Auftakt einer Trilogie, bei Kosmos. Am 25. Juni 2022 feiert Klaus Teuber seinen 70. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! RAINER SCHEER Kontakt: www.kosmos.de Frühstücksglück 70 süße & herzhafte Rezepte für den Start in den Tag von Sandrine Saadi 204 Seiten, 154 Abbildungen, 21 ×24,5 cm, veredeltes Hardcover nachhaltig auf PEFC-Materialein produziert € [D] 26,– · ISBN 978-3-7750-0817-4 Mit Lust und Liebe genießen – seit über 100 Jahren Bester Kochbuchverlag Europas 2019 Bester Kochbuchverlag Deutschlands 2020 Deutscher Verlagspreis 2021 BuchMarkt Juni 2022 41 Deutscher Verlagspreis 2019 Hauptpreisträger www.hädecke.de

P R A X I S Verkaufshilfe BENZES BESONDERES BUCH Sind Liebeserklärungen objektiv? Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, sind Liebeserklärungen objektiv? Natürlich nicht. Sehr wohl aber können sie glaubwürdig und verlässlich sein. Mehr noch. LeserInnen der einzigartigen Liebeserklärungen des Christoph Brumme werden seine Angebetete, die Ukraine, nicht nur besser verstehen und würdigen, sondern ins Herz schließen. Belege für die Glaubwürdigkeit von Brummes Liebeserklärungen: • Der Autor hat neun Sommer lang fast 30.000 Kilometer weit dieses Land buchstäblich erfahren. Überwiegend mit dem Fahrrad. • Ein Zitat mag belegen, wie die Reise des Autors von Einheimischen aufgenommen wurde: „(…) Viele Ukrainer machten mir Komplimente, weil ich nicht als Zeuge des Sofas über Land und Leute schrieb, sondern auch 2014 wie jedes Jahr mit dem Fahrrad durch das Land fuhr (…).“ Brumme berichtet über viele Einladungen, Hilfeleistun- gen und warmherzige Gastfreundschaft. Dass der Fremde zum Mitbürger wurde, heute mit einer Ukrainerin verheiratet ist und Poltawa seine Lieb- lingsstadt wurde, bekräftigt die Verlässlichkeit seiner Berichte. • Als weiteren Beweis für die Liebeswürdigkeit der Ukraine zitiere ich einen Russen aus Testfall Ukraine, Europa und seine Werte (edition suhr- kamp): „(…) Die Ukraine war ein völlig anderes Land. In das ich mich auf den ersten Blick unwi- derruflich verliebte. Ich sah, dass die Ukrainer ein gutmütiges, völlig unaggressives, unkriegerisches Volk sind (…).“ • Christoph Brumme verdient überdies dank sei- ner Reisen durch mehr als zwanzig Länder großes Vertrauen. • Dieses 2019 erschienene Buch zeichnen außer- dem Einfühlung und Weitsicht aus: Was Brum- me nach der völkerrechtswidrigen Annektion der Krim (2014), vor deren verbrecherischen Eska- lationen (2022) wahrnahm, können, ja, sollten wir als Richtschnur für unsere Einschätzung und Haltung nutzen. Wie ist das Buch gegliedert und warum berührt es Seite für Seite? • Das Werk nimmt uns mit einer bewegenden Einführung „Friedliches, schönes Land“ in neun packenden Kapiteln und zwei fesselnden Fotopas- sagen an die Hand. Wir begleiten den Reisenden in den Donbass, in die „Unendliche Weite der Natur und Tiere“, die kulturelle Hauptstadt Poltawa, zu den Schätzen von Heimatliebe, Kunst, Kultur und Sport, zu den tragisch getönten Themen „Freiheit oder Tod“, Politik und Revolutionen. Wir teilen mit dem Autor dank seiner Schilderungen von köstli- chem Essen und Trinken den Genuss von Ukrai- nern bevorzugter Naturprodukte wie Okroschka, Borscht oder Kosakentee, sind gerührt von einem „Land ohne Zäune“ und gewinnen inspirierende Einsichten. Welche Denkanstöße bietet das Buch? • Aus der Fülle der 111 Gründe, die Ukraine zu lieben und ihrer höchst anschaulichen Begrün- dungen könnte ich unzählige zitieren. Hier eine kleine Auswahl: • Der 28. Grund belegt diesen Wesenszug des ukrainischen Volkes: „(…) Doch die Lust an der Selbstversklavung, die in Russland so populär ist, ist Ukrainern vollkommen fremd (…).“ • Der 59. Grund „Weil Ukrainer niemals auf- geben“ bringt Begegnungen mit Menschen, die sich trotz schlimmster Behinderungen und Schick- salsschläge nicht unterkriegen lassen. Brumme schließt so: „(…) Man sieht, es gibt Ukrainer, die niemals aufgeben und enorme Willenskräfte ent- wickeln. Insofern stehen sie beispielhaft für die ukrainische Mentalität und Nation.“ • Der 37. Grund liefert dem Buchhandel ein zu- sätzliches Motiv, dieses Buch im Juni ins Schau- fenster zu stellen. Im Artikel „Weil Feier- und Gedenktage die Geschichte erklären“ erfahren wir, dass die Ukrainer am 28. Juni den Tag der Ver- fassung begehen. 1996 verabschiedete das ukra- inische Parlament die „Werchowna Rada“, die neue Verfassung des unabhängigen ukrainischen Staates. Darin wird u.a. vorbehaltlose Meinungs- freiheit garantiert. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie fördern Meinungsbildung und -freiheit, wenn Sie Chris- toph Brummes einzigartiges Buch empfehlen. Überdies tragen Sie dazu bei, dass Wissenslücken über ein herrliches Land geschlossen und Solida- rität mit der Ukraine gesteigert werden! Christoph Brumme 111 Gründe, die Ukraine zu lieben – Eine Liebeserklä- rung an das schönste Land der Welt Schwarzkopf & Schwarzkopf SERVICE Wollen Sie dieses Buch besonders of- ferieren? BuchMarkt-Lesern bietet Helmut Benze kostenfrei- es Telefoncoaching an. Termin- absprache unter 0170/3403903 42 BuchMarkt Juni 2022

Azubis berichten P R A X I S „Nur gemeinsam sind wir grüner!“ Unter diesem Motto fand im März 2022 am mediacampus frankfurt ein Projekt zum Thema Nachhaltigkeit statt. Initiiert wurde das Ganze durch die Projektreise „17/17 – Auf dem Weg zur Schule der Zukunft“ des Teachers for Future Germany e.V.. Zwei Schülerinnen berichten hier von ihren Erfahrungen Projektgruppe Green Guide: Es ging um die Frage, wie das gemeinsame Lernen am Campus noch ressourcenschonender und nachhaltiger werden kann In drei Wochen zum mediacampus Green Guide Zu Beginn des 222. Berufsschulblocks haben wir uns mit sieben weiteren Schü- lerinnen der Mittelstufe unter Anleitung von zwei Dozentinnen zusammengetan, um den mediacampus Green Guide zu entwickeln. Es ging um die Frage: „Wie kann das gemeinsame Leben und Lernen an unserer Schule noch ressourcenscho- nender und nachhaltiger werden?“ Da der mfc zugleich ein Internat ist, wurden ne- ben unterrichtsbezogenen Themen auch viele Bereiche des alltäglichen Lebens beleuchtet. Neben nachhaltigen Mate- rialien und dem Digital Footprint haben wir uns auch mit der Mensa, Mülltren- nung und Energie- und Wassereffizienz am Campus beschäftigt. Es wurden gemeinsam mit den verantwortlichen Mitarbeiter*innen Vorschläge entwi- ckelt, z.T. direkt auf den Weg gebracht und am 30.3.22, im Rahmen des Besuchs der Teachers for Future, in einer Online- Veranstaltung vorgestellt. Wer wir sind und was uns bewegt hat Ich bin Linda Kirste, Auszubildende bei Thalia in Dresden. Mit dem Thema Nachhaltigkeit bin ich bereits groß gewor- den. Eigenes Gemüse anbauen, den Müll sorgfältig trennen und möglichst wenig wegschmeißen. Wie sehr mir einige dieser Aspekte am Herzen liegen, wurde mir aber erst als Au-Pair in Amerika bewusst, als ich in einer Gastfamilie gelebt habe, für die Mülltrennung ein Fremdwort ist. Unter anderem dieses Thema ist nicht nur mir am Campus direkt aufgefallen, und ich fand es toll, wie schnell auch die Verantwortlichen dafür zu begeistern waren. Mein Name ist Anna Eufinger, Auszu- bildende bei Thalia in Ulm, und ich fand es spannend, mit welchen Herausforde- rungen man konfrontiert ist, wenn man private, nachhaltige Verhaltensweisen in einen öffentlichen Kontext übersetzt. Die konstruktive Diskussion mit den Bran- chenvertretern bei der Präsentation am Ende hat einem das Gefühl vermittelt, gehört zu werden und einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Ein vielversprechender Start in eine grünere Zukunft Erste Ergebnisse unserer Arbeit konnten wir noch während unseres neunwöchigen Aufenthalts am mfc miterleben. Die Ein- führung eines zweiten Veggie-Days in der Mensa, die Umstellung auf zertifiziertes Recyclingpapier und das Anlegen eines „Schulgartens“ sind nur einige Schritte in die richtige Richtung. Sowohl das Team des mfc als auch wir, die Projektgruppe, würden uns sehr freuen, wenn die Ideen von zukünftigen Schüler*innen weiter- entwickelt, ergänzt und vor allem gelebt werden. BuchMarkt Juni 2022 43

P R A X I S Die Besten BESTSELLER Erstellt von BELLETRISTIK SACHBUCH KINDER- & JUGENDBUCH Bonnie Garmus, Eine Frage der Chemie, Piper Volker Klüpfel/Michael Kobr, Aﬀ enhitze, Ullstein Gil Ribeiro, Einsame Entscheidung, Kiepenheuer & Witsch Paluten/Klaas Kern, Reise zum Mittelschlund der Erde, Community Editions Jan Weiler, Der Markisenmann, Heyne Emmanuel Carrère, Yoga, Matthes & Seitz Berlin Ildiko von Kürthy, Morgen kann kommen, Wunderlich 6 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 Christina von Dreien, Der Ungehorsam der Liebe, Govinda Lisa Federle, Auf krummen Wegen geradeaus, Droemer Knaur Marietta Slomka, Nachts im Kanzleramt, Droemer Knaur Catherine Belton, Putins Netz, HarperCollins Ulrike Guèrot, Wer schweigt, stimmt zu, Westend Christiane Hoﬀ mann, Alles, was wir nicht erinnern, C.H. Beck „Christiane Hoﬀ mann sucht nach der Gegenwart der Vergangenheit. (...) Ihr Buch überführt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins —˜. Jahrhundert und mahnt an die Schrecken des Krieges (...).“ 7 8 9 Kurt Krömer, Du darfst nicht alles glauben, was du denkst, Kiepenheuer & Witsch Monchi, Niemals satt, Kiepenheuer & Witsch Peter Vajkoczy/Gisela Fichtl, Kopfarbeit, Droemer Knaur 10 Ulrich Walter, Die verrückte Welt der Physik, Komplett-Media 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Igor Jourist, Bildwörterbuch für Kinder und Eltern. Ukrainisch-Deutsch, Jourist Bambino Verlag, Meine ersten Š‹‹‹ Wörter Bildwörterbuch Deutsch-Ukrainisch- Russisch, Interkultura Bildungsverlag Susanne Böse, Im Supermarkt, Hueber Margit Auer, Die Schule der magischen Tiere – Der Flötenschreck, Carlsen Ulrike Fischer, Im Wald, Hueber Stella Tack, Kiss Me Now, Ravensburger Colleen Hoover, Summer of Hearts and Souls, dtv Ulrike Fischer, Beim Kinderarzt, Hueber Alice Oseman, Heartstopper Š, Loewe 10 Gina Mayer, Internat der bösen Tiere – Die Schamanin, Ravensburger „Im Traum erscheint Noël eine Wölﬁ n: die Schamanin. Sie hat eine Botschaft für ihn: Wenn er nicht in das Boot steigt, das am Ufer auf ihn wartet, wird ein großes Unglück geschehen. Ist das eine Falle?“ „Ein lebenskluger Roman von Ildiko von Kürthy für und über Frauen, die aus dem Schatten treten, zerstörerische Beziehungen beenden und endlich die Bühne ihres eigenen Lebens erobern.“ 8 9 10 Nino Haratischwili, Das mangelnde Licht, Frankfurter Verlagsanstalt Elizabeth George, Was im Verborgenen ruht, Goldmann Wolf Haas, Müll, Hoﬀ mann und Campe B U C H T i p p Irene Vallejo, Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern, Diogenes Leidenschaftliche Hommage E ine Reise durch die Geschichte des Bu- ches: Irene Vallejo verbindet klassische Werke mit zeitgenössischen Debatten. In einem Brief an die Buchhändlerinnen und Buch- händler schreibt sie: „Seit Jahrhunderten bieten uns Bücher eine heimelige Zuﬂ ucht, geschützt vor der Witterung, Notlagen und Schweigen. Nach den Tagen des Kummers und des Eingeschlossen- seins, die wir in der letzten Zeit durchlebt haben, stellen wir – einmal mehr – fest, dass das gedruck- te Wort unsere Anspannung lindert und uns reisen lässt, über Balkone und Grenzen hinaus. Lesen war noch nie eine einsame Tätigkeit, noch nicht einmal, wenn es in der Abgeschiedenheit statt- ﬁ ndet. Es ist ein kollektiver Akt, der uns anderen geistig annähert, und dabei untermauert es immer wieder die Möglichkeit eines Verständnisses, das über Zeitalter und Schlagbäume hinwegﬂ iegt. In ihrer jahrtausendealten Geschichte erwiesen sich die Bücher, diese Schreine aus Papier, Buchsta- be für Buchstabe und Abschrift für Abschrift, als unsere besten Verbündeten gegen die Zerstörung und das Vergessen. Die Seiten, die wir geliebt ha- ben, wohnen tief in unserer Erinnerung.“ 44 BuchMarkt Juni 2022 BESTSELLER NACH UMSATZ Erstellt von 1 Volker Klüpfel/Michael Kobr, Aﬀ enhitze, Ullstein 2 3 4 5 Bonnie Garmus, Eine Frage der Chemie, Piper Gil Ribeiro, Einsame Entscheidung, Kiepenheuer & Witsch Martin Walker, Tête-à-Tête, Diogenes Carsten Henn, Der Geschichtenbäcker, Piper

BESTENLISTEN BUSINESSBÜCHER Erstellt von 1 2 3 4 5 Michael E. Mann, Propagandaschlacht ums Klima, Heise Medien Phil Simon, Zoom für Dummies, Wiley- VCH Marc Brackett, Die Kraft der Gefühle, Unimedica Marty Cagan und Chris Jones, Empowered, Wiley-VCH René Schumann, Stefan Oswald und Philippe Gillen, Verhandeln mit System, Springer Die Bestenliste basiert auf der Bewertung durch die getAbstract-Redaktion, den Download-Zahlen der Zusammenfassungen und Abverkauf bei Amazon. BuchMarkt-Leser können sich exklusiv die Zusam- menfassung eines Buches herunterladen. In diesem Monat: Propagandaschlacht ums Klima (www.getab- stract.com/buchmarkt) HÖRBÜCHER Erstellt von  Dima Al-Bitar Kalaji, Annika Reich & Christiane Collorio, Weiterschreiben. (W) Ortwechseln, gelesen von Sabin Tambrea, Melika Foroutan u.v.a., Der Hörverlag  Julia May Jonas, Vladimir, gelesen von Martina Gedeck, Random House Audio  Klaus Sander & Maike Struve, Trotzdem Mutter, erzählt von Inge, Ute, Ramona, supposé von Lisa Hrdina, Der Diwan  Yael Inokai, Ein simpler Eingriﬀ , gelesen  Jörg Mühle, Nur noch kurz die Ohren kraulen? Hasenkinds Mitmach-Geschichten, Hörspiel mit Kai Hohage, Marte Engels und Ben Delano, Der Audio Verlag  Euripides, Die Orestie, Hörspiel mit Melika Foroutan, Michael Rotschopf u.a., Der Hörverlag Sagurna, steinbach sprechende bücher  Kathrin Werner, Niu, gelesen von Alexandra  Martin Baltscheit, Der kleine Esel Liebernicht und ein Sommer voller Abenteuer, gelesen von Martin Baltscheit, der Hörverlag von Gert Heidenreich, silberﬁ sch  Michael Ende, Lenchens Geheimnis, gelesen  Nicolas Gorny, Als Papa auf einen Knopf drückte und wir fast von einem Dino gefressen wurden, gelesen von Martin Baltscheit, Oetinger Audio Die Bestenliste setzt sich aus den Hörbuchtiteln zusammen, die die Rezensenten des Kundenmaga- zins „Bücher“ mit dem Prädikat „Grandios“ bewertet haben. D V D T i p p P R A X I S  Für den zwölfjährigen Ranji aus Mumbai ist Bolly- wood das Größte: Die bunten Filme der indischen Filmindu- strie mit ihren ansteckenden Songs und Tanzchoreographi- en machen ihn glücklich – wie Millionen anderer Landsleute. Nichts wünscht er sich mehr, als einmal mit seinem erklärten Helden, dem indischen Superstar Amir Roshan, vor der Kamera zu stehen. Doch seine große Sehnsucht rückt in unerreichbare Ferne, als seine Eltern dem Jungen ihren Traum eröﬀ nen, ins weit entfernte Deutschland auszuwandern. Nur die Hoﬀ nung auf die Teilnahme an einem Casting für den neuen Film von Amir Roshan hält ihn aufrecht – auch wenn das in seiner alten Heimat Indien stattﬁ ndet. Für seine Träume muss man kämpfen - von allein gehen sie nicht in Erfüllung. Das weiß auch Nachbarsmädchen Toni, die sich für Ranji als unerwartete Verbündete erweist. Mit Mut und vereinten Kräften machen sich die beiden daran, ihre Träume wahr werden zu lassen - und ﬁ nden dabei auch noch das Glück wahrer Freundschaft. So schwungvoll, modern und mitreißend kann Fa- mily Entertainment Made in Germany sein: Lars Montag („How to Sell Drugs Online (Fast)“) ist mit Träume sind wie wilde Tiger ein absoluter Ausnah- meﬁ lm gelungen, der sofort ins Blut geht. Geför- dert von der Initiative „Der besondere Kinderﬁ lm“, erzählt dieser furiose Culture-Clash, in dem die Metropolen Berlin und Mumbai auf unvergess- liche Weise aufeinanderprallen, von Sehnsucht, Solidarität, dem Glauben an sich selbst und dem Erfüllen verrückter Träume. Mit Shan Robitzky, der in der Rolle des Ranji singt und tanzt, als gäbe es kein Morgen mehr, und Annlis Krischke als Toni besticht der Film mit zwei tollen Neuentde- ckungen. Ranjis Eltern werden gespielt von Murali Perumal und Sushila Sara Mai, unterstützt werden sie von namhaften Kollegen wie Simon Schwarz, Anne Ratte-Polle, Nina Petri und Herbert Knaup. Für ansteckende Stimmung sorgt die Ohrwurm- Musik vom „Bibi & Tina“-Duo Plate und Sommer. Die Choreographie in bester Bollywood-Manier stammt von Regina Weber und Jimmie Surles. Entstanden ist ein Film mit viel Humor für die ganze Familie und ein Blick in eine exotische Welt, die verzaubert. Träume sind wie wilde Tiger wurde mit dem Prädi- kat „wertvoll“ ausgezeichnet (FBW), erhielt beim Kinofest Lünen £¤£¥ die „Rakete“ für den Besten Kinderﬁ lm und wurde beim International Film Festival Jaipur £¤££ mit dem „Best Childrens Film Award“ ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde Lars Montags Regiearbeit beim Filmkunstfest Meck- lenburg-Vorpommern £¤£¥ und MICHEL Kinder und Jugend Filmfest £¤£¥ als „Bester Kinder- und Jugendﬁ lm“ mit einer Nominierung geehrt. Die fröhliche Culture-Clash-Komödie ist ab ¥¦. Juli £¤££ als DVD erhältlich. Digital bereits ab ¦. Juli £¤££ verfügbar. Euro Video Medien verlost zweimal die DVD Träume sind wie wilde Tiger. Einfach E-Mail mit dem Begriﬀ „Träume“ an verlosung@buchmarkt. de schicken.  Die unkonventionelle Ab- schiedsrede der frisch pensi- onierten Literaturprofessorin Harriet „Harry“ Wild (Jane Seymour) vor ihren gebannten Studentinnen und Studenten veranschaulicht schon gleich zu Anfang den eigenwilligen Charakter der Titelheldin der neuen humorvol- len ZDF-Krimiserie Harry Wild – Mörderjagd in Dublin. Harry ist klug, mutig, temperamentvoll, schlagfertig, lustig, extraordinär und bisweilen auch extra ordinär … £¦ Jahre lehrte Harry an der Universität, jetzt plant sie, ihren Ruhestand zu genießen und endlich ihren ersten eigenen Roman zu schreiben. Doch weiter als bis zur Überschrift „Kapitel ¥“ kommt sie nicht, denn sie wird auf oﬀ ener Straße Opfer eines Über- falls, bei dem ihr die Geldbörse geklaut wird. Ihr Sohn Charlie (Kevin Ryan), leitender Detective bei der Garda in Dublin, lässt sie aufgrund ihrer Kopfverletzung zur Sicherheit bei ihm und seiner Familie für einige Tage wohnen. Als Harry dort nachts nicht schlafen kann, studiert sie heimlich die Akte eines Mordfalls, die ihr Sohn mit nach Hause genommen hatte. Dabei entdeckt sie Paral- lelen zu dem literarischen Klassiker Calabras von Edmond Porter. Als sie Charlie davon berichtet, ist dieser empört, dass sie polizeiliche Unterlagen liest und schenkt ihr keinen Glauben. Kurzerhand beschließt Harry, selbst die Ermittlungen aufzu- nehmen. Zufällig triﬀ t sie auf den jungen Fergus (Rohan Nedd), der sie überfallen hat, verfolgt ihn und sieht, wie liebevoll er sich um seine kleine Schwester kümmert. Bewaﬀ net konfrontiert sie den Gelegenheitsdieb und macht ihm ein Ange- bot, das er nicht ablehnen kann: Wenn er ihr bei einer Observierung hilft, verrät sie ihn nicht an die Polizei. Durch ihre unterschiedlichen Fähig- keiten werden Harry und ihr jugendlicher Sidekick schnell zu einem ungewöhnlichen Dreamteam … Die irisch-britische Krimiserie Harry Wild – Mör- derjagd in Dublin, die bei Edel Motion als DVD veröﬀ entlicht wird, ist ein amüsantes Crime Pro- cedural mit einer umwerfenden Hauptdarstellerin, dem ehemaligen Bond-Girl und Ärztin aus Leiden- schaft, der Emmy- und Golden Globe-Gewinnerin Jane Seymour. Die ¥ª«¥ als Joyce Penelope Wil- helmina Frankenberg im englischen Middlesex geborene Schauspielerin verleiht der Rolle der toughen Professorin für englische Literatur, Harry Wild, eine unnachahmliche Kombination aus In- telligenz, Humor und Sex-Appeal und bricht somit eine Lanze für Darstellerinnen in ihren „goldenen Jahren“. Seymour über die eigenwillige Harry: „Sie lebt das Leben so, wie es ihr passt. Ich glaube, sie ist die Art von Frau, die viele insgeheim gerne wären. Ich glaube auch, dass es eine Generation von Babyboomern gibt, die sagen: ‚Mein Leben ist viel interessanter und komplizierter als das Leben einer ¥®-Jährigen‘.“ Kurzum: Harry Wild führt einen Lebensstil, wie man ihn von vielen männlichen Figuren in Krimi- serien kennt und ist eine erfrischende, moderne Abwechslung in einer langen Liste von reiferen weiblichen Detektiven. Edel Motion verlost zweimal die DVD Harry Wild – Mörderjagd in Dublin. Einfach E-Mail mit dem Be- griﬀ „Harry“ an verlosung@buchmarkt.de schicken.  EINSENDESCHLUSS für die Verlosung ist der .. BuchMarkt Juni 2022 45

P R A X I S Verkaufsargumente All die schönen Bücher ... gesichtet von Ellen Pomikalko Klaus Bittermann, Wolfgang Pohrt, Edition Tiamat Was für ein Buch. Vom Untertitel Der Intellek- tuelle als Unruhestifter angezogen, in der linken Szene aber nicht zuhause, kannte ich seinen Namen gar nicht und fürchtete eine Weile auch, diese Biogra- ﬁ e allein sprachlich nicht verstehen zu können. Nun habe ich, je weiter ich las, je mehr verstanden und kann seine tief durchdachten Polemiken nachvollziehen. Er argumentierte gegen den Verbleib des Nazidenkens und den tödlichen Hass auf andere. Da er auch die Linken in vie- lem vor den Kopf gestoßen hat, musste er sich beruﬂ ich mühsam durchbeißen. Vielleicht ist meine DDR-Sozialisation in dieser Hinsicht hilfreich gewesen: Wozu Pohrt sein ganzes Leben gebraucht hat – alle Anstrengungen für eine gerechtere, ausbeutungsfreie Gesellschaft als (fast) aussichtslos zu erkennen –, das haben wir schon als Oberschüler empfunden. Denn was man dort als Sozialismus bezeichne- te, war nichts als eine stramme Diktatur nach Stalinmuster mit tödlichen Folgen für Oppositionelle und blieb weit hinter den schon errungenen bürgerlichen Frei- heiten zurück. Man durfte nicht wirklich wählen und wurde auch in Ämter nicht ge- wählt, sondern blieb als parteibestimmter Funktionär (Bonze sagten wir) bei Wohl- verhalten (wir nannten es Kadavergehor- sam) lebenslang im Amt. Die Nachteile des „Kapitalismus“ wogen die des Staats- kapitalismus bei weitem nicht auf. Und dessen ungeachtet, denke ich, hat alles immer eine Kehrseite. Nichts (und nie- mand) ist vollkommen, und man kann die Geschichte nicht vorhersagen wie Marx. Am Ende ist der Soziologe Pohrt ziemlich desillusioniert, was Reform oder gar Revo- lution betriﬀ t. Aber seine Ansichten und Bücher, die hier ausführlich vorgestellt werden, sind sehr aufschlussreich und re- kapitulieren die deutsche Nachkriegszeit bis heute. Jeder Regierende muss mit der ELLEN POMIKALKO Kritikerin Hybris kämpfen, der liebe Gott zu sein. Dieses Buch hilft ihm bei der Wahrheits- ﬁ ndung. Und jedem Normalo, seine Le- benslügen und die (leider noch immer übliche) Barbarisierung seiner Gesinnung zu erkennen. Damit die Demokratie sich bessert, bevor uns ein Atomschlag aus- rottet. (¡¢¡ S., £¡ Euro) Catherine Raven, Fuchs & ich, S. Fischer Die Geschichte einer un- gewöhnlichen Freund- schaft (Untertitel) ist nicht ganz eindeutig, denn die junge Rangerin, die mit ¥¦ zu Hause ausgezogen ist, weil die Eltern sie nicht wollten und schlecht behandelt haben, so dass sie sich in der Natur von Montana einrichtete und viel allein war, hat zwar den Fuchs, der sie nachmittags besuchte, als ihren Freund betrachtet und ihm aus Der kleine Prinz vorgelesen, aber wie er die Sache ansah, bleibt doch oﬀ en. Auf jeden Fall schildert sie ihre Zeit in der Wildnis und ihre Erleb- nisse bei Wind und Wetter ziemlich genau, und wir erleben den Unterschied zwischen einem tierischen und einem menschlichen Leben sehr hautnah mit. Dass man Tieren in der Wildnis bei Unfällen nicht helfen darf, weil ihr Sterben „natürlich“ sei, kann 46 BuchMarkt Juni 2022 ich nicht nachvollziehen. Das ist sicher ein weites Feld. (©ª« S., ¢¢ Euro) Camille Laurens, Es ist ein Mädchen, dtv Obwohl nicht mehr ganz so deutlich – noch im- mer unterscheidet sich die Geburt eines Jungen von der eines Mädchens. Worin die Unterschiede genau bestehen, bringt die französische Autorin emotio- nal ziemlich leidenschaftlich zur Sprache, erst am Beispiel ihrer eigenen Geburt als zweite Schwester, dann am Beispiel ih- res ersten Kindes, eines Jungen, der unter unglücklichen (von der Familie verschul- deten) Umständen stirbt, und dann einer Tochter, die sich nicht mädchenhaft entwi- ckelt. Das Thema ist natürlich männerdo- minant besetzt, aber man bekommt seine Verästelungen hier überdeutlich mit, wenn man sich nicht darüber hinwegsetzen möchte oder kann. Denn Mensch bleibt schließlich Mensch, wie auch sie am Ende feststellt. (¢¦© S., ¢¢ Euro) Laila Lalami, Die Anderen, Kein & Aber Im Mittelpunkt steht (eigentlich) Nora, die Komponistin. Aber als Kind eines aus Marokko zugezogenen Ehepaares schleppt sie oﬀ enbar lebenslang die Wur- zeln einer anderen Kultur mit sich herum. So gestaltet sie auch alle andern Figuren ihres Umfelds in Ich-Erzählungen über die Konﬂ ikte ihres Lebens. Das macht die Sachlage zumindest gewaltlastig und traurig. Denn nirgends winkt etwas Zu- versicht und Selbstbewusstsein, und wenn doch mal, dann hört es leider wieder auf. Sie folgt in vielem ihrer Mutter, die in ein neues Land zog. „Wie wäre es uns ergan- gen, wenn sie geblieben wäre? Vielleicht

P R A X I S hätte ich das ersehnte normale Leben ge- habt, hätte mich zugehörig gefühlt, hätte nicht aus Schulbüchern, Zeitungen und Filmen lernen müssen, mich einmal mit eigenen Augen und dann wieder mit denen der anderen zu sehen. Vielleicht hätte ich nicht so verzweifelt versucht, mich anzu- passen und gleichzeitig aufzufallen.“ Sie ist (noch) nicht erfolgreich als Komponistin. Auch ihre Mutter hätte sich eine heile Welt vorgestellt. Das scheint mir ein Haupthin- derungsgrund fürs Unglücklich- und Al- leinsein, um das es hier oft geht. Dann schimmert ein Ausweg. (Š‹Œ S., ŽŠ Euro) Sohn) hilft ihm klug und furchtlos, aber ob Wilhelm nach seiner Fahrt mit den betrun- kenen Söldnern über den See wieder nach Hause kommt? Die Geschichte ist immer sehr spannend und zeigt die armen Leute auf sich und wenige Nachbarn angewiesen; wenigstens das ist heute besser. Gessler ist ein gar nicht so blutgieriger Landvogt, der verliebte Briefe an seine Frau schreibt. Den Grüß-Hut hat wohl jemand anders erfun- den, womöglich gar ein Schwyzer? Wie man ein Volk in die Knie zwingt, erlebt man hier zähneknirschend mit. Tipp an Putin? Mann, Mann, welch eine Geschichte steckt in der Geschichte! (ŽžŸ S., ŽŽ Euro) Joachim B. Schmidt, Tell, Diogenes Der Mythos Tell hätte auch wie in diesem Mit- telalter-Roman entste- hen können. Der ist ein wortkarger Bergbauer, der seinem in den Bergen verschollenen Bruder Peter ins Ehebett mit Hedwig folgt. Morgens sitzt ein Bär vor dem Haus, den Tell mit seiner Armbrust erledigen will, den Hedwig aber mit Topfdeckelgeklap- per vertreibt. Die Schweizer sind unter habsburgischer Herrschaft total rechtlos, die Sitten amoralisch wie heute in der be- setzten Ukraine. Alle Umstände deuten auf Tells Untergang hin, weil die willi- gen Helfer der Unterdrücker ihn auf dem Kieker haben. Sein Sohn Walter (Peters Barbara Schmitz, Was ist ein lebenswertes Leben?, Reclam Als sie mit ‹Ÿ ein be- hindertes Kind bekam, wurde die angehende Philosophin auf die Problematik aufmerksam und befasste sich damit. Sie erzählt, wie früher damit umgegangen wurde (Euthanasie!) und wie sich die Meinung geändert hat. An vielen Fallbeispielen zeigt sie eine Entwicklung zu gelungener Inklusion. Selbstbestim- mung und Teilhabe an der Gesellschaft sind möglich, Diskriminierung und Stig- matisierung unmoralisch. Ihr Plädoyer klärt über alle Aspekte von Gesundheit über Alter und Demenz bis zur Suizidfra- ge auf und erweitert das Wissen und die Empathie. (Ÿ¡Ž S., Ÿ¢ Euro) Aharon Appelfeld, Sommernächte, Rowohlt. Berlin Die biblisch anmutende Geschichte spielt sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in der Ukra- ine ab. Der elfjährige Michael und ein greiser Blinder, der früher einmal Kom- mandant einer Spezialeinheit (!) gewesen ist, wandern als mittellose Landstreicher durch die Dörfer und warten auf den Frie- den. In der Ferne hören sie Kanonendon- ner. An Sonntagen stellen sie sich vor die Dorfkirchen – Landstreicher dürfen nicht hinein – und bekommen Almosen, mal mehr, mal weniger. Da Michael Jude ist, nennt Großvater Sergei ihn Janek. Man darf die Erzählung gern allegorisch ver- stehen, weil der sehr fromme Opa dem Jungen die Welt gleichnishaft erklärt. Jan- eks Eltern, kurz zuvor mit einem großen Holzlager pleite gegangen, sind sicher den öfter erwähnten deutschen Truppen zum Opfer gefallen. Da wir die Historie kennen, hegen wir weniger Zuversicht als Sergei, zumal die Wirklichkeit den Armen und Schwachen fast nur Gewalt antut. Das Buch lehrt Güte und Genügsamkeit. „Wer ist reich? Wer sich freut an dem, was er hat.“ (ŽŽŽ S., ŽŽ Euro) „EINE LIEBESERKLÄRUNG – DAS RADSPORT DAS RADSPORT- BUCH DES JAHRES! BUCH DES JAHRES! BUCH DES JAHRES!“ – SAARLÄNDISCHER RUNDFUNK © M a x M a r q u a r d t Max Marquardt Auf Asphalt - Passion Rennrad 256 Seiten, € 45,00 ISBN 978-3-7667-2560-8

Special | Krimi Mehr Why als Who Schluss mit Whodunit und ErmittlerInnen, die am Rande ihres außer Kontrolle geratenen Privatlebens grob geschnitzten Psychopathen auf der Spur sind! Stattdessen mehr Whydunit und vor allem wendungsreiche kriminalistische Plots mit feinen, überraschenden Charakteren, atmosphärisch dicht erzählt. Kurz: neue Krimis, die frischen Wind ins Genre bringen Entdeckungen » Ein fast poeti- scher Krimi über die dunklen Seiten des Famili- enlebens« Ich liebe Bücher, die mich überraschen, bei denen ich nie weiß, was als Nächstes passiert. Die andere Mrs. Walker hat dieses Kriterium zu mei- ner Verblüﬀ ung in eine eigene Kunstform verwandelt“, schwärmt Argument-Verle- gerin Else Laudan mit Blick auf das aufse- henerregende Romandebüt der britischen LBGTQI-Autorin Mary Paulson-Ellis. Das ist soeben unter dem Titel Die andere Mrs. Walker als Ariadne-Krimi endlich auch auf Deutsch erschienen. In ﬁ ligranen Bildern, mit kühnem Blick fürs Detail und faszinie- renden Charakteren erzählt Paulson-Ellis die Geschichte ihrer vom Leben gebeutel- ten Protagonistin Margaret Penny. Nicht nur ﬁ nanziell gestrauchelt und ihrer Träu- me weitgehend beraubt, kehrt sie heim ins graue Edinburgh, um bei ihrer Mutter Unterschlupf zu ﬁ nden – einer mürrischen Alkoholikerin, die kaum spricht. Auf der Suche nach einem Job heuert Margaret bei einer schrägen Firma an, die einsam und mittellos Gestorbene verwaltet – wie z.B. die alleinstehende Mrs. Walker. Auf der Suche nach den Lebensspuren der einsam Verstorbenen entfaltet sich nach und nach eine dunkel und tragisch voran- schreitende Familiengeschichte, welche die Moderne und ihre wechselnden Frau- enbilder heraufbeschwört. Am Ende geht es immer um Verbrechen, um Täuschung und Moral. » Düster- witziges Spiel mit dem Code des klassischen Kriminalromans« Düster und schräg zugleich, aber sonst ganz anders ist im Verlag Kein & Aber der queere Kriminal- roman Der letzte Schrei des israelischen Literaturwissenschaftlers Yonatan Sagiv. Auch er webt seine überraschungsreiche Geschichte in den Rahmen eines lako- nischen Noir. Sein Privatermittler Oded Chefer erhoﬀ t sich von dem Auftrag, ein ˜™-jähriges Pop-Sternchen zu überwachen, den Zutritt in die Welt des Tel Aviver Gla- mours und Reichtums. Das scheint auch zu klappen, aber dann überschneidet sich sein Engagement mit einem anderen Fall – dem mysteriösen Verschwinden einer transse- xuellen Frau. Oded entscheidet sich dafür, zu seiner queren Community zu stehen, und stellt bald fest, dass auch das Private gesellschaftlichen Sprengstoﬀ birgt. » Rabenschwar- ze Chronik übers reiche Provinzbürger- tum« Von Mord, dubiosen Verstrickungen und der Niedertracht der Reichen handelt im Folio Verlag auch Massimo Carlottos Roman Und es kommt ein neuer Winter: Bruno, ein erfolgreicher Immobilieninvestor, heiratet die wesent- BuchMarkt Juni 2022 lich jüngere, verwöhnte Federica, Toch- ter der mächtigen Unternehmerdynastie Pesenti. Sie überredet ihn, in ihr Heimat- dorf im reichen Norden Italiens zu ziehen, das von ihrer Familie kontrolliert wird. Als Zugezogener bleibt Bruno jedoch ein Fremder und gerät alsbald in einen perﬁ - den Hinterhalt, den er nur knapp überlebt. » Tödliche Kleinstadt- Idylle: Buchhänd- ler unter Mordver- dacht« Wie viel Lügen und Gewalt auch in der bayerischen Provinz zu Hause sein können, muss Buchhändler Erik Lange erfahren, als er nach einer ge- scheiterten Ehe einen Neustart wagt und sich mit einer kleinen Buchhandlung im Provinzstädtchen Neukirchen selbstän- dig macht. Sein neues Leben beginnt vielversprechend – bis eines Tages ein kleines Mädchen verschwindet und Erik in Verdacht gerät, damit etwas zu tun zu haben … In ihrem neuen Thriller Der Buchhändler überzeugt die Autorin Pe- tra Johann bei Rütten & Loening mit fein nuancierter psychologischer Spannung und überraschenden Twists.

» Fisherman’s Noir: Grauen vor Flussland- schaft« Um einen Neustart mit folgenschweren Über- raschungen geht es in dem bemerkenswerten Roman von Peter Heller, der unter dem Titel Die Lodge soeben bei Nagel & Kim- che erschienen ist: Die Kingﬁ sher Lodge in Colerado bietet exklusives Fliegenﬁ - schen für wohlhabende Kunden an. Jack, der Protagonist des Romans, hoﬀ t nach einem von Verlusten geprägten Leben, in die Normalität zurückzukehren, und tritt einen Job als Angel-Guide an. Seine Aufgabe besteht darin, die Ausrüstung der reichen Gäste zu tragen und sie zu den besten Forellen zu führen. Doch beim unbeschwerten Angeln in der idyllischen Landschaft fallen ihm seltsame Dinge auf. Soll der Stacheldraht, der die Lodge um- gibt, die Menschen drinnen oder draußen halten? Und was hat es mit dem Schild „Hier wird geschossen“ auf sich? – Der Autor verbindet Nature Writing und Span- nung zu einem literarischen Thriller, der Fischerei und Flusslandschaft mit einem packenden, am Ende schockierenden Ge- heimnis paart. » Thriller in Hybridform, der zwischen Krimi und Psychogramm changiert« Was, wenn dein Ehe- mann wegen Vergewal- tigung verhaftet wird, sogar geständig ist – und das Opfer ge- nauso aussieht wie du selbst? – Valentina Zinnov, Gattin eines reichen Potsdamer „Kneipenkönigs“, erhält eines Tages einen Anruf von der Polizei, ihr Mann sei verhaf- tet worden und habe gestanden, eine Frau vergewaltigt zu haben. Das Opfer heißt Katja Sziboula und lebt in einer symbi- otischen Ehe mit Kay, einer Linguistik- Koryphäe aus Südafrika. Als Valentina zur Polizeiwache kommt, zeigt ihr der Polizist ein Foto des Opfers, doch darauf erkennt sie sich selbst, mit blauem Auge und blu- tiger Lippe. Ist Katja ihre todgeglaubte Zwillingsschwester? Hat Valentinas Mann die Frauen verwechselt? – Abwechselnd erzählen Valentina, Katja und Kay eine Geschichte, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Der Psychothriller Tote Winkel von Sophie Sumburane er- scheint Anfang September in der Edition Nautilus. » Hybrid erzählter Tatsachen-Krimi über den Tod einer geistig verwirrten Frau und ihren Mörder« Der Tod der dreckigen Anna titelt bei Emons der auf einer wahren Begebenheit beruhende Kriminalroman von Tina Seel. Darin entwirft die Autorin das Porträt einer Dorfgemeinschaft, die von einem brutalen Mord in den eigenen Reihen erschüttert wird. Atmosphärisch dicht und mit viel Gespür für das richtige Erzähltempo zeigt Seel, wie das Grauen über einen kleinen Ort in der Pfalz herein- bricht und mit welcher Unmittelbarkeit ein derartiges Verbrechen die Lebenslinien der Einwohner noch nach Jahrzehnten beein- ﬂ usst. Dabei gelingt der Autorin eine über- zeugende hybride Erzählstruktur: Während sie auf einer Erzählebene die Reaktionen der Dorfbewohner auf das Verbrechen und die lange ergebnislosen Ermittlun- gen schildert, ergründet der Roman auf einer zweiten Ebene, wie ein Mensch zum Monster wird. » Wendungsrei- cher Plot triﬀ t beispielhaft auf facettenreiche Charaktere!« Wie brutal das Zu- sammenspiel von Öf- fentlichkeit und Social Media in das Leben eines Menschen ein- greifen kann, zeigt ebenfalls bei Emons der Thriller In deinen Augen der Tod von Kerstin Ruhkieck: Nach einer tödlichen Geiselnahme kehrt Olivia Bloch schwer traumatisiert in das Dorf ihrer Kindheit zu- rück. Schnell bekommt sie die Ablehnung der Einwohner zu spüren, die mehrheitlich den Gerüchten Glauben schenken, sie hätte mit den Geiselnehmern unter einer Decke gesteckt. Als sich dann noch die Anzeichen mehren, dass außer ihr selbst noch jemand Krimi | Special in ihrer Wohnung ein und aus geht, muss sich Olivia erneut und verstärkt ihrer Ver- gangenheit stellen. Die Autorin beschreibt psychologisch einfühlsam und mit großem Erzähltalent, wie Isolation, Unsicherheit, Misstrauen und Gewalt einen Menschen zerstören können und in akute Lebensge- fahr bringen. » Vertragen sich Familienbande und Loyalität mit krimineller Energie?« Ein packender Plot, feine Charakter- zeichnungen und ein literarisches Gespür für authentische Atmosphären kennzeichnen auch den im Verlag GOYA erschienenen Roman Nachtarbeiter von Brian Selfon. Er führt uns temporeich in den Untergrund Brook- lyns, wo zwischen hippen Künstlern und arrivierten Anwohnern maﬁ öse Strukturen herrschen, mit Drogen gehandelt und Geld gewaschen wird. In New Yorks Szenevier- tel hat Shecky Keenan zusammen mit Nef- fen und Nichte, beide noch nicht mal ¢£ Jahre alt, ein ﬂ orierendes Geldwäschenetz- werk aufgebaut. Doch als plötzlich Konten geschlossen werden, verdächtige Autos vor dem Hause parken und der aufstreben- de Künstler und Bargeld-Kurier Emil Scott spurlos mit ¢£¤.¤¤¤ Dollar Schwarzgeld verschwindet, steht die zusammengewür- felte Familie plötzlich unter tödlichem Druck. Sie lieben einander, aber alles hat seine Grenzen! – „Fans von literarischen Krimis werden begeistert sein“, urteilt Pu- blishers Weekly. » Atmosphärisch dichtes mariti- mes Lesevergnü- gen und hervorra- gendes Beispiel, wie das Krimi-Gen- re neu erfunden werden kann« Von starken Frauen, eigensinnigen Cha- rakteren und gefährlichen kanadischen Gewässern handelt bei Atrium der ebenso eindringliche wie poetische Kriminalro- man Die Korallenbraut der kanadischen Autorin Roxanne Bouchard: Vor der Küste der kanadischen Gaspésie-Halbinsel treibt BuchMarkt Juni 2022

Special | Krimi ein verlassener Fischkutter, seine Kapi- tänin Angel Roberts scheint vorerst un- auﬃ ndbar. Als Sergeant Morales in die Kleinstadt Gaspé gerufen wird, um die Suche nach der Vermissten zu leiten, wird er mit einem rätselhaften, wohlgeplanten Tod konfrontiert, bei dem jedes Detail zu stimmen scheint … » Düster-schwar- zer Hardboiled- Klassiker in kongenialer Neuübersetzung« Eine spektakuläre Wiederentdeckung für das gesamte Span- nungsgenre kündigt Atrium zudem für den August an: Dorothy B. Hughes Ein einsamer Ort. In diesem ‹ŒŽ‘ erstmals erschienen, ‹Œ’“ mit Humphrey Bogart verﬁ lmten und heute weitgehend und zu Unrecht vergessenen Meilenstein in der Geschichte der Kriminalliteratur entblößt die Autorin die Psyche eines Frauenmör- ders im L.A. der späten ‹ŒŽ“er Jahre. Dabei wirft sie einen unerschrockenen und hellsichtigen Blick in die Abgründe männlicher Unsicherheit sowie von Ge- walt und Frauenfeindlichkeit in der Ge- sellschaft. „Dorothy B. Hughes gelingt es auf grandiose Weise, die Rollenklischees des Genres umzudrehen. In seinen Themen ist Ein einsamer Ort zudem erstaunlich aktuell und seiner Zeit weit voraus. Als wir die Autorin entdeckt haben, konnten wir es kaum glauben: Keines ihrer Werke war gegenwärtig auf Deutsch lieferbar … Sofort war uns klar, dass wir dies ändern mussten. Und Gregor Runge ist es in seiner Übersetzung gelungen, die Gegenwärtig- keit und sprachliche Feinheit des Textes zu unterstreichen und zum Leuchten zu bringen“, erklärt Atrium-Verlagsleiterin Andrea Groll. » Artiﬁ zieller Roman über die Kunst des Mordens« Wie kaum ein anderer hat der spanische Ma- ler Francisco de Goya in seinen berühmten „schwarzen Gemälden“ Angst und De- pression auf die Leinwand gebracht. Aus Spanien, dem diesjährigen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, erreicht uns jetzt bei Pendragon ein Kriminalroman voll sprühender Kreativität. Mit Goyas Un- geheuer lässt die Autorin Berna Gonzá- lez Harbour nicht nur den Geist dieses vergangenen Genies lebendig werden, sondern auch ihre Liebe zu Madrid. Dort werden an verschiedenen Orten der pul- sierenden Stadt tote Tiere gefunden. Die Art und Weise, wie sie in Szene gesetzt wurden, sowie der Tod einer jungen Kunststudentin deuten auf ein rituelles Verbrechen hin. Die Spur führt von den Abwasserkanälen Madrids bis hinein ins Prado-Museum. » Bösartig- schräger Roman noir, der in rhythmisch- atemloser Sprache mit den Grenzen des Genres spielt« „Paris wellt sich unter der Hitze. Alle ersticken, kriegen schlech- te Luft. Die Neugeborenen schreien nicht mehr, die Alten setzen aus. Der Sommer kommt mit aller Kraft.“ So beginnt im Le- nos Verlag der eher schmale, aber überaus facettenreiche Roman Nur die Wahrheit von Yves Gaudin. Eine sowohl inhaltlich als auch formal atemraubend geschriebene Geschichte über drei vergiftete Wissen- schaftler, eine Femme fatale und korrupte französische Politiker. » Skurriler Genre-Mix aus Horror und Nature Writing« „Das Phantastische ermöglicht es, Meta- phern zu entwickeln, um bestimmte The- men aufzufächern, die sonst sehr schwer zu behandeln sind“, sagt die US-ameri- kanische Autorin Jamey Bradbury, deren Psychothriller Wild im September bei Le- nos erscheint. Es geht um die ‹‘-jährige Tracy, die mit ihrem Vater und Bruder in der Wildnis Alaskas lebt. Sie verbringt viel Zeit mit der Jagd und hat die übernatürli- che Gabe, Tiere auf sehr intime Weise zu verstehen. Als sie eines Tagen von einem Fremden im Wald überfallen wird, kann sie sich mit ihrem Messer befreien, doch die Angst vor dem Fremden lässt sie nicht mehr los. Aber damit beginnt erst diese dramatische Geschichte um ein junges Mädchen, deren animalisches Wesen zu- gleich fasziniert und verstört. Es ist eine Hymne auf die Natur und das Leben in der Wildnis und zugleich ein Thriller, der an Stephen King gemahnt. » Hintergründi- ger Krimispaß aus Südamerika« Last, not least noch ein rabenschwarzhumori- ger Krimi aus Urugu- ay, in dem selbst der Teufel gut lachen hat: Falsche Ursula von Mercedes Rosende im Unionsverlag. Die Hauptﬁ gur Ursula ist unzufrieden. Zu hässlich, zu hungrig, zu allein. Da kommt ihr ein mysteriöser Erpresseranruf eigentlich ganz gelegen. Man habe ihren Ehemann entführt, eine Million Lösegeld! Aber Ursula hat gar keinen Ehemann. Grund genug für sie, sich in ein herrlich abstruses Abenteuer zu stürzen. » Neureiche chinesische Europa-Touristen auf den Spuren Arthur Conan Doyles« Schmunzeln und Staunen macht schließlich auch ein Klassiker des moder- nen chinesischen Kriminalromans, der im Verlag Prong Press erstmals auf Deutsch erschienen ist: Die Krimireise des Taiwa- nesen Chu Wen-Huei, der international zu den meistgelesenen chinesischsprachigen Krimiautoren gehört. Erzählt wird die Ge- schichte des Taiwanesen Liu Jingshi, der bei einem Wettbewerb eines Krimi-Magazins eine Europreise gewinnt. Doch bei einem Zwischenstop im schweizerischen Mei- ringen, jenem Ort, an dem der berühmte Sherlock Holmes zu Tode stürzte, wird er frühmorgens erstochen in seinem Bett auf- gefunden. Reiseleiter Chang Hanrui nutzt seine kombinatorischen Fähigkeiten, um die Berner Polizei bei ihren Recherchen zu unterstützen. Jürgen Christen BuchMarkt Juni 2022

E I S K A LT U N D PAC K E N D MICHAELA KASTEL DAVID SARNO SASCHA LAPP MARC VOLTENAUER . . 2 2 5 0 6 2 : T E · € 0 0 2 2 ) , D ( · 3 - 2 4 2 1 - 8 0 4 7 - 3 - 8 7 9 N B S I Packendes Drama vor eisiger Bergkulisse Eine bewegende Geschichte über Verlust, Schuld und Hoffnung. Eindringlich, emotional, düster. . . 2 2 9 0 7 2 : T E · € 0 0 8 1 ) , D ( . . 2 2 9 0 2 2 : T E · € 0 0 5 2 ) , D ( · 2 - 1 9 5 1 - 8 0 4 7 - 3 - 8 7 9 9 N B S I Im Angesicht des Bösen Schockierende Fälle, anhand originaler Ermittlungsakten erzählt und bebildert. · 3 - 6 3 5 1 - 8 0 4 7 - 3 - 8 7 9 N B S I Soghaft, rasant und atmosphärisch dicht. Lebensnah gezeichnete Charaktere mit psychologischer Tiefe treffen auf einen glänzend konstruierten Plot, der bis zum Schluss in Atem hält. Fotos v.l.n.r.: © Marie Bleyer Fotografie, priv., priv., Benjamin Amiguet

Special | Krimi Spannung im Spiel Spannende Kriminalstories sind ein beliebtes Sujet im Spielesegment. Zumeist schlüpfen die Spieler in die Rolle von Detektiven, sammeln Indizien, ziehen Schlussfolgerungen und hoﬀen, einer Lösung näher zu kommen. Das Thema wird vielfältig verspielt. Die beliebten Exit- und Escape-Spiele sind da zu nennen. Immer geht es um Aufgaben, die nicht trivial und mit spannenden Geschichten verwoben sind Zusatzsortiment Decktective von Abacusspie- le ist eine Reihe in diesem Genre. Großformatige Spielkarten müs- sen numerisch abgehandelt wer- den. Zunächst gibt es Anwei- sungen, in denen sogar eine 3D-Kulisse im Schachtelein- satz aufgebaut wird. Diese Szenerie ist genauso relevant, wie die Illustrationen und Texte auf weiteren Spielkarten. Ein Zahlencode gibt vor, ob eine Karte offen und für alle stets einsehbar auf den Tisch gelegt werden darf. Um so zu handeln, müssen zuvor Karten ungenutzt abge- worfen werden, weil deren Anzahl dem Code entsprechen muss. Welche Infos sind überflüssig, ist eine entscheidende Frage. Alle Hinweise gut zu kombinie- ren, ist die anspruchsvolle Aufgabe, die am besten im Team gemeistert wird. Der neueste Titel spielt im Casino-Milieu: Den Tod kann man nicht betrügen. Echoes von Ravensburger sind Audio Mystery Spiele. Etliche Gegenstandskarten mit sehr alltäglichen Dingen wie einem alten Hufeisen oder einem Handy mit zersplit- terter Scheibe liegen auf dem Tisch. An diesen Dingen heften „echoes“, Erinne- rungen aus der Vergangenheit. Mittels einer App werden die Karten zum Leben erweckt. Kurze Geräusch- sequenzen oder Gesprächsfetzen sind zu hören. Das alles ist merkwür- dig und mysteriös zugleich. Aufgabe ist es nun, immer vier Hinweise in die richtige Folge zu bringen und schließlich alle 24 Karten in eine schlüssige Erzäh- lung zu sortieren. Die Kombination von Bildhinweis und Geräuschimpuls übt sei- nen eigenen Reiz aus. Im aktuellen Fall dreht sich alles um ein antikes Erbstück, das eine junge Frau ins Unglück stürzt: Der Ring. Adventure Games von Kosmos for- dert dazu auf, die Story zu entde- cken. Dazu begibt sich eine Gruppe von Abenteurern auf eine lange Reise. Alles be- ginnt am Star- tort. Dort dürfen einzelne Stellen erkundet werden, was bedeutet, dass eine entsprechende Passage im dicken Abenteuerbuch vorgelesen wird. Immer wieder werden Abenteuerkarten ge- funden. Diese zeigen Gegenstände. Was es damit auf sich hat, muss erkundet werden, indem diese an bestimmten Orten einge- setzt oder mit anderen kombiniert werden, um Neues zu schaffen. Alle Informationen stehen stets allen zur Verfügung und die Gruppe ist klug beraten, ihre Ideen zum Fortgang der Geschichte zu teilen. Wer sich darauf einlässt, durchspielt ein langes Leseabenteuer in mehreren Kapiteln voller Ungewissheit, z.B.: Im Nebelreich. Trapped von HCM Kinzel ist eine neue Se- rie von Escape- Spielen mit etwas anderem Ansatz. Als Umverpa- ckung dient eine Falttasche, etwa so groß wie eine Kekstüte. Hierin befindet sich Spielmaterial, z.B. Poster oder postkartengroße Motivbilder, die vor dem Spiel im Zimmer verteilt, idea- lerweise an die Wände geheftet werden. Die Spieler bewegen sich also durch den Raum und lesen und kombinieren, um Rät- sel, Denkaufgaben oder Mustererkennun- gen zu dechiffrieren. Schlussendlich wird der Gefahr entflohen. Natürlich kann die Aufgabe als Team angegangen werden. Allerdings besteht hierbei die Möglichkeit, Punkte zu sammeln und einen Einzelsieger zu bestimmen. Die drei Spiele der ersten Range sind für Einsteiger: Jahrmarkt, Fortgeschrittene: Kunstraub und Exper- ten: Bankraub. 52 BuchMarkt Juni 2022

Neben diesen Escape-Spielen gibt es klassische Karten- und Brettspiele mit Kri- mithemen voller Suspense und Täuschung. Krimipuzzle Krimi | Special Art Robbery von Helvetiq themati- siert einen Kunstraub im Museum. Die Spie- ler schlüpfen in die Rolle der Diebe. Es geht nach erfolgtem Beutezug um die Ver- teilung derselben. Un- terschiedlich wertvolle Chips stehen für die Beute. Manche haben noch eine Markie- rung, die als Alibi gilt. Ziel ist es, die meis- ten Beutepunkte aber nicht die wenigsten Alibis gesammelt zu haben. Diesen Spa- gat gilt es zu meistern. Mit Karten werden die Chips erobert, aus der Tischmitte oder von einem Mitspieler. In eingefl eischten Spielrunden geht es hin und her und die Beutechips wandern wiederholt, bis alle verteilt sind und einer von vier Beutezügen gewertet wird. Keiner kann sich seiner Er- oberungen sicher sein. Darin liegt der Reiz des Spiels. Leider ist vieles eher abstrakt gestaltet: Kurzweilige Spannung! Detective Club von Huch! ist eine Meis- terschule für angehende Detektive. Es geht in meh- reren Runden darum, einen Verschwörer zu entlarven. Gespielt wird mit einem di- cken Stapel surrealer Bildmotive. Ein ak- tiver Spieler sucht sich zwei dieser Karten aus und verbindet sie mit einem Begriff . Die restlichen Spieler bekommen diesen mitge- teilt, nur einer nicht. Das ist der Verschwö- rer. Alle legen in zwei Runden passende Bilder in die Tischmitte. Die, die Kenntnis haben, versuchen die Vorgabe zu erfüllen. Der Einzelspieler muss an der Auslage aller anderen erahnen, was passt und dement- sprechend seine Karten legen. Schließlich wird gemutmaßt und verdächtigt. Es ist viel Deduktion und Assoziation im Spiel, all das, was Detektive benötigen: In großer Runde ein gelungener Detektiv-Lehrgang! Vier Krimipuzzles von HCM Kinzel fordern zum Lesen, Puzzeln und Lösen auf. Eine mehrseitige Krimigeschichte führt ins Ge- schehen aber nicht zur Lösung. Diese muss das Spieleteam herbeiführen. Dazu gilt es zunächst, ein 1000-Teile-Puzzle ganz ohne Vorlage zu legen. Dann sollten sichtbare Hinweise bei der Ermittlung helfen. Eine chiff rierte Lösungsseite klärt schließlich auf. Zwei Murder Mystery Puzzles von Kos- mos gehen einen anderen Weg. Die Gruppe muss sich sechs Puzzeln und einem Mord stellen. Die Ermittlungswand wird aus 750 Teilen zusammengesetzt. Kleinere Puzzles sind Beweisfotos. Eine Ermittlungsakte mit Verhörprotokollen, Zeitungsausschnitten, etc. sollte zum Erfolg konsultiert werden: Beide Spiele verlangen gute Detektiv-Re- cherche! pen Alle Spiele auf einen Blick: Matthew Dunstan, Chihiro Mori, Phil Walker- Harding: Adventure Games: Im Nebelreich für 1-4 Personen ab 10 Jahren bei Kosmos, Spieldauer 90-120 Minuten Reiner Knizia: Art Robbery für 2-5 Personen bei Helvetiq, Spieldauer 20 Minuten Anoka Designstudio: Das mysteriöse Krimi- puzzle für 1 und mehr Personen ab 15 Jahren bei HCM Kinzel, Spieldauer 2 Stunden Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino: Decktective: Den Tod kann man nicht betrügen für 1-6 Personen ab 10 Jahren bei Abacusspie- le, Spieldauer 60 Minuten Oleksandr Nevskiy: Detective Club für 4-8 Personen bei Huch!, Spieldauer 45 Minuten Matthew Dunstan und Dave Neale: Echoes: Der Ring 1-4 Personen bei Ravensburger, Spieldauer 60 Minuten University Games Corporation: Murder Mys- tery Puzzle für 1-4 Personen ab 16 Jahren bei Kosmos, Spieldauer 3-4 Stunden Autor ungenannt: Trapped: Jahrmarkt für 2-6 Personen ab 8 Jahren bei HCM Kinzel, Spiel- dauer 1-2 Stunden BuchMarkt Juni 2022 53 Grünes Idyll und schreckliche Verbrechen. 978-3-89425-790-3·13,40€(AT) ET:25.08.2022 Ein Roman wie ein Erdbeben: subtil, fundiert, authentisch. www.grafit.de

Special | Krimi Dicht dran an der Wirklichkeit: Krimis zum Nachdenken Missbrauch, Rassismus, Unterdrückung, Klimawandel, Gier und Hass, strukturelle Gewalt in Familie und Gesellschaft: Die Wirklichkeit bietet engagierten Krimi-AutorInnen hinreichend Stoﬀ für einen spannenden Blick auf Verbrechen, die auch auf der Bühne von Politik und Gesellschaft spielen Neuerscheinungen » Ein literari- scher Ukrai- ne-Krimi vor brisantem, historischen Hintergrund« Fassungslos blicken wir auf das aktuelle Geschehen in der Ukra- ine. Doch der russische Überfall auf das wehrhafte Land ist nicht der erste. Schon , nach der Oktoberrevolu- tion in Russland, hatten die von Moskau unterstützten Bolschewiken Kiew erobert und das Land in Bürgerkrieg und Chaos gestürzt: Die einfachen Leute leben in ständiger Angst, denn echte und falsche Rotarmisten und maﬁ öse Banden treiben ihr Unwesen. Mittendrin in diesen Wir- ren gerät der junge Samson, gerade zum Vollwaisen geworden, nach einer Verket- tung von Zufällen in den Polizeidienst der neuen Staatsmacht. Gleich sein erster Fall ist äußerst mysteriös. Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Smoking aus feinem englischen Tuch geben ihm Rätsel auf. Genauso wie die glühende Bolschewikin Nadjeschda vom Statistischen Amt ... Der Roman Samson und Nadjeschda erscheint im Juli bei Di- ogenes und entführt uns in die frühen Sowjetjahre in der Ukraine. Es ist der Auftakt einer neuen histori- schen Krimi-Reihe von Kurkow, der zu den wichtigsten ukrainischen Schriftstel- lern der Gegenwart zählt und ein vehemen- ter Kritiker des russischen Angriﬀ skriegs auf die Ukraine ist. Seine Romane zeich- nen sich durch einen scharfen und oftmals ironischen Blick auf die Figuren und ihr gesellschaftliches Umfeld aus. » Junger Polizist deckt eine Verschwö- rung am Vor- abend des Ersten Weltkriegs auf« Ebenfalls als Auf- takt zu einer neuen, historisch verorteten Krimireihe ist jetzt im Picus Verlag der Roman Ein Giro in Triest von Christian Klinger erschienen. Er führt ins Triest des Jahres —, als die Ermordung des Thronfolger- paares in Sarajewo die ganze Stadt in Aufruhr bringt. Gaetano Lamprecht ist ein waghalsiger junger Polizist mit ös- terreichisch-italienischen Wurzeln, der im Hafen der Habsburgermonarchie, am Brennpunkt der Nationalitäten, ermittelt – zwischen Österreichern, Italienern, Slowe- nen. Er soll einen Mord aufklären und die angedrohte Entführung der kaiserlichen Leichname verhindern. Das führt den Is- pettore und begeisterten Rennrad-Fahrer in ein Netz aus kriminellen und politischen Verschwörungen, aus denen er nur mit waghalsigen Manövern entkommen kann. » Maritimer Politthriller und Gesell- schaftsroman voll echter Charaktere« Was passiert, wenn das (organisierte) Verbrechen auf der of- fenen Bühne der Politik stattﬁ ndet, zeigt beispielhaft der spannungsgeladene Ge- sellschaftsroman Der Dachs von Christian Buder bei Rütten & Loening. Er beginnt im Jahr ¡¢—, als zwei Tote an die nord- bretonische Küste geschwemmt werden – Flüchtlinge aus „La Jungle“, dem be- rüchtigten Lager in Calais. Was für Ro- nan Prad von der Gendarmerie Maritime zunächst nach Routine aussieht, wird zu einem folgenschweren Politikum, als ein verschollen gemeldetes Segelschiﬀ geor- tet wird. Im Rumpf des Schiﬀ es werden weitere Leichen gefunden … » Ein Tatsa- chen-und Schlüsselroman über rechtsext- reme Irrungen und Wirrungen« In die Inselland- schaft der Schären vor der schwedischen Hauptstadt Stockholm und die deutsche Neonazi-Szene führt im KJM Buchverlag der Polit-Thriller SEA. Die Lebenden und 54 BuchMarkt Juni 2022

die, die sterben von Norbert Klugmann und Klaas Jarchow. Das ist der zweite in sich abgeschlossene Band der River, Sea und Lake-Trilogie. Der atmosphärisch überaus dichte Ro- man beschreibt in einer ungewöhnlich unterhaltsamen Bildsprache nicht nur die raue Schönheit der Insel Saltkrokan, auf der sich der gestresste Großstädter War- ren Liebermann und sein Vater eine er- holsame Auszeit gönnen. Das Eiland ist auch der archaisch aufgeladene Kraftort für die Aktivitäten von Rechtsextremisten aus Deutschland. Von hier aus treiben sie ihre Pläne voran – vor allem in die USA zu den rechten Republikanern und zu Pu- tins Russland. Dabei geht es nicht nur um Ideologie, sondern um viel Geld … So real und nachprüfbar wie die be- schriebene Insel sind die historischen Eckdaten und Figuren! » Kritisch- nachdenkli- cher Öko-Thriller für die Genera tion Z« Wie die Radikali- sierung Menschen moralisch korrumpieren kann, zeigt ein- drucksvoll ebenfalls bei KJM der sorgfältig recherchierte Öko-Thriller Grüne Tiger von Nik Aaron Willim und Asadullah Haqmal. Was dient der Sache, wo beginnt der Rausch, wann wird die rote Linie über- schritten? In einer Sprache, die den Zorn, die Ungeduld und den Frust der jungen Protestierenden wiedergibt, beschreibt der aufwühlende Öko-Thriller, wie einer Viererclique von Gymnasiasten in den Sog der Act-Now-Bewegung gerät und sich ra- dikalisiert. Die Autoren (Jahrgang š››œ und š››ž) gehören der Generation Z an und sind selbst wütend, dass die Maßnahmen zur Verlangsamung der Klimakrise nicht mit der nötigen Konsequenz verfolgt werden. » Faktenbasier- ter Irland- Krimi über Miss- brauchsfälle in der katholischen Kirche« Richtig wütend ma- chen mit einer perfekten Mischung aus Fakten und Spannung im Graﬁ t Verlag auch Die Toten von Cork. Der brandaktuelle Krimi von Gerlinde Michel erscheint im August und behandelt sexualisierte Gewalt innerhalb der katho- lischen Kirche Irlands, genauer gesagt in den dortigen, hierzulande weitgehend unbekannten Magdalenen-Heimen für „gefallene“ Mädchen: Kriminalkommis- sar Felchlin merkt schnell, dass er bei den Ortsansässigen nicht willkommen ist, als er mit seiner Familie Urlaub in Skibbe- reen im Süden Irlands macht. Als dann ein zehnjähriges verwahrlostes Mädchen, das anscheinend niemand vermisst, vor der Tür steht, ﬁ ndet er bald heraus, dass das Kind mit seiner Mutter im nahen katholischen Konvent lebt. Das setzt seinen Ermittler- instinkt in Alarmbereitschaft, und was er dort entdeckt, erschüttert sein Weltbild bis in die Grundfesten … Die Autorin ist Irland-Kennerin und weiß, wovon sie schreibt, denn sie arbei- tete viele Jahre als Leiterin einer inter- nationalen Jugendaustauschorganisation. » Rasanter Thriller in erfrischender Sprache, der den Gerechtigkeits- sinn der LeserIn- nen auf eine harte Probe stellt« Ebenfalls nach Irland führt bei Haymon der Boom Town Blues von Ellen Dunne. Der Spekulanten-Thriller zeigt Dublin im Taumel zwischen Boom und Brexit. Habgier und Gewinnsucht haben die Stadt wie ein Fieber befallen. Sogenannte Vulture Hunters haben in der Finanz- und Wirtschaftskrise der ¦§§§er billig Immobilien und Kredite er- worben und treiben die betroﬀ enen Schuld- nerInnen in die Verzweiﬂ ung. Gentriﬁ zierung, zerstörte Lebensräume und zerbrochene Familien allenthalben, Krimi | Special mittendrin die Ermittlerin Patsy Logan vom Münchner LKA, die in der Irischen Haupt- stadt oﬃ ziell eine „Bildungszeit“ verbringt. Als in der österreichischen Botschaft eine junge deutsche Praktikantin mit Blausäure vergiftet wird, ist es mit der Auszeit jedoch vorbei und die Kommissarin taucht ein in die skrupellose Welt der Vulture Funds und erbarmungslosen Karrieristen. » Aufrüttelnder Roman aus der Perspektive des rassistischen Mörders« So dicht dran, dass es wehtut, ist bei Haymon im August auch der verstörende Roman In der Schlinge des Hasses von Herbert Dutzler. Er erzählt die Entwicklung eines Jungen zum rechtsradikalen Mörder je- weils abwechselnd aus Sicht des Kindes und des erwachsenen Mannes. Sicherlich kein klassischer Krimi, aber diese Reise in den Kopf eines Mörders ist wie ein emoti- onaler Schlag in die Magengrube. » Die Beichte eines Mör- ders und eine Art Rot und Schwarz unserer Zeit« Ein großer Roman über Rassismus und strukturelle Gewalt ist das soeben bei Luchterhand erschienene Buch Wir, die Überlebenden von Tash Aw. Der preisgekrönte taiwanesische Au- tor mit malaysischen Wurzeln erzählt die Geschichte eines einfachen, ungebildeten Mannes aus einem malaysischen Fischer- dorf, der sich ein gutes Leben wünscht. Er hangelt sich von einem schlecht be- zahlten Job zum nächsten und ermordet schließlich einen Wanderarbeiter aus Bangladesch. Einer Journalistin, die ihn nach dem Gefängnis in seiner armseligen Hütte besucht, erzählt er, wie es zu der rätselhaften Gewalttat kam. Dieses ergreifende Porträt eines Mörders und Außenseiters zeigt die Erosionen eines Menschenlebens und die Verquickung von persönlichen und globalen (wirtschaftli- chen) Entwicklungen. 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Special | Krimi » Verstörend aktuelle Geschichte über Rassismus und Brutalität« Im August erscheint im Polar Verlag mit Wintersturm das Krimi-Debüt des US- Autors John Vercher, das bei seinem Er- scheinen in Amerika und England jeweils zu einem der besten Bücher des Jahres gekürt wurde. Obwohl die Handlung vor € Jahren spielt, könnte das Thema nicht aktueller sein: Der €-jährige Bobby Saraceno ist ein gemischtrassiger Schwarzer, der sich als Weißer ausgibt – auch vor seinem bes- ten Freund Aaron, der gerade als radikali- sierter weißer Rassist aus dem Gefängnis zurückgekehrt ist. In der Nacht ihres Wie- dersehens wird er in Pittsburgh Zeuge, wie Aaron einen jungen Schwarzen gnadenlos mit einem Ziegelstein angreift. Nach dieser Gewalttat muss Bobby seine passive Betei- ligung an dem Verbrechen verheimlichen und fortan mit seinen eigenen persönlichen Dämonen kämpfen. » Eindringli- cher Krimi- nalroman über die Lebenswirk- lich keit der Ureinwohner Amerikas« Auf der Suche nach der eigenen Iden- tität ist ebenfalls bei Polar der indigene Amerikaner Virgil Wounded Horse. Er ist in David Heska Wanbli Weidens Winter Counts der örtliche Vollstrecker im Ro- sebud-Indianerreservat in South Dakota. Wenn das amerikanische Rechtssystem oder der Stammesrat die Gerechtigkeit verweigern, wird Virgil beauftragt, dem Recht Genüge zu tun und seine eigene Strafe zu vollhängen. Als plötzlich Heroin und andere Drogen den Weg ins Reservat ﬁ nden und auch Virgils Neﬀ e davon be- troﬀ en ist, macht er sich auf den Weg, um zu erfahren, woher die Drogen kommen. Das führt ihn nach Denver, wo die Dro- genkartelle expandieren und schreckliche Allianzen bilden. Gleichzeitig wirft eine neue Initiative des Stammesrats daheim im Reservat bedenkliche Fragen zu Geld und Macht auf, und Virgil muss erkennen, dass ein hoher Preis zu bezahlen ist, um im ™. Jahrhundert ein amerikanischer Urein- wohner zu sein. » Überzeugen- der Genrero- man um knappe Ressourcen« Ins Reservat der Cree- Indianer im kanadi- schen Alberta führt der neue Kriminalroman Blutrodeo von Frauke Buchholz, der im September bei Pendragon erscheint. Die Autorin hat lan- ge in Kanada gelebt und sich dort mit den Lebensbedingungen der indigenen Völker beschäftigt. Ihr Proﬁ ler Ted Garner, den wir schon aus ihrem ersten Bestseller Frost- mond kennen, verschlägt es nunmehr in die Nähe der Rocky Mountains, um in zwei Mordfällen zu ermitteln. Die Ermittlungen führen ihn durch eine zerstörte Landschaft nach Fort McMurray, wo der Ölsandabbau das einst fruchtbare Land der Cree in eine vergiftete Einöde verwandelt hat und die Gier nach Öl Menschen zerstört. » Kriminalro- man über die weltweite Jagd nach Seltenen Erden« Vom tödlichen Kampf um die Ressourcensi- cherung handelt bei Gmeiner der Aus- nahme-Krimi Heavy – Tödliche Erden von Carla Mori. In Köln wird ein Wis- senschaftler ermordet, der oﬀ ensichtlich einer geologischen Sensation auf der Spur war. Bei ihren Ermittlungen gerät Kom- missarin Hannah Franckh zwischen die Fronten skrupelloser internationaler Inte- ressenvertreter aus Politik und Wirtschaft, denen jedes Mittel recht ist. Denn China, Amerika und Europa kämpfen mit großer krimineller Energie um nichts weniger als ihre industrielle Zukunft. Und am Ende wird klar: Ein wesentliches Fundament unserer Energie- und Mobilitätswende ist brüchig – und zudem hochgefährlich. » Dystopische Kurzkrimis über das mörderi- sche Finale des Klimawandels« Ressourcenknappheit, Klimawandel, zuneh- mende Naturkatastrophen, Müllberge, Hunger, wiederkehrende Pandemien und, und, und … Die Menschheit steht vor großen Herausforderungen. Wie unsere Zukunft mal aussehen könnte, zeigen bei Gmeiner Ÿ deutschsprachige AutorInnen in der neuen Krimi-Anthologie Einmal kurz die Welt retten von Jennifer B. Wind. Die Herausgeberin hat Ÿ dramatische, sarkastische, skurrile und tiefsinnige Ge- schichten zusammengestellt, die sich den drängendsten Fragen unserer Zeit widmen und zum Nachdenken anregen – u.a. von Dieter Aurass, Raoul Biltgen, Katja Bran- dis, Anne Grießer, Reinhard Kleindl, Re- gine Kölpin, Uwe Laub, Heidi Troi oder Barbara Wimmer. » Beklemmen- der Roman über eine Sekte, die im kollekti- ven Selbstmord endet« Was geschieht, wenn die Sehnsucht, nach einer besseren Welt angreifbar macht für manipulierende Erlösungsfantasien und monokausale Erklärungsmuster? Connect titelt im Ley- kam Verlag ein spannungsgeladener De- bütroman von Thea Mengeler, der in die Abgründe zwischenmenschlicher Bezie- hungen blicken lässt und aktuelle Themen unserer Zeit verhandelt: Wie wollen wir leben? Wie drängend wird die Sehnsucht nach Gemeinschaft in einer digitalisier- ten Welt? – Die junge Ava arbeitet als Designerin in einer Werbeagentur. Das Arbeitsumfeld erscheint ihr zunehmend ausbeuterisch, ihr Leben sinnlos. Über eine Freundin lernt sie schließlich Con- nect kennen, eine gefährliche Sekte, die eine post-digitale Gesellschaft anstrebt, in der die Menschen eng miteinander ver- bunden sind. Dafür sind sie zu sterben bereit … Jürgen Christen 56 BuchMarkt Juni 2022

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Inhalt: Geschenkbuch / Nonbooks: Neuigkeiten aus den Verlagen | 58 Buchhandel: Dieser Laden ist ein Treﬀ punkt im Viertel | 66 Bildband: Bilder sprechen eine eigene Sprache | 68 Editorial D as Genre Geschenkbuch ist besonders dem Zeitgeist un- terworfen, der zumindest bei Menschen unter 50 weitge- hend von der phänomenalen Vielfalt aus dem weltweiten Netz gespeist wird. Dennoch bleibt das „kleine Buch“ sta- bil relevant – weil es Situationen gibt, für die das Inter- net nicht das rich- tige Format ist und Lebensentwürfe, die es einfach nicht er- reicht. Auf den nächsten Seiten wollen wir Ihnen einen aktuellen Einblick in dieses umsatzträchtige und auch krisenresistente Segement verschaff en, inklusive den, als Geschenk nicht minder hoch im Kurs ste- henden Nonbooks. Und für Kunden, die mehr ausgeben wollen: Ab Seite 68 stellen wir sehenswerte Bildbände vor. Barbara Meixner 58 Gedichte: Ermöglichen einen Perspektivwechsel Lyrik Das Ende bleibt hoﬀ en Reclam. Gedichte, die dem Vertrauen in die Zukunft eine Sprache und Bilder geben: In dem Band Lichtblicke macht es die Mi- schung. Zeitgenössische Lyrikerinnen und Lyriker wie Matthias Politycki, Dagmar Nick, Gerhard Rühm, Mathias Jeschke, Meike Harms und Tanja Dückers stehen neben alten Bekannten wie Theodor Fontane, Rainer Maria Rilke, Else Lasker-Schüler und Kurt Tucholsky. Zusammen machen sie mit ihren Gedichten Mut und schenken den Leser*innen das, was wir manchmal dringend brauchen: Lichtblicke. „Die poetischen Lichtblicke in dieser Sammlung machen einen Perspektivwechsel möglich; vom pessimistischen Schwarzsehen über den ersten Hoff nungsschimmer bis zur gelassenen Gewiss- heit, dass sich sowohl für globale als auch für ganz persönli- che Probleme Lösungen fi nden lassen, denn, ‘Das Ende bleibt hoff en‘“, fi ndet Reclam-Pressesprecherin Lena Wehbring-Wolf. Anton G. Leitner ist Herausgeber von der Jahresschrift Gedicht und mehr als 40 Anthologien und 14 lyrischen Einzeltiteln, zuletzt erschien 2021 Wadlbeissn. Zupackende Verse im Volk Verlag. In Lichtblicke hat er Gedichte von verstorbenen Dichter- freundinnen und -freunden versammelt, die ihn seit mehreren Jahrzehnten durchs Leben begleiten und ihn „stets tief durch- atmen lassen, sobald es nötig wird“, so wie etwa Karl Krolows „Augenblick des Fensters“ oder Erika Burkarts „Mann, einen Baum pfl anzend“. BuchMarkt Juni 2022

Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband | Special Newcomer Divers im Nonbook Nonbooks bei EMF: Der Verlag hat das Programm mit Puzzles, Spielen und Papeterie breit aufgestellt EMF. Bereits zum zweiten Mal hat der EMF Verlag eine eigene Vorschau für Spiele, Puzzles und Papeterie verschickt. „Unser Nonbook-Portfolio ist schnell ge- wachsen“, bestätigt Vertriebs-und Marke- tingleiter Ralph Richter. „Eingestiegen sind wir bereits 2018 mit unseren Bullet Journals – eine sehr schöne und für uns ganz besondere Geschichte. Mittlerweile stehen wir bei über 230.000 verkauften Journals gesamt – und die Tendenz ist steigend.“ Bullet Journals sind eine Mi- schung aus Notizbuch und Kalender, die mit Hilfe von vor arrangierten Wochen- übersichten gestaltet werden können. To-do-Listen, Stundenplan und Haus- aufgaben haben hier genauso Platz wie Geheimnisse und ganz private Tagebuch- Listen. Aktuell gibt es zwei Formate, A5 und A6, und eine breite Palette unter- schiedlichster Designs. „Hier ist wirk- lich für (fast) jeden Geschmack etwas dabei“, versichert Richter. Mit dem neuen Programm gibt es nun die Bullet Journal Artist Edition, in der mit Helen Dardik und Mary Weber zwei Künstler*innen exklusiv für EMF jeweils vier Journals gestalten. „Die ersten Vormerkerzahlen zeigen, dass der Handel das Potenzial ähnlich wie wir sieht“, meint Richter. Für die Präsentation der Reihe am PoS bietet EMF ein hochwertiges Werkhaus-Display als „perfektes Einsteigermodell“ an. Ein anderer Baustein im EMF-Non- book-Portfolio sind Puzzles: „Mit dem besonderen und uniquen Design der Feel- Good-Puzzles haben wir einen Weg ge- funden, der unseren hohen Anspruch an außergewöhnliche Gestaltung erfüllt und dabei deutlich anders ist als der der großen Player am Markt. Und der dem Handel of- fenbar genauso viel Freude macht wie uns, wie die Zahlen seit Frühjahr 2021 zeigen.“ Besonders freut er sich zurzeit über die Entwicklung im Bereich Spiele: „Nachdem wir im vergangenen Jahr mit den Bestseller-Krimispielen von Hidden Games in dieses Segment eingestiegen sind und gemeinsam mit dem Handel tolle Umsätze realisieren konnten, war die Programmerweiterung durch Spiele- Eigenproduktionen für uns der nächste naheliegende Schritt.“ Auch hier setzt EMF auf reichweitenstarke Marken und hat Lizenzen wie Lupin, Peaky Blinders und Babylon Berlin eingekauft. „Das of- fizielle Escape-Spiel zu Babylon Berlin wird zu einem unserer großen Highlights im zweiten Halbjahr“, prophezeit Rich- ter. Zwei spannende Neuentwicklungen im Herbstprogramm sind auch die multi- medialen Escape Game-Reihe Unsolved Crime Cases und das Krimidinner-Format Crime & Dine. Ein Hingucker im Bereich Partner- schaft, Liebe & Sex dürften das gerade erschienene Talk about von Spiegel-Autor Carsten Müller und im Herbst Kommt gut, das Spiel zum gleichnamigen Sachbuch, sein. Der Spieleklassiker Stadt Land ... mit Themen wie u.a. Ladiesnight, 90’s oder Gartenliebe, ein inoffizielles Kartenspiel zum Netflix-Blockbuster Squid Game, aber auch Spieleblöcke für Kinder run- den das Spieleportfolio ab. Richter freut sich nun auf „hoffentlich schöne Umsätze und darauf, dass wir die bisherige EMF- Nonbook-Erfolgsgeschichte gemeinsam mit dem Handel auch im zweiten Halbjahr 2022 weiter fortschreiben“. Hält die S e i t e n o f f e n Jungle Bücherhalter Neu bei Bookchair Vertrieb Jungle Bücherhalter Faultier bzw. Affe UVP 4,99 € K o m p a k t e s Display VE 20 Anfragen & Bestellungen: BuchMarkt Juni 2022 59 Bookchair Vertrieb | Tel. 0941-5865230 E-mail: info@bookchair-vertrieb.de www.bookchair-vertrieb.de

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Geschenk-Idee Kultur aus der Box PostKultur. Während des Lockdowns über- legte die Hamburgerin Kathleen Alder wie sie in ihrer Stadt Kultur trotz Pandemie haptisch erlebbar machen und gleichzei- tig Künstler*innen, die sonst von Live- Auftritten leben, unterstützen kann. Und erfand im Sommer 2020 die PostKultur Box, eine ansprechend gestaltete Kiste, ge- füllt mit ausgewählter Literatur, Musik und Kunst. Die Hamburg-Box enthält Bücher, CDs, Gutscheine für Museen und Galerien, Grußkarten und einen hochwertigen, limi- tierten Kunstdruck. Die Produkte stammen von Independent-Künstlern, aber auch aus etablierten Institutionen wie dem Bucerius Kunstforum. „Kultur braucht neue Wege, um sich zu präsentieren, um in der jetzigen Zeit relevant zu bleiben“, erklärt Kathleen Alder, die eine Kommunikationsagentur im Bereich Musik leitet und in der Kul- turszene bestens vernetzt ist. Ihr Konzept ging auf. Die Hamburg- Box erwies sich als perfektes Geschenk für Kulturliebhaber und rasch folgten gleichwertige Boxen für Städte wie Berlin, München, Leipzig oder Köln mit jeweils Statt Geschenkkorb: Die Kultur-Box bietet keine Delikatessen, sondern kulturelle Erlebnisse sorgfältig kuratierten lokalen Kulturange- boten. Das Besondere: Die Boxen sind auf jeweils 250 Exemplare limitiert. Danach werden sie neu und aktuell bestückt. Damit will Kathleen Alder nicht nur für Kultur begeistern, sie legt auch Wert auf eine fai- re Bezahlung der Kreativen: „80 Prozent unserer Einnahmen gehen direkt an die Künstlerinnen und Künstler.“ Die in Berlin nachhaltig produzierten Ci- ty-Boxen, die für zahlreiche weitere Städte in Vorbereitung sind, kosten im Verkauf 150 Euro, mittlerweile werden für „Einsteiger“ zudem Themen-Boxen etwa zu „Fernweh“ und „Stille“ angeboten (VK 50 Euro). Die PostKultur Box für Kinder (VK 75 Euro) ist vor allem bei Eltern, Großeltern, Patin- nen und Paten beliebt. Sie enthält neben Büchern wie Hey, hey, hey, Taxi! von Saša Stanišić mit Illustrationen von Katja Spit- zer (Mairisch), Spiele und eine Musik-CD, Aktion Vier aus Sieben arsEdition. Sieben geschenkige Themen- pakete bietet der Verlag bis zum Jahres- ende als Aktion an, aus diesen können die Buchhändler*innen vier Themen aus- wählen und sich zu ihrem Wunschtermin liefern lassen. Jeden Monat zwischen Juni und Dezember wird ein bestimmtes Motto bedient, außer im August und im Oktober, da sind es jeweils zwei. Zu jedem Paket gibt es eine „Buchbühne“ mit Einsteckschuber und Hintergrund für den jeweiligen Spitzentitel, sowie ferti- ge Vorlagen, die sich für Banner oder für Postings einsetzen lassen. Der Verkaufs- Warenwert liegt zwischen 155 Euro für das Paket „Vielfalt“ – darin geht es um den achtsamen Umgang mit anderen und sich selbst – und 375 Euro für „Für Freundin- nen“. Die Novität Women. 50 starke Frau- und mit dem Kreativset Die kleine Druck- werkstatt, welches das Kinder-Kunsthaus München exklusiv für die Box gestaltet hat, können die beschenkten Kinder sogar selbst aktiv werden. Kathleen Alder gehen die Ideen nicht aus: Für Oktober plant sie eine Box, die das Kulturjahr 2022 resümiert und unter anderem das Buch sowie Kunst von der do- cumenta beinhaltet. Auch wenn man Au- toren, Musiker und Künstler jetzt wieder persönlich treffen kann, die Kulturboxen bleiben eine gute Idee für jede Buchhand- lung, die ihre Klientel mit ausgefallenen Anregungen für Geschenke überraschen will. ml Kontakt: post-kultur.com Gelungen?: Marketing- Managerin Elena Hönig und Graﬁkerin Monika Griebl, Graﬁkerin (re.) haben die Aktion konzipiert en und ihre Geschichten wird darin mit einem Notizbuch sowie vier Kartenboxen Inspirierende Worte außergewöhnlicher Frauen im Display kombiniert. Drei pas- sende Titel aus der Backlist runden einen inspirierenden „Frauen“-Tisch ab. Auch die Pakete „Yoga“, „Wald“, „Trost & Trauer“ sowie „Katzen & Hunde“ funk- tionieren nach diesem Prinzip bis hin zu „Sylvester“ im Dezember; da gibt es dann auch eine Neuheit aus dem Erfolgsmodell der Kartenboxen. Vier Spiele-Varianten für diesen und andere lange Abende werden da im Display geliefert – ein fast unschlagba- rer Mitnahme-Umsatz an der Kasse, nicht nur im Weihnachtsgeschäft. 60 BuchMarkt Juni 2022

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Corporate Identity “Das sind wir“ Groh. Marketingleiterin Sabine Hensel und Geschäftsleiter Stefan Ewald erklä- ren, was es mit dem Relaunch auf sich hat. Die Marke Groh hat eine annähernd 100-jährige Tradition. Was hat Sie zu dem neuen Logo und damit zu einem neuen Verlags-Auftritt bewogen? Stefan Ewald: Wir müssen uns immer wieder fragen, ob Marktentwicklung und Selbstverständnis kongruent sind. Ein neu- es Logo ist dann sozusagen die verdichtete Visualisierung dessen, was wir als Marke darstellen wollen. Sabine Hensel: Innerhalb einer Work- shop-Reihe in online-Sessions haben wir eine Markenstrategie entwickelt, die das neue Groh beschreibt und zu den Bedürf- nissen unserer Zielgruppe passt. Das war ein sehr dynamischer Prozess, in dem wir uns sukzessive dem Kern unserer Marke genähert haben. Das neue Logo drückt für uns Leichtigkeit und Bewegung aus, aber auch Nähe und Verbundenheit, da wir dem Herzsymbol treu bleiben. An unserem Claim haben wir festgehalten – mehr denn je ist es uns ein Bedürfnis, mit unseren Produkten „ein Lächeln zu schenken”. Sie sprechen von Ihrem Markenkern. Wie sieht der denn aus? Stefan Ewald: Man könnte auch fragen, wie sieht unsere Identität, unser Selbstver- ständnis als Verlag aus und wo kommen sie zum Ausdruck. Konkret: Was wollen wir mit unseren Produkten erreichen und wie kann man das nachvollziehbar als Leit- idee formulieren? Dieses Wording hat uns dann alle überzeugt: Wir wünschen uns Geschenke, die dich und mich glücklich machen. Wir wollen die Welt ein bisschen schöner und persönlicher machen – mit kleinen Aufmerksamkeiten, die Menschen verbinden und Nähe schaffen zu denen, die uns am Herzen liegen, mit und ohne Anlass. Verraten Sie mehr über die Zielgruppe? Sabine Hensel: Wir haben in zwei Richtungen geschaut – einmal zu unseren Handelspartnern mit ihren unterschiedli- chen Ansprüchen, aber besonders auch zu unseren Endkunden und ihren Familien, die coronabedingt einiges erlebt und er- litten haben. Das wollten wir möglichst genau verstehen und haben dazu auch die Sinus 21-Studie einbezogen. Für einen Ge- schenkbuchverlag spielt es eine besondere Rolle, was sich Menschen wünschen und 62 BuchMarkt Juni 2022 „Positiver Marken-Spirit“: Mareike Schlensog, Stefan Ewald, Julia Eis, Sabine Hensel mit dem neuen Logo wie diese Emotion „verpackt” sein soll. Es geht immer um den Schenkenden und den Beschenkten, nur aus dem Verstehen der Motive von beiden lässt sich dann ein Selbstverständnis als Verlag entwickeln. Gibt es denn eine Art Groh-DNA? Sabine Hensel: Unbedingt. Wir haben uns auch mit der Geschichte des Verlages auseinandergesetzt. Ein roter Faden ist bis heute die Idee, Bilder und Texte in einer gefühlvollen, originellen und eher redu- zierten Form aufeinander abzustimmen. In den 1930er-Jahren waren das in erster Linie Postkarten und Kalender, heute ist die Produktrange deutlich vielfältiger. Aber es geht damals wie heute um Motive wie Wünschen und Schenken und darum, diese der jeweiligen Zeit anzupassen. Was bedeutet das konkret? Können Sie das mit ein paar Beispiele aus dem aktu- ellen Programm verdeutlichen? Stefan Ewald: Es wird auch im Ge- schenkbuch immer wichtiger, die Zusam- menarbeit mit Autor*innen zu forcieren, die bereits eine gewisse öffentliche Rele- vanz haben und für bestimmte Themen stehen. Eine solche Authentizität bringt Maike Köhler mit ihrem Titel Selfcare für frischgebackenen Mamas mit, die sie bereits auf eigener Website und im Pod- cast “Mama-Mut to go” mundgerecht und mit einer Portion Humor serviert. Eine eigene Fan-Klientel bringen auch Pierre Franckh und Michaela Merten mit, die u.a. die Spitzentitel zu unseren Themen- aktionen „Wünsche manifestieren” und „Self-Empowerment” schreiben. Aber wir haben uns inzwischen auch mit dem internationalen Lizenzmarkt vernetzt und bringen jetzt mit den Tiny Love Stories Liebesgeschichten aus dem wahren Le- ben, gesammelt von der New York Times, heraus. Und die Brain Games vom Rätsel- Experten Martin Simon bieten nicht nur inhaltlich Denksport vom Feinsten. Was ist sonst noch neu an Groh? Sabine Hensel: Wir möchten den positi- ven Marken-Spirit auch im Verlag auch in virtuellen Zeiten noch stärker leben. Denn wir sind alle Botschafter desselben Ver- ständnisses, nach innen wie nach außen.

Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband | Special E. T. A. Hoffmann 200. Todestag am 25. Juni 2022 HARDCOVER FORMAT 11,4 X 17 CM JEWEILS € 10,00 S O N D E R E D I T I O N Das Fräulein von Scuderi ISBN 978-3-15-011401-8 · 128 S. Der goldne Topf ISBN 978-3-15-011402-5 · 144 S. Nussknacker und Mausekönig ISBN 978-3-15-011403-2 · 109 S. Der Sandmann / Das öde Haus ISBN 978-3-15-011404-9 · 141 S. Zu dieser Sonderedition gibt es eine Aktion: Bitte informieren Sie sich bei Ihrer Vertreterin / Ihrem Vertreter oder direkt: Tel. 07156 - 163 136 / Fax 07156 - 163 197 E-Mail: verkauf@reclam.de Aktion Für Kunstfreunde KunstStücke: Für Menschen, die die Kunstfreiheit schätzen Coppenrath. Die Mona Lisa von Leo- nardo da Vinci, die Geburt der Venus von Botticelli oder Vermeers Mädchen mir dem Perlenohrring – sechs wohlbekannte Kunstwerke lässt die Illustratorin Barba- ra Behr in ganz neuem Glanz erstrahlen – die Venus trägt bei ihr ein Blumen- kränzchen, Mona Lisa einen Hermelin- mantel und Raffaels Engel sogar Schmuck. Der Coppenrath Verlag hat für das Kunst- Th und zeigt diese Kunstwerke auf Puzz- les mit 1.000 Teilen, auf Notizheften und auf Postkarten. Ergänzt werden die Kunst- Stücke durch den EscapeRoom Nachts im Museum, das ist ein Krimi zum Selberlö- sen, sowie ein Quiz mit 40 Fragen aus der Welt der Kunst für Leute, die ihre Kennt- nissse auf diesem Gebiet testen wollen. Die Aktion KunstStücke wird ab Mitte Juli ausgeliefert. Lesehilfe Lampen für Leseanfänger Bookchair. Dünn, hell, leicht und voll- kommen flexibel für eine optimale Aus- leuchtung: „Die Flexilight Pal Leselampe lässt sich in jedes Buch einstecken und ist so dünn, dass sie als Lesezeichen im Buch bleiben kann“, verspricht Helmut Hetzer von Bookchair. Der Betrieb erfolgt mit Knopfzellen, diese werden mitgeliefert. Das Einstiegspaket umfasst 18 Flexilights mit Dino- oder Einhorn-Motiven in je- weils drei verschiedenen Farben. Dazu gibt es ein Display. Info: www.bookchair-vertrieb.de Freundliche Gesellen: Diese Kinder- Lampen machen Lust auf Lesen BuchMarkt Juni 2022 63 www.reclam.de

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Spiele black stories – spezial Michael Tsokos: Der Autor der blackstories- Autorenedition ist praktizierender Pathologe i l u a P . B © moses. Im Erfolgsformat black stories kommen zwei besondere Produkte heraus: black stories – Das Spiel, ein Brettspiel, entwickelt von Exit-Erfindern Inka und Markus Brandt. In 20 Fällen können ein bis vier Spieler ab zwölf jahren zu Profi- Ermittlern entwickeln – so wie sie es aus den black stories kenne, aber diesmal als Gruppe: Die Spieler erhalten eine Fallakte mit detaillierten Szenen, Hinweisen und Informationen zum Tathergang und müssen diesen gemeinsam rekonstruieren. Dazu stellt das Spiel knifflige Fragen, die die Spieler gemeinsam mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten und dabei clever kombinieren müssen, um dem Mörder auf die Schliche Lyrik Gedichte aus dem Alltag Edition Aumann. Karin Ellmer bringt mit ihrer Alltagslyrik Geschichten und Gedanken auf den Punkt, regt ihre Leser zum Weiterdenken an, zum Schmunzeln, aber auch zum Innehalten im hektischen Alltag. „Als mir Karin Ellmer ihr Projekt vorstellte, das war vor nicht ganz einem Jahr, da hat sie mich wieder gepackt – die Lust an Poesie. Vor allem gefiel mir die Gestaltung mit eigenen Bildern, Illustra- tionen und Fotografien und das handliche Format. Nach der positiven Entwicklung der Verkaufszahlen werde ich nun auch ihren zweiten Band herausgeben. Ein Geschenk für uns alle“, so beschreibt Verleger Ulrich Aumann seine Motivati- on, Karin Ellmers Bücher zu publizieren. Für das Gedicht „beim metzger“ erhielt Karin Ellmer den Goldstaub-Literaturpreis 2021 der Internationalen Autorinnenver- einigung. Ihr Buch nurso wurde für den Evangelischen Buchpreis 2022 nominiert. Und wo nimmt die Autorin die Themen- vielfalt her? „Das liegt doch auf der Hand“, meint sie, „das Leben selbst liefert den Stoff. Das sind ernste, nachdenkliche und lustige Momente. Und gerade die ganz all- täglichen Dinge faszinieren mich – ein Fri- seurbesuch, der Einkauf beim Metzger oder auch wie ein Whippet tickt. Ein Gedicht ist ein Kind der Seele. Es berührt, lässt uns schmunzeln und kann uns sogar trösten.“ Karin Ellmers Bücher kommen mit fri- schem Layout daher, mit einem wahrlich blumigen Titelbild. Es fällt auf im Bücher- regal, auf dem Büchertisch. Die Bände 64 BuchMarkt Juni 2022 zu kommen. Geheimnisvolle Hinweise auf Karten bringen wichtige Informatio- nen zum Mord, kosten aber auch Punkte. Je detaillierter der Fall gelöst wird, desto mehr Punkte können die Spieler abkassie- ren. Pressesprecherin Friederike Wehse: „Das Spiel war Highlight auf den Dspiele- messen.“ Michael Tsokos ist Rechtsmediziner in der Berliner Charité und er schreibt erfolg- reich Thriller, auch gemeinsam mit Sebas- tian Fitzek, und Sachbücher. Jetzt bringt er eine black stories-Autorenedition heraus mit 50 Fällen aus der Rechtsmedizin, die, so behauptet er, alle wahr sind: „Das, denke ich, macht einen großen Reiz aus. Da hat sich nicht irgendein Autor verrückte, ab- surde und völlig bizarre Dinge ausgedacht, sondern.“ Hier geht es um Verbrechensauf- klärung mithilfe rechtsmedizinischer Ex- pertise – am Tatort, am Obduktionstisch, im Labor und vor Gericht. Eine Mischung aus black stories und True Crime. Kein wunder, dass diese Ausgabe erst ab 16 ist. Das tägliche Leben als Fundgrube : Karin Ellmers Gedichte sind lebensnah nurso und weiterso wollen entdeckt wer- den. Ellmers dritter Band ist in Vorberei- tung. Der Titel ist Programm: genauso. In Kooperation mit einem Musiker steht sie auch für Veranstaltungen zur Verfügung. Kontakt: ulrich.aumann@edition-aumann.de

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Eine Buchhandlung mit Geschenken Uptodate in Gießen lebt von einer individuellen Buchauswahl – und auch das Zusatz-Angebot trägt die Handschrift der Buchhändler Handels-Konzept S chon vor der Ladentüre ist klar, dass dies ein Ort der Be- gegnung ist: Tisch, Bank und Stühle sind arrangiert, dazu De- tails, auf die es ankommt: eine Decke für kühle, ein Sonnenschirm für heiße Tage. Das alles lockt und lädt zum Blei- ben ein: „Wir sind ein sozialer Treff- punkt. Das ist Teil unseres Konzeptes“, bestätigt Buchhändler Gunter Schlegel. Mit seinem Partner Ralf Sommerkorn ist er Inhaber von Uptodate im Gießener Südviertel, das Schlegel als den „Speck- gürtel“ der Stadt bezeichnet. Das baum- bestandene Altbauviertel ist begehrt bei Bildungsbürgern und Familien, aber durchaus auch immer noch bei WGs. Gießen hat bei 80.000 Einwohnern rund 40.000 Studenten – die brauchen Unter- kunft, von einer Gentrifizierung könne im Viertel also keine Rede sein. Entsprechend glücklich waren Gunter Schlegel und Ralf Sommerkorn, als sie das Ladenlokal vor etwa 20 Jahren gefunden haben. Zwölf Jahre früher hatten die beiden Up- todate als Fachhbuchhandlung gegründet. „Heute ist das schwer vorstellbar, aber An- fang der Neunziger Jahre war der Infor- matik-Bereich ein starker Markt, es gab einen hohen Bedarf an dieser Literatur.“ 66 BuchMarkt Juni 2022 Uptodate: Der Name ist Programm in dieser Buchhandlung, hier wird ständig am Warenangebot gefeilt 20 Jahre später war dieses Segment nicht mehr so ergiebig, auch weil Computer so bedienerfreundlich geworden waren, dass man keine Handbücher mehr brauchte, die spezifischen Verlage lösten sich auf oder setzten andere Schwerpunkte. Das taten auch Gunter Schlegel und Ralf Sommerkorn. Dabei erwies sich das neue Ladenlokal als gute Wahl. „Die An- wohner freuten sich über die Buchhand- lung. Und wir wollten ja auch nochmal was anderes machen. So habe ich mich in die Belletristik eingearbeitet“, erklärt Schlegel. Diese ist neben dem Sachbuch und dem Kinder- und Jugendbuch das Standbein des Sortiments. „Ich bezeich- ne es als Boulevard-Sortiment, im Sinne von einem gemischten Angebot, aber ein Angebot mit Anspruch. „Der Buchspa- zierer von Carsten Henn oder Titel von Elena Ferrante sind da eher am unteren Rand angesiedelt.“ Die Buchhändler be- mühen sich um eine individuelle Auswahl; bieten dabei auch Spiegel-Bestseller, die

Liste sei aber „kein Kriterium“. Matthes & Seitz ist Schlegels Lieblingsverlag, Kein & Aber findet er gut. Auch die Hap- tik und die Ausstattung der Bücher spielt eine Rolle beim Bestellen – wenn der In- halt stimmt – wie die Naturkunden-Reihe von Matthes & Seitz. Haltepunkte sind auch die „fast komplette“ Salto-Reihe von Wagenbach und die Insel-Bücherei. Im Sachbuch geht es bei Uptodate be- vorzugt um Umweltthemen, Rassismus, Feminismus und um Kulturgeschichte. Schlegels aktuelles Lieblingsbuch ist Die Nadeln des Anstandes von der Edition Con- verso über die Geschichte des Strickens. Etwa ein Viertel des gesamten Sortiments sind Kinder- und Jugendbücher, in der Nachbarschaft wohnen viele Familien. Auch hier achten die Buchhändler auf Di- versität: „Da können wir uns voll auf unse- re Kundinnen verlassen“, meint Schlegel. „Die verbeten sich Rollenbilder in den Büchern. Conni gibt’s bei uns nicht.“ In der Buchhandlung wird aus Platzgrün- den wenig frontal präsentiert, dafür gibt es auch innen Sitzgelegenheiten und sogar Topfpflanzen, man fühlt sich fast wie in einem Wohnzimmer. Es wird auch schon einmal ein Kaffee spendiert: „Bei uns wird viel geredet“, stellt Gunter Schlegel fest und findet es ganz normal, dass Ralf Sommerkorn und er alles alleine machen: „Beruf kommt von Berufung.“ Auf den 80 qm des Verkaufsraumes geht es wuselig zu, es gibt viel zu sehen, die Verweildauer sei hoch. Das liegt auch am Zusatzangebot von Uptodate, wobei Gunter Schlegel betont: „In erster Linie sind wir eine Buchhandlung.“ Auch bei der Auswahl der Nicht-Bücher geben sich die beiden Buchhändler viel Mühe. Wein, Schokolade, Tee, Knabbereien, be- Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband | Special Sitzgruppe: Wird von den Kunden viel genutzt für Gespräche oder auch zum Lesen. Bestimmte Zeitschriften, Wochenblätter und Tagespresse gibt es auch bei Uptodate sondere Hamamtücher – Dinge, die neue Kund*innen bringen. „Das Geheimnis liegt auch bei Nonbooks in der Wertig- keit und in der Individualität“, versichert Schlegel und gibt zu, dass er sich persön- lich freut, wenn die Menschen an dem An- gebot Gefallen finden: „Die Auswahl hängt ja zu hundert Prozent mit unserem eigenen Geschmack zusammen.“ Leselampen hat er nicht, dafür Porzellan von der König- lichen Porzellanmanufaktur, kurz KPM; aber nur alte, ausgewählte Stücke und auch nur puristische Designs. So etwas findet man auf Antikmessen, das braucht Zeit und ist wohl auch ein Steckenpferd der Buchhändler: „Ein Alleinstellungsmerk- Das Team: Ralf Sommerkorn und Gunter Schlegel (re.) arbeiten seit über 30 Jahren zusammen BuchMarkt Juni 2022 mal ist wichtig und stellt einen Bezug zu den Inhabern her. Nur auf dieser Ebene funktioniert ein Konzept wie unseres.“ Auch die Postkarten sind handverlesen, bemerkenswerte Exemplare stammen von zwei Gießener Kunstpädagoginnen (schnipsel-kunst.de). „Der Karten-Umsatz ist natürlich geringer, aber die Bedeutung von Karten ist hoch. So ein Angebot zieht vor allem auch jüngere Kund*innen aus anderen Vierteln an. Sie stehen dann eine halbe Stunde nur am Karten-Ständer.“ „Wer zu uns kommt, hat ein Begehr“, so formuliert es Gunter Schlegel. Und dieses wollen die Buchhändler erfüllen. „Wir konzentrieren uns auf den direkten Kontakt. Davon lebt alles und auf diese Bindungen führen wir auch die Tatsache zurück, dass wir mit unserem Onlineshop in Corona einen höheren Umsatz gemacht haben als sonst. Da war ganz viel Solida- rität im Spiel“, sagt Gunter Schlegel noch und weist, nicht ohne Stolz darauf hin: „Wir kommen komplett ohne Versand aus. Wir nehmen Bestellungen nur bei zugesi- cherter Abholung an. Das kostet Umsatz, war aber eine bewusste Entscheidung, wir wollen kein Mini-Amazon sein. So haben wir mehr Zeit für unsere Kernkompetenz, das Gespräch.“ Barbara Meixner 67

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Lavendelfeld: Auch das ist die Ukraine (aus: The Beauty of Ukraine, teNeues) Blickwinkel Bilder erreichen uns sehr viel schneller und unmittelbarer als Worte – diese Bildbände sind aus ganz unterschiedlichen Gründen mehr als einen Blick wert 68 BuchMarkt Juni 2022 Überblick Ein unbekanntes Land teNeues. Die Uk- raine ist ein Land mitten in Europa, von dem wir so gut wie nichts wissen. Das will der Bildband The Beauty of Ukraine ändern (ET: Juli): Er bringt dem Betrachter die Vielfalt der Ukraine visuell, in besonderen Land- schaftsfotografien und -kompositionen nahe. Auf das Wesentliche reduziert haben

aus Steinbrüche die Bilder dabei wenig mit klassischer Landschaftsfotografi e zu tun. Der ukrai- nische Fotograf Yevhen Samuchenko ver- wandelt der Zentralukraine zu abstrakten Strukturfo- tografi en, Mohn- und Lavendelfelder ver- zaubert er zu Gemälden. „Uns ist es wichtig, in Anlehnung an Susan Sontag, nicht ‚das Leiden anderer (zu) betrach- ten‘“, erklärt Programmleiterin Berrit Bar- let. „Wir wollen die Ukraine, von der viele von uns bisher so gut wie nichts kennen, gerade in diesen Kriegszeiten als Land und Landschaft in ihrer ganzen un- versehrten Einzigartigkeit zeigen.“ Mit The Beauty of Ukraine unterstützt der teNeues Verlag die Arbeit des Foto- grafen Yevhen Samuchenko, der Autorin und Verlegerin Lucia Bondar und ihrem gesamten Team von Künstler*innen, die sich momentan zum Großteil in Kiew auf- halten. „Wir haben die Autorin Lucia Bon- dar, die in der Ukraine auch als Verlegerin tätig ist, auf der Buchmesse in Frankfurt letztes Jahr kennengelernt und hatten da- durch schon Kontakt zur ihr. Wir konnten sie dann eine ganze Zeit nicht erreichen und dann hat sie sich Gott sei Dank ge- meldet und Bescheid gegeben, dass sie mit den Kindern in Sicherheit ist“, berichtet Pressesprecher Stefan Becht. So konnte es jetzt ganz schnell gehen. teNeues-GF Ste- fanie Penck: „Mit The Beauty of Ukraine bietet sich uns als international tätiger Ver- lag auch die Möglichkeit, den Menschen weltweit ein Land jenseits der Kriegsbilder näherzubringen. Wir weisen auf das hin, was durch diesen Krieg für immer verloren zu gehen droht: die Kultur“. Frederking & Tha- ler. Für Ukraine. Unsere Heimat ohne Krieg hat das Journalisten- Netzwerk ukrai- ner.net noch vor dem Krieg recher- chiert: Dieses Por- trät stellt die Menschen in den Vordergrund. Die Autor*innen sind allesamt Teil des 2016 gegündeten Multimedia-Projektes Ukrai:ner, das sich darum dreht, die Heimat neu zu entdecken und diese Entdeckungen in sinnvolle, visuelle Inhalte zu verpacken. Diese kommen in verschiedenen Bildungs- einrichtungen zum Einsatz, um die Regio- nen der Ukraine in ihrer Vielfalt und auch Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband | Special mit ihrem touristischen Potenzial zu prä- sentieren. Tausende von Kilometern sind die Autor*innen und Fotograf*innen dafür durchs Land gereist, in mehr als 400 Städ- ten und Dörfern fragten sie „Was macht uns aus?“, „Wer sind wir?“, „Welche Träu- me haben und leben wir“? Das Ergebnis ist eine einfühlsame, inspirierende Reise durch eine Heimat, die viele bereits verlo- ren haben. Den Gewinn spendet der Verlag den Menschen in der Ukraine. Zwischen Wut und Melancholie Emons. scho- nungslos ehrlich erzählt der mitt- lerweile verstor- bene Fotograf Josef Šnobl in Praga Obscura von seiner Ju- gend in Prag, einer Stadt, die für ihn nicht golden, sondern grau und deprimierend war. Jung, lebenshungrig und eigenwillig sprengt Josef Šnobl immer wieder die Ket- ten der rigiden Strenge des Vaters und des tschechoslowakischen Staates und taucht in eine Welt voller Exzesse ab. Er resümiert Fluchtversuche und refl ektiert seine Rolle als Vater und Ehemann. Seine authentischen und beeindruckenden persönlichen Erinne- rungen ziehen einen in ihren Bann. Seine Verzweifl ung spüren die Leser ebenso haut- nah wie seine innere Getriebenheit. Wie bereits in dem viel beachteten Nachtfahrt. Ein Taxi-Blues (2019) beweist Josef Šnobl, dass er nicht nur ein begnadeter Fotograf war, sondern zugleich ein exzellenter Ta- gebuchschreiber, der mit scharfer Beobach- tungsgabe seine Gedanken, Erlebnisse und Empfi ndungen in glasklare Worte zu klei- den wusste. In der Kombination mit rund 150 Schwarz-Weiß-Fotografi en fesseln, schockieren und berühren sie gleicherma- ßen, erzählen so viel über das Leben in Prag der 1970er Jahre. Ein Buch, das einen nicht loslässt. An dem Manuskript für Praga Obscura hatte Josef Šnobl bis kurz vor seinem Tod gearbeitet. Die Lektorin, Übersetzerin und Herausgeberin Antje Görnig konnte nun das Projekt in seinem Sinn vollenden. Fan-Geschenke Frederking & Thaler. Die Markenbekannt- heit der von Eric Guillon entworfenen Minions liegt bei 95 Prozent, 33,5 Milli- onen User folgen ihnen auf Facebook. Allzu knuffi g sind die gelben, tönnchenförmigen Einzeller, die sich dem Ziel verschrieben haben, den schrecklichsten Schurken der Geschichte zu dienen und sich dabei einer Sprache bedienen, die ihrem Amöbengehirn ent- spricht. Passend zum Filmstart von „Mi- nions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ im Juni erscheint nun Die Kunst von Eric Guillon. Von „Ich – Einfach Unverbesserlich“ bis „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ leben die Filme des Animationsfi lm-Produzenten Illumination von den visionären Designs des französischen Künstlers. Dieser Band ist eine Werkschau, er zeigt über 1.200 exklusive Arbeiten Guillons aus acht Fil- men. Jedes Kapitel gibt einen Einblick in den kreativen Prozess des Künstlers und präsentiert auch viele Ideen, was hätte sein können – wie zum Beispiel alternative Designs für die Minions. Herausgeber sind der Filmjournalist und -kritiker Ben Croll und Illumination-Chef Chris Melandri. Der vielfach preisgekrönte Charakterdesi- gner und Regisseur Eric Guillon arbeitete unter anderem auch als Art Director für „Ich – Einfach unverbesserlich“ und hat die Minions zusammen mit den Regisseu- ren Chris Renaud und Pierre Coffi n erfun- den. Die Kunst von Eric Guillon ist ein Buch für große und kleine Fans gleicher- maßen. Dorling Kinders- ley. Nicht minder bekannt wie die Minions, und das generationsüber- greifend, dürfte der Steiff-Bär sein. Jeder ist ein- zigartig, mit sei- ner ganz eigenen Geschichte, und doch ist jeder ein Teil der großen Erfolgsgeschichte zwischen Menschen in aller Welt und den schwäbischen Plüschbären mit dem Knopf im Ohr. Zu seinem 120. Geburtstag legt BuchMarkt Juni 2022 69

Jazzgeschichte – vom Cool Jazz der 1950er Jahre bis hin zur Musik der großen Big Bands der 1960er Jahre. Ein großer Teil dieser einzigartigen Aufnahmen wird nun in Chargesheimer fotografiert Jazz erst- mals gezeigt. Der Bildband lässt berühmte Stars wie Louis Armstrong, Chet Baker, Sidney Bechet, Duke Ellington, Ella Fitz- gerald, Woody Herman, Billie Holiday und viele mehr in ihren Kölner Gastspielen aufleben. Chargesheimer fertigte eindring- liche, teils intime Porträts von den Musiker*innen. Er besuchte Konzerte in Clubs und Jazzlokalen, begleitete sie ins Studio und schuf mit seinen Fotografien Vorlagen für Plakate und Plattencover. Rund 860 Negative aus dieser Zeit, die Chargesheimers Liebe zum Jazz dokumen- tieren, befinden sich heute im Rheinischen Bildarchiv, von dem der Band herausgege- ben wurde. Die dort tätige Dokumentarin Evely Bertram-Neunzig machte die Mu- sikfotografien aus dem aus rund 40.000 Negativen bestehenden Chargesheimer- Nachlass ausfindig und erschloss sie für das Buch und auch für eine Austellung im Rheinischen Bildarchiv, die dort noch bis zum 4. September zu sehen ist. Tonleiter: Billie Poole, Francy Boland, Kenny Clarke und Jimmy Woode, Köln 1961 (aus: Chargesheimer fotografiert Jazz, Emons) Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Richard Steiff: Nicht seine Tante Margarete, er erfand den Teddybär (aus: Das Steiff Teddybären Buch, Dorling Kindersley) 1950 und 1970 fotografierte der Kölner Fotograf Chargesheimer Jazzmusikerinnen und -musiker, die in Köln gastierten oder Teil der lokalen Szene waren, und damit auch ein aufregendes Kapitel der Kölner Elisabeth Schnurrer mit dem Steiff Teddy- bären Buch quasi seine Biografie vor. Sie erzählt von der Firmengründerin Margare- te Steiff und ihrem Neffen Richard, der den Bären 1902 erfunden hat. Zuerst hieß er „Bär 55PB“. Den Namen Teddy hat er dem US-Präsidenten Theodore Roosevelt zu verdanken, der sich bei einem Jagdausflug weigerte, einen angebundenen Jungbären zu erschießen. Richard Steiff lebte zu dieser Zeit in den USA und der Bär war auch dort schon erhältlich. Als „Teddy“ trat der Bär aus dem Schwäbischen endgültig seinen Siegeszug um die Welt an. Solche und vie- le andere Anekdoten erzähl Das Steiff Ted- dybären Buch, untermalt mit Fotos von den sehr vielen unterschiedlichen Bären aus 120 Jahren und ihren Machern. Der Band ist in Zusammenarbeit mit der Steiff GmbH ent- standen und dieses hat auch Zugang zum Fotoarchiv gewährt. So entsteht auch gleichzeitig das Porträt eines, für diese Zeit unkonventionellen Familienbetriebes – be- merkenswert unserer Zeit gemäß etwa ist der Luftsprung von Richard Steiff auf Sei- te 20 (s. Foto oben). Emons. Der Jazz in Köln hat eine überregionale Be- deutung – eigent- lich schon seit es ihn bei uns nach dem Krieg offizi- ell gibt. Zwischen 70 BuchMarkt Juni 2022

EINMALIG & EXKLUSIV: HINTER DEN KULISSEN DER MINIONS m c 0 3 3 , NEUER MINIONS-FILM: KINOSTART 30. JUNI 2022 Nie gezeigte Skizzen, Filmstills und andere einzigartige Grafiken von »Ich – Einfach Unverbesserlich« bis »Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss« 376 Seiten · ca. 1200 Abb. ISBN 978-3-95416-365-6 € (D) 58,– 33,5 Millionen Abonnenten folgen den Minions auf Facebook AKTION VERFÜGBAR Fragen Sie Ihren Vertreter! 2 3 , 8 c m DEVELOPING THE MINIONS The creation of the Minions was a collaboration between Eric Guillon and directors Chris Renaud and Pierre Cofﬁn that stretched over months and myriad design iterations. Mit Ausklappseiten 6. The following iterations streamlined the design, helping to emphasize the Minions’ buzzy personalities and primitive forms. 1. Early on, Guillon envisioned Gru as a kind was even made to look like a chimney in an villain needs henchmen, Gru was given a le overall-clad workers—his own company of sensibility, of course). 1 3 2. As the ﬁlm continued to develop, the little helpers evolved to be robots. Robots would be more naïve, more fragile, and easier for Gru to torment and manipulate. The robot designs were an important breakthrough, as the little workers morphed into a simple shape with a single eye—a design decision meant to convey that they weren’t all that smart. 4 6 2 3. The next iteration in the Minions evolution was a mix of the overall-clad elves and the one-eyed robots. By making the henchmen more organic, they were easier to connect and empathize with. 4. In this series of designs, Guillon ﬂirted with different color possibilities for the henchmen. 5. The following design synthesized the robots’ oval shape and the lackeys’ blue overalls and came awfully close to the characters we know today. Close, but not quite. Until this point, all the Minions were designed to be exactly the same. Two-eyed Minions were added for variety’s sake. i . nt body n ifferent i with that, Service- und Bestellhotline: Verlegerdienst München Tel. +49 (0) 8105.38 81 06 Fax +49 (0) 8105.38 81 87

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband U A S T , g n a m e y g A n a v e B 9 1 0 2 © New Generation: In Afrika am Start (aus Atemberaubende Mode Afrika, Gerstenberg) Coppenrath. Long Island im Jahr 1922: Auf dem prächtigen Anwesen des jungen Millionärs Jay Gats- by amüsiert sich all- abendlich die New Yorker High Society auf der Suche nach Spaß und Zerstreuung. Doch der geheim- nisumwitterte Gastgeber selbst hat kein Interesse an diesen rauschenden Festen. Hinter seiner schillernden Fassade verbirgt er die tiefe Sehnsucht nach der einen Frau, die für ihn unerreichbar ist. Eine Sehn- sucht, die zur Besessenheit wird – diese Geschichte erzählt Scott F. Fitzgerald in der Der Große Gatsby jetzt mit Illustrati- onen von Rober Nippoldt. Die Zeichnun- gen des Buchkünstlers machen Der große Gatsby zu einem besonderen Geschenk: Die Buchgestaltung im Stil des Art Deco, die stilgetreue Illustration – darunter zwei Panoramaformate auf Aufklappseiten – sowie aufwendig gestaltete Extras lassen 72 BuchMarkt Juni 2022 die Stimmung im New York der Roaring Twenties lebendig werden, einer Zeit des wirtschaftlichen Wachstums, der ersten Wolkenkratzer, der Prohibition und der Exzesse. Robert Nippoldt hat schon seine Dip- lomarbeit Gangster. Die Bosse von Chi- cago den Wilden Zwanzigern gewidmet, die auch gleich einen Verleger fand. Sein zweites Buch Jazz im New York der wil- den Zwanziger wurde von der Stiftung Buchkunst zum schönsten deutschen Buch 2007 gekürt. 2017 erschien Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger im Taschen Verlag. Passend zum Berlinbuch entwickelte er zusammen mit dem Trio Größenwahn die begleitende Show „Ein Rätselhafter Schimmer“ – ein Bühnenpro- gramm mit Live-Zeichnungen und Musik. Mode-Macher Gerstenberg. Was für eine Vielfalt an Farben und Stoffen! Die französische Journalistin Eman- nuelle Carrière, die selbst viele Jahre zwischen Kame- run, Senegal und der Elfenbeinküste lebte, feiert mit dem Prachtband Atemberaubende Mode aus Afrika (ET Juli) eine neue Generation von Designerinnen und Designern aus Afrika, eine kreative und engagierte Generation, die, wie sie schreibt, nicht nur Kleider und Bilder, sondern auch Zukunft schafft. „Dieser Kontinent ist so vielfältig und in- teressant“, betont auch Pressesprecherin Andrea Deyerling-Baier. „Ich denke, wir hatten ihn in den vergangenen Jahrzehnten viel zu sehr mit seinen Problemen im Blick und haben dabei zu wenig gesehen, welche kreative Kraft sich immer mehr entwickelt hat. Nun wird sie zunehmend auch bei uns wahrgenommen und ist eine große Berei- cherung.“ Wunderschöne Fotos und kennt- nisreiche Texte machen den Bildband zu einem Geschenk für alle, die sich für De- sign und Mode, Fotokunst und Afrika in- teressieren. Ein Aktionspaket des Verlags, das unter anderem farbenfrohe Grußkar- ten, Notizhefte, Geschenkpapiere und Servietten beinhaltet, lädt dazu ein, die Farben Afrikas auch in die Buchhandlung zu holen.

MIDAS COLLECTION UNSER PROGRAMM IM HERBST 2022 Eric Boman Mehr ist Mehr - Iris Apfel 160 Seiten, geb., Großformat 978-3-03876-221-8, € 39.00 Stephen Ellcock Alles zwischen Himmel und Erde 256 Seiten, geb., edle Ausstattung 25 sstattung 978-3-03876-234-8, € 28.00 eiten, eb., dl 7. Auﬂage Owen Hopkins Das Museum 320 Seiten, geb., edle Ausstattung 978-3-03876-235-5, € 49.00 Ket Planet Banksy 128 Seiten, Pb, Fadenheftung 978-3-03876-238-6, € 18.00 Xavier Tapies Xavier apie Provokation BANKSY 240 Seiten, geb., Ganzleinen 978-3-03876-160-0, € 39.00 Hayley Edwards-Dujardin BLAU 112 Seiten, geb., Fadenheftung 978-3-03876-229-4, € 22.00 3. Auﬂage Paul Gravett Tove Jansson 128 Seiten, Hardcover 978-3-03876-233-1, € 24.00 Maria Rivans Das große Buch der Collagen 200 Seiten, Paperback, 9-99 Jahre 978-3-03876-198-3, € 20.00 Terry Runyan Malen macht glücklich 160 Seiten, Klappenbroschur 978-3-03876-224-9, € 20.00 Auslieferungen: D: Prolit, A: Mohr-Morawa, CH: Buchzentrum | Weitere Infos: www.midas.ch, VLB-TIX

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband Midas. Ihr ausgefal- lener Geschmack macht die 100-jäh- rige Iris Apfel zu einer Stilikone un- serer Zeit. Der Foto- graf Eric Boman setzt in Mehr ist mehr die Originali- tät ihres Stils in Szene und präsentiert eine große Auswahl ihrer Outfits von den Klei- dern bis zu den Accessoires, die mal von Designern und mal vom Flohmarkt stam- men. Entstanden ist eine einzigartige Hommage an eine Frau, die selbstbewusst ihren Weg geht und – wie Harold Koda, der Direktor des Costume Institute am Metropolitan Museum of Art schreibt – selbst unter den Stilikonen New Yorks als „seltener Vogel“ heraussticht. „Mrs. Apfel, die das gewisse ‚Auge‘ besitzt, Schätze in einem Haufen Flohmarktware und Son- derangeboten zu entdecken, verfügt über die noch seltenere Gabe, Objekte ausge- wählter Schönheit in Gesamtkunstwerken zu arrangieren.“ Wie recht er hat, zeigt dieser Bildband, der durch einige persön- liche Fotos und einen Essay von Iris Apfel selbst abgerundet wird. Ihr titelgebendes Credo: „Die meisten Leute sagen, lieber weniger. Ich sage, lieber mehr.“ Schirmer/Mosel. Fridas Kleider zeigt uns Schätze aus dem Kleider- schrank einer au- ßergewöhnlichen Frau. Die mexika- nische Malerin Frida Kahlo ver- stand es, sich stilvoll zu kleiden und scheinbar ganz nebenbei ihren zerstörten Körper zu verdecken. Auch für sie gab es kein Modediktat, es gab nur ihren eigenen Stil. „Die Kleider offenbaren uns eine sehr bewusste, von sicherem Geschmack ge- lenkte Frau, die einen unbestechlichen Blick für Schönheit, Qualität und – bei allem gelebten Feminismus – für eine war- me, sinnliche Weiblichkeit hatte“, schreibt Elke Heidenreich im Vorwort zur Neuauf- lage des Bildbands. Wie man vom Verlag hört, ist es ihr auch zu verdanken, dass der Titel neu aufgelegt wurde. Weil sie in ih- rem Buch Männer in Kamelhaarmänteln lautstark bedauert hatte, dass Fridas Klei- der vergriffen war, löste sie eine stürmi- sche Nachfrage des Publikums aus. Der Fotograf Pablo Aguinaco hat die Klei- dungsstücke im Blauen Haus in Szene gesetzt. Ergänzt werden seine Bilder durch historische Fotos, auf denen Frida Kahlo genau diese Kleider trägt. Ein passendes Geschenk für Fans der Künstlerin und alle, die sich für weibliche Selbstdarstellung in Kunst und Gesellschaft interessieren. Prestel. Irina Laza- reanu war in den Nullerjahren ein gefragtes Model und Muse von Karl Lagerfeld. Ihre zu- gewandte Art brachte sie in engen Kontakt mit vielen Kolleg*innen und Stars. In dem Bildband Rock Style Book nimmt sie ihre Leser*innen mit hinter die Kulissen der Modeszene und beleuchtet den Look von Stars wie Kate Moss oder Amy Winehouse. Ihr Buch sei eine Liebeserklärung an die zauberhaften Menschen, die sie in ihren zwanzig Jahren in der Modebranche kennenlernen durfte, schreibt sie. Und mehr noch: Sie entschlüs- selt, warum verschiedene Looks so gut funktionieren und gibt Tipps an die Hand, um sie in den eigenen Stil zu integrieren. „Stil ist ein Gedicht, das den Zeitgeist aus- drückt“, so Irina Lazareanu. „Historisch gesehen war das, was man trägt, immer ein mächtiges Instrument der Selbstdar- stellung für Freidenker*innen; eine sich verändernde Uniform, ein sich ständig wandelndes Fest“. teNeues. Er galt als Vorreiter der ele- ganten Herrenmo- de der Sechziger Jahre und prägte Modedesigner wie Giorgio Armani. Mit dem opulen- ten Band Nino Cerruti. Fashion Icon (ET Juli) setzt Cin- di Cook dem Lebenswerk des im Januar verstorbenen italienischen Modeschöpfers nun ein Denkmal. Die Autorin hatte ex- klusiven Zugang zum Familien-Archiv und gibt in Text und Bild Einblick in Leben und Werk des Designers, dessen Mode in den Neunziger Jahren zahlreiche Holly- wood-Filme prägte. Aber auch jenseits ihrer Leinwandauftritte kleideten sich Stars wie Michael Douglas und Anthony Hopkins bei ihm ein. Rund 120 Fashionfo- tos und private Aufnahmen, machen den englischsprachigen Band zu einem schö- nen Geschenk für alle, die die Kreativität und Schaffenskraft Cerrutis zu schätzen wissen, für Modeliebhaber*innen und alle, die neugierig auf Promi-Leben sind. gestalten. Was ist Schönheit? Oder vielmehr, was emp- finden wir als schön? In dem eng- lischsprachigen Ti- tel The New Beauty beginnt die US-Au- torin Kari Molvar mit einem Blick in die Geschichte, einer „Evolution des Schönheitsideals“. In letz- ter Zeit beobachtet sie aber einen Wandel in der Schönheitsbranche, eine neue Of- fenheit, die frei ist von gesellschaftlichen Zwängen. Heute bestimme jeder selbst, was Schönheit ausmacht, schreibt sie. Schönheit hänge nicht mehr von Konfor- mität und Anpassung an starre, von der Gesellschaft vorgegebenen Ideale ab, viel- mehr sei sie ein Mittel, Einzigartigkeit und die eigene Identität zu unterstreichen. Und noch etwas ist Kari Molvar besonders wichtig: „Außerdem ist Schönheit Selbst- fürsorge – sie geht über die Oberfläche hinaus und ist eng mit unserem emotio- nalen Zustand verbunden“, schreibt sie. Einfache Tätigkeiten wie das Waschen des Gesichts und das Auftragen einer Maske könnten heilsam für Seele und Psyche sein. Callwey. Der Bild- band der Modere- dakteurin Julia Zirpel und Art Di- rectorin Fiona Hayes The Fashion Yearbook 2022 stellt die besten Modestrecken und -fotos des vergangenen Jahres vor. Die beiden Expertinnen haben eine internati- onale Jury versammelt, und mit ihr ge- meinsam die besten Editorials, Cover und Kampagnen 2021 ausgewählt. Faszinie- renden Bilder und ausführliche Beschrei- bungen machen den Band zur anregenden Lektüre – nicht nur für Insider. Margit Lesemann / Barbara Meixner 74 BuchMarkt Juni 2022

SPEKTAKULÄRE REISEN Die Erfolgsreihe: jetzt auch mit dem Trendthema Wohnmobil N E U m o c . e b o d a . k c o t s / k c u r b y e M . P © n e h c n ü M 7 9 7 0 8 , a 1 1 e ß a r t s e i r e t n a f n I , H b m G g a l r e V n n a m k c u r B r e d n i g a l r e v h c u B G N Europa in 225 atemberaubenden Reisen mit dem Wohnmobil oder Campervan entdecken. Erleben Sie die tollsten Reiseziele auf vier Rädern. . IS NEU Deutschlands Vielfalt in 225 Reisen und aus neuen n Blickwinkeln erkunden n Mehr Erlebnis geht nicht ! Service- und Bestellhotline: Verlegerdienst München Tel. +49 (0) 8105.38 81 06 Fax +49 (0) 8105.38 81 87 I S B N 978 - 3 - 8 6 69 0 -75 3 -9 I S B N 978 - 3 - 8 6 69 0 - 476 -7 I S B N 978 - 3 - 8 6 69 0 -707-2 € ( D ) 39,9 9 € ( D ) 39,9 9 € ( D ) 3 9,9 9

Spot(t)light | Menschen, Bücher, Sensationen Austausch des Monats D ie Verlegerinnen und Verleger der sieben unabhängigen Ver- lage Aufbau, C.H.Beck, DuMont, Hanser, Hoffmann und Campe, Klett-Cotta und Suhrkamp haben im Mai erneut Buchhändlerinnen und Buchhändler zum „Haydauer Treffen 2022“ nahe Kassel eingeladen. Während der Klausurtagung hatten sie alle Gelegenheit, über Bücher, Pläne und Herausforderungen zu sprechen. Tom Kraushaar resümiert für die sieben Verlage: „Neben dem konzen- trierten Gedanken- und Ideenaustausch genossen alle auch die Zeit für das persönliche Gespräch und für inspirierende Begegnungen.“ Tasche des Monats Der Europa Verlag hat exklusiv für den Buchhandel eine Tasche mit den Slogans „Bücher statt Bomben“ und „Für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“ entworfen. Die hochwertige, nachhaltig produzierte EarthAware® Tasche gibt es ab dem 24. Juni (Best-Nr. 260-95538) . Verlosung des Monats A ls Anfang Mai der digitale Verlagsabend der Kinder- und Jugendbuchverlage der W1 Media Verlagsgruppe für den Buch- handel stattfand, entstand dabei eine Verlosungs- idee: Während der Programmvorstellung zeichnete Illustratorin Katrin Engelking beim Gespräch über ihr aktuelles Buch spontan eine Illustration, die nun unter den teilnehmenden Buchhändler*innen verlost wurde. Gewinnerin des Engelking Origi- nals ist Margarete Rum. 76 BuchMarkt Juni 2022

Freundeskreis des Monats D er Dürkheimer Kreis war end- lich wieder auf Reisen: Nach zweieinhalb Jahren pandemie- bedingter Pause hat sich der Kreis, unter der Leitung von Andreas Linder und Inge Oberst, in diesem Jahr für drei Tage in der Hansestadt Lübeck getroffen. Der Freun- deskreis besteht seit über 40 Jahren. Wer selbst gern beim Kreis anheuern möchte: dürkheimerkreis@t-online.de Autobiograﬁe des Monats B ei einer Premiere im Hamburger Theater „Schmidtchen“ stellte am vergangenen Mittwoch Rolf Zu- ckowski seine Autobiografie „Ein bisschen Mut, ein bisschen Glück. Mein musikali- sches Leben“ (Edel Books) zusammen mit dem Album „Meine Hits und Herzenslie- der“ (Universal) vor. Bei einer sehr persön- lichen Bühnenshow zeichnete Zuckowski mit Erzählungen, Bildern und Musikeinla- gen seinen Lebensweg nach – angefangen bei der Kindheit in Hamburg-Winterhude, über die ersten Bühnenerfahrungen mit seiner Jugend-Band, bis hin zu seinen gro- ßen Erfolgen für Kinder. Spende des Monats D ie Kinderbuchverlage Baumhaus und Boje der Bastei Lübbe AG starteten eine großangelegte Spendenaktion: Am 18. Mai übergaben Verlagslei- ter Mathias Siebel und sein Team 3.000 Exemplare der ukrainischen Ausgabe von Wo ist das Klopapier? von Susan Batori an das Blau-Gel- be Kreuz e.V. Köln. Gemeinsam mit Verantwortlichen des Vereins verteilte das Kinderbuchteam in ei- ner Kölner Unterkunft Bücher an geflüchtete Kinder und bastelte und malte mit ihnen gemeinsam. BuchMarkt Juni 2022 n n a J © 77

Whisper | Szene Whisper | Szene Preiswert und Buchwert – prehead Wie Bücher wirken headline Wie Preise wirken Warum hören wir nie eine Buchempfehlung, die einen Roman aufgrund des niedrigen Preises anpreist? Buchwert und Preiswert müssen zusammenpassen B uchempfehlungen in der Bel- letristik, die sich ausdrücklich auf einen günstigen Preis be- ziehen, und zwar so wie sie sich in der Regel auf Inhalt und Lektüre beziehen, kommen eigentlich nicht vor. Warum aber empfiehlt kaum jemand einen Roman wegen des Preises? Zunächst natürlich, weil dem schieren Preis eines Buches der Bezugsrahmen fehlt. Denn der Preis ist nicht nur der Betrag, der an der Kasse bezahlt wird, sondern er steht auch in einem bestimmten Verhältnis. Der Preis eines Buches der Anderen Bi- bliothek beträgt 44 Euro. Das ist innerhalb der Reihe der richtige Preis. Im Vergleich zu einem Pixi-Buch, das 0,99 Euro kos- tet, ist das ein hoher Preis. In Hinsicht der Preise der Bücher von TOC Publishing mit einem Preis von 128 Euro sind aber beide Preise vergleichsweise niedrig. Alle drei Preise sind ein Beleg dafür, dass der Preis eines Buches kaum allein darin besteht, was bezahlt werden muss. Wie an dieser Stelle schon häufiger gezeigt – jede vom Verlag gewählte Ausstattung von einfacher Klammerheftung bis zum Leineneinband, jede besonders gedeckte oder besonders grelle Farbe am Buch sagt über das Buch etwas aus. Der Preis ist also Betrag und Signal zugleich. Wie eine Bindeform oder wie eine Farbe sagt auch der Preis etwas, das über den bloßen Betrag hinausgeht. Das Signal selbst ist nicht immer entscheidend, entscheidend ist eher, dass es zu allen an- deren Signalen, die von dem Buch ausge- hen, passt. Zum Beispiel ist der Verkauf keineswegs garantiert, wenn für einen niedrigen Preis die Ausstattung eigentlich zu hochwertig ist. Buchwert und Preiswert müssen zu- sammenpassen. Denn über einen Differenz- gewinn, das Schnäppchen, freut man sich nicht immer – im Gegenteil, die Differenz macht misstrauisch. Es sei denn, das Buch wurde im Preis heruntergesetzt. Dann ver- gleicht sich der Preis quasi mit sich selbst. Eine ähnliche Form des Vergleichs wird bei besserer Ausstattung der Erstauflage beim Kanon Verlag mit Stine Pilgaards Buch Meine Mutter sagt praktiziert. In den Folgeauflagen wird das Buch dann beispielsweise ohne die Sonderausstattung mit Buchbezug eines Gemäldes geliefert. Hier handelt es sich um eine Aufwertung, die sich von einer vorweggenommenen Zukunft aus in den Blick nimmt – und das Gewinngefühl in einer Reduktionser- fahrung der Zukunft antizipiert. Der Preis steht also in einem ausge- wogenen Verhältnis zur Ausstattung des Buches. Dabei drückt der Preis allerdings nicht aus, was die Ausstattung den Verlag wirklich gekostet haben mag. Da diese Kosten kaum präzise gewusst werden, werden sie selten im Verkaufsgespräch zur Plausibilisierung des Preises vorgebracht. Umgekehrt werden den Kunden aber fast alle Kosten aufgezählt, die gerade gestie- gen sind – auch wenn es nur in der Zeitung stand. Ob diese Kosten in irgendeinem tat- sächlichen Bezug zum Preis des jeweiligen Buches stehen, bleibt dabei offen. Aber diese Kundenkommunikation kann sehr befriedigend sein, denn sie erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl. Von der Verant- wortung des geforderten Preises ist man entlastet. Außerdem steht der Preis nun in einem Verhältnis von Grund und Folge. Er kann im Kontext allgemein bekannter Preiserhöhungen außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereichs distanziert werden. Andere Kontexte, innerhalb derer der Preis ins Verhältnis gesetzt werden kann, machen die Schwierigkeit der Sachlage weiterhin deutlich. Im Verlag sieht man den Preis im Verhältnis zur Konkurrenz. In der Buchhandlung sieht man ihn im Verhältnis zu den Kunden. In der Einkaufs- 78 BuchMarkt Juni 2022

straße sieht man ihn im Verhältnis zu an- deren Waren und Dienstleistungen. In der Buchwissenschaft sieht man ihn im Ver- hältnis zu den Preisen der Vergangenheit. Im Wechsel dieser Bezüge liegt genau die Crux der Preisfindung, im Wechsel vor allem von der Perspektive des Verlags, der die Preise mit denen anderer Verlage vergleicht, zur Buchhandlung, die sich in ihrem Stadtteil mit einer unter Umständen abnehmenden Kaufkraft konfrontiert sieht. So ist es vor allem das Binnenverhältnis der Verlage untereinander, das den Glauben an die Wirkung der Preisschwellen erhält. Denn folgt man Hermann Simon in seinem Buch Preisheiten (Campus), dann gibt es keinen einzigen wissenschaftlich haltbaren Nachweis der Wirkung von Preisschwellen. Ohnehin zwingt die aktuelle Kostenstruk- tur zu Einebnung vieler für unverrückbar gehaltener Preisschwellen. Schließlich gibt es aber noch viele weite- re Kontexte, innerhalb derer Preise in den Blick genommen werden können, zumeist um ihre Erhöhung zu begründen. Das Hauptargument, man habe in den letzten Jahren die Preisanhebung versäumt, wird häufig angeführt. Sicher nicht zu Unrecht. Wer Taschenbücher aus dem Regal zieht, die vor 2001, vor der Einführung des Euro, gekauft wurden, der staunt über die sehr hohen D-Mark Preise. In diesen Tagen gibt es aber längst genug weitere Kostentreiber, über deren Bedeu- tung für die gestiegenen Buchpreise kein Zweifel besteht: die in die Höhe geschos- senen Papierpreise, die Abhängigkeit von der Lieferung der Cellulose aus Russland, die Höhe der Energiepreise. Aber auch in Hinsicht der Kostenstruktur der Buch- handlungen sind steigende Ladenpreise gut begründbar und notwendig. Es war – so könnte man schlussfolgern – nie einfacher, höhere Buchpreise plausi- bel zu machen. Vielleicht ist diese Entlas- tungsfunktion, die im Hinweis auf Kontexte, für die man selbst nicht verantwortlich ist, der eigentliche Grund dafür, dass im Han- del beim Preis eher nach unten diskutiert wird. Es geht ja das Gerücht, dieser Blick habe mit dem eigenen Haushaltsbudget der Buchhändlerinnen und Buchhändler zu tun. Ihnen wird dann meist das Gegenbeispiel der Auto- oder Juwelierhändler vorgehalten. Der Hinweis aufs günstigere Taschen- buch, das etwa für übernächsten Monat an- gekündigt wird und zum Verzicht auf den Kauf des gebundenen Buches auffordert, ist aber vermutlich nur ein buchhändleri- sches Wandermärchen. Ganz im Gegenteil, im Fall der Lektüre eines zum Verkauf ste- henden Buches wird niemand auf die Idee verfallen, zum Konsumaufschub zu raten, jede und jeder wird vom Buch erzählen und jenseits des Preises alles dafür tun, dass die Kundin oder der Kunde dieses Erlebnis sofort genießen kann. Leider klappt das nicht bei jedem Buch. Und dann mag der kürzeste, einfachste und naheliegendste Weg zum so häufig beschworenen Kundennutzen allein über den Preis gehen. Stände uns Wissen über das Produkt zur Verfügung, das den materiellen Buchwert zu erläutern wüsste, müsste man nicht vom Preis sprechen. Wären Angaben aus Vorschau und Vertretergespräch erinner- lich, müsste man nicht über den Preis sprechen. Könnten anschauliche Begriffe für die Buchbeschreibung als materielles Objekt vorgebracht werden, müsste man nicht über den Preis sprechen. Hätte man das Buch gelesen, müsste man nicht über den Preis sprechen. Vielleicht muss mehr darüber gewusst und gesagt werden, was genau Kunden in der Hand halten, sollten sie sich über den Preis beklagen. Vielleicht müsste unser Vokabular zum Buchwert anschaulicher sein. Zur Anschaulichkeit ein Beispiel, das sich in einem Autohaus fand. Wer kleine Schäden an der Windschutzscheibe hat, übersieht diese zumeist. Damit die Auto- besitzer diese Schäden sehen lernen, hielt das Autohaus eine Tafel bereit, auf der die kleinen Steinschlagschäden mit Begriffen beschrieben wurden, wie sie E.T.A. Hoff- mann nicht hätte feiner und pittoresker for- mulieren können. Die Schäden wurden mit so anschaulichen Begriffen wie Kuhauge, Bienenflügel und Sternbruch unterschie- den und dadurch sichtbar gemacht. Über den Preis reden wir vielleicht deshalb so ausgiebig, weil wir so wenig sehen. Das Gespräch über den Preis entspringt also eher der Verlegenheit. Gewiss, der Preis ist die einfachste quantitative Mittei- lung über ein Buch. Der Preis ist schnell erfasst und verarbeitet. Zu ihm haben alle sofort eine Meinung. Und weil das so ist, haben besonders hochpreisige Bücher als sogenannte Ankerpreise in jeder Buch- handlung eine Funktion: den Vergleich. Ihnen gegenüber erscheinen alle anderen Bücher preiswert, kostengünstig, billig. Neben dem Preis gibt es noch ein weiteres genau bezifferbares Datum: die Seitenzahl. Sie übersetzt sich in Formulierungen wie „umfangreich“ oder „dickes Buch“. So entsteht der Eindruck, dass viel auch viel kostet. Jedoch, wie bei Kinderschuhen, die keineswegs preiswerter als Schuhe für Er- wachsene sind, gibt es auch bei Büchern Beispiele, die dieses Verhältnis von Umfang und Preis umkehren. Beim Wirtschaftssach- buch steht das Preis-Umfang-Verhältnis auf dem Kopf. Das Buch, das hier schmal ist, passt zum Zeitmanagement der Entscheider und vermittelt den Eindruck des Extrakts. Ein Eindruck, den der durchschnittlich viel höhere Preis in diesem Fall sogar noch unterstützt. Hier wertet der Preis den Buchwert auf. Der Preis, sonst dem Buch so äußerlich wie ein farbiger Schnitt, ver- ändert die Haltung zum Text grundlegend, er wirkt wie ein Adelsprädikat. Der Preis sagt auch über das Buch als in sich abgeschlossenes Objekt etwas aus. Denn wenn ich 44 Pixi-Hefte bündele, ent- sprechen sie dann einem Buch der Ande- ren Bibliothek? Sind der Gegenwert eines Buches von TOC Publishing drei Bücher der Anderen Bibliothek? Warum erscheint das so nicht ins richtige Verhältnis gesetzt – außer beim schieren Betrag? Also nochmal: Warum hören wir nie eine Buchempfehlung, die einen Roman aufgrund des niedrigen Preises anpreist? Doch auch, weil eine Empfehlung über den Preis vom Buchwert vollkommen ab- sieht. Der Preis tritt hinter das Leseerlebnis und den unmittelbar erfassten Buchwert stark zurück. Der Preis eines Buches steht in einem nur schwerlich präzise angebba- ren Verhältnis zum Leseerlebnis. Der Preis eines Buches verhält sich zum Buchwert nicht anders als der Preis eines Weins zum jeweiligen Wein in der Flasche. Das Le- seerlebnis ist am Preis so wenig messbar wie das Geschmackserlebnis eines Weins. In beiden Fällen handelt es sich weniger um Konsum- als viel mehr Kulturmittel. Michael Schikowski arbeitet als freier Ver- lagsvertreter u.a. für Die Andere Bibliothek, den Campus Verlag und den Kanon Verlag. Die bislang erschienenen Folgen von „Wie Bücher wirken“ können unter www.immer- schoensachlich.de nachgelesen werden. BuchMarkt Juni 2022 79

Whisper | Szene Beckmanns „Große Bücher“ „Unterwegs mit den Arglosen“ H ier und heute muss ein welt- historisches Ereignis in Er- innerung gerufen werden, das bisher von niemand ge- bührend aufgegriff en worden ist: dass vor anderthalb Jahrhunderten ein neues Tourismus-Zeitalter angefangen hat. Das Event – das am 8. Juni 1867 im Hafen von New York City stattgefunden hat –, dass das erste für Übersee-Fahrten ausgerüstete Kreuzfahrtschiff der Welt zur ersten Lu- xus-Vergnügungsreise über einen Ozean auslief, wäre wahrscheinlich komplett un- tergangen, wenn da nicht ein bemerkens- werter junger amerikanischer Journalist gewesen wäre, der an der denkwürdigen Kreuzfahrt teilgenommen hat. Seine aufmerksamen, unkonventionel- len Zeitungsberichte erregten Aufsehen. Sie sind dann in einem Buch zusammen- gefasst worden, das zu den interessantes- ten und meist gelesenen Reiseberichten aller Zeiten zählt. Der dazumal noch ziemlich unbekannte junge Journalist ist inzwischen ein weltberühmter Schrift- steller. Er heißt Mark Twain. Und der Hamburger mare Verlag hat dem hiesi- gen Lesepublikum mit diesem Buch nun obendrein eines der schönsten Buche- reignisse des Jahres präsentiert. Er hat erstmals die Urfassung dieser Reporta- gen in einer (vorzüglichen) deutschen Übersetzung veröff entlicht – so, wie sie in den Zeitungen ursprünglich herauska- men. Hier sind manche Dinge so frank und frei beim Namen genannt worden, dass es (auch heute noch) bis an die Grenzen der Pressefreiheit geht, und sie sind so höllisch heiter-ironisch an den Mast gehängt worden, dass die Lektüre wie ein Freibeuter-Erlebnis wirkt. Noch dazu ist diese Publikation ein ganz be- sonderes Geschenk an alle Freunde Mark Twains. Denn so ungeschützt, so off en und ehrlich aneckend, so aufrüttelnd hat Mark Twain dann nie mehr geschrieben (nachdem wohlmeinende Freundinnen und Freunde ihm erklärt hatten, dass ein bedachtsamerer Umgang mit gewissen Mark Twain; „Unterwegs mit den Arglosen. Die Originalreportagen aus Europa und dem Heiligen Land“; übersetzt und herausgegeben von Alexander Pechmann (mare) sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten literarisch empfehlenswert sein könnte). Mark Twain war eben von Hause aus durch und durch Reporter. Er hatte genau den richtigen Blick, um gleich zu kapie- ren, dass da im Hafen von New York City etwas Sensationelles vor sich ging, etwas völlig Neues, eigentlich etwas Verrücktes. Bis dahin hatten Fahrgastschiff e ja immer als bloße Verkehrsvehikel gegolten. Sie waren dazu da gewesen, Menschen aus wichtigem Anlass schnellstmöglich von einem Hafen zum anderen zu befördern. Hier aber war ausgerechnet einer der populärsten Erweckungsprediger des Landes – der wortgewaltige presbyteri- anische Geistliche Henry Ward Beecher, ein Bruder Harriet Beecher-Stowes, der noch berühmteren Autorin des Sklavenbe- freiungs-Romans Onkel Toms Hütte – auf die revolutionäre Idee einer fünfmonatigen Vergnügungsreise für prominente Persön- lichkeiten verfallen. Zur Teilnahme an dieser erste Pauschal- reise nach Übersee gab es nur eine einzige Vorbedingung: ein hinreichend gefüllter 80 BuchMarkt Juni 2022

Geldbeutel. Die Sache wuchs sich zu einer PR-Aktion mit gewaltigen Echo-Wellen für den Prediger aus. Weiß Gott, wie viel Prominenz schließlich kundgetan hat, mit dabei sein zu wollen. Und wie bei all solch modernem Hype kam auch hier ein Novum an Technik und Technologie mit ins Spiel. Im Schiffsbau hatte bis dahin kein Konzept für einen im Sinne solcher Reisen geeigneten Pas- sagierdampfer existiert. Und die „MSS Quaker City“, die im Juni 1867 auslaufen sollte, war nicht mal ein Passagierschiff gewesen. Dieser Seitenrad-Dampfer war als Transportschiff entworfen, gebaut und genutzt worden – bis zum amerikanischen Bürgerkrieg, als Abraham Lincoln ihn char- terte, mit mächtigem 20-Pfünder-Geschütz ausrüstete und als Kriegsschiff mobilisier- te, zur Handelsblockade gegen Häfen der Südstaaten an der Atlantik-Küste. Nach Kriegsende hatte die US-Navy es verstei- gert. Ein Reeder war als Investor mit dem Plan aufgetreten, es zu einem Komfortschiff mit großem Speisesaal und 35 Kabinen um- zubauen, und dieser Investor hatte Henry Ward Beecher dann zur Verwirklichung eines lang gehegten Traums animiert – zu einer Reise ins Heilige Land und an bedeu- tende historische Kulturstätten am europäi- schen Mittelmeer. Die Schirmherrschaft hat seine Kirche übernommen. Mark Twain hat auch hier wieder sein scharfes Gehör für ein Knistern im Ge- bälk zwischen Anspruch und Wirklichkeit unter Beweis gestellt und sofort einen hochdotierten Vertrag mit großen Zeitun- gen abgeschlossen. Und Mark Twain lag richtig: Da hat wirklich eine ganze Menge überhaupt nicht zusammengepasst. Die Kreuzfahrt war, wie es im Abschlussbrief an seinen Redakteur beim „Herald“ hieß, als „Vergnügungsreise“ beworben worden, doch auf hoher See waren Bequemlichkeit und Lebenslust an Bord des Seitenrad- Dampfers von vorne bis hinten Mangelwa- re – weil „wir fünf Monate lang ständig“ so unter der Heimsuchung von „Stürmen und Gegenwind“ zu leiden hatten, dass es bei den Glaubensschwächeren außer der Seekrankheit offenbar gar zu sinkendem Gottvertrauen führte. Für eine genussvolle Kreuzfahrt brauch- te es eben doch mehr als die Technik ei- nes ursprünglichen Transporters. Und der komplette Storno von Buchungen aus dem prominenten Bildungsbürgertum mit all seinen gesellschaftlichen Fähigkeiten hat- te außerdem einen akuten Stimmungsab- fall zur Folge. Die mitreisenden Landeier waren ge- setzte Herrschaften zwischen fünfzig und siebzig Jahren sowie eingerostete ältere Junggesellen, so dass der „Vergnügungs- dampfer“ zu einer Friedhofskirche verkam und die „Vergnügungsreise eine Beerdi- gungsprozession ohne Leiche“ würde. Die Landgänge wiederum brachten ans Licht, dass seitens der Passagiere keinerlei kulturelle, mitmenschliche oder religiöse Aufgeschlossenheit und ehrliches Interes- se gegeben waren. Zum Vorschein kam ein typischer triumphaler touristischer Impe- rialismus, wie er auch heute – und nicht nur bei US-Weltreisenden – gang und gäbe ist: „Überall starrten uns die Menschen an, und wir starrten zurück. Wir gaben ihnen auch meist das Gefühl, unbedeutend zu sein, ehe wir mit ihnen fertig waren, denn wir blickten mit amerikanischer Größe auf sie herab, bis wir sie zurechtgestutzt hatten. Wir alle stammten aus dem Landesinnern und Reisen war etwas absolut Neues für uns, wir benahmen uns entsprechend un- seres angeborenen Instinktes und ließen uns weder von Förmlichkeiten noch von Konventionen zügeln. Wir sorgten dafür, allen klarzumachen, dass wir Amerikaner waren – Amerikaner!“ Mark Twain hebt allerdings keinen mora- lischen Zeigefinger. Er hat vielmehr einen Weg gefunden, um die Leser mitzunehmen. Er schreibt keine professionell gedrech- selten „Reportagen“. Er spricht einfach zu ihnen, von Herz zu Herz. Er zieht ins Vertrauen, indem er, quasi formlos, „Briefe“ schreibt, in denen er gleichsam direkt zu Papier bringt, was ihm vor Augen und zu Ohren und dabei in den Sinn gekommen ist. Das alles wirkt so, als mache er intime persönliche Mitteilungen. Es ist diese Entwicklung einer hohen Kunst des Infor- mellen, welche, wie ich behaupten möch- te, Mark Twain zu einem herausragend glaubwürdigen, intuitiv überzeugenden authentischen Schriftsteller gemacht hat. Er hat es hingekriegt, dem Leser daheim klar und anschaulich zu machen, dass er selbst, so wie er als Amerikaner nun mal ist, als Tourist ins Ausland reisen müsste, um erfahren zu können, „zu welch ausge- wachsenem Esel er werden kann“. Wer ein famoses Beispiel für solch ex- zellente Art des Erzählen sucht, möge die Briefe dieses Bandes lesen, in denen Twain die unglaubliche amerikanische Borniert- heit seiner Mitreisenden bei einem Be- such der russischen Zarenfamilie in deren Sommerresidenz am Schwarzen Meer ins Visier nimmt. Seine Darstellung wird zu einem nahezu surrealistischen Meister- stück. Er schildert, wie die US-Bürger in ihrem Selbstbewusstsein, die Krone der auf Erden zu sein, dem geschichtsträch- tigen, machtvoll inthronisierten Herr- scher nebst Großfürsten und First Ladies gegenübertreten, als seien sie mit ihnen seit Jahren auf Du und Du. Und die auf ihrem isolierten Sommersitz weltfremde Zarenfamilie gewinnt den Eindruck, dass diese spießbürgerlichen Normaltypen eine hochoffizielle diplomatische Delegation des Weißen Hauses seien, die mit Ehrer- bietung und Kusshand zu würdigen wäre. So stellt Mark Twain alles bloß: die Schönfärberei der Reiseführer, die Heuche- leien der frömmelden Fetischisten an hei- ligen Stätten, die morschen Kartenhäuser der in den USA seiner Zeit angehimmelten europäischen Kulturwelt, das Elend und Hungerleid ihrer Armen, den horrenden Zerfall von Macht und Ordnung im Reich des kranken Mannes am Bosporus, unter dem das Heilige Land zu einer unfrucht- baren, menschenleeren Wüstenei verkom- men ist. Er ist wie ein Augenöffner, der die wahren Zustände Europas und des Nahen Ostens mitsamt dem Hype zu Beginn des Massentourismus vor rund anderthalb Jahr- hunderten ins Tageslicht rückt. Dieses Buch hebt jedoch noch viel mehr ins Bewusstsein. Insbesondere dreierlei: Zum einen, wie mit dem Pauschaltouris- mus jedes Bewusstsein von Geschichte als einer lebendigen Geschichte von Menschen in die Binsen geht und die Ge- schichte damit ihren Sinn verliert. Zum anderen, wie die historisch gewachsene Welt musealisiert und in kleine Teile zer- stückelt wird. Und drittens macht Twain hier immer wieder eine problematische Realität zum Thema, die uns heute des Bodens unter den Füßen beraubt. Es ist das problematische Verhältnis unserer Moderne zur Geschichte überhaupt: Wir sehen und wissen nicht mehr, woher wir kommen. Gerhard Beckmann BuchMarkt Juni 2022 81

Impressum | BuchMarkt Whisper | Szene Whisper | Szene Herausgeber: Christian von Zittwitz (-56) Redaktion: Franziska Altepost (-33) Barbara Meixner (-13) Jörn Meyer (-17) Susanna Wengeler (CvD -15) Chefreporter: Jürgen Christen, Gütersloh Tel.: + Fax: 05241/9987270 (juergen.christen@t-online.de) Korrespondent Nord-West: Carsten Tergast, Tel.: 0491/2024409 (carsten.tergast@gmx.de) Sonderkorrespondent Verlage, Strategien: Gerhard Beckmann, (gha-beckmann@t-online.de) Reporterin Großraum Berlin: Margit Lesemann, Tel.: 030/769023-45 (mlesemann@t-online.de) Ständige Mitarbeiter: Ursula Bachhausen, Klaus Berthold, Holger Ehling, Jeannette Faure, Ulrich Faure, Matthias Koeffler, Simone Leinkauf, Matthias Mayer, Ellen Pomikalko, Rainer Scheer, Georg Schumacher, Stephanie v. Selchow, René Wagner Anzeigen: Kirsten Peters (-27) Abo: Katharina Sprenger (-37) Bezugspreise: 1. BuchMarkt-Abo zum Jahresbezugspreis von € 246,00 inkl. Versand und MwSt. 2. BuchMarkt-Zusatzabo zum Jahresbezugspreis von € 215,00 inkl. Versand und MwSt. 3. BuchMarkt-Azubi-Abo zum Jahresbezugspreis von € 89,00 inkl. Versand und MwSt. 4. BuchMarkt-Abo AUSLAND zum Jahresbe- zugspreis von € 235,00 inkl. Versand 5. Einzelhefte können zum Bezugspreis von € 24,50/Exemplar inkl. Versand und MwSt. bestellt werden. Die Kündigung eines Abonnements ist bis zu jeweils sechs Wochen vor Ablauf des Abonne- ments möglich. Die Kündigung bedarf der Schriftform. BuchMarkt erscheint monatlich. Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 55 Postbank Essen: IBAN: DE77360100430146889439 Volksbank Mönchengladbach eG: IBAN: DE95310605170061083014 Unverlangte Manuskripte werden gern geprüft. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Alle Rechte vorbehalten. Redaktionsschluss für diese Ausgabe war der 25.05.2022 ISSN: 0524-8426 Adresse von Verlag und Redaktion: BuchMarkt Verlag K. Werner GmbH Sperberweg 4 A, 40668 Meerbusch Tel.: 0 21 50/91 91-0 Fax: 0 21 50/91 91 91 E-Mail-Adressen: redaktion@buchmarkt.de vertrieb@buchmarkt.de anzeigen@buchmarkt.de Geschäftsführer: Christian von Zittwitz Abo-Hotline: 0 21 50/91 91-37 Grafik / Layout: Sascha Holst Druck: rewi druckhaus, Reiner Winters GmbH Wiesenstr. 11, 57537 Wissen Tel.: 0 27 42/93 23-0 Fax: 0 27 42/93 23-70 E-Mail: druckhaus@rewi.de Anzeigen: buchmarkt@rewi.de, www.rewi.de „Werte. Wirkung. Handeln.“ prehead Libri.Campus 2022 headline Endlich wieder live in Bad Hersfeld: Libri-Vertriebsleiter Bertram Pﬁster I m Mai trafen sich über 170 Buchhändler*innen unabhängiger Buchhandlungen zum 19. Libri. Campus live in Bad Hersfeld. Nach zwei Jahren im digitalen Format fand die Weiterbildungsveranstaltung für den inha- bergeführten Buchhandel erstmals wieder in Präsenz statt. Im Fokus stand die soziale, ökologische und wirtschaftlich nachhalti- ge Zukunft für die Buchbranche. Unter dem Veranstaltungsmotto „Wer- te. Wirkung. Handeln. Für das Buch und die Gesellschaft.“ bot sich den Teilneh- menden ein praxisnahes Programm in der Bad Hersfelder Benno-Schilde-Halle. Wichtige Beiträge und Denkanstöße für einen nachhaltigen Alltag im Buchhandel präsentierten 14 Buchhändler*innen ihren anwesenden Kolleg*innen. Im Vorfeld des Libri.Campus live 2022 erarbeiteten die Buchhändler*innen in Pilotgruppen kon- krete Maßnahmen und stellten sie auf der Libri.Campus-Bühne im Elevator Pitch- Verfahren vor. „Die Entwicklung von neuen Ideen vom und für den inhabergeführten Buchhandel sowie das gemeinschaftliche Inspirieren und Motivieren waren schon immer zent- rale Leitmotive des Libri.Campus. Die von den Pilotgruppen entwickelten Wege und Instrumente für einen werteorientierten und klimafreundlichen Buchhandel zeig- ten dies einmal mehr eindrucksvoll und waren das Herzstück des diesjährigen Campus”, berichtet Bertram Pfister, Ver- triebsleiter stationärer Buchhandel. Am Donnerstagabend hatten die Teilneh- menden zudem die Gelegenheit bei einer Führung Einblicke in das neue Druck- und Logistikzentrum PLUREOS zu erhalten. In nur zweieinhalb Stunden werden dort im umweltfreundlichen Print-on-Demand- Verfahren über den Handel bestellte Bü- cher produziert und künftig im Anschluss an die Hochlaufphase des Werks noch am selben Tag ausgeliefert. „Das persönliche Zusammenkommen, der direkte Austausch und das Aufzeigen von konkreten Maßnahmen schärfte auf dem Libri.Campus noch einmal sehr spür- bar das gemeinsame Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit. Ebenso wurde sich intensiv über das Erkennen der eigenen Werte und deren Bedeutung für die Kun- denbindung auseinandergesetzt. Das zeigt, wie wichtig Branchentreffen vor Ort sind“, resümiert Iris Kirberg, Marketingleiterin Libri. Im Rahmen der Veranstaltung fand auch die Staffelübergabe vom scheidenden Li- bri-Geschäftsführer Eckhard Südmersen an seine Nachfolgerin Alyna Wnukowsky statt, die ab Juli dessen Aufgaben vollstän- dig übernimmt. 82 BuchMarkt Juni 2022

Inserentenverzeichnis Acabus Arctis ArsEdition Bookchair buch@handel Buchwert C.H. Beck Callwey Coppenrath Edition Michael Fischer Emons Europa Frederking & Thaler Gräfe und Unzer Grafit Hädecke Hirzel Kurt Wolff Stiftung Midas Moses National Geographic Pendragon Reclam Suhrkamp Wagenbach Westend 13 5 65 59 55 21 17 47 7 61 51 U3, U4, 22-25 71 1 53 41 U2 35 73 Zusatzumschlag 75 57 63 19 84 15 Buchen Sie Ihre Backlist-Perlen! Bis zum 15. des Vormonates können Sie Ihre(n) Titel für nur 99 EUR / Titel im nächsten BuchMarkt bewerben. Infos: Kirsten Peters kirsten.peters@buchmarkt.de. Tel.: 02150 9191- 27 Deko-Wettbewerb zu Louise Penny Three Pines in Luxemburg Ahornblätter und Leichen: Gewinner-Schaufenster der Librairie Ernster Zusammen mit Destination Canada, Bonjour Québec und Canusa Touristik or- ganisierte der Kampa Verlag einen Louise- Penny-Schaufensterwettbewerb, und die Resonanz war gewaltig: Unzählige Buch- handlungen haben teilgenommen und für viele rote Ahornblätter in Schaufenstern und auf Büchertischen gesorgt. Als Be- lohnung winkte eine Reise nach Kanada für zwei Personen, organisiert von Canusa Touristik. Gewonnen hat die Librairie Ernster in Luxemburg. Buchhändlerin Tessy Stof- fel und ihr Buchhändler-Kollege Laurent Bouille haben ihre Kreativität unter Be- weis gestellt und den Figuren und Orten der Gamache-Romane Leben eingehaucht: Eigens für das Schaufenster wurden eine Karte von Three Pines gestaltet und die wichtigsten Figuren aus der Krimireihe porträtiert. „Der Verlag bedankt sich bei allen Buch- handlungen, die teilgenommen haben, für ihre üppig dekorierten Schaufenster und Tische und das große Engagement für die Autorin. Hoffentlich ist das Erscheinen des langersehnten zwölften Falls Auf keiner Landkarte am 23. Juni ein kleiner Trost für all diejenigen, die zu Hause bleiben müs- sen und Kanada auch künftig nur lesend bereisen werden“, so Kampa-Vertriebslei- terin Anica Jonas. M it einem Jahr Corona-Ver- spätung präsentierte sich Kanada 2021 als Ehrengast auf der Frankfurter Buch- messe. Zwar nicht persönlich auf der Mes- se, aber prominent im deutschsprachigen Buchhandel mit dabei war Louise Penny, Kanadas Krimiautorin Nummer 1, deren Gamache-Romane auch hierzulande äu- ßerst beliebt sind. BuchMarkt Juni 2022 83

Whisper | Lesetipps der BuchMarkt-Redaktion Unsere Welt verändert sich. Doch was steckt eigentlich hinter all diesen Neuentwicklungen? Christoph Keese ist einer der führenden Beobachter von Innovation und in seinem Buch Life Changer. Zukunft made in Germany (Penguin) hat er mit vielen Erfindern, Gründerinnen, Investoren und Innova- torinnen gesprochen. Er beschreibt – und das macht sein Buch so spannend –, wie Life Changer-Erfindungen schon heute Faszinierendes leisten, wie sie Leid verringern und das Leben, das wir kennen, von Grund auf umkrempeln. Wolfgang M. Heckls Buch Die Welt der Technik in 100 Objekten (C.H.Beck) hingegen schaut erst einmal zurück in die Vergangenheit und am Schluss vorwärts in die Zukunft, um zu erzählen, wie die Menschen im letzten halben Jahrhundert die Welt erst erforscht und dann verwandelt haben. Es erzählt die Geschichte anhand von Objekten, die aus dem Deutschen Museum stammen. Am Rande der IGUS-Tagung in Hamburg erzählte mir Oetinger-GF Thilo Schmid euphorisch von seiner letzten Entdeckung. Über Wenn ich singe, tanzen die Berge von Irene Solá (Trabanten Verlag) sagt er: „Lange war ich nicht mehr so lesebeglückt! Das Buch wird auf seinem Rücken zu Recht als ‚Wunder‘ bezeichnet. Ich habe es genau so empfunden und es wirkt nach, begeistert und beschäftigt mich zutiefst. Es ist ein spanischer Traumpfad, ein langes, katalanisches Gedicht …ein wahres, ein üppiges Kunstwerk. Zuletzt hat mich Miroloi so beeindruckt und ich würde das Buch den Leserinnen von Karin Köhler empfehlen. Ein Buch für geübte Leserinnen, für alle, die poeti- sche Sprache, Bilder lieben, die es aushalten, sich ganz auf eine Geschichte einzulassen, die Mystik mögen, sich für Spanien, seine Geschichte und Natur interessieren … für mich eines der raren Lebensbücher.“ Recht hat er! Valeria Shashenok ist eine 20-jährige Fotografin aus Tschernihiw in der Ukraine. In 24. Februar und der Himmel war nicht mehr blau (story.one) beschreibt sie ihre Erlebnisse und Empfindungen, die sie schon auf TikTok und Instagram geteilt hatte. Näher kann man dem Krieg nicht sein. Historische Romane bilden, und wenn sie so archaisch ausfallen wie Eugene McCabes Tod und Nachtigallen (Steidl) über grenzenlose Liebe und dann ebensolchen Hass einer Frau im Irland des 19. Jahrhunderts, sind sie auch sehr aufregend. Das gilt erst recht für Das Flirren der Dinge (Diogenes) von Raffaella Ro- magnolo. Fesselnd, in den Fakten hochinteressant und toll geschrieben. Mit wachsender Begeisterung gekocht habe ich aus Christian Henzes Pur (bjv): Man hat ein bestimmtes Gemüse auf dem Tisch, schlägt das passende Kapitel im Buch auf und kriegt zwei, drei feine, nicht zu komplizierte Vorschläge. Ein Die Ackersaison hat wieder begonnen, und ich vertiefe mich in Pflanzen-Bücher. Hansjörg Küster stellt in Flora. Die ganze Welt der Pflanzen (C.H. Beck) gleich zu Beginn eine einleuchtende Frage: Warum hat Noah eigentlich „nur“ Tiere mit auf die Arche genommen und keine Pflanzen (außer in Form von Fut- ter)? Ein Sachbuch, das eine Spezies in den Mittelpunkt stellt, von der wir immer noch nicht begriffen haben, wie essenziell sie für unser Leben ist. Ins Praktische übertragen bedeutet das für Isabella Tree und ihren Mann, ihr Landgut in West Sussex „verwildern“ zu lassen. In Wildes Land (Dumont) erzählt sie, wie das Experiment, bei dem auch Tiere eine wichtige Rolle spielen, zum Projekt mit Modellcharakter wird. Und ich freue mich, dass Angelika Overath den Kraut- welten einen ganzen Band der Insel-Bücherei widmet. Mit Krautsaft ist sie wie- der gesund geworden, auch so ein vollkommen unterschätztes Gemüse. Meine Tochter empfiehlt mir Die Lodge von Peter Heller (Nagel & Kimche): „Der perfekte Spannungsroman und außerdem ein guter Tipp als Geschenk für Naturfreunde und Angler.“ Mit letzterem habe ich nichts am Hut, habe es aber trotzdem verschlungen. Über hundert Bücher hat John Buchan in seinem Leben verfasst, aber im Grunde ist bei uns nur sein Roman Die 39 Stufen bekannt. Jetzt gibt es bei Elsinor eine neue Übersetzung seines Romans Der Übermensch. Der schmale Band (für Herausgeber Martin Compart „ein Klassiker des Polit- Thrillers“) ist ein zeitlos frisch gebliebener Spionageroman. Ach ja, in der Flut der Urlaubskrimis habe ich mit Flüssiges Gold von Paolo Riva (Hoffmann und Campe) tatsächlich noch eine Ferienlektüre geschenkt bekommen, die hält, was das Cover verspricht: Der erste Fall von Commisario Luca ist tatsächlich durch und durch ein „Bella-Italia-Krimi“. »Das Buch der Stunde« Tagesspiegel D e b o ra h N e l s o n D e n ke n o h n e Tro st A r b u s , A re n d t , D i d i o n M c C a r t h y, S o n ta g , We i l Franziska Altepost Jörn Meyer Barbara Meixner Deborah Nelson Denken ohne Trost Arbus, Arendt, Didion McCarthy, Sontag, Weil Klappenbroschur. 240 Seiten € 22.– / € (A) 22.70 ISBN 978 3 8031 5191 9 Susanna Wengeler Christian von Zittwitz www.wagenbach.de 84 BuchMarkt Juni 2022

Leute | Profile Auch im Selfpublishing kann der Handel manche Perle finden Wolfgang Stock über das Verlegen auf eigene Faust, über den Buchhandel und das Marketing Wolfgang Stock: Mit seinem Buch „Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru“ D er ehemalige Chef lektor ECON Wirtschaft befindet sich mit seiner Hemingway- Biografie Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru auf Lesereise. Nach einer Veranstaltung in der Kaisers- werther Buchhandlung Lesezeit schaute der ehemalige BuchMarkt-Kolumnist in der Redaktion vorbei: Kann man mit Ernest Hemingway noch jemand hinter dem Ofen hervorlocken? In Kaiserswerth haben wir die Lesezeit voll bekommen. Was macht den Mann aus, dass man noch heute über ihn redet … Das Leben des Nobelpreisträgers von 1954 ist so wahnsinnig bunt. Er steht für alles, was so ein Menschleben ausmacht. Im Positiven wie im Negativen. Wo fängt man da an… Ich habe eine wenig bekannte Episode aus seinem Leben herausgegriffen, eine fünfwöchige Reise nach Peru zu den Dreh- arbeiten zu Der alte Mann und das Meer. Vor Ort habe ich lange recherchiert und mein Material mit Rück- und Seitenbli- cken zu einem Psychogramm angereichert. Auf jeder Seite möchte man eigentlich mit der Diskussion beginnen. Dieser seltsame Kerl lässt niemanden kalt. Sie haben das Buch bei BoD verlegt. Ihre Erfahrungen nach einigen Mona- ten? Books on Demand nähert sich immer mehr den Standards der Verlage an. Durch Neuerungen im Druck und die Verzahnung mit Libri merkt der Händler als auch der Kunde fast keinen Unterschied. Druckqua- lität, Lieferfristen, Remissionsrecht oder Rabatt – all das unterscheidet sich wenig von den etablierten Verlagen. Was war für Sie das stärkste Argument fürs Selfpublishing? Zeit. Während ich bei den Verlagen an die Programmzyklen gebunden bin, oft mit Wartezeiten von zwei Jahren, kann ich bei BoD von jetzt auf gleich loslegen. Gerade bei Biografien ist Timing wichtig. Jahres- tage und Jubiläen gilt es im Auge zu halten. Und das schwierigste beim Selfpubli- shing? Marketing. Das unterscheidet sich nicht von herkömmlichen Verlagen. Das Buch muss zum Leser. Was funktioniert beim Marketing? Jeder muss da seine eigene Strategie finden. Ich betreibe das Portal Heming- wayswelt.de mit 3.000 Besuchern jeden Monat. Das ist die Grundlage, die öffent- liche Sichtbarkeit, hier trommle ich prak- tisch jeden Tag. Ansonsten habe ich gute Erfahrungen mit Facebook gemacht. Was bedeutet das konkret? Als Autor sollte man versuchen, mit re- daktionellen Beiträgen in die geeigneten FB-Gruppen hineinzugehen. Zum Thema Hemingway beispielsweise gibt es ein hal- bes Dutzend Gruppen und Foren, oft mit Tausenden Mitgliedern. Darüber hinaus gilt es thematisch verwandte FB-Gruppen BuchMarkt Juni 2022 85

auszumachen, bei Hemingway beispiels- weise amerikanische Literatur, Kuba oder Sportfischen. Das ist eigentlich typisches Micro-Marketing. Mit bescheidenen Mit- teln dorthin gehen, wo die Zielgruppe zu finden ist. Welche Rolle spielt der Buchhandel? Ganz besonders freue ich mich über den Zuspruch der Buchhändlerinnen und Buchhändler. Die Empfehlung des Han- dels ist für mich wie ein Adelsschlag. Lesungen funktionieren beim Thema Hemingway wunderbar. Wobei ich keine Lesung im herkömmlichen Sinn abhalte, sondern einen packenden Vortrag mitbrin- ge, inklusive seltener Fotos. Der Zuspruch ist groß. Noch immer haftet Print on Demand das Image des ärmeren Bruders an … Das Image des ärmeren Bruders hat das Selfpublishing mit Professionalisierungs- Schüben zum Glück überwunden. Selbst etablierte Verlage lassen die Blacklist über BoD laufen. Und in den aktuellen BoD- Programmen gilt es so manche Perle zu entdecken. Und wie entdeckt man solche Perlen? Das Wichtigste ist das Thema. Gibt es für das Thema eine Zielgruppe? Kann ich für das Thema die Kunden meiner Buchhand- lung begeistern? Ebenso wichtig Qualität, Umsetzung, Optik. Eigentlich selbstver- ständlich. Muss man sich als Selfpublisher im Buchhandel nicht doppelt anstrengen? Sicherlich. Du hast ja keine Infrastruktur und musst alles selbst machen. Aber mit Ernest Hemingway habe ich ja ein dank- bares Thema. In Düsseldorf-Kaiserswerth haben die Kolleginnen der Lesezeit meine Präsentation mit einer Daiquiri-Verkös- tigung eingerahmt. Die Stimmung war bestens. Man muss mehr bieten … Wenn du kein bekanntes Fernsehgesicht bist, reicht eine traditionelle Lesung nicht mehr. Vom Servieren von Häppchen bis zu karibischer Musik lässt sich bei einem bunten Hund wie Hemingway vieles an Beimischung vorstellen. Die Fragen stellte Christian von Zittwitz Leute | Profile Klaus G. Förg: Der Verleger des Rosenheimer Verlagshauses wird am 6. Juni 70 Jahre alt Klaus G. Förg ist Buchhändler, Verleger und leidenschaftlicher Fotograf und ist bei allem stets Kreativ Lieber Klaus, bei unserem letzten Treffen sagtest Du: „Wenn ich da so durch mein Leben sause, muss ich schon den Kopf schütteln. Aber so war es halt.“ Eigene Kreativität und neue, unkonventionelle Wege sind Dein Markenzeichen. Popmusik und Sport waren am Anfang für Dich viel schöner als das Rosenheimer Verlagshaus Deines Vaters. Deshalb studiertest Du Sport und Geografie und finanziertest Dein Studium mit den Erlösen Deiner Band. Dann doch rein in den Verlag, dann wieder raus, weil der Vater keinen Kron- prinzen wollte. Gründung einer eigenen Buchhandlung. Dann gelang es Dir, Sieg- fried & Roy und einen weißen Tiger aus Las Vegas einzufliegen. Der Tiger saß übrigens ohne Käfig in der Buchhand- lung. Die Bahnhofstraße wurde für den Verkehr gesperrt, der Busverkehr um- geleitet, 10.000 Menschen drängten in den Laden, der plötzlich weithin bekannt war. Der Vater übergab Dir dann doch das Rosenheimer Verlagshaus. So „ganz nebenbei“ arbeitetest Du an eigenen Rei- sebildbänden, schließlich warst Du ja seit vielen Jahren Fotograf. 50 Bücher zu Destinationen rund um den Globus sind bis heute entstanden. Die inzwischen fünf Buchhandlungen wurden verkauft. Die frei gewordene Zeit nutztest Du für lange Gespräche mit ehemaligen Soldaten des Zweiten Welt- kriegs, die nach und nach in Büchern der Zeitschichte verarbeitet werden. Vier sind bereits entstanden. Halt, da war noch was: In den vielen Berufsjahren produziertest Du im re- gionalen Hörfunk 2.000 Radiobeiträge über Bücher, vorwiegend Interviews mit Autoren. Einer der ersten war übrigens Willy Brandt, und der vorerst letzte Se- bastian Fitzek. Mit Deiner aus Thailand stammen- den wundervollen Frau Siriporn, die im Verlag mitarbeitet, hast Du entschieden: „Wir machen weiter, so lange die Füße tragen. Denn Verlagsarbeit ist doch viel schöner als Rasen mähen.“ Dein Carel Halff 86 BuchMarkt Juni 2022

Tim Jung: Der Hoffmann und Campe- Verleger wird am 14. Juni 50 Jahre alt Tim Jung ist beharrlich, charmant und lässt auch Spannungen zu, er ist Inspirierend E s gibt wenig andere Berufe, über die so viele Klischees im Umlauf sind wie über Verleger. Zugleich gibt es wenige Verleger, die so elegant je- des Einzelne davon unterlaufen und den- noch so idealtypisch für ihren Verlag, ihre Bücher und vor allem ihre Autor*innen sorgen, wie Tim Jung das derzeit bei Hoff- mann & Campe macht. Vielleicht liegt es daran, dass er in Duisburg geboren wur- de und ich in Gelsenkirchen – wer aus dem Ruhrgebiet kommt, der entdeckt sich und der versteht sich relativ schnell und unumwunden. Wie sollte es auch anders sein bei einer Region, deren erster Vertei- digungssatz fast immer lautet: Aber die Menschen sind so herzlich … Und so erle- be ich Tim Jung. Als einen aufgeschlosse- nen und zugewandten Begleiter. Wenn ich mich mit ihm treffe, dann habe ich vorher Ideen im Kopf – und nachher auch. Aber es sind meistens nicht mehr die gleichen. Gespräche mit ihm lösen etwas aus, sto- ßen an, inspirieren und raffinieren. Dieses Interesse sieht man auch den von ihm verantworteten Programmen an. In den Tiefenbohrungen zurück zu kanonischen Werken wie den Stoffen Erich Kästners, die er bei Atrium viel- fach neu ins Bewusstsein gerufen hat. Aber natürlich vor allem in der zeitge- nössischen Vielfalt bei HoCa. Tim Jung ist überzeugt, dass die Vernunft gemein- sam entdeckt und erlesen werden muss. Und dass das am besten geht, wenn man zwischen unterschiedlichen Ideen wählen kann. Damit passt er bestens zu dem traditionsreichen Hamburger Ver- lagshaus, das viele große und bedeu- tende Autoren verlegt hat und das sich immer wieder etwas traut. Nicht nach Eindeutigkeit streben, Zwischenräume ausleuchten, Spannungen zulassen – für mich sind das unerlässliche Tugenden, die ich bei einem Verleger suche. Ich freue mich sehr, sie bei Hoffmann und Campe in Tim Jung zu wissen – als Autor des Verlags und mehr noch als Senator der Stadt, in der dieser Verlag zu Hause ist. Senator der Behörde für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda, BuchMarkt Juni 2022 Monika Kempf: Nach zehn Jahren bei Droemer Knaur, Piper und Penguin und zuletzt als freie Lektorin und Übersetzerin, hat sie sich nun mit einer Literaturagentur selbständig gemacht Monika Kempf hat ein Gespür für Texte und Menschen, sie ist mutig und Selbständig A ls eine, die den Sprung in die Selb- ständigkeit vor einigen Jahren selbst gewagt hat, freue ich mich sehr über jede Gründung – erst recht, wenn der Gründer eine Gründerin ist. Und erst recht recht, wenn die Gründerin eine frü- here Kollegin und mittlerweile Freundin ist. Moni und ich haben einige Jahre im Belletristiklektorat bei Piper zusammen- gearbeitet. Es war von Anfang an eine gro- ße Professionalität, aber auch eine heitere Gelassenheit, ein Selbstbewusstsein bei ihr zu spüren, das sich hervorragend zum Un- ternehmertum eignet. Eine, die vor Angst zittern würde, ob das jetzt auch alles gut gehen wird, ist Moni Kempf nicht. Warum sollte sie auch. Sie wird mit ihrem Gespür für Texte – und was ebenso wichtig ist – für Menschen erfolgreich sein und viele Autoren und Autorinnen glücklich an die Verlage vermitteln. Wäre ich Autorin, ich würde mich ihr vertrauensvoll anschließen und wäre gleichzeitig sicher, dass dabei we- der der nötige Ernst noch der ebenso nötige Spaß zu kurz käme. Liebe Moni, ich gratu- liere dir zu diesem Schritt und wünsche dir Freude und Erfolg als Agentin. Du hättest es nicht auf deine Website schreiben müssen, ich weiß es auch so: Das wird gut! Julia Eisele 87

Die 11-Bücher-Frage an … … Antje Mielke Antje Mielke: Ihre Templiner Buchhandlung Bücher- Karger wird im Juni 25 Jahre alt V or genau 25 Jahren, am 17. Juni 1997 öffnete Gerda Karger die Türen ihrer Buchhandlung Bücher-Kar- ger in Templin in der Uckermark. Damals befand sich der Laden auf einer Fläche von 40 Quadrat- metern in einer 1B-Lage der Stadt mit gut 16.000 Einwohnern und vielen Touristen. „2009 konnten wir uns in einem 100 Quadratmeter großen Ladenlokal direkt am Markt ausbrei- ten“, erzählt Antje Mielke, die das Geschäft 2008 von ihrer Mutter Gerda Karger übernommen hat und mit immer neuen Ideen auf Erfolgskurs hält. So zögerte sie nicht lange, sich 2020 an einem Projekt der Hochschule für Nachhaltigkeit in Eberswalde zu beteiligen. Seither werden bestellte Bücher per Linienbus in umliegende Dörfer geliefert, wo die Kundinnen und Kunden sie im Regionalladen abholen können. Mit einem kleinen, feinen Wollsortiment von zwei hochwertigen Liefe- ranten hat sich Antje Mielke ein zweites Standbein geschaffen, und bald sollen auch wieder Strickkurse angeboten werden. „Das sichert uns die Miete im Winter, wenn die Touristen fehlen“, betont Antje Mielke. Auch das Lesungsprogramm nimmt Fahrt auf. Den Auftakt macht Richard Brandes mit seinem Regionalkrimi Tod in der Schorfheide. 01 Ihr Lieblingsbuch als Kind? Peter Abraham, Ein Kolumbus auf der Havel. Lei- der gibt es den Titel nur noch antiquarisch, aber vielleicht interessiert sich ja ein Verlag für das Buch, in dem die Erwachsenen der jungen Heldin auf Augenhöhe begegnen 02 Welches Buch hat Ihr Leben geprägt? Als Jugendliche haben mich Titel wie Frank und Frank und Irene von Karl Neumann begleitet 03 Ihr Lieblingsbuch heute? Das wechselt, zurzeit: Unzertrennlich von Irvin D. Yalom und Marilyn Yalom, die zu Herzen gehende Geschichte einer großen Liebe 04 Welchem Buch hätten Sie mehr Erfolg gewünscht? Wünschen reicht nicht; wenn ich von einem Buch überzeugt bin, verhelfe ich ihm selbst zum Erfolg. Das sieht man übrigens an den Verkaufszahlen 05 Welches Buch verschenken Sie am liebsten? Das hängt von der zu beschenkenden Person und ih- rer jeweiligen Situation ab. In letzter Zeit hat Laeti- tia Colombanis Das Haus der Frauen oft gut gepasst 06 Welchem Buch würden Sie ein ganzes Schaufenster zur Verfügung stellen? Keinem. Schaufenster sind die Augen des Ge- schäfts, um viele Menschen zu erreichen, entschei- de ich mich lieber für Themen 07 Welches Buch halten Sie für völlig überflüssig? Keines, denn jedes Buch findet seine Leserin oder seinen Leser 08 Welcher Bestsellererfolg kam für Sie unerwartet? David Safier, Miss Merkel – Mord in der Ucker- mark. Auch der neue Band Mord auf dem Friedhof läuft wieder sehr gut 09 Welches Buch würden Sie eigentlich gern schreiben? Das Schreiben überlasse ich denen, die es gut kön- nen. Ich lese lieber 10 Welchem aktuellen Titel wünschen Sie den größten Erfolg? Goldie Goldbloom, Eine ganze Welt; bewunderns- wert wie die Protagonistin doch noch die engen Grenzen sprengt, in denen sie sich so viele Jahre vermeintlich gut aufgehoben fühlte 11 Welches Buch lesen Sie gerade? Stefan Schwarz, Bis ins Mark; ein ernstes Thema, mit trockenem Humor erzählt von einem Mann, der nach vorne blickt 88 ml BuchMarkt Juni 2022 Die Specials im nächsten Heft: Hörbuch (2) Lexika, Nachschlagewerke, Lernhilfen (2) Ratgeber Religion (2)

Gab es einmal eine Päpstin? Hat Nero die Stadt Rom angezündet? War die Mondlandung gestellt? » » » Wahrheit oder Lüge? Populäre Fälschungen und Verleumdungen der Geschichte – spannend und unterhaltsam aufgedeckt Für eine gesunde Skepsis historischem Wissen gegenüber Immunisiert gegen Missbrauch und Instrumentalisierung von Geschichte AUSLIEFERUNG ab 27. Juni 2022 Disponieren Sie rechtzeitig! Bernd Ingmar Gutberlet »Sollen sie doch Kuchen essen« Verleumdungen, Fälschungen und Verschwörungsmythen der Geschichte ca. 200 Seiten, gebunden 20,00 € (D) / 20,60 € (A) ISBN 978-3-95890-498-9 Die Vergangenheit hat ihre Tücken. Denn nicht alles, was Filme zeigen, Geschichtslehrer uns gelehrt haben oder auf andere Weise in unser historisches Allgemeinwissen eingegangen ist, entspricht den Tatsachen. Im Gegenteil: Auf dem Schauplatz der Geschichte tummeln sich ungezählte zweifelhafte Berichte, Gestalten und Objekte. Da gibt es die mittelalterliche Chronik, die es mit der Beschreibung der Verhältnisse ganz offensichtlich nicht allzu genau nimmt. Oder den zeitgenössischen Politiker, der mittels eigener Feder fleißig an dem Bild retuschiert, das die Nachwelt von ihm bewahren soll. Da sind Verleumdungen, an denen eisern festgehalten wird, ebenso wie Verschwörungstheorien, die eine »alternative Wirklichkeit« propagieren, Lebenslügen, die ganze Nationen irreleiten, und hübsche Anekdoten, die man unbedingt für wahr halten möchte. Die Liste ist lang. Gefälscht und geschummelt wurde und wird immer, häufig liegt es gar nicht in der Absicht der Urheber, sondern ist mangelndem Wissen oder Vorurteilen geschuldet. Besonders schillernd und gefährlich wird das Fälschen bei Ver- schwörungstheorien, die sich gegenwärtig leider einer verstärkten Beliebtheit erfreuen. Sie zu entlarven ist besonders wichtig, denn sie verzerren die Wahrheit ganz bewusst und mit der gezielten Absicht, andere zu manipulieren. An- sonsten entwickeln sie schnell ein Eigenleben – bis ihr Wahrheitsgehalt als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Diesem Buch gelingt zweierlei: Es spürt vergnüglich durch die Jahrhunderte hindurch der unterhaltsamen Vielfalt des Falschen nach und dient gleichzeitig dazu, uns zu sensibilisieren und zu »immunisieren«, um der Instrumenta- lisierung von Geschichte nicht auf den Leim zu gehen. Bestellen Sie über Prolit Verlagsauslieferung GmbH, Fernwald (D) a.reichel@prolit.de · 0641 / 94393-36 oder MOHR MORAWA Buchvertrieb Gesellschaft mbH, Wien (A) · Buchzentrum AG, Hägendorf (CH) europa-verlag.com

Ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, unsere Demokratie immer wieder neu zu beleben » » » Für den Erhalt unserer Demokratie und unserer demokratischen Werte Schlüsselereignisse aus der jüngeren deutschen Geschichte zeigen Stärken und Schwächen der Demokratie auf Wie sich gerade in Zeiten großer Konflikte die Kraft der Demokratie zeigt und immer wieder beleben lässt Buchpaket Demokratie mit Tasche ISBN 978-3-95890-536-8 6/5 Ex. des Buches + 1 Gratis-Stofftasche Bücher statt Bomben ca 1 I Wie fragil doch Demokratien sind! Sie können von innen und von außen zerstört werden. Ihre Gegner von außen: autori- täre Staatsmächte und korrupte Machtgruppen, die ihrem Volk so misstrauen, dass sie die demokratische Gesellschaft im Nachbarland militärisch zerstören. Ihre Gegner im Innern: Identitäre und Verschwörungstheoretiker, Neonazis, rechts- extreme Parteien, gewaltfreudige linksradikale Gruppen, Terrorkommandos sowie psychisch kranke Einzeltäter, um nur einige zu nennen. Doch auch kollektive Apathie und schäumende Wut (»Wutbürger«) stellen die Demokratie infrage. Nicht zu vergessen die großen Korruptionsskandale und der Missbrauch politischer Macht. Demokratie ist mühsamer geworden, je deutlicher wird, welch ein gigantisches Projekt vor den demokratischen Gesell- schaften steht: ein nachhaltiges Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft auf den Weg zu bringen. Das erfordert Bürgerinnen und Bürger, die zugleich kritisch sind, Vertrauen haben, öffentlich tätig werden, wenn Bürgerrechte und demokratische Institutionen angegriffen werden, und die bejahen, dass sie in einer pluralen Gesellschaft leben, in der sich ständig andere Wahrnehmungsweisen und Perspektiven an den ihren reiben. Antonia Grunenberg lotet die wechselvolle Geschichte der deutschen Nachkriegsdemokratie vor dem Hintergrund eigener jahrzehntelanger politischer Erfahrungen aus. Wer verstehen will, was Demokratie heute ist, muss außerdem vielfältige und widersprüchliche Erfahrungen aus anderen Demokratien einbeziehen, um nicht in der nationalen Vogelperspektive zu ver- harren. Sie rekapituliert Ereignisse, Bewegungen und Konflikte, an denen sichtbar wird, welche Stärken und Schwächen eine Demokratie zeigt und wie die deutsche Demokratie an großen Konflikten, an eigenen und fremden Fehlern gewachsen ist. Bestellen Sie über Prolit Verlagsauslieferung GmbH, Fernwald (D) a.reichel@prolit.de · 0641 / 94393-36 oder MOHR MORAWA Buchvertrieb Gesellschaft mbH, Wien (A) · Buchzentrum AG, Hägendorf (CH) europa-verlag.com

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Titelblatt

Redaktionsnotiz

Inhalt | 6/2022

Markt & Meinung | Trends, Pläne, Programme

Neugründung: Beim InterKontinental Verlag steht afrikanische Literatur im Fokus, zum Start erscheinen drei Romane und ein Essayband

Comics: Eine Anthologie über starke Aktivistinnen beim Jaja Verlag, basierend auf einem Projekt des Goethe-Instituts in Jakarta

Markt & Meinung | Entdeckungen aus Österreich

bahoe books

Büchertisch: Die Novitäten im Juni

Rückblick: Der Mai auf buchmarkt.de

Kolumne I: Holger Ehling über russische Oligarchen in Großbritannien

Kolumne II: Mayers Almanach

Magazin

Inhaber Philipp Seehausen ist aber auch engagierter Verfechter höherer Ladenpreise

Buchhandel: Seit mehr als 31 Jahren leitet Michael Kozinowski die Buchhandlung v. Mackensen in Wuppertal und ist längst zur Marke geworden

Praxis

Dekotipp: „Green Point of Sale“ – Sabine Gauditz inszeniert Nachhaltigkeit

Ideenmarkt

Zusatzsortiment: Spiele für den Sommerurlaub

Azubis berichten: Über ein Nachhaltigkeits-Projekt am mediacampus frankfurt

Charts: Die aktuellen Bestsellerlisten und DVD-Tipps

Verkaufsargumente: Ellen Pomikalkos Buchtipps

Special | Krimi

Special | Geschenkbuch, Nonbooks, Bildband

Buchhandel: Dieser Laden ist ein Treffpunkt im Viertel

Bildband: Bilder sprechen eine eigene Sprache

Spot(t)light: Menschen, Bücher, Sensationen

Whisper | Szene

Beckmanns „Große Bücher“: Über Mark Twains Unterwegs mit den Arglosen

Impressum

Inszenierung: Librairie Ernster in Luxemburg gewinnt Deko-Wettbewerb zu Louise Penny

Whisper | Lesetipps der BuchMarkt-Redaktion

Profile: Wolfgang Stock über das Verlegen auf eigene Faust, Carel Halff über Klaus G. Förg, Carsten Brosda über Tim Jung und Julia Eisele über Monika Kempf

11-Bücher-Frage: Diesmal an Antje Mielke, Bücher-Karger in Templin