Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – September 2019

Die Buchpreisblogger, der Blogbuster-Wettbewerb, Gedanken zur Long- und Shortlist des Deutschen Buchpreises oder der Buchblog-Award – mit Riesenschritten geht es auf die Frankfurter Buchmesse zu und die Literaturblogs mischen kräftig mit.

Beginnen wir mit dem Deutschen Buchpreis 2019. In vielen Blogs werden Long- und Shortlist diskutiert. Sehr gern schaue ich dazu im Blog Nordbreze und so von Marina Müller vorbei, die auch dieses Jahr ihre Leseeindrücke und ihre Meinung wunderbar kurz und knackig auf den Punkt bringt.

Die 20 Blogs der Buchpreisblogger sind kräftig dabei, ihre jeweils zugeteilten Titel vorzustellen. 20 Stimmen ergeben eine bunte Meinungsvielfalt; zusammengeführt werden sie auf der Seite Deutscher Buchpreis Blog.

Der Blogbuster-Preis geht in die nächste Runde, nach Klett-Cotta/Tropen und Kein & Aber ist dieses Mal Eichborn der Partnerverlag, in dem das Siegermanuskript erscheinen wird. Das bewährte Procedere: Bei den zehn Blogs der Bloggerjury können unveröffentlichte Romanmanuskripte eingereicht werden, jeder Blog wählt ein Manuskript aus, mit dem er in den Ring steigt. Aus der daraus entstandenen Longlist wählt die Fachjury eine Shortlist und daraus den Siegertitel.  In der Fachjury dabei sind dieses Mal u.a. Alexa von Hennig-Lange, Elisabeth Ruge und Knut Cordsen mit dabei. Die Bloggerjury besteht aus den Blogs Bookster HROFiktion fetztFräulein JuliaFuxbooksLesen… in vollen ZügenLesen macht glücklichnovellieren, Sophie VerStand, Travel Without Moving und Zeichen & Zeiten. Alle Informationen zum Preis gibt es unter Blogbuster-Preis.de, Startschuss ist am 17. Oktober 2019 auf der Frankfurter Buchmesse.

Dort findet am 18. Oktober die Verleihung des Buchblog-Awards statt, der bereits zum dritten Mal vergeben wird. An der Mischung der Finalisten ist erkennbar, wie sehr sich der Blog-Begriff in den letzten Jahren erweitert hat – neben klassischen Blogs sind ebenso Instagram- oder Facebook-Kanäle vertreten; nicht mehr in einer eigenen Kategorie wie beim ersten Mal. Außerdem werden dieses Jahr Buchhandlungs- und Verlagsblogs ausgezeichnet.

Bloggerin Janine Rumrich hat sich in ihrem Blog Frau Hemingway prinzipielle Gedanken über das Bloggen über Literatur gemacht. Sie schreibt darüber, dass es viel wichtiger ist, diejenigen Bücher im eigenen Blog vorzustellen, die einem wirklich etwas bedeuten, als den Neuerscheinungsrythmen des Literaturbetriebs hinterherzuhecheln. Eine Meinung, die ich voll und ganz teile.

In Ninas Buchblog bricht Nina Goldhammer eine Lanze für den Einkauf in der Buchhandlung vor Ort. Ein durch und durch sympathischer Text: „Und da ist mir klar geworden, wie sehr ich es eigentlich vermisst habe, mit echten Menschen über echte Bücher zu sprechen. Oder durch echte Regale zu streifen und sich von einem Bücherstapel und Klappentext zum nächsten zu lesen. Mir ist aufgegangen, dass ich überhaupt nicht möchte, dass der Buchhandel sich verändert oder gar stirbt, nur weil ich mich verändert habe. Und seitdem hab ich das Bücher-im-Laden-Kaufen wieder auf dem Zettel.“

2021 ist Spanien das Gastland der Frankfurter Buchmesse und Isabella Caldart berichtet auf novellieren über die Situation der spanischen Literatur – und wie es langsam eng wird für die noch nicht wirklich angelaufene Planung des Gastlandauftritts. Und in einem direkt anschließenden Folgebeitrag darüber, wie gering in den aktuellen deutschen Verlagsprogrammen der Anteil von Übersetzungen spanischer Literatur ist. Beide Beiträge sind sehr lesenswert.

Vera Lejsek erzählt auf Glasperlenspiel13 von einem Auftritt Wladimir Kaminers. Und Andreas Kück ist im Blog Leselust begeistert von Rainer Moritz, der in der Buchhandlung Die Schatulle über Gott und die Welt plauderte.

Tobias Zeising hat auf seinem Blog Lesestunden eine neue Reihe gestartet: Gastbloggerinnen und -blogger stellen unter der Überschrift „Meine schönsten Bücher“ ihre Hingucker im Buchregal vor. Karin Lipski vom Blog Little Words macht den Anfang und präsentiert echte bibliophile Schmuckstücke.

Auf buchrevier habe ich einen gelungenen Beitrag mit Kurzrezensionen aktueller Literatur entdeckt. Mit wenigen, aber wunderbar treffenden Sätzen erzählt Blogger Tobias Nazemi von seinen letzten Lektüreerfahrungen und macht damit auch auf die Bücher neugierig, die ihn nicht überzeugen konnten.

Und eine spannende Entdeckung verdanke ich Andrea Schuster, die in ihrem Blog Lesen… in vollen Zügen Büchners Woyzeck als Graphic Novel vorstellt, gezeichnet und umgesetzt von Andreas Eikenroth. Ebenfalls in diesem Blog ist im September ein sehr lesenswertes Interview mit der kanadischen Autorin Esi Edugyan zu finden.

Beenden möchte ich diesen Netzrückblick mit einer Neuentdeckung: Den Blog Esthers Bücher kannte ich bisher noch nicht und Bloggerin Eszter Bolla bietet dort eine grandiose Mischung aus Literatur und Sachbuch. Ein Besuch lohnt sich sehr.

Das war es wieder einmal. Bald geht es nach Frankfurt auf die Buchmesse und ich freue mich schon jetzt auf viele gute Gespräche und spannende Begegnungen. Vielleicht sehen wir uns dort?

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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