Zur Ermunterung: Die Geschichte einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen Autor, Verlag und Buchhandlungen

Wenn Autoren, Verlage und Sortimenter für sich beherzigen würden, was in guten Büchern steht, die sie schreiben, veröffentlichen und verkaufen, wäre manches ihrer großen Probleme vielleicht ein bisschen weniger groß…

Dazu ein kleines, schönes Beispiel: Die Schauspielerin u Fernsehmoderatorin Isabel Losada beim Londoner Verlag Bloomsbury ein Buch herausgebracht mit dem Titel „To Tibet, With Love: A Beginner’s Guide to Changing the World“, in dem sie, anhand persönlicher Versuche und Erfahrungen, vor allem in Tibet, und mit China, der Frage nachgeht, ob ein einzelner, gewöhnlicher Mensch etwas tun kann, um die Welt wenigstens ein bisschen zu verbessern. Das Buch hat hervorragende Kritiken und begeisterte Leserzuschriften erhalten.

Nun kam im vergangenen Mai der Dalai Lama auf Besuch nach Großbritannien, wider den Willen von Tony Blair und seiner Regierung, die lieber Geschäfte mit eben der Volksrepublik China pflegen möchte, welche den Himalaya-Staat annektiert hat, mit großer Unterstützung des britischen Thronfolgers, der damit sogar einen Krach mit Blair riskierte.

In London gab es mit dem Dalai Lama eine Großveranstaltung in Westminster Central Hall, für den Verkauf entsprechender Büchern war dort offiziell zuständig der Buchhandelsarm der Society for the Propagation of Christian Knowledge, der jedoch ihren Titel, wie die Autorin Isabel Losada fest stellte, nicht führte. Mehr noch: Das religiöse SPCK-Sortiment stand in keinerlei Geschäftsbeziehungen mit ihrem Verlag Bloomsbury.

Isabel Losada rief bei Bloomsbury, bei SPCK an, kaufte mit 20 Prozent (Autoren-)Rabatt 200 Exemplare ihres eigenes Werks vom Verlag, überredete SPCK, den aktiven Verkauf in der Westminster Central Hall durchzuführen, während sie jedes Exemplar an Ort und Stelle signierte – und die 200 Exemplare wurden restlos verkauft.

So ermutigt, ging Isabel Losada dann in Glasgow, wo der Dalai Lama im Conference Center auftrat, einen Schritt weiter: Sie kaufte auf eigene Rechnung 200 Exemplare fix von der Ottakar-Filiale in Glasgow und 300 weitere von der Edinburger Ottakar-Filiale, die ihr im übrigen noch 100 Exemplare in Kommission (mit Remissionsrecht) – und wiederum: Es wurden alle verkauft, ebenso wie anschließend in Edinburgh nochmals 200 Exemplare.

Tausend Exemplare eines einzigen Titels im Rahmen von drei Veranstaltungen: Das ist ein erfolgreiches Event-Marketing – und das nur dank der Initiative einer Autorin, die auf eigenes Risiko handelt.

Aber dabei nicht allein gelassen wurde.

In London half SPCK, indem er (wohl kostenlos) die Abwicklung der Verkäufe übernahm. Bloomsbury half bei ihren Verhandlungen mit der Kette Ottakar und spendete für Glasgow Großplakate. Isabel Losada ist vor allem des Lobes für SPCK und den Großbuchhändler voll. „Eine Menge örtlicher Sortimenter sind an die Direktiven aus ihrer Zentrale gebunden und dürfen unabhängig davon eigene Entscheidungen nicht treffen. Das kann ihre Kreativität manchmal ersticken. In diesem Fall war es eben nicht so.“

Nun könnte man einwenden – was für ein PR-Trick für die (letzten?) Hardcover-Exemplare eines Titels, der wenige Wochen drauf als Taschenbuch erscheinen wird (jetzt, im Juni).

Na und?

Und vielleicht ist Isabel Losada eine besonders resolute und tüchtige (Medien-) Frau. Und Marketingvorschläge von AutorInnen und Autoren sind gewiss nicht immer realistisch. Doch vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn ihre Ideen manchmal ein wenig ernster genommen würden. Bloomsbury, SPCK und die Ottakar-Leute in Glasgow und Edinburgh – dreimal hoch.

Gerhard Beckmann sagt hier regelmäßig seine Meinung … und freut sich über Antworten an GHA-Beckmann@t-online.de. Natürlich können Sie diese Kolumne auch im BuchMarkt-Forum diskutieren. Einfach oben auf der Seite den Button „Forum“ anklicken, einloggen und los geht‘s.

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