Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – März 2023

Uwe Kalkowski

März 2023. Und schon wieder vorbei – die Zeit scheint zu rasen. Ist es tatsächlich einen Monat her, dass ich spätabends kurz vor Abgabetermin den Netzrückblick zusammengestellt habe? Nun ist es jedenfalls erneut spätabends, die Kolumne muss fertig werden und vielleicht schaffe ich es irgendwann, an meinem Zeitmanagement zu arbeiten. Auf jeden Fall sind beim Flanieren durch die Literaturblogs in den letzten vier Wochen etliche Leseempfehlungen zusammengekommen.

Beginnen möchte ich mit einem Feiertag, denn am 25. März war Indiebookday 2023. Ein Tag, an dem alle Leserinnen und Leser aufgerufen sind, in einer Buchhandlung ihres Vertrauens ein Buch aus dem Programm eines unabhängigen Verlages zu kaufen. Den indiebookday gibt es seit 2013; er entstammt einer Initiative des mairisch Verlags und dient dazu, dem Schaffen unabhängiger Verlage mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Klar, dass es im Gemeinschaftsblog We Read Indie eine ganze Blogparade an diesem Tag gab. Und einen besonderen Beitrag zum indiebookday bietet der Blog literaturleuchtet: Marina Büttner stellt Lyrik aus unabhängigen Verlagen vor.

Kürzlich erschien »Monde vor der Landung«, der neue Roman von Clemens Setz. In seinem Blog The Daily Frown setzt sich Fabian Thomas intensiv mit dem Werk auseinander – in Form eines Lesetagebuchs, das aus drei Blogbeiträgen besteht. Jeder von ihnen mit Lieblingszitaten und im ersten Teil auch mit einem passenden Musiktipp.

Die Buchbesprechungen im Blog Trouvailles Littéraires mag ich gerne und habe mich daher sehr gefreut, dass dort nach einer längeren Pause wieder regelmäßig Rezensionen erschienen sind – schon seit Januar 2023. Ein Besuch lohnt sich.

Im Blog Literaturpalast stellt Tino Schlench die Neuübersetzung des Erzählbands »Die Zimtläden« von Bruno Schulz vor. Eine grandiose Buchbesprechung, die unter die Haut geht.

In ihrem Blog Miss Booleana schreibt Stefanie Höfig über die zehn Frauen, die für sie »Game-Changerinnen in Literatur, Film, Wissenschaft unvm.« sind. Eigentlich war der Text für den Internationalen Frauentag gedacht, doch er braucht keine Datumszuordnung, um immer aktuell zu sein.

Was tun, wenn einem ein Schutzumschlag nicht gefällt oder man um ein älteres Buch einen neuen Umschlag legen möchte? Tobias Zeising stellt im Blog Lesestunden eine Möglichkeit vor, die Abhilfe schafft.

Sehr lesenswert ist der Text über Bernadine Evaristos Buch »Mr. Loverman« von Fabian Wolff, der als Gastbeitrag in Katharina Herrmanns Blog Kulturgeschwätz veröffentlicht wurde.

Joseph Roth ist ein Autor, dessen Sprache mich immer wieder bewegt. So auch in dem Textfundstück, das ich im Blog Buchpost entdeckt habe.

Anlässlich des 170. Geburtstages von Vincent van Gogh geht es im Blog literaturundfeuilleton um den berühmten Briefwechsel zwischen ihm und seinem Bruder Theo, »ein Dokument der einzigartigen künstlerischen Entwicklung des Malers«.

Thoralf Czichon stellt auf seinem YouTube-Kanal LiteraturNews seit vier Jahren Bücher vor – und macht das ziemlich grandios. Im Blog Litaffin gibt es nun ein Interview mit ihm; es geht – natürlich – um Literatur, um die Feinheiten seines Schaffens, um steigende Abonnentenzahlen und vieles mehr.

»1200 Seiten norwegische Literatur aus dem vorletzten Jahrhundert, ja gut, das kann man mal lesen, aber muss man? Und kann das Lesefreude bedeuten? Ja und Ja!« Das ist ein kleiner Auszug aus der Besprechung der vierbändigen Romanreihe »Die Leute vom Hellemyr« von Amalie Skram im Blog Ausgebucht.

Im Blog LiteraturWeimar gibt es (wie so oft) wieder etwas zu entdecken. Diesmal den Text »Erfahrungen« von Hans Fallada, in dem er aus dem Gefängnis berichtet. Veröffentlicht wurde er 1925 in der Zeitschrift »Das Tagebuch«.

Allein das Zitat, mit dem Petra Reich in ihrem Blog LiteraturReich die Besprechung des Romans »Gleißendes Licht« von Marc Sinan eröffnet, wird mich das Buch kaufen lassen. Ganz zu schweigen von ihrer lesenswerten Rezension dieses bemerkenswerten Buches.

Hauke Harder stellt auf Leseschatz den Roman »Leonard und Paul« von Rónán Hession vor. Ein Buch, das Torsten Woywod und Frauke Meurer so begeistert hat, dass sie einen eigenen Verlag gründeten, um es in der deutschen Übersetzung von Andrea O’Brien bei uns zu veröffentlichen. Ich wünsche diesem wunderbaren Projekt von ganzem Herzen gutes Gelingen.

In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer gibt es ein Interview mit FAZ-Feuilletonchefin Sandra Kegel über die von ihr herausgegebene Anthologie »Prosaische Passionen«. Das Werk enthält 101 Short Stories der weiblichen Moderne und ist eine beeindruckende literarische Entdeckungsreise. Im Interview spricht sie über die Entstehungsgeschichte und die intensive und jahrelange Arbeit an diesem Buch.

Das war es für dieses Mal. Und vielleicht sehen wir uns ja auf der Leipziger Buchmesse – auf die Reise nach Leipzig freue ich mich jedenfalls schon sehr.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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