Unter dem Titel „Es geschah in unserer Stadt – Erinnerung an die Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945“ fand heute ein Gespräch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender mit Schülerinnen und Schülern aus Penzberg und Kirsten Boie statt. Die Autorin las im Schloss Bellevue Passagen aus ihrem Buch Dunkelnacht (Oetinger), in dem sie sich mit der Ermordung von 16 Bürgerinnen und Bürgern durch Nationalsozialisten, der Penzberger Mordnacht, auseinandersetzt. An dem Gespräch nahm zudem der Erste Bürgermeister Stefan Korpan teil, der zusammen mit den Schülerinnen und Schülern aus Penzberg per Video zugeschaltet war.

In der Diskussion aller Gesprächsteilnehmer ging es vor allem um die Frage, welche Bedeutung die Morde vor 76 Jahren für uns heute haben. Frank-Walter Steinmeier betonte, wie wichtig es sei, sich zu erinnern: An die Verbrechen, aber auch an die Mutigen, die widerstanden hätten. Es sei unsere gemeinsame Verantwortung, dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passieren könne. Deshalb sei das Buch Dunkelnacht sehr wertvoll, denn es helfe, die Menschen in dieser Situation besser zu verstehen, es sei ein Plädoyer für Mut und Zivilcourage. Die Schüler zeigten sich erschüttert, weil in dem Buch deutlich werde, dass sich ganz normale Menschen an diesen Verbrechen beteiligt hätten. Man könne sich nicht genug Erinnern. Das Buch sei „ein ewiger Zeitzeuge“. Auch der Bürgermeister Stefan Korpan findet es wichtig, dass das Buch erscheinen sei. Es helfe, sich intensiver mit der Geschichte der Penzberger Mordnacht zu befassen.
Die Penzberger Mordnacht gehört zu den oft übersehenen Verbrechen, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs von Deutschen begangen wurden. Ende April 1945 versuchten couragierte Penzberger Bürger, darunter der 1933 aus dem Amt gedrängte Bürgermeister Hans Rummer, der NS-Herrschaft und dem Krieg friedlich ein Ende zu bereiten. Militär aus München und örtliche Nationalsozialisten ermordeten daraufhin 16 mutige Penzberger wenige Tage vor Ende des Krieges.
„Wir vergessen nicht, was geschehen ist! Aber wir vergessen auch nicht, was geschehen kann!“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede am 29. Januar 2020 im Deutschen Bundestag zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Ähnlich fasste Kirsten Boie die Motivation zum Schreiben von Dunkelnacht zusammen, gleichzeitig macht sie in Interviews ein wachsendes Desinteresse an einer Beschäftigung mit der NS-Zeit, auch unter Jugendlichen, aus sowie eine Rückkehr von rechtem Gedankengut in allen Gesellschaftsteilen.
Einen Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie in Kürze unter diesem Link.