Mit einem „Offenen Brief an unsere Freunde im Buchhandel“ hat sich der Münchner Verleger Lothar Schirmer (Schirmer/Mosel) heute zu Wort gemeldet – aber er zielt sichtlich auf die Politik, die nicht sieht, wie wichtig Bücher und ihre Inhalte für die Gesundheit der Menschen in Isolation sind, gerade jetzt. Er schreibt:
Seit 46 Jahren gibt es nun den Schirmer/Mosel Verlag in München, gegründet am 1.4.1974. Und zum ersten Mal in diesen 46 Jahren fühle ich mich mit meinen Büchern als Hüter von Waisenkindern oder einer Gruppe von Obdachlosen. Was ist passiert?
Die politischen Autoritäten haben es aufgrund mangelnden kulturellen Selbstbewusstseins zugelassen, dass Bücher, die einen Ehrenplatz in der Hierarchie zwischen Lebensmitteln und Medikamenten verdient hätten, als nicht notwendig eingestuft wurden für die physische und psychische Gesundheit der Bevölkerung. Der Kleinmut des Buchhandels und des Verlagswesens, den Börsenverein eingeschlossen, mögen dabei mitgewirkt haben. Auch das Publikum hat nicht dagegen protestiert. Sondern zunächst mit den Füßen für die Versorgung mit Klopapier votiert. Das ist beschämend.
Und so stehen unsere Bücher nun als Obdachlose vor verschlossenen Türen und finden keinen Weg zum Publikum. Was ist zu tun? Wir alle müssen die Sache selbst in die Hand nehmen, Zuwarten hilft nicht.
Als einen Lösungsansatz haben wir jetzt unsere Presseabteilung gebeten, beim Versand von Presseexemplaren unsere Medienpartner darauf hinzuweisen, dass besprochene Bücher auch direkt beim Verlag bestellt werden könnten. Wir wiederum leiten eingehende Bestellungen an Buchhändler weiter, die vor Ort eine Versandbuchhandlung oder einen Lieferservice betreiben. Melden Sie sich bitte bei uns, damit wir Sie berücksichtigen und auf unserer Website als Bezugsquelle nennen können.
Bitte beachten Sie unsere aktuellen Frühjahrsneuerscheinungen hier rechts. Sie sind lieferbar, und sie werden in den kommenden Tagen und Wochen in den Medien vorgestellt.
Wie sich das Ganze entwickelt, ist nicht abzusehen, aber angesichts der Einstellung aller kulturellen und sportlichen Veranstaltungen bundesweit haben die alle Medien jetzt mehr Platz für attraktive Bücher, die sie ihren Lesern, Hörern und Zuschauern nahebringen können.
Dieser Gedanke mag Sie dazu bewegen, in Ihrer Lokalpresse auf Ihren eigenen „Home Service“ für Buchkäufer aufmerksam zu machen. Das wäre doch im Interesse aller Beteiligten, vor allem des ausgeschlossenen Publikums.
Ich hoffe jedenfalls sehr, dass unsere langjährigen Geschäftsbeziehungen fruchtbar und zum beiderseitigen Vorteil wieder aufgenommen werden können, wenn die Buchhandlungen wieder geöffnet werden dürfen.
Ihnen und Ihren Mitarbeitern wünsche ich alles Gute, vor allem Gesundheit und guten Mut.
Ich wünsche mir, dass der Sortimentsbuchhandel für das Kulturgut Buch den ihm zustehenden Platz in der Hierarchie zwischen Lebensmitteln und Arzneien wieder erkämpfen kann. Lassen Sie uns daran gemeinsam arbeiten, auch für unsere Autoren und Mitarbeiter – jetzt, und in der Zukunft.
Mit herzlichen Grüßen,
Lothar Schirmer
Die verantwortlichen Politiker sollten sich vieleicht noch einmal die Begründung der Preisbindung anschauen, die ja sehr einvernehmlich verabschiedet wurde. Es geht um die flächendeckende Versorgung mit dem Kulturgut Buch. Die ist jedoch in höchster Gefahr, wenn jenen, die diese Versorgung sicherstellen, die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird. Und das, obwohl es – unter strenger Beachtung hyh´gienischer Vorschriften – durchaus möglich ist, den Buchvekauf auch stationär wieder durchzuführen.