Liebe Freunde,
mein Tag begann beim Conrad-Stein-Verlag, wo ich in einer Geländeführung erstmals Geocaching ausprobieren konnte! Ich weiß gar nicht, was das ist! Das heißt – jetzt weiß ich es. Wörtlich übersetzt hieße das Erdverstecken. Man hat ein Fußgängernavi in der Hand und spielt Schnitzeljagd, aber man darf nicht die Worte „spielen“ und „Schnitzeljagd“ benutzen, sonst muss man alleine heimgehen. Ohne das Navi.
Der deutsche Geocachingpapst Markus Gründel führt mehrmals täglich kleine Besuchergruppen durch ein mittelleichtes, aber technisch interessantes Versteckspiel, das sich des Kartennetzes unserer Navigationssatelliten bedient. Die Gruppe besteht aus blutigen Anfängern wie mir und Fortgeschrittenen, die einfach mal einen kleinen Messe-Parcours mitmachen wollen.
Also mir hat das Riesenspaß gemacht. Ich lerne, dass es eine Cacherszene gibt, dass es Communities gibt, dass es eigene Ausdrücke und Schimpfwörter in der Szene gibt. Das kleine Gerät ist also bestens geeignet, Nerds und Geeks mal rauszulocken an die frische Luft.
Am Ende dann findet man einen Schatz.
Und wen finde ich hier? Felix Rudloff, den neuen Verlagsleiter bei Eichborn! Der alte Felipe und ich (der alte Matze) waren zusammen auf der Berufsschule, aber über den Neustart des Eichborn-Verlages war nichts aus ihm herauszuwringen. Ich wollte auch den schönen blauen Anzug nicht zerknittern. Das Programm startet bald; für jetzt bleibt ein symbolisches Regal am Lübbe-Stand und viel Diskretion, bis Rudloff seine Truppe diskret zusammengestellt hat.
Soviel sei gesagt: Der Auftakt wird für Aufregung sorgen, und alles Weitere bleibt erst mal leise…
…Leise ist das neue Spannend.
Eichborn, Felix: Ich freue mich für Euch und auf Euer neues Programm!
Zur Mittagszeit wollte ich einer kleinen Talkrunde zuschauen, die die Rezeption deutscher und neuseeländischer Literatur in den jeweils anderen Ländern sehr charmant und unterhaltsam besprach, aber mein Hunger störte meine Konzentration. Schauen Sie mal, ob Sie die Dame mit duftenden Suppe ganz rechts am Bildrand irgendwo entdecken können. Hier ein Foto der Podiusmdiskussion:
Im hinteren Teil von Halle 2 hat die Generation Manga ihre Zelte und Stände aufgeschlagen. Der ganz arge Rummel wird ja erst am Samstag losgehen, denn die Leipzigmesse ist das Mekka der Mangaka. Aber ich will schon mal ein wenig Mangaluft schnuppern, um mich einzustimmen.
Interessanterweise geht der Trend dieses Jahr zu niedlichen Lebensmittelimitaten aus Weichschaum. Doch. Donuts aus Schaumgummi. Cremeschnitten aus Weichplastik.
Ebensowenig wie diesen fantastischen Geckohut, den verstehe ich auch nicht. Falls unter meinen Leser jemand mit Mangakenntnis ist, soll er mir bitte mailen, zu welchem Figurenkosmos der gehört. Foto mit freundlicher Genehmigung von MangaX.
Natürlich laufen auch schon die ersten Typen in Kostümen herum. Diese drei Marvel-Mutanten vermitteln schon mal einen Vorgeschmack auf die Kostümsammlung, die ich Ihnen Sonntag präsentieren werde.
Zu den schöneren elektronischen Spielen gehört hier ein Dance-O-mat. Der heißt nicht wirklich so, aber moderne Menschen werden wissen, was ich meine. Tanzvideospiel. Zwei begabte Tony-Manera-Adepten haben hier ordentlich was gehottet.
Überhaupt wird Musik hier großgeschrieben, seit die Musikverlage sich auf beiden Messen auf die Schwerpunktliste setzen ließen.
Im Café Klangquartier in Halle 4 trat im Rahmen des mdr-Projektes CLARA ein Body-Percussionist auf. Das ist fast genau, wonach es klingt, nur noch viel mehr. Ich kann Ihnen leider nur ein stillstehendes, schweigendes Foto präsentieren von einer musikalischen, rhythmischen und ansteckenden Vorführung, bei der das ganze Publikum mitsingen, -klatschen und -trommeln durfte.
So, und das klatschen Sie jetzt mal.
Die Musikinitiative Let’s make Music e.V. hatte eine besonders attraktive Idee: Sie stattete einen großen Messestand mit Musikinstrumenten aus, damit Kinder diese ausprobieren können.
Interessanterweise war das der leiseste Stand der Messe, weil alle Geräte elektrisch und kopfhörernd waren.
Beim Verlassen von Halle 2 komme ich bei Lappan vorbei. PR-Chef Christian Sonnhoff zwingt den Starcartoonisten Martin Perscheid, eine Zeichnung in mein Moleskine zu zeichnen. Perscheid fragt, ob ich etwas Bestimmtes wünsche.
Das obere Bild ist übrigens eine Skizze, die der Bone-Zeichner Jeff Smith vor ein paar Jahren von mir anfertigte. Jetzt habe ich einen echten Smith und einen echten Perscheid in ein und demselben Moleskine!
Und natürlich das Wort „Nuttenfrühstück.“
Apropos Unsitte: Am ZDF-Stand war gerade nichts los; Dornbüsche wehten rollend vorüber, Grillen zirpten. Als dann gratis Tragetaschen verteilt wurden, kam es zu Ausschreitungen und Tumultisierung.
…aber man kann sich auch ein paar Koteletts umschnallen und dann in einen Hundezwinger steigen.
Wie besinnt man sich nach solch einem Bohei?
Bei KBV (der Kassenärztlichen Bundesvereinigung) möchte ich gerne ausklingen lassen, weil der Stand so schön klein ist und weil da schon so viele sitzen. Der blutrünstige Krimiverlag hat zum Beispiel Jacques Berndorf im Programm, aber auch Berndorfianten wie Peter Godazgar (ganz rechts), der mir erfolgreich weismacht, er sei Jacques Berndorf.
Man merkt, dass der Tag sich bald der Frohstunde neigt. Godazgar bemerkt beim Spontanvortrag verlagskonkurrierender Pornographietexte, dass er doch nicht der Richtige ist für diesen Job.
Geschäftsführer Ralf Kramp weist ihn entsprechend zurecht, weil verlagsfremde Vorträge hier nicht erwünscht sind. Nicht einmal die pornographischen. Und weil der echte Berndorf das sicher mit größerer emotionaler Beteiligung vorgelesen hätte.
Jedenfalls ist das ein lustiger Verlag. Ulrike Bücking versucht noch, irgendwelche programmrelevanten Informationen in mich hineinzukriegen (Sherlock Holmes und dergleichen), aber erstens ist mein Notizbuch schon von den weltbesten Cartoonisten vollgemalt, und zweitens steckt in meinem Kopf ein Messer.
Zeit für den Heimweg.
Auf dem Rausweg betrachte ich mir das Architektenmodell des Messegeländes unter Glas. Und wenn Sie ganz genau hinsehen, dann können Sie eine ganz, ganz winzige Miniatur von mir finden, die gerade heimgeht.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Messe-Samstag und freue mich schon auf das Wochenende!
Das nach der Messe meine ich.
Ihr Matthias Mayer