Nachgefragt bei Dr. Olaf Conrad und Joachim Rau von Gräfe und Unzer „Es geht darum, in schwierigen Zeiten die gemeinsame Wertschöpfung mit den Handelspartnern zu steigern“

Gestern kam über den Ticker die Nachricht, dass Gräfe und Unzer plant, seinen Handelsvertrieb in eine eigene Vertriebsgesellschaft auszugliedern. Das war für uns Anlass nachzufragen, was dahintersteckt und welche Pläne es für die neue Vertriebsgesellschaft gibt. Dr. Olaf Conrad (Geschäftsführung Gräfe und Unzer) und Joachim Rau (Geschäftsführung Vertrieb) haben auf unsere Fragen geantwortet.

Warum planen Sie eine Ausgründung einer Vertriebsgesellschaft und was versprechen Sie sich davon?

Dr. Olaf Conrad (Foto: Blaubach Fotografie): „Vor dem Hintergrund enger werdender Märkte ist es für uns ein wichtiger Schritt mit der neuen Vertriebsgesellschaft einen starken und kompetenten Partner auf Marktseite zu haben.“

Dr. Olaf Conrad: Wir reagieren auf die Veränderungen in den Märkten: Spezifische Kundenanforderungen, insbesondere im Key Account nehmen zu, Konzentration im Buchhandel und vielfältigere Nebenmärkte. Dabei ist der Systemvertrieb mit der Backlist ebenso wichtig wie der Impulsvertrieb für Novitäten. Mit diesem auch mutigen Schritt schaffen wir eine strategische Weichenstellung für die Zukunft von Gräfe und Unzer.
Vor dem Hintergrund enger werdender Märkte ist es für uns ein wichtiger Schritt mit der neuen Vertriebsgesellschaft einen starken und kompetenten Partner auf Marktseite zu haben. Diese neutrale und eigenständige Vertriebseinheit wird einen hohen Vertriebsfokus haben und die Breite und Tiefe in allen Vertriebskanälen sicherstellen.
Unsere kreativen Redaktionen und unsere starken Marken gepaart mit einer konsequenten Ausrichtung auf die Bedürfnisse unserer Leserinnen und Leser werden von dieser neuen Aufgabenteilung profitieren.

Werden sich Ihre Aktivitäten auf Ihre eigenen Marken und derzeitigen Partnerverlage in der Vertriebstasche beschränken oder gibt es bereits weitere Pläne?

Joachim Rau (Foto: Kay Blaschke): „Ein großes Marktvolumen stärkt die Markt- und Verhandlungsposition in den bewirtschafteten Warengruppen und erhöht so auch die Chance für weiteren Portfolioausbau.“

Joachim Rau: Erklärtes Ziel der neuen Gesellschaft ist es, weitere Partnerverlage für den Vertrieb zu gewinnen. Ein großes Marktvolumen stärkt die Markt- und Verhandlungsposition in den bewirtschafteten Warengruppen und erhöht so auch die Chance für weiteren Portfolioausbau. Dazu sind wir bereits in sehr vielversprechenden Gesprächen.

Welche Leistungen wird die neue Vertriebsgesellschaft dem Handel und ihren Partnerverlagen anbieten?

Joachim Rau: Das wichtigste ist eine sehr gute Betreuung unserer Partnerverlage und unserer eigenen Marken im Handelsvertrieb Print und Digital. Das Spektrum umfasst selbstverständlich Leistungen wie Marktbeobachtung, Marktanalysen und Auswertungen bis zu den Verlagsservices wie der Lagerhaltung, Faktur, Auslieferung und Logistik.

Was sehen Sie dabei als die größte Herausforderung und welche Chancen eröffnen sich dabei für die Partner, den Handel und Gräfe und Unzer?

Dr. Olaf Conrad: Mit Gründung der Vertriebsgesellschaft sollen die Bedürfnisse und Anforderungen der Handelspartner noch stärker in den Vordergrund rücken. Ziel ist eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Handel, welche die gemeinsamen Vermarktungsanstrengungen noch erfolgreicher machen wird. Es geht darum, in schwierigen Zeiten die gemeinsame Wertschöpfung mit den Handelspartnern zu steigern und sich auf den Markt zu fokussieren. Zudem erleichtert die professionelle Zusammenarbeit mit einem starken Partner auf Verlagsseite auch dem Handel die Prozesse auf Einkaufsseite und schafft Effizienz. Gleichzeitig können unabhängige Verlage nun die flächendeckenden und mehrstufigen Vertriebsleistungen einer eigenständigen und breit aufgestellten leistungsstarken Vertriebsorganisation nutzen.

Kommentare (1)
  1. Das ist der Anfang vom Ende der Zeitfrachtverlagsauslieferung (vormals KNO-Va bzw. KNV)
    Schade um die einstmals so starke und kompetente Firma, die den Buchhandel über 200 Jahre so entscheidend mitgeprägt hat. Die Nachfolgegenerattion hat es in nur wenigen Jahren Jahren geschafft, diesen Fels in der Brandung zielsicher in die Insolvenz zu führen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert