Der Messe-Mayer Freitag: Ich kenne nun die Hektik der Bäume und Kluftingers Vornamen

Am letzten Fachbesuchertag konnte er uns noch relativ ungehindert entwischen, aber ab Samstag werden die Besucherströme sein Vorankommen hoffentlich erschweren. Wir melden uns, wenn wir ihn wieder eingefangen haben. Lesen Sie so lange vom Freitag des Messe-Mayers.

 

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6

 

 

 

Liebe Freunde,

diese Messe geht nun schon vier Tage ins Land. (Ächz). Ich sehe an den Klicks, dass Sie mir dieses Jahr in großer Zahl und sehr rasch folgen. (Freu.) Ich erhalte hübsche Fundstücke und Einladungen, die ich Ihnen hier gerne zeigen will.

Zum Beispiel verzierte jemand auf dem Empfang im Frankfurter Hof den Frankfurter Hof:

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Was für winzige Post-Its der Beck-Verlag nur hat!
Was für winzige Post-Its der Beck-Verlag nur hat!

 

Und was bedeutet das hier nur:

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Vorm Betreten des Raums zweimal um die eigene Achse drehen?
Vorm Betreten des Raums zweimal um die eigene Achse drehen?

 

Das Blaue Sofa lädt mich jedes Jahr auf einen Besuch ein. Meistens geschieht das schriftlich. Inzwischen aber schickt man mir nur noch kommentarlos dieses Foto:

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Ich komme ja schon gerannt, Frau Munsberg!
Ich komme ja schon gerannt, Frau Munsberg!

 

Und auch meinen Dank an Wiebke Bolliger, ihres Zeichens Lektorin bei Ullstein, die entdeckt haben will, dass Halle 4.1 offiziell den Namen „Good Will“ trägt.

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Tatsächlich, da steht es.
Tatsächlich, da steht es.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Vielleicht erfahre ich am Samstag beim Hallenmeister mehr.
Vielleicht erfahre ich am Samstag beim Hallenmeister mehr.

 

Sie sehen: Vom Investigativjournalismus bis hin zu anspruchsvollen Interviews erstreckt sich meine Tätigkeit beileibe nicht nur auf Essen und Genießen! Nur damit das auch endlich mal gesagt wurde.

 

ESSEN UND GENIEßEN AM FREITAG

Salzig und bitter sind sehr klare, exponierte Vertreter im Kampf um einen guten Platz zwischen Zunge, Gaumen und Seele. Den Morgen mit bitteren Aromen zu beginnen, die also nicht nur anregend, sondern auch gesund sind, nahm Leckerliverlag Hädecke sich vor.

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Was Bettina Matthaei mit Verbitterung gelang.
Was Bettina Matthaei mit Verbitterung gelang.

 

Also Verbitterung meine ich hier absolut positiv: Angosturabutter oder allerlei Bitterextrakte helfen einem echt in den Messefreitag hinein.

Aber jetzt brauche ich etwas, das ein wenig salziger ist:

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Zum Beispiel Salz.
Zum Beispiel Salz.

 

Ein Stand, der sich nur mit Pfeffer und Salz beschäftigt – das nenne ich mal eine übersichtliche Produktlinie.

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Salz also.
Salz also.

 

Und – obacht! – auch etwas Pfeffer.

Aber so ist sie, die Gourmet Gallery: Voller Wunder und voller Wonder Women.

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Köchin mit Heldinnenschürze
Köchin mit Heldinnenschürze

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Helden für alles, was gerade anfällt: Herr Mayer (Presse) und Frau Ongsiek (Messe)
Helden für alles, was gerade anfällt: Herr Mayer (Presse) und Frau Ongsiek (Messe)

 

Auch vom Südwest-Verlag verabschiede ich mich schon mal, denn Frau Dr. Daniela Völker verlässt uns Freitags schon. Ich nehme noch eine Jausentüte aus dem abgezählten Kontingent der Foodblogger mit und zwei Fotos von Schweisfurth & Tress, den neuen Regionalspachtelzampanos im Gespann von Südwest.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Also wenn ich kein Foodblogger bin, wer dann?
Also wenn ich kein Foodblogger bin, wer dann?

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Ein Salzfässlein und eine Kürbissuppe.
Ein Salzfässlein und eine Kürbissuppe.

 

Klasse, noch mehr Salz.

 

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Tress, Mayer, Schweisfurth
Tress, Mayer, Schweisfurth

 

Ich wünsche eine gute Heimfahrt, liebe Daniela Völker!

 

 

ERSTES VON ZWEI INTERVIEWS: PETER WOHLLEBEN

Der Förster Peter Wohlleben hat mit seinem Buch über Wahrnehmung, Verhalten und Sprache des Waldes einen Nerv getroffen: Jeder wollte plötzlich wissen, was Wald so denkt. Allein Bilder fehltem diesem Bestseller, und so kommt rechtzeitig zum Bücherherbst die prachtvoll fotografierte Version von Wohllebens Baumknigge heraus. BuchMarkt traf den netten Astversteher beim Ludwig-Verlag am Random-House-Stand.

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Bildband von Peter Wohlleben
Bildband von Peter Wohlleben

 

BuchMark: Hält man Sie für jemanden, der Bäume umarmt?

Wohlleben: Ja, „Baumflüsterer“ wurde ich schon genannt. In den USA und Kanada sagen die Leute einfach „The Tree Guy“.

„Das geheime Leben der Bäume“ war ja bei weitem nicht ihr erstes Baumbuch.

Nein, mein zwölftes.

Aber das fühlt sich ja an, als hätte man Sie jahrelang verpasst. woher kommt dieser Überraschungserfolg? 

Wenn ich das wüsste, würde ich mich auch um die Lottozahlen kümmern. Natürlich weiß man das nicht, aber es gibt Erklärungsversuche. Die meisten Bücher über Bäume handeln von Forstwirtschaft. Aber die Menschen kennen ja die Bäume gar nicht, um die es da geht; und da setzt mein Buch eben einen Schritt davor an und will die Leser einfach erst mal mit den Bäumen bekannt machen. Da gibt es so viele interessante Fakten, und die mussten erst einmal zusammengetragen werden.

Andere Vermutungen?

Wohl steigendes Interesse am Thema Baum. Man merkt das in den deutschen Medien, aber auch weltweit, dass der Baum plötzlich ein Thema ist.

Wie unterschiedlich wird Ihr Buch in der Welt aufgenommen?

Es funktioniert einfach überall, obwohl jede Nation schon eine andere Waldbeziehung hat.

Schlägt sich das in den Titeln nieder, die das Buch in anderen Sprachen erhält?

Der Titel ist eigentlich überall sinngemäß übersetzt. Aber die Covergestaltungen gehen sehr weit auseinander! Also in Korea ist es sehr grafisch gestaltet, die Baumkrone von oben; das sieht sehr symmetrisch aus. Man erkennt auf den ersten Blick gar nicht, dass es ein Baum ist. Also alles sehr, sehr geordnet. Die Norweger haben Birken genommen, weil die dort gar keine Buchen haben. Die Amerikaner haben das eher illustrativ gelöst und Wärme über die Zeichnung ins Motiv gebracht. Manche haben es etwas düsterer gemacht, andere wieder etwas heiterer. Die Finnen haben die heitereren Wälder, aber das düsterere Waldbild.

Was ist denn dann an unserem deutschen Cover das typische Alleinstellungsmerkmal?

Das deutsche Cover deckt die Abendstimmung in der Romantik ab.

Warum kommt nun ein Bildband zum Bäumebuch heraus?

Wir haben viel Lob und viel Fanpost bekommen, dass die Leute mein Buch toll finden. Aber dass gar keine Bilder darin sind, ist sehr oft bemängelt worden. Obwohl es ja ein Sachbuch ist. Aber dann gibt es Leser, die sagen „Ich weiß ja gar nicht, wie eine Fichte oder eine Buche aussieht.“

Ist das so ungewöhnlich?

Ich hätte gedacht, das sei bekannt, aber ich bin halt auch betriebsblind. Insofern also macht ein Bildband nun Sinn.

Ihr Text ist ein Lehrstück in Anthropomorphologie – die vermenschlichte Sicht auf die Dinge. Man lernt so, dass es Bäume gibt, die etwa feige oder kühn sind in ihrer Weise, auf Wetter zu reagieren. Wie verlockend ist es für Sie, in Ihre eigene Falle zu tappen und die Bäume menschlicher zu beschreiben als sie sind?

Natürlich sind Charaktereigenschaften reine Spekulation. Wir wissen nicht, ob ein Baum feige oder kühn ist über das Wissenschaftliche hinaus. Aber das ist ja auch gar nicht meine Richtung. Aber ein Baum hat durchaus die Wahl, wann er beim Herbsteintritt seine Blätter abwirft. Der eine Baum reagiert schneller, also panischer auf die Kälte; der andere hält die Blätter viel länger, weil er „kühn“ noch so viel Licht wie möglich aus dem Herbst herausholen will.

Mutterbäume, die ihre Kinder stillen?

Wenn ich schreibe, dass ein Mutterbaum seinen Nachwuchs stillt, dann greife ich zu einer Analogie, die der Mensch kennt, um einen sachlichen Zugang zu diesem Thema zu ermöglichen. Natürlich ist das sehr vermenschlichend, aber erstens erkläre ich diese Vorgänge genau, und zweitens halte ich die Leser für intelligent genug, das zu unterscheiden.

Was wäre der waldwissenschaftliche Vorgang hinter dieser Analogie?

Dass Mutterbäume über die Vernetzung des Wurzelwerks ihre Abkömmlinge erkennen und mit Nahrung unterstützen. Es handelt sich nicht um einen Automatismus, sondern eine aktive Auswahl, die der Baum aufgrund einer stattgehabten Kommunikation trifft. Bäume treffen Entscheidungen, wen sie unterstützen, wie lang und wie sehr.

Im Chemieunterricht spricht man ja auch von „fettliebend“, wenn man lipophile Flüssigkeiten meint.

Genau, da ist ja auch nicht eigentlich Liebe im Spiel.

Sie beschreiben wunderbar, wie ein Baum in Hektik geraten kann mit dem Satz „Und dann lässt der Baum alles stehen und liegen, um neue Triebe zu bilden“. Lässt sich Baumhektik denn überhaupt in unseren menschlichen Horizont übersetzen, wenn nicht mit solchen sprachlichen Bildern?

Ja, das ist ja genau der Punkt. Wenn ein Baum in Hektik gerät, dann sprechen wir hier über Vorgänge, die Wochen, Monate und Jahre dauern. Das unterscheidet sich für uns ja gar nicht von einem Baum, der gerade ganz gelassen und langsam ist.

Man muss quasi allem, was Sie schreiben, das Baum-Tempo als Differential vorschalten. Es liegt aber nicht nur an der Plausibilität, dass Ihr Buch sich gut liest.

Man lobte mich für amerikanische Kapitellängen, dabei weiß ich gar nicht, was das ist. Ich habe die Kapitel so strukturiert, wie ich auch meine Waldführungen halte.

Schreiben Sie gern?

Ich bin lieber im Wald. Ich bin kein Schriftsteller, der leidet, wenn er nicht sofort an seine Feder kann. Ich zwinge mich eher jeden Tag, eine Stunde lang zu schreiben, damit etwas zu Papier kommt.

Wieviel Bäume sind ein Wald?

Drei Bäume, die nebeneinander stehen, haben es schon besser als ein einzelner Baum, der alleine in der Natur steht. Aber nach aktuellem Stand der Wissenschaft muss der Waldrand mindestens einen Kilometer entfernt sein, damit ein Ökosystem gewährleistet ist. Das heißt, bei einem Waldstück, das zwei mal zwei Kilometer groß ist, haben Sie in der Mitte erst etwa einen Quadratmeter echten Wald. Finden Sie heute mal einen Wald ohne Kahlschläge und Wiesen, der das gewährleistet.

Ich dachte immer, wir Deutschen könnten stolz sein auf unseren Wald?

Das Wohlfühlgefühl für Bäume kann unser Wald größtenteils leider nicht mehr leisten. Was uns heute noch wie ein großer Wald vorkommt, ist in Wahrheit klein. In Gabun haben wir mal einen Einheimischen getroffen, einen Bewohner des Regenwaldes, der Deutschland besucht hatte – und von unserem Schwarzwald wahnsinnig enttäuscht war, weil das kein Wald mehr sei, sondern eine forstwirtschaftliche Nutzplantage. Jemand aus dem tiefsten Dschungel kann sehen, dass unser Schwarzwald gar kein echter Wald mehr ist.

Sondern?

Forstwirtschaftliche Massentierhaltung, sozusagen. Das scheint jetzt vielleicht weit hergeholt, aber die Bäume wachsen schlecht, aber schnell, um zu Erträgen zu führen. Der nächste Schritt ist dann die Moral – soll man gar kein Holz mehr benutzen? Ich schreibe ja Bücher auch auf Papier. Diese Gedanken finden sich auch beim Thema Fleisch und Tier, und nicht nur bei Holz und Baum.

Werden Sie auf Tolkien angesprochen? Auf literarischer Ebene hat er Ihnen ja quasi den Weg bereitet, weil seine Ents aus Mittelerde ja sehr baumhafte Züge haben. Wer hätte geahnt, wie präzise Tolkien da seiner Zeit und der Baumforschung voraus ist?

Ja, die Mentalität, die hinter diesen märchenhaften Geschichten steckte, ging intuitiv in die richtige Richtung. Tolkien hat da sehr viel richtig erfasst und treffend wiedergegeben.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Peter Wohlleben und die Kreatur des Unterholzes
Peter Wohlleben und die Kreatur des Unterholzes
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Wir drei sollten uns mal unterhalten
Wir drei sollten uns mal unterhalten

IN DEN HALLEN

Dokumentiert mit jeweils einem Schnappschuss traf ich heute zufällig auf Kinderbuchautorin Britta Vorbach, Hautärztin Yael Adler und den Alchimisten Professor Markus Albus Dumbledore Heitz.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Britta Vorbach (Molch) und ich (Stinktier)
Britta Vorbach (Molch) und ich (Stinktier)
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Markus Heitz und ich vollziehen den Ronald-McDonald-Gruß
Markus Heitz und ich vollziehen den Ronald-McDonald-Gruß
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - So hautnah kommt man den Autoren bei Droemer Knaur
So hautnah kommt man den Autoren bei Droemer Knaur
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - ...aber Kuscheln ist ja ebenfalls für die Haut gesund!
…aber Kuscheln ist ja ebenfalls für die Haut gesund!

Mit Yael Adler konnte ich sehr angeregt über meine Wadenhaut sprechen oder über meinen sympathischen und aparten Bartwuchs. Meine Waden seien nämlich so empfindlich, dass sie Wörter differenzieren können. Wenn mal jemand mit meinen Waden spräche.
Ich dachte mir schon, dass meine Ohren nicht die besten Zuhörer sind.

Mein Bart hingegen sei gut als Wärmeschutz, aber auch als optisches und letztlich pheromonelles Signal. Das bedeutet, dass ich mit meinem Stinkebart andere Rüden verjagen und das Weibchen beeindrucken kann.

Davon muss ich jetzt nur noch meine Frau überzeugen.

 

Und diese Waldelfen sind nicht etwa eine frühe, aber faire Warnung vor dem Ansturm der Cosplayer am Wochenende, sondern bloß ein Walk Act, den National Geographic zum Handzettelverteilen angeheuert hat.

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Ich würde trotzdem um den CosPlay-Pokal kämpfen.
Ich würde trotzdem um den CosPlay-Pokal kämpfen.

Bei VLB-TIX will man mich von den Vorteilen einer 3D-begehbaren Vorschau überzeugen, aber ich verstehe leider mit keinem Wort, worum es geht. Erst als man mir die Brille umschnallt und mich mit einem digitalen Fußtritt nach Perspektiv-Hogwarts schickt, kriege ich den Mund vor Staunen nicht mehr zu.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Waaaaaa-? WTF! Wo bin ich? Was habt Ihr mit mir gemacht?
Waaaaaa-? WTF! Wo bin ich? Was habt Ihr mit mir gemacht?
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Links der Aufpasser, der mich zur Not aus der Matrix holt
Links der Aufpasser, der mich zur Not aus der Matrix holt
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Ich simuliere sogar hinhocken und Zeug aufheben!
Ich simuliere sogar hinhocken und Zeug aufheben!
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Also alles Sachen, die eine Vorschau können muss.
Also alles Sachen, die eine Vorschau können muss.

Uff. Ich hätte von selbst nicht mehr herausgefunden. Aber Virtual Reality auf der Höhe der Zeit ist tatsächlich eine beeindruckende Sache. Staun.

Aber lasst mich bloß mit Eurer ollen Verlagsvorschau zufrieden. Ich will wieder nach Hogwarts! Vielen Dank, Markus Fertig, dass Sie mich in diese Welt geholt haben! Und vor allem wieder heraus!

 

Bei Ulmer finde ich übrigens diesen herrlichen Bildband über das mikrobische Leben im Ozean:

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Das soll Plankton sein?
Das soll Plankton sein?

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Ulmer hat ja keine Ahnung.
Ulmer hat ja keine Ahnung.

ZWEITES INTERVIEW VON ZWEIEN MIT ZWEIEN: KLÜPFEL & KOBR

Vor 13 Jahren schufen der Journalist Volker Klüpfel und der Lehrer Michael Kobr den schrulligen Allgäuer Kommissar Kluftinger. Seitdem sind die drei aus der deutschen Krimilandschaft nicht mehr wegzudenken; und heute, dreizehn Jahre später, grübelt Kluftinger nach haufenweisen Auszeichnungen und aberwitzigen Bestsellerzahlen über seinem neunten Fall. BuchMarkt traf das clevere Autorengespann bei Droemer Knaur.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Neunter Kluftinger von Klüpfel und Kobr
Neunter Kluftinger von Klüpfel und Kobr

Wer von Ihnen ist Klüpfel und wer ist Kobr?

Klüpfel: Ich bin Klüpfel.

Kobr: Und ich bin Kobr.

Das kann ich auf dem Band aber trotzdem nicht unterscheiden.

Kobr: Wir können ja eine Sprechprobe abgeben. „Ich bin Kobr.“

Klüpfel: (mit Fiepsstimme) „Ich bin Klüpfel.“

Kobr: Jetzt musst du aber immer so reden.

Klüpfel: (mit Fiepsstimme) Ja, fein.

Also gut, wenigstens sitzen Sie in alphabetisch richtiger Reihenfolge, das hilft.

Kobr: Wie geht es ihren Ohren?

Danke, gut! Wer von Ihnen beiden ist Kluftinger, und wer ist Langhammer?

Kobr: Das sieht man ja wohl.

Klüpfel: Moment, so einfach ist es ja nicht.

Kobr: Aber man weiß es, wenn man uns kennt.

Klüpfel: Wir sind beide ganz anders, aber von uns beiden steckt viel in beiden Figuren. Aber von mir vielleicht ein bisschen mehr im Langhammer, das könnte schon sein.

Hat man Ihnen schon mal angeboten, einen Tatort zu schreiben?

Klüpfel: Nein.

Kobr: Würden wir es machen? Das ist ja die Frage.

Klüpfel: Es war mal im Gespräch, dass der Kluftinger Tatort-Kommissar wird. Das hat sich aber dadurch zerschlagen, dass eine Buchreihe mit anderer Geschwindigkeit in den Markt geht als serielle Fernsehdrehbücher. Das wäre für den Tatort einfach unkalkulierbar.

Kobr: Und wir hatten einmal ganz kurz ins Drehbuchschreiben reingeschnuppert. Wir hatten ein Drehbuch-Treatment von einem unserer Bücher angefangen. Wir haben ganz schnell wieder aufgehört.

Das heißt, wenn die Krimis im Fernsehen laufen…

Kobr: …hat die Drehbücher jemand anderes geschrieben.

Haben Sie da trotzdem ein Auge drauf? Oder sagen sie, die Hauptsache ist das Buch, der Rest ist Verwertung?

Klüpfel: Eigentlich würden wir das gerne sagen, und so war auch unsere Einstellung beim allerersten Film. Aber wenn die Leser mit dem Fernsehfilm unzufrieden sind, beklagen die sich nicht beim Fernsehen, sondern bei uns. Die machen uns dann verantwortlich. Deshalb konnten wir diese distanzierte Haltung leider nicht beibehalten.

Denken die Leute, dass Ihr auch privat alles zusammen macht?

Kobr: Wenn einer von uns alleine unterwegs ist, dann heißt es schon mal „Wo ist denn jetzt der andere?“

Ist es ein Hindernis für Buchverkäufe nördlich der Donau, dass Kluftinger ein Bayer ist, oder ist das eher im Gegenteil ein Exotenbonus?

Kobr: Kluftingers Sprache ist aber nicht im Dialekt transkribiert. Der spricht eigentlich ein ganz normales Alltagsdeutsch. Wir schreiben den ja nicht in bayerisch. Wenn mal Dialekt vorkommt, dann sind das eher andere Figuren.

Aber er verwendet schon Ausdrücke wie „Gscheidhaferl.“

Klüpfel: Ja, das sind schon spezielle Ausdrücke, aber ein Kluftinger ist kein Dialektbuch. Sowas könnte ich auch selber nicht lesen. Das finde ich furchtbar.

Ich hatte mal ein Interview mit dem Catwalk-Trainer Jorge Gonzales. Der war auch extrem schwer zu transkribieren.

Klüpfel: Das muss ja ein unvergessliches Tondokument sein.

Kluftinger wird sportlich, fährt E-Bike, klettert nun Berge, und das geht ja alles über seine Kräfte. Verarbeiten sie da ihre Erfahrungen als Väter nach der Babypause?

Klüpfel: Das ist ja…

Kobr: Also sowas!

Klüpfel: …fast schon polemisch gefragt! Außerdem ist Kluftinger ja gar nicht sportlich: Es ist ja ein E-Bike und kein Fahrrad. Und auf den Berg geht er ja gar nicht weit hoch.

Kobr: Es könnte natürlich sein, dass er seine verschüttete Ader zum Bergsteigen entdeckt, jetzt wo sein seinen lange Jahre vernachlässigten Freund Korbinian wieder aus der Versenkung geholt hat. Die müssen jetzt vielleicht schon mal ab und zu etwas zusammen machen. Nachdem Korbinian ja sportlich sehr aktiv ist, muss Kluftinger auch mitziehen.

Man könnte ja auch mal wieder ins Kino gehen. Wird Kluftinger nach dem ersten Kinobesuch seines Lebens den zweiten Teil von „Shades of Grey“ abwarten? Oder wird er nie wieder ins Kino gehen?

Kobr: Ich glaube, er hat ein bisserl geweint, als er sich das angesehen hat.

Klüpfel: Aber doch nicht bei Shades of Grey!

Kobr: Vielleicht zieht er es ja zur Paartherapie heran?

Kluftingers philosophischer Horizont ist etwa auf der Höhe des Nachmittagsfernsehens. Schauen sie sich Soaps an?

Klüpfel: „Marienhof“ und „Verbotene Liebe“, das waren meine Soaps. „Marienhof“ habe ich jeden Tag angeschaut. Aber inzwischen nicht mehr.

Kobr: Ich habe früher immer Shopping Channel geschaut.

Ist das Oytal wirklich so, wie ihr es schildert?

Klüpfel: Das Tal schon, aber die Bewohner nicht.

Kobr: Hoffe ich. Uns hat gerade eine Frau auf der Messe gefragt, ob wir schon Ärger gekriegt haben mit den Oberstaufer Familien. Haben wir aber nicht. Die sind auch gar nicht so, sondern eher wie die anderen Allgäuer.

Wenn ich nun über das Mordwerkzeug spreche, wäre das ein kleiner Spoiler?

Klüpfel: Nicht nur ein kleiner.

Ich habe gar nichts gesagt. (Ich streiche die Frage durch.) Nun zur schwierigsten Frage. Kluftingers Vorname ist nach wie vor ein Mysterium wie der von Mrs. Columbo, aber wissen, dass er „Bertele“ genannt wird. Wenn ich Ihnen nun ein paar Vornamen nenne, würden Sie dann zwinkern, wenn der richtige dabei ist?

Klüpfel: Das sieht man ja gar nicht auf dem Band.

Ja, das ist ja gerade der Vorteil. Nur ich weiß es dann, aber sonst niemand.

Kobr: (hält sich die Hand vor die Augen) Also gut, ich zwinkere, wenn der richtige Name dabei ist.

Berthold? Dagobert?

(Klüpfel und Kobr halten sich die Augen zu.)

Kommt schon: Ihr wollt doch, dass die Journalisten da nachhaken, aber in Wahrheit werdet Ihr das niemals preisgeben.

Klüpfel: Ich glaube, dass wir im nächsten Buch verraten, wie er heißt. Wir haben so viele Hinweise gegeben, dass man es eigentlich eh schon wissen müsste.

Wisst ihr selber schon, wie er heißt?

Klüpfel: Ja, ja, von Anfang an.

Das ist ja auch ein Geheimnis, mit dem man erst mal leben muss.

Kobr: Oh ja!

Klüpfel: Dass man es nicht ausplaudert, ist schwer.

Kobr: Ja, weil auch alle Kennwörter auf unseren Rechnern Kluftis Vorname sind, das können wir dann gar nicht mehr als Passwort nehmen.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Was für Typen: Klüpfel und Kobr
Was für Typen: Klüpfel und Kobr

UND DAS WAR’S FÜR DEN FREITAG

Denn drei Interviews (da war nämlich noch eins) wollen alle erst einmal bearbeitet werden. Der Wohlleben ist ein wahnsinniger Schnellsprecher, der spricht die Minute in dreißig Sekunden. Vielleicht weil er so viel mit sehr langsamen Bäumen zu tun hat.

Heute hatte ich zum Beispiel noch Synthesizer-Legende Harold Faltermeyer im Gespräch, aber das hebe ich mir für morgen oder Sonntag auf.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - So sieht Axel F. also in Wahrheit aus!
So sieht Axel F. also in Wahrheit aus!

Obwohl ich mir ansonsten Buchtipps erspare, kann ich mich bei diesem Kinderbuch bei Klett nicht zurückhalten: Der neue Mo Willems ist so witzig, dass ich ihn allen ans Herz lege.

 

DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Doch, wirklich. Bring jetzt bitte die Taube ins Bett.
Doch, wirklich. Bring jetzt bitte die Taube ins Bett.

Ach so, ja, Kluftingers Vorname:
Den werden Sie von mir niemals erfahren.

 

Ich wünsche Ihnen eine schönen Samstag.

Ihr
Matthias Mayer

 

Abgelehnte Covervorschläge berühmter Maler aus den Niederlanden (und Flandern), Teil 4 von 6: Rembrandt van Rijn
DER MESSE-MAYER 4 von 6 - Bruce Springsteen: Born to Run
Bruce Springsteen: Born to Run

herrmayer@hotmail.com

www.herrmayer.com

 

 

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