Der Messe-Mayer Freitag: Teilchen, Glöckner, Kachelmann

Liebe Freunde,

ich will das endlich mal nachholen:

www.die-pressestelle.de

Und somit seien Sie alle, liebe Gäste und Leser, von Regine Bruns gegrüßt, und somit seien auch Sie, liebe Regine Bruns, von mir gegrüßt. Wieso habe ich eigentlich kein Foto gemacht, als ich Sie und die nicht minder liebe Michaela Hennemann dann schon mal gleichzeitig vor der Linse hatte? Na, weil ich mich so gefreut habe, Sie hier zu treffen.
Das Foto können wir ja einfach ein Jahr später nachreichen. Bei Ihrem Link hat das ja nun auch geklappt. Alles Gute weiterhin!

Das wünsche ich übrigens auch allen Beteiligten im Fall Kachelmann. Dem Heyne-Verlag, den Anwälten, der Frau von Kachelmann, der Klägerin, die nicht genannt werden darf, deren Anwälten, Alice Schwarzer, einfach allen. Das scheint mir am einfachsten zu sein, um weitere Ausdifferenzierung zu verhindern. Das letzte, was ich will, ist noch mehr Einblick in den Fall Kachelmann. Will denn gar niemand mehr übers Wetter reden?

Einmal Storno an Kasse Zwanzig

Es gab nämlich einigen Hickhack. Der Anwalt mit dem Cowboyhut hat nämlich Donnerstags abends noch alle Namensnennungen direkt am Stand herausstreichen lassen. Von Hand. Das war schon einigermaßen brillant. Dann hat Kachelmann seine Pressekonferenz durchgezogen, aber der Schlapphutanwalt musste draußen vor der Glastüre bleiben und durfte nicht mit rein, weil er nicht als Journalist akkreditiert war. Auf der Pressekonferenz haben dann auch alle den Namen abgekürzt, weil wir Angst hatten, dass Lucky Luke uns irgendwie durch die Scheibe verfügt.

Am allerbesten waren ja wieder mal die Kollegen von RTL, die sich gleich mächtig und speichelrudernd rangeschmissen haben: Wie schön es ist, dass Sie wieder da sind, Herr Kachelmann; und ob er Ihnen denn jetzt treu bleiben wird, Frau Kachelmann. Kachelmann entgegnete – und da bin ich seiner Meinung – dass man sich auf RTL immer verlassen könne.

Gut, worum es jetzt letztlich ging, hat mich nicht zu interessieren, denn das ist mir alles zu intim und zu persönlich, und insgesamt auch zu brisant. Ich will mir nicht die eine Seite anhören, sonst muss ich die andere auch anhören. Da haben Sie plötzlich eine Menge moralischer Hausaufgaben vor sich, nur weil Sie Kachelmann oder Schwarzer eine Sekunde zu lange zugehört haben.

Ob er mir den Hut im Tausch gegen meine Pressekarte gegeben hätte?

Also, ich hätte Anwalt Zipper ja sofort reingelassen, aber Random House hatte komischerweise kein Interesse an einer Eskalation.

Meine Verpflegung am Freitag

Frühstück: Über den Morgen brachte mich das Frühstück für junge Leser bei Beltz. Alle Zutaten waren in kleine Becherchen gegeben, nach Farbe sortiert und als Buffet angerichtet worden:

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Ich hatte beim Vielflieger-Verlag angekündigt, ihn an seinen drei Häppchen-Tagen anlässlich des 5jährigen Messe-Jubiläums täglich aufzusuchen, und alles zu kosten. Heute gab es Foie gras zum Champagner. Ob eine so umstrittene Delikatesse in dieser Branche vielleicht nich etwa eine Provokation darstellt? „Auf jeden Fall!“ antwortet CEO Felix Busse.

Illustratorin Naeko Ishida

Dass ich zur Vormittagsüberbückung etwas Schokolade erhalte, ist ja schön. Aber richtig schön ist es, dass ich sie von Frau Dr. Reinhilde Ruprecht erhalte! Denn im gleichnamigen Verlag will ich seit Jahren meine Aufwartung gegen ein Bounty eintauschen und schaffe es jedesmal nicht.

Bis Sie mir dieses Jahr endlich eine kleine Schokoladenmahlzeit brachte! Danke! Endlich ist das mal erledigt, trotz mir!

Ich fühle mich wie Frodo, der endlich den Ring vernaschen bzw. vernichten kann

Das Mittagessen bestand aus dieser zugegebenermaßen gut mit Bemmen, Käs und Wurst befüllten Lunchbox.

Aber nicht für mich…

…denn ich durfte mit Maren Ongsiek und Maren Ongsieks Schwester im Büro in Halle 3.1 essen. In der Vorbereitungsküche hinter der Showküche hat man uns aus den Showresten, die den ganzen Morgen so anfallen, flugs ein kleines exotisch mutendes Pfannengemüse gerührt.

Momente der Ruhe und Leckerheit im Auge des Sturms

Abends habe ich dann bei MoschMosch gegessen, einen kleinen asiatischen Eimer Nudeln, scharf und frisch das Gemüse. MoschMosch gibt es seit zwei Jahren auf der Messe.

Mein Kaffee schmeckt jetzt noch nach Knoblauch.

Unangreifbarer Playboy im Interview

Bei Lübbe durfte ich den Grandseigneur der situierten Nutzlosigkeit interviewen: Rolf Eden, the Big Eden! Falls Sie ihn nicht kennen – aber das werden Sie ihm ja wohl nicht antun wollen, ihn nicht zu kennen.
Ausnahmsweise hat der passionierte Nichtleser sein Leben heruntergeschrieben, und Lübbe bietet es unter dem Titel „Immer nur Glück gehabt“ an.

BuchMarkt: Herr Eden, Ihr Buch heißt „Immer nur Glück gehabt“. Komischerweise schreibt ja heute jeder Bücher, die mir sagen, wie ich Glück herbeiführe. Ist Glück Ihrer Ansicht nach etwas, das einem passiert, oder ist Glück eher eine Haltung?

Rolf Eden: Glück hat jemand, der nichts Böses an sich herankommen lässt, der immer happy ist, der nur schöne Sachen im Leben macht, und der immer nur die schönsten Frauen hat. Natürlich. Jede Frau ist ja ein Riesenglück.

Sie verwahren Sich gegen Religiosität, aber sind Sie denn ein spiritueller Mensch?

Nein, ich bin überhaupt nicht spirituell. Überhaupt nicht. Unter uns gesagt: Ich weiß gar nicht, was das ist. Was heißt denn das?

Im mindesten Sinne doch, die Welt hinter der Welt wahrzunehmen. Dieses Glas Wasser steht zwar vor uns, und wir sehen es, aber sich über dieses Wasser schließlich zu freuen, wäre dann erst der nächste Schritt.

Dann bin ich sehr spirituell. Ich freue mich sehr. Aber ich freue mich auch über Champagner.

Es scheint, als seien Sie nicht zur Selbstkritik fähig?

Nein, habe ich doch auch gar nicht nötig. Was soll ich denn an mir kritisieren?

Aber Sie lassen ja in ihrem Buch auch andere zu Wort kommen, die keine so hohe Meinung von Ihnen haben. Das ist doch zumindest ein Zeichen, dass Sie Kritik einen gewissen Raum geben.

Aber ich war sehr zufrieden damit, was die anderen über mich zu schreiben hatten. Das war immer sehr geistreich. Das Problem war ja: Wir haben ja Leute gesucht, die auch mal richtig schlecht über mich sprechen sollen, aber wir haben niemanden gefunden.

Sie wurden zum peinlichsten Berliner gewählt.

Das war die größte Ehre überhaupt. Dreieinhalb Millionen Einwohner und ich bin der Peinlichste? Das ist doch wirklich fantastisch.

Warum nehmen Sie das nicht übel? Lothar Matthäus zum Beispiel möchte ja die ganze Journaille am liebsten nochmal eigenhändig in die Benimmschule treten. Wieso nehmen Sie das nicht als Affront?

Journalist ist ein sehr schwerer Beruf, Ihr müsst abliefern, Ihr müsst immer wieder was Neues finden, worüber Ihr schreibt. Es muss doch jeder seine Zeitung verkaufen. Deswegen bin ich nie böse, und ich finde, man muss die Reporter sogar unterstützen. Und so bin ich gerne der Liebling der Bildzeitung.

Sie sind aber auch gerne in der Zeitung, oder?

Ja, ich bin pressegeil.

Lassen Sie uns ruhig mal Ihre negativen Eigenschaften aufzählen, wenn wir schon bei pressegeil sind. Sie sind eitel, egozentrisch, egoistisch, aber Sie tragen das wie eine Medaille.

Aber das sind doch alles positive Eigenschaften! Das sind überhaupt keine negativen Sachen. Das ist wunderbar so.

Haben Sie deshalb so viel Glück, weil Sie sich so unangreifbar machen? Jemand wie Sie KANN doch gar kein Unglück haben oder empfinden.

Oh, jeder kann Unglück haben. Es passiert ein Autounfall; eine Frau haut Dir eine Flasche auf den Kopf. Ich hatte einfach immer nur Glück gehabt. Ich weiß nicht warum, aber so ist es.

Und Sie hinterfragen das auch nicht, warum nun ausgerechnet Sie all das Glück hatten?

Es ist doch völlig normal, dass ich so viel Glück hatte. Ich bin doch ein guter Junge.

Sie feiern ja schon länger Partys, als ich auf der Welt bin-

Viel länger!

…kann eine Buchmesse Sie da noch beeindrucken?

Diese Buchmesse beeindruckt mich sehr. Ich habe noch nie so viele Bücher auf einmal gesehen. Die vielen Stände, die ganzen netten Leute, die etwas präsentieren wollen – es ist sehr, sehr interessant und vielseitig. Ich hoffe, ich werde jetzt jedes Jahr eingeladen.

Durchschauen Sie die Buchmesse als einen Jahrmarkt der Eitelkeiten?

Ich finde, es ist ein Jahrmarkt für Bücher. Jeder Verlag muss ja Bücher verkaufen, so viel er kann, und das ist heutzutage gar nicht so leicht.

Sie sind selbst kein Buchleser?

Nein. Ich habe lange keine Bücher mehr gelesen. Das letzte und einzige war von Dale Carnegie, „Wie man Freunde gewinnt.“

Sind Sie dennoch stolz auf Ihr eigenes Buch?

Ich war noch nie in meinem Leben so stolz wie jetzt.

Die einen sagen, Rolf Eden verbirgt seinen Tiefgang, die anderen sagen, er hat keinen. Was sagen Sie?

Natürlich hat der keinen Tiefgang. Gar keinen. Rolf Eden hat Hochgang.

Sie sind nie um eine Antwort verlegen, nicht wahr?

Niemals.

Wenn ich alle Zutaten beisammen habe, um ein Playboy nach Ihrer Definition zu sein –

Geld, schöne Frauen, Reisen, schöne Länder, schnelle Autos, viele Sprachen sprechen…

Ist das nur eine Frage der Zutaten? Kann ich dann sagen, dass ich ein Playboy bin, wenn ich all das habe?

Sagen können Sie viel, aber die Frauen müssen das entscheiden.

Das Glück, Rolf Eden zu sein: Kunststück

Das Vorrecht des freien Mannes auf Vielweiberei wird heute gar nicht mehr so charmant eingefordert und definiert, wie Rolf Eden das noch immer tut. Sein Weltbild ist in der Bilderwitzwelt der 60er Jahre steckengeblieben, aber er freut sich, wenn sich Journalisten solche Sätze über ihn ausdenken.

Da, könnse ham. Wie verblüffend leichtfüßig Rolf Eden mich manipuliert, hat mehr Stil als Lothar Matthäus‘ Forderung nach Fairplay im Journalismus.

Zwei prominente Messedamen habe ich ausgiebiger getroffen, sechs Personen des Messelebens konnte ich nur gerade eben so fotografieren. Hier zunächst meine Handvoll Schnappschüsse:

5. Der Neuseeländer Anthony McCarten liest im Literatursalon
4. Zwei Lübbe-Zwergmützen, die keine CosPlayer sind
3. Mordillo, der Cartoonstar des Jahres 1970
2. Thomas Hermanns bekommt den Ausgang nur gezeigt, wenn er sich fotografieren lässt
1. Denis Scheck, ach, da ist er ja endlich.
Und schon wieder auf einer Rolltreppe.

Die zwei Damen, denen ich etwas mehr Aufmerksamkeit als die Blendenzeit eines Schnappschusses widmete, waren Wibke Ladwig und Rita Falk, allerdings nacheinander.

Wibke Ladwig lud nämlich heute zum Twittagessen ein. „Twittagessen“ war eigentlich ein Nerd-Tarnname für eine vollkommen essensfreie Geselligkeitsüberprüfung, aber seit ich die Agora deswegen vollgeweint habe und mein ewiges Fernbleiben in die Sterne meißelte, bringt man jetzt zum Twittagessen vorsichtshalber Nahrung mit, falls ich doch noch einmal auftauchen sollte.

Was ich tat.

Mein Treffen mit Heimatkrimi-Autorin Rita Falk bei dtv war eigentlich ein Treffen zwischen Frau Falk und dem SAT.1-Holz-Beauftragten Peter Hetzel. Aber weil Herr Hetzel gerade noch einen Teller Suppe interviewen musste, hat er mich über Handy schnell herbei zitiert, damit ich für Frau Falk angenehme Gesellschaft bin, bis Herr Hetzel satt ist.

BuchMarkt: Welches Buch wollen Sie als nächstes lesen?

Rita Falk: Das neue Buch von Sabine Friedrich, „Wer wir sind“, erschienen zufällig bei dtv.

Ein Buch, das Sie in Ihrer Kindheit geprägt hat?

Das war „Der kleine Nick.“

Sind Sie jeden Tag auf der Messe?

Nur Donnerstag, Freitag und Samstag.

Was gefällt Ihnen an der Messe am besten?

Ich freue mich immer, dass ich hier wahnsinnig viele Menschen treffe, die ich sonst das ganze Jahr über nicht sehe. Und wen man noch nicht kennt, den kann man hier kennen lernen.

Was gefällt Ihnen an der Buchmesse nicht?

Was ich weniger mag, sind diese Menschenmengen. Aber das geht ja jedem so. Und man kann ja nicht erwarten, dass man alleine hier ist. Das würde ja keinen Sinn machen. Obwohl es auch immer ein paar Prominente gibt, die sich in den Menschenmengen richtig wohlfühlen und sonnen.

Man unterstellt dem Dorf-, Alpen- und Provinzkrimi eine große Modernität und Aktualität, aber war nicht schon Miss Marple eine Detektivin, die ihre Fälle im kleinen und dörflichen Bereich gelöst hat?

Auf alle Fälle. Diese Wärme, diese Vertrautheit in Umgebung und Personal, das ist keine neue Erfindung.

Wieso sucht man im Krimigenre Vertrautes und Nachbarschaft?

Als Leser oder als Schreiber?

Gerne beides.

Die Leser haben vielleicht vom kalten Thriller irgendwann die Schnauze voll. Vielleicht finden die sich in einer kleinbürgerlichen, deutschen Kriminalität viel eher wieder als in einem amerikanischen Thriller. Ein Heimatkrimi ist halt authentischer. Und als Schreiber wollte ich gerne über einen bayerischen Polizisten schreiben, weil ich mit einem verheiratet bin. Der Rest – die Oma, die Nachbarn, der Eberhofer – kam dann automatisch, die waren dann einfach irgendwann auf dem Papier.

Die Kehrseite: Der Heimatkrimi ist zwar sehr gefragt, aber man ist ja nicht mehr alleine mit dem Segment. Schauen Sie da auch über den Tellerrand?

Ja, aber ich glaube, wir können alle ganz gut davon und miteinander leben.

Überhaupt stelle ich fest, dass Ihr Krimi-Autoren, die Ihr Euch mit Mord und Totschlag beschäftigt, allesamt ganz reizende, nette Menschen sind: Nele, Jussi, Sie…

Vielleicht haben wir das Grauslige in unserer Fantasie und tragen es nicht nach außen. Wir sind nur zwischen den Buchdeckeln düster, ansonsten sind wir alle sehr harmoniebedürftige Zeitgenossen.

Lesen Sie gerne Krimis?

Nein. Alles andere, aber keine Krimis. Ich ertrage die Spannung nicht gut. Einen Mankell kann ich mir vielleicht im Fernsehen anschauen, da weiß ich wenigstens, wann er endet. Aber wenn ich das tagelang lesen würde – ich könnt‘ ja nimmer schlafen!

Ja, haben Sie denn noch nichts von Rita Falk gelesen? Die soll doch ganz nett und lustig schreiben.

Da höre ich mir lieber die Hörbücher an mit Christian Tramitz! Der macht das sensationell.

Haben Sie noch Fragen?

Also, wenn ich das jetzt auch noch übernehmen muss –

Oder haben Sie noch eine Antwort übrig, nach der sonst nie gefragt wird?

Ja, mir ist der „Hannes“ sehr wichtig, weil es eben kein Krimibuch ist.
(Anm.: Dieser Schicksalsroman von Rita Falk kam im Frühjahr bei dtv heraus.)

Vielen Dank für dieses Interview! Und bitte noch eine Scheibe Brot für Herrn Hetzel.

Rita Falk, Peter Hetzel und sei Supp: Fehlen nur noch die Winterkartoffelknödel.

Kurioses aus den Messehallen

Wir haben bereits Freitag, und ich habe mich erstmals in Halle 4.2 getraut. Ich ertrage nur ein gewisses Quantum Innovation und Fortschritt am Tag, und ich war doch bereits beim Twittagessen mit Wibke Ladwig. Aber schauen Sie sich dieses Zeug an:

Bei LogoPeak wird eine interaktive Tracking-Software vorgeführt, die Sie zum Beispiel in Ihr Schaufenster implementieren können, oder einbauen, das reicht auch. Dann reagiert das dargestellte Wasser oder die Laubblätter (was auch immer) auf das, was der Passant vorm Fenster macht.

Die Macht ist stark in diesem Padawan.

Warum der Teilchenbeschleuniger bei uns einen Stand hat, weiß ich nicht, aber in Halle 4.2 ist er auf jeden Fall gut aufgehoben. Hier sehen Sie lauter junge Leute, die durch die Großprojektion einer graphischen Simulation ihres eigenen Higgs-Bosonen-Feldes laufen.

Menschen bitte hinterher dekontaminieren.

Ich selbst habe mich dabei fotografiert, wie ich mich gerade fotografiere. Das wird die Bosonen eine Weile beschäftigen, so dass Sie bestimmt keinen Schaden anrichten können. Wir wissen ja alle, was passiert, als Bruce Banner in die Gammastrahlen trat.

Im Moment eher radiopassiv

Ich komme mir vor wie in einem Trash-Film der 50er Jahre. Der 3D-Cyber-Classroom mag noch so cyber sein, aber diese Schulklasse sieht aus, als schaute sie gerade den Schrecken vom Amazonas.

Und wann kommt Vincent Price?

Zurück in Halle 3 besuche ich einen Vortrag der LitCam. Während anderswo auf dem Gelände Amazon ungehindert Tunnel durch die Branche gräbt, kriege ich hier erklärt, dass Vorlesen meinem Kind gut tut.

Als nächstes im Vortragsprogramm: Bitte und Danke.

Aus der Reihe „Verlagsstände ohne Verlag“ kann ich heute IKEA präsentieren. Die bieten eine Aufenthaltslounge an, wo man lesen kann, ohne dauernd von Bedienpersonal angegangen zu werden.

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Ich soll also für die mittelguten Büchern lieber ein Absonderungsregal einrichten?

Und bleiben wir doch bei der Jugend: Messepressechefin Katja Böhne ließ mich wissen, dass man vor der Messe Schulen und Kindergärten angeschrieben und eingeladen habe. Tatsächlich waren heute 500 Allerjüngste mit ihren Betreuern / Lehrern hier unterwegs, und die meisten haben es auch zurück geschafft. Wie der Tag lief, weiß ich nicht, aber nachmittags in der S-Bahn nach Hause hatte ich ein paar sehr blasse, augenberingte Kindergärtnerinnen gesehen.

Hier führt Klett-Cotta-Lektor Stephan Askani ein paar Vorschüler in die Keimzelle allen Hobbit-Wissens ein, nämlich die Begegnung zwischen Bilbo und Gollum. Obwohl die auf schwäbisch natürlich etwas an Schärfe verliert.

Und ich dachte erst, das wären Halblinge oder Zwerge.

Walk Acts sind übrigens in den Hallen gar nicht erlaubt. Die armen Schweine in den unmenschlichen Kostümen dürfen nur in bestimmten Bereichen posieren, damit sie schnell weggetragen und ausgetauscht werden können, wenn mal einer kollabiert.

Doch nicht etwa ein… „Octonaut“

Und was nur soll das überhaupt sein? Wenn die Maskottchen mir allmählich fremd werden, dann sollte ich langsam nachdenken. Entweder werde ich älter, oder ich sehe nicht mehr genug fern. Aber es geht auch ohne Ganzkörperschaumgummi:

Da reicht schon was auf die Mütze.

Wie immer zeigt sich auch bei einem Patienten-Walk-Act für ein Medizinbuch bei Droemer Knaur, dass Haltung alles ist. Natürlich strahlt so ein Infusionspatient nur wenig Zuversicht aus, aber das kann er bei Gräfe & Unzer mit Körpersprache beheben, und ich kann endlich den Tag beschließen.

In ihrem Buch „Körpersprache im Beruf“ führt uns Monika Matschnig durch die bahnbrechende Erkenntnis, dass Sie viel für Ihre Ausstrahlung tun können, wenn Sie sich nicht wie Gollum, Quasimodo oder ein Orang Utan hinstellen.

Immer schön aufwärts wirken, lautet da die Lösung.

Und jetzt hol frisches Hirn, Igor.

Herzlichst,

Ihr Matthias Mayer

herrmayer@hotmail.com
www.herrmayer.com

Weisheit des Tages:

Kī tōnu taku waka topaki i te tuna.

(Mein Luftkissenboot ist voller Aale.)
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