Die Autor:innen Kaija Knauer, Liv Thastum und Mücahit Türk werden mit dem diesjährigen „Wortmeldungen Ulrike Crespo Förderpreis für kritische Kurztexte“ ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und wird jedes Jahr von der Crespo Foundation an Nachwuchsautor:innen verliehen. Die Preisverleihung findet im Rahmen der langen Wortmeldungen-Lesenacht am 22. November im neu eröffneten Crespo Haus in Frankfurt am Main statt.
Ausgezeichnet werden die drei Autor:innen für ihre Texte zum Thema „Es sind die nicht vollzogenen Abschiede, die unser Leben wie ein Gitternetz überlagern. Was erzählen Abschiede über Gegenwart und Vergangenheit?“, das Frank Witzel, Träger des Wortmeldungen-Literaturpreises 2024, formulierte.
Kaija Knauer bearbeitet in ihrem Text „Dioramen im Werden“ das Gefühl der „Solastalgie“, das den Schmerz angesichts des Verlusts der uns vertrauten Welt durch den Klimawandel bezeichnet. In „Abzulegen, das Blau“ erzählt Liv Thastum von nicht vollzogenen, erzwungenen und unverarbeiteten Abschieden, von Flucht und Migration, von dem Verlust von Sprache und Heimat – und von der kreativen Kraft von Sprache, die neue Verbindungen erschafft. Mücahit Türk beschäftigt sich in seinem Text „Holunder–“ mit den Erinnerungen an eine Kindheit unter den Vorzeichen von Migration und Armut, und der Frage, ob und wie erlittene Traumata in der Familie überwindbar sind.
„Wie erzählen vom Werden, vom Erinnern, vom Ablegen? Von den Prägungen und den Verlusten? Die drei ausgezeichneten Texte tun dies behutsam und präzise, mit großem Formbewusstsein und feinem musikalischem Gespür. Sie ringen darum, eine Sprache zu finden und Gehör – für das Unbeschriebene, Unsagbare, Verdrängte. Und überzeugen uns durch je eigene literarische Mittel: mehrsprachig, beschwörend, quecksilbrig.“, so die Juror:innen Ina Schmidt (Philosophin), Lara Sielmann (Kulturjournalistin), Hannes Ulbrich (Lektor), Frank Witzel (Autor) und Martina Wunderer (Lektorin) in ihrer Begründung.
Die Preisträger:innen
Kaija Knauer (*1996) studierte Medizin, Theaterwissenschaft und Schreiben in Basel und in Hildesheim. Sie schreibt Dramatik und Prosa, ihr Dramatext „Zünzle“ wurde durch die Wiener Wortstätten gefördert. Neben dem Schreiben wirkt sie als Dramaturgin in unterschiedlichen Projekten mit.
Liv Thastum (*1997) studiert Literarisches Schreiben in Hildesheim. Sie schreibt Lyrik, szenische Texte und Essays auf Deutsch, Dänisch und zwischen den Sprachen. Nominiert für den 32. open mike 2024 des Haus für Poesie. Veröffentlichungen u.a. in Ostragehege, Jahrbuch der Lyrik 24/25.
Mücahit Türk (*1997) schreibt Prosa, Lyrik und Theatertexte und studiert am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2024 nahm er im Rahmen von TRANSLETTING an einem Übersetzungsaustausch mit der Columbia University teil. Aktuell arbeitet er an seinem ersten Roman.
Die Texte der Preisträger:innen und die Jurybegründungen sind zu finden unter: www.wortmeldungen.org/foerderpreis/preistraegerinnen
Lesenacht und Förderpreisverleihung am 22. November
Am 22. November ab 19 Uhr findet die große Wortmeldungen-Lesenacht im Crespo Open Space im Crespo Haus in Frankfurt im Main statt. Die zehn Autor:innen der Shortlist lesen aus ihren Texten über Abschiede und Aufbrüche und sprechen mit Journalistin Isabella Caldart über ihr Schreiben. Die Jury verleiht außerdem die WORTMELDUNGEN-Förderpreise an die drei Preisträger:innen. Die Lesungen werden musikalisch durch Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt begleitet.
Abschiede und Aufbrüche
Lesenacht und Preisverleihung Wortmeldungen-Förderpreis 2024
In Lesung und Gespräch: Alexa Dietrich, Natalie Golob, Maurus Jacobs, Kaija Knauer, Thea Mantwill, Liv Thastum, Mücahit Türk, Kathrin Vieregg, Lea Weber und paula van well
Preisverleihung: Ina Schmidt, Lara Sielmann, Hannes Ulbrich, Martina Wunderer und Frank Witzel (Jury Wortmeldungen-Förderpreis 2024)
Gesang: Rokhi Müller, Arsalan Naimi, Anastasiia Struzhak
Klavier: Günter Lehr
Moderation: Isabella Caldart (Kulturjournalistin, Lektorin und Social Media-Redakteurin)
Ort: Crespo Open Space im Crespo Haus, Weißfrauenstraße 1–3 60311 Frankfurt am Main
Eintritt frei