Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Juli 2017

Kalkowski
Der Kaffeehaussitzer in seiner natürlichen Umgebung Foto: © Vera Prinz

Urlaubszeit. Und urlaubsbedingt erscheint der Netzrückblick für Juli 2017 mit ein paar Tagen Verspätung. Außerdem habe ich nachgezählt: Das hier ist bereits der zwölfte Netzrückblick; seit einem Jahr gibt es nun diese Rubrik auf Buchmarkt.de.

Beginnen möchte ich mit einem Beitrag, der eigentlich noch in den Juni-Rückblick gehört hätte: Jochen Kienbaum hat die Ausstellung „Franz Kafka. Der ganze Prozess“ im Martin-Gropius-Bau besucht, in der das gesamte Original-Manuskript gezeigt wird (noch bis 28. August 2017) und schreibt begeistert in seinem Blog lustauflesen.de darüber.

Auch im Blog Read on, my dear, read on gibt es einen Beitrag über diese Kafka-Ausstellung. Ein Text, der – nicht nur bei mir – Gänsehaut verursacht hat. Für mich einer der besten Blogbeiträge der letzten Monate. Unbedingt lesen!

Im Blog We read indie, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Bücher aus unabhängigen Verlagen so vielen Lesern wie möglich vorzustellen, ist eine Liebeserklärung an den Liebeskind Verlag erschienen. Die ich von ganzem Herzen Wort für Wort so unterschreiben würde.

In der Literaturbloggerszene gibt es zahlreiche bloggende Buchhändlerinnen und Buchhändler. Doch in wohl kaum einer Buchhandlung dürfte die Bloggerdichte so hoch sein wie im Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau. Hier arbeiten u.a. Sarah Reul alias Pinkfisch, Malu Schrader, die den Blog Buchbüchse betreibt und seit neuestem Mara Giese, deren Blog Buzzaldrins Bücher wohl die meisten buchinteressierten Menschen kennen dürften. Auf Pinkfisch war im Juli der wunderbare Beitrag „Von Büchern und Empfehlungen“ zu lesen, in dem der nur allzu wahre Satz zu finden ist: „Empfehlen ist soviel mehr als Alltagsgeschäft, es ist auch eine Art von Verantwortung, die wir keinem Algorithmus überlassen sollten.“

Auf Buzzaldrins Bücher habe ich einen lesenwerten Beitrag zum 200. Geburtstag von Henry David Thoreau gefunden. Doch richtig beeindruckt hat mich ein äußerst mutiger und persönlicher Text, den Mara Giese außerhalb ihres Blogs im Tagesspiegel veröffentlicht hat.

Bettina Schnerr schreibt in ihrem Blog Bleisatz über Verlagsprogramme in Dauerschleife; ein Artikel, in dem es um Lesegewohnheiten, Leserwünsche und die verlegerische Experimentierfreude geht.

Im Blog Eiger, Mönch & Jungfrau – Mountains of Books gibt es ein hochinteressantes Interview mit Marat Grinberg über Vassily Grossmans „Leben und Schicksal“ und die Art und Weise, wie sich dieser Autor in seinem epochalen Werk mit dem Thema Holocaust beschäftigt hat.

Beiträge im Blog AISTHESIS sind immer intellektuelle Leckerbissen. Im Juli hat mir dieser hier besonders gut gefallen: „Literarische Romantik, Surrealismus oder politischer Ästhetizismus? Walter Benjamin zum 125. Geburtstag“.

Und zum Schluss noch eine Buchempfehlung, die neugierig macht: Birgit Böllinger stellt in ihrem Blog Sätze & Schätze den Roman „Arab Jazz“ von Karim Miské vor, ein Krimi als Gesellschaftsanalyse.

Eingangs hatte ich geschrieben, dass urlaubsbedingt dieser Netzrückblick ein paar Tage später als gewohnt erscheint. Urlaubsbedingt fällt er auch etwas kürzer aus, dafür mit ein paar echten Textperlen. Ende August gibt es wieder neue Lesetipps aus den Literaturblogs, diesmal dann zum dreizehnten Mal.

 

Uwe Kalkowski ist seit vielen Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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