Beckmann kommtiert Die griechische Krise zeigt aktuell eine Gefährdung des festen Ladenpreises für Deutschland

Gestern hat das Parlament in Griechenland die gesetzliche Buchpreisbindung abgeschafft – so wie die Mehrheit der Abgeordneten auch für eine Liberalisierung des Frischmilch- und des Arzneimittelmarktes stimmte: unter dem Druck des IWF, der EZB und der EU, deren Geld die amtierende Regierung braucht, um einen Bankrott des Landes zu verhindern. Solch neue Gesetze sind hochproblematisch: Sie atmen den Geist einer gar nicht guten alten neoliberalen Ideologie.

Was die Buchpreisbindung betrifft, so hat der griechische Buchhändler- und Verlegerverband zu ihrer Rettung getan, was er konnte. Dazu hat er auch den Börsenverein des Deutschen Buchhandels um Unterstützung gebeten; dessen Vorsteher, Heinrich Riethmüller, hat in der vergangenen Woche einen Appell an den griechischen Premierminister Samaras gerichtet und noch einmal eindringlich dargestellt, wie notwendig und kulturell wie für die Bevölkerung vorteilhaft eine allgemeine Buchpreisbindung gerade in unserer Zeit ist.

Auch wenn er am Ende, leider, wirkungslos geblieben ist: Dieser Appell war wichtig. Es ist bedauerlich – und sehr bedenklich -, dass er, wie die ganze Causa, hier zu Lande selbst in der Branche viel zu wenig Aufmerksamkeit gefunden hat.

Hinsichtlich des Fortbestandes unserer Buchpreisbindung sollten wir uns nicht zu sehr in
Sicherheit wiegen. Brüssel ist, wie der Vorfall Griechenland zeigt, nach wie vor ohne Sinn und Verständnis für Kultur und Soziales (wie auch für regionale Gesichtspunkte von gesunder Ökonomie).

Dass es seit gestern – wegen des Drucks aus Brüssel – im Raum der Europäischen Union ein Land weniger mit festem Ladenpreis gibt, müsste uns also aufrütteln – zumal auch noch ein Freihandelsabkommen der EU mit den USA zur Debatte steht, bei dem kulturelle Interessen
europäischer Nationen traurigerweise nachrangig sein dürften.

Und inzwischen haben sogar in Großbritannien viele ursprüngliche Preisbindungsgegner die heillos unkontrollierbaren Konsequenzen einer Aufhebung des festen Ladenpreises begriffen.

Wir sollten dem Thema Buchpreisbindung in Deutschland also dringend mehr Öffentlichkeit verschaffen – und gleuch den Franzosen zur Seite springen, die es dem Vernehmen nach auf dem EU-Gipfeltreffen zu „Kultur und Europa“ behandelt wissen wollen.

Dieser Gipfel findet Ende der Woche, am 4. und 5. April, in Paris statt.

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