Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Juni 2022

Uwe Kalkowski

Urlaubsbedingt wird die Kolumne dieses Mal etwas kürzer, denn ich bin quasi schon auf dem Weg, um italienische Kaffeespezialitäten vor Ort zu genießen. Doch natürlich möchte ich die Juni-Fundstücke aus den Literaturblogs auf keinen Fall außen vor lassen. Denn es ist wieder einmal eine bunte Mischung aus lesenswerten Texten zusammengekommen.

In Isabella Caldarts Blog novellieren gibt es einen Gastbeitrag von Mirjam Ziegler, in dem sie über die Vorbereitungen für Spaniens Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2022 berichtet.

Im Blog schiefgelesen berichtet Marion Rave über den Roman The Book of Form and Emptiness von Ruth Ozeki, der am 15. Juni 2022 mit dem Women’s Prize for Fiction ausgezeichnet wurde. Unter dem Titel Die leise Last der Dinge erscheint das Buch diesen Herbst im Eisele Verlag.

Marc Richter bespricht in seinem Blog Lesen macht glücklich den Roman Blinder Spiegel von Salih Jamal.

Im Blog AISTHESIS beschäftigt sich Lars Hartmann ausführlich mit der Documenta 15 und derem Antisemitismus-Problem. Und findet in seinem Text dafür genau die richtigen Worte. Große Leseempfehlung! Meine Meinung zu diesem Skandal mit Ansage: Hetze kann niemals Kunst sein.

Vor genau 80 Jahren begann Anne Frank damit, Tagebuch zu schreiben und hinterließ uns Nachgeborenen ein erschütterndes Zeitdokument. Im Blog Bücheratlas stellen Martin Oehlen und Petra Pluwatsch das berühmte Tagebuch vor, das gerade in einer Sonderausgabe bei S. Fischer erschienen ist. Und ja, dieses Buch kann nicht oft genug empfohlen und gelesen werden. Siehe Kassel.

Im Blog Bleisatz liegt seit Beginn einen besonderer Schwerpunkt auf Literatur aus Japan. Im Juni wird dort der Roman Bullet Train von Kotaro Isaka besprochen und Bloggerin Bettina Schnerr findet es befremdlich, dass es erst eine Verfilmung mit Brad Pitt braucht, um dieses großartige Werk hier bekannt zu machen.

Das Buch Surazo. Monika und Hans Ertl: Eine deutsche Geschichte in Bolivien von Karin Harrasser hatte ich in einer der Buchhandlungen meines Vertrauens schon mehrmals in der Hand gehalten, konnte mich aber nicht zum Kauf entschließen. Nach der Besprechung im Blog Litaffin wird sich dies aber baldmöglichst ändern.

In ihrem Literaturblog bespricht Lena Rieß einen Klassiker, Radetzkymarsch von Joseph Roth. Den Text habe ich sehr gerne gelesen, zumal dieses Werk auch für mich zu einem der großen Romane des 20. Jahrhunderts gehört.

Klappentexterin Simone Finkenwirth stellt Leonardo Paduras neuen Roman Wie Staub im Wind vor. In meinem Reisegepäck habe ich gerade ein älteres Werk von ihm (Der Mann, der Hunde liebte), werde mir aber das neue Buch auch dringend besorgen müssen.

Autor Frank Rudkoffsky schreibt in seinem Blog über den Roman Erschütterung von Percival Everett – und zwar so mitreißend, dass ich trotz des schweren Themas dieses Buch unbedingt lesen möchte.

Der Literaturblog Sätze & Schätze von Birgit Böllinger existiert nicht mehr unter diesem Namen, die Rezensionen sind aber unter birgit-boellinger.com nach wie vor erreichbar. Und es kommen nach wie vor neue hinzu, etwa die sehr unterhaltsame Besprechung des Buches Spitznamen in der Literatur von Guido Fuchs.

Im Gemeinschaftsblog Feiner reiner Buchstoff habe ich unter dem Titel „Das kann der Nesser einfach besser“ eine kritische Rezension des Krimis Vertrauen von Dror Mishani gelesen. Nachdem mich der von so vielen hochgelobte Roman Drei dieses Autors enttäuscht hatte, bin ich beruhigt, dass auch andere Leser mit seinem Stil nicht richtig warm werden.

Essaybände genießen hierzulande meist ein Nischendasein. Zu Unrecht, findet Thomas Hummitzsch in seinem Blog intellectures – und stellt gleich vier Bände mit Essays vor, die unbedingt gelesen werden wollen. Eine spannende Mischung.

In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer beschäftige ich mich mit dem Verschwinden der Leichtigkeit. Es geht um den Start ins Erwachsenenleben, um die Aufbruchsstimmung der beginnenden Neunzigerjahre, um einen – wie man damals gesagt hätte – Dummejungenstreich und um den Eiffelturm.

Neu entdeckt habe ich im Juni den Literaturblog Ausgebucht, dessen Besuch ich sehr empfehlen kann.

Beenden möchte ich die Juni-Kolumne mit einem Fundstück aus dem Blog findingtimetowrite, in dem Bilder im Mittelpunkt stehen. Bilder von Bibliotheken und Büchersammlungen. Eine Augenweide.

Dass war es für dieses Mal. Ich wünsche Ihnen einen schönen, sommerlichen Juli.

Passen Sie auf sich auf.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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