Jetzt online: Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – September 2024

Uwe Kalkowski

Wie schnell ein Monat vorbei geht: Es ist Ende September 2024 und daher Zeit, die Ausbeute an Leseempfehlungen zu präsentieren, die sich beim Flanieren durch die bunte Welt der Literaturblogs wieder einmal angesammelt haben.

Im Blog Poesierausch wird der Essayband »After Woke« von Jens Balzer vorgestellt, der sich damit beschäftigt, wie sich viele Linke seit dem 7. Oktober 2023 mit ihrer »Israelkritik« zu blanken Antisemiten gewandelt haben – falls sie es nicht bereits ohnehin schon waren. Ein wichtiges Buch, das gleichzeitig eine Lanze für die urspüngliche Bedeutung des Begriffes »Wokeness« bricht, der durch den linken Israelhass diskreditiert wird.

»Wenn aus Hoffnungslosigkeit Wut wird«: Der Autor David Wonschewski schreibt in seinem Blog über die Lektüre von »Früchte des Zorns« von John Steinbeck – auf eine wunderbar persönliche Weise. Große Leseempfehlung.

Ein Roman, der in der Finanzwelt spielt? Gähn, wäre meine erste Reaktion. Aber nach der Besprechung des Buches »Die Spielerin« von Isabelle Lehn im Blog literaturleuchtet kann ich nur sagen: Muss ich lesen.

Einen hochinteressanten Ausflug nach Großbritannien bietet der Blog buchpost: Es geht um das Werk »The Long Weekend – Life in the English Country House between the Wars« von Adrian Tinniswood. Als großer Downton-Abbey-Fan habe ich den Text begeistert gelesen; zudem ist der Blogbeitrag wunderbar illustriert mit Photos architektonischer Details. Besonders fein: Es gibt im Blog noch einen zweiten Teil dazu.

Im Blog Bleisatz von Bettina Schnerr ist Literatur aus Japan ein besonderer Schwerpunkt. Nun hat sie die Verlagsvorschauen für den Herbst/Winter 2024 gesichtet und gibt einen umfassenden Überblick, auf welche Bücher wir uns freuen können, die aus dem Japanischen übersetzt bei uns erscheinen. Ein schöner Nebeneffekt: Beim Durchforsten der Verlagsvorschauen nach japanischer Literatur fielen ihr natürlich auch andere Werke auf. Daher gibt es einen zweiten Blogbeitrag mit zwanzig Buchtipps für das kommende Halbjahr: Eine sehr abwechslungsreiche und inspirierende Zusammenstellung.

Kauft man antiquarische Bücher online, kann man ab und zu unliebsame Überraschungen erleben, was den Zustand des Werkes betrifft. Die App Bookbot.de möchte hier Abhilfe schaffen – im Blog Bücherbriefe wird sie vorgestellt.

Einen der wichtigsten literarischen Verlage leiten, dazu selbst Bücher schreiben und sie auf Lesereisen vorstellen – es beeindruckt mich sehr, wie Hanser-Verleger Jo Lendle dieses Pensum bewältigt. Besonders, wenn dabei ein so lesenswerter Roman entsteht wie sein neuestes Werk »Die Himmelsrichtungen«, in dem er sich mit dem Leben der Flugpionierin Amelia Earhart beschäftigt. Im Blog Bücheratlas wird das Buch besprochen.

Im Blog Bücherkaffee gibt es seit kurzem die Kolumne »Verlage im Rampenlicht«. Die Idee dahinter: »In dieser Reihe stellen wir euch spannende, unabhängige Verlage vor, die mit viel Herzblut und Kreativität die Literaturlandschaft bereichern. Gerade diese kleinen Verlage haben es oft schwer, sich im großen Markt zu behaupten, und verdienen daher unsere besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung.« In der aktuellen Folge geht es um den Transit Verlag. Ein sehr lesenwerter Blogbeitrag!

»Céline Spierers Roman ›Bevor es geschah‹ erreicht den Verstrickungsgrad griechischer Tragödien.« So beginnt eine Buchbesprechung im Blog Atalantes Historien – und da kann man ja gar nicht anders, als weiterzulesen. Und das lohnt sich sehr. Ein spannender Buchtipp.

In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer war im September aus diversen Gründen weniger los als sonst, aber das wird sich jetzt wieder ändern. Ein wenig herbstliche Melancholie kann ich aber anbieten.

Und zum Schluss gibt es noch einen Besuch im Blog Feiner reiner Buchstoff und etwas Wohlfühllektüre: Schon allein die Besprechung des Buches »Wie man würdevolllos altert« von Clare Pooley ist erfrischend. Und ein wenig Feelgood-Ambiente kann in diesen Zeiten bestimmt nicht schaden.

Das war es mal wieder. Die Frankfurter Buchmesse 2024 steht vor der Türe und vielleicht sehen wir uns ja dort – ich würde mich freuen.

Uwe Kalkowski ist seit über 30 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.