Beckmann kommtiert Unbeantwortete Fragen einer deutschen Buchhändlerin

In einem Traum der Nacht von Samstag auf Sonntag ist mir eine Buchhändlerin erschienen. Sie war so schön, dass sie sich gar nicht vorstellen zu müssen meinte. Und von irgendwoher war sie mir ja auch bekannt. Doch ihr Name wollte mir partout nicht einfallen – wie peinlich, noch dazu in einem Traum.

„Nun mal ehrlich!“ O Schreck! Wie soll man sich des Angriffs einer Person erwehren, die man kennt, aber nicht bei ihrem Namen nennen und beschwören kann, erst mal ruhig Blut zu bewahren; einer sympathischen Person, die man am liebsten gleich in die Arme geschlossen hätte?

Ich atmete einmal tief durch, um ihr ins Wort zu fallen, sie zu besänftigen. Bevor ich jedoch nur eine Silbe hervorbringen konnte, traf mich ihre Wut.

„Wie können Sie die Unverschämtheit besitzen, uns mittleren und kleinen Buchhändlern weismachen zu wollen, wir hätten nur eine Überlebenschance, wenn wir andere Titel als Thalia und Konsorten führen oder in den Vordergrund rücken? Sie wissen doch genau, dass die großen Publikumsverlage bloß noch für Spitzentitel Publikumswerbung machen! Und wie groß ist der Programmanteil, für den überhaupt noch Publikumswerbung gemacht wird?!“

Sie müsste doch irgendwann mal nach Luft schnappen, dachte ich und wartete auf die Gelegenheit, einen Dialog zu beginnen. Ihr ging die Luft aber nicht aus.

„Raus mit der Sprache! Sie wissen doch sonst immer alles! Macht er etwa mehr als fünf Prozent aus?! Und genau auf die paar Titel setzen dann natürlich die Filial-Konzerne und die Großbuchhandlungen, die kommen auch in den Medien groß heraus, die kommen auf die Bestsellerlisten. Ha! Und ausgerechnet auf Umsatzbringer sollen wir verzichten?“

„Aber“, stieß ich hervor, „aber…“

„Aber, aber! Wie können Sie nur auf die Idee kommen wir könnten ein Geschäft machen mit den Langsamdrehern, die von den Ketten nicht geführt werden? Und warum sollten wir denn etwas für die Bücher von Verlagen tun, die dafür selbst keine Werbung um Käufer und Leser machen?“

Ich hatte begonnen, Notizen für eine Antwort auf ihre Fragen zu Papier zu bringen, als die Stimme der Schönen so laut wurde, dass ich aus dem Traum fuhr, und weg war sie. Keine Chance, auf ihre Vorwürfe zu antworten. Darum an dieser Stelle heute kein Kommentar – an wenn sollte er sich wenden? Doch eine Frage meinerseits, an Sie: War das vielleicht nur ein dummer Traum? Oder denken Buchhändler wirklich so?

Gerhard Beckmann freut sich über Antworten an GHA-Beckmann@t-online.de

Weitere Beiträge der Kolumne „Beckmann kommentiert“ finden Sie im Archiv unter dem Stichwort: „beckkomm“}.

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