Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Februar 2023

Uwe Kalkowski

Haben wir uns nicht gerade erst gelesen? Wie immer ist der Februar kürzer als gedacht, aber trotzdem voll frischer Fundstücke aus den Literaturblogs. Dieses Mal ist es aber auch der Monat, in dem sich der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine jährt. Aus diesem Anlass möchte ich auf die vielen Beiträge im Blog AISTHESIS hinweisen, die sich von Beginn an mit diesem Krieg in Europa auseinandersetzen – immer lesenswert, immer auf den Punkt, wie auch der aktuelle Text.

Das Thema Lebensbücher finde ich sehr spannend, vor ein paar Jahren habe ich selbst einen Blogbeitrag über die Werke geschrieben, die prägend waren für meine ersten fünf Lebensjahrzehnte. Daher habe ich mich sehr gefreut über den Text »12 Bücher, die mein Leben völlig verändert haben und die jeder gelesen haben sollte« in Tobias Zeisings Blog Lesestunden. Hinter dieser augenzwinkernd plakativen Überschrift verbirgt sich eine wunderbare Lektüreliste. Und Birgit Böllinger schreibt auf ihrer gleichnamigen Webseite über ein einziges Werk: »Wenn ich vor die Wahl gestellt würde, welches Buch ich auf einen Inselaufenthalt mitnehmen dürfte, dann wäre es ohne Zweifel dieses Spannend. Und überhaupt war ich sehr erfreut, einen neuen Text von ihr zu lesen, denn nachdem sie vor einiger Zeit aufgehört hatte, auf Sätze & Schätze zu bloggen, fehlte etwas in der Welt der Literaturblogs. Zum Glück ist diese Pause nun vorbei.

Welches sind eigentlich die wichtigen nationalen und internationalen Literaturpreise? Petra Reich hat in ihrem Blog LiteraturReich eine wunderbar recherchierte Auswahl veröffentlicht – inklusive Siegertitel, Shortlists und vielem mehr.

Der Preis »Das Debüt« wird seit 2016 vergeben – und die Jury besteht ausschließlich aus Literaturbloggerinnen und -bloggern. In drei Beiträgen werden die aktuellen Jurymitglieder vorgestellt; dies ist eine gute Gelegenheit, etliche lesens- und besuchenswerte Blogs kennenzulernen. Der verlinkte Beitrag ist Teil drei der Vorstellungsrunde, am Ende gibt es Verlinkungen zu den anderen beiden Teilen.

Die Besuche in den Buchhandlungen meines Vertrauens und das Flanieren durch die Literaturblogs sind meine bevorzugten Informationsquellen, wenn es um Leseempfehlungen geht. In verschiedenen Blogs bin ich im Februar wieder auf einige Bücher aufmerksam geworden, die mir sonst wahrscheinlich entgangen wären. Im Blog Atalantes Historien gibt es eine spannende Rezension des Romans »Der gewöhnliche Mensch« von Lena Andersson. Im Blog Ausgebucht stellt Julia Moldenhauer das Buch »Muttersprache« von Magdalena Fingerle vor. Und im Blog Aufklappen schreibt Jascha Feldhaus über »Grünsee« von Christoph Geiser, dem ersten Band einer Werkausgabe des mir bislang nicht bekannten Autors – was sich ändern könnte.

Beruflich bin ich ja für den Eichborn Verlag tätig. Ein Toptitel des aktuellen Verlagsprogramms ist der Roman »Morgen, morgen und wieder morgen« von Gabrielle Zevin. Die Autorin erzählt darin eine Freundschaftsgeschichte über mehrere Jahrzehnte mit vielen Höhen und dramatischen Tiefen – das alles angesiedelt vor dem Hintergrund der sich seit den Neunzigern rasant entwickelnden Gaming-Industrie. Ich muss gestehen, dass ich anfänglich etwas skeptisch war, denn wahrscheinlich gibt es kaum jemanden, der mit Gaming oder Videospielen weniger anfangen kann als ich. Doch der Roman entwickelte einen Sog und eine Faszination, die mich komplett in ihren Bann zogen. Umso mehr freue mich mich über die schönen Besprechungen in den Blogs Buch-Haltung und Bookster HRO. Und das schreibe ich als Leser und Literaturblogger, nicht als Verlagsmitarbeiter.

Der chinesische Dichter Li Bai lebte ca. von 701 bis 762 und gilt als einer der unsterblichen Klassiker der chinesischen Literatur. Die im Verlag Matthes & Seitz erschienene Biographie »Der verbannte Unsterbliche – Das Leben des Li Bai« von Ha Jin ist eine gute Gelegenheit, unseren eurozentrischen Blick auf die Literaturwelt aufzubrechen und einzutauchen in eine längst vergangene Epoche. Besonders nach der mitreißenden Buchbesprechung von Martin Oehlen im Blog Bücheratlas.

Cormac McCarthy ist einer meiner Lieblingsautoren, allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen, die beiden letztes Jahr erschienenen Romane »Der Passagier« und »Stella Maris« zu lesen. Es wird Zeit – und nach dem Text im Blog Klappentexterin und Herr Klappentexter sogar höchste Zeit.

»Eine neue Rubrik möchten wir dieses Jahr auf dem Blog einführen. Unter dem Motto ›Asservatenkammer‹ holen wir in unregelmäßigen Abständen bestimmte Momente im Bereich ›Crime fiction‹ hervor, öffnen die Box und schauen mal was drin ist.« So beginnt ein Text im Krimi-Blog Kaliber .17 und ausgegraben wird darin die Krimibestenliste aus dem Jahr 2013. Eine Zeitreise und eine schöne Idee.

Es gibt keine bessere Möglichkeit, um sich über Sachbücher zu informieren als den Blog Elementares Lesen von Petra Wiemann – auch wenn es um sehr ausgefallene Themen geht. Wie zum Beispiel um das Buch »Die Wunderwelt der Pfützen – Eine Hommage an das kleinste Gewässer der Erde« von Ursula Kosser und Susanne Bergius.

Damit endet der Netzrückblick Februar 2023 und ich hoffe, es war wieder die ein oder andere Leseanregung dabei. In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer gibt es die Buchvorstellung des Romans »Die Bücher, der Junge und die Nacht« von Kai Meyer, der darin das lange verschwundene Graphische Viertel in Leipzig wiederauferstehen lässt – und in einem Interview berichtet, wie er auf die Idee dazu kam.

Passen Sie auf sich auf. Bis bald.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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