Ein schöne Geschichte als Erinnerung zur Frankfurter Messe: Buchhändler ebnen Autoren den Weg zum Leser

Lektoren kriegen inzwischen oft Schimpfe, weil sie, wie es immer wieder heißt, außerstande sind, gute Manuskripte neuer Autoren zu entdecken.

Literarische Agenten rühren ihre Trommeln und behaupten gern, hier hätten sie die Aufgabe der Lektoren übernommen – doch schmücken etliche Agenten sich da wirklich mit falschen Federn.

Und die Buchhändler kriegen am häufigsten ihr Fett weg. Darum heute folgende Geschichte, weil es an der Zeit ist, ein leider gängig gewordenes Pauschalurteil zu korrigieren. Und diese Geschichte ist es wert, beachtet zu werden; denn Gott sei Dank ist sie so selten nicht.

Ein erfahrener Grundschullehrer hatte ein Kinderbuch geschrieben, jedoch Vertrauen weder in Verlage noch in Agenten. Freunde hatten ihn gewarnt, er müsse mit vierzig Ablehnungen und zwei Jahren rechnen, bis er sein Manuskript unterbrächte. So lange wollte er nicht warten; die Leute sollten, so dachte er, bald lesen können, was er Schönes geschrieben hatte. Da verlegte er es lieber gleich selbst, auf eigene Kosten.

Mit dem fertig Gedruckten traf unser guter Autor sich daraufhin mit der ersten Sortimenterin einer Filialbuchhandlung der nächstgelegenen größeren Stadt in einer Kneipe. Sie war so begeistert von dem Werk, dass sie ihren Filialleiter zu überzeugen vermochte, es dort mit einer gutüberlegten Präsentation zu lancieren, die zu einem kulturellen Ereignis der Region wurde, mit dem Ergebnis: Alle Exemplare waren binnen kurzem verkauft.

Der Erfolg fiel der Zentrale des Großbuchhändlers auf, die sich das Buch genau ansah – und dann fürs Weihnachtsgeschäft in all seinen Filialen promotet hat – am Ende hatte das Buch 12.000 Käufer und Leser gefunden.

Die Kunde sprach sich um zu einer literarischen Agentin. Die Rechte an dem Werk wurden von einem großen Kinderbuchverlag für schätzungsweise 30.000 Euro erworben, der gleich ein inzwischen abgeschlossenes zweites Manuskript einkaufte. Beide sind dort während der vergangenen drei Wochen erschienen. Und es gibt auch schon Interesse von Filmproduzenten.

Der Autor heißt Peter J. Murray, der jetzige Verlag Hodder. Zugetragen hat sich das alles in Großbritannien. Erzählt hat die Geschichte Danuta Kean im Daily Telegraph. Sie zeigte, was eine gute Buchhändlerin auslösen kann. Und – mehr noch -, wie der örtliche Buchhandel Keimzelle eines Bucherfolgs zu werden vermag, der, soweit man hört, viele Leser glücklich gemacht hat.

Gerhard Beckmann sagt hier regelmäßig seine Meinung … und freut sich über Antworten an GHA-Beckmann@t-online.de. Natürlich können Sie diese Kolumne auch im BuchMarkt-Forum diskutieren. Einfach oben auf der Seite den Button „Forum“ anklicken, einloggen und los geht‘s.

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