Veranstaltungen Ausstellung: Anna Seghers im Exil

Vorgestern Abend wurde in Frankfurt im Fenster zur Stadt am Restaurant Margarete die Ausstellung „… so kann ich jetzt gar nichts sagen, was aus meinem Roman wird“ eröffnet. Die Zeile stammt aus einem von Brief Anna Seghers an Wieland Herzfelde vom 1. September 1939 aus dem Exil in Bellevue-Meudon bei Paris.

Die Exposition beginnt mit einem Brief von Netty Reiling an ihren späteren Mann Laszlo Radvanyi, damals studierten beide in Heidelberg. Dann sind Fotografien von Anna Seghers auf dem Schriftstellerkongress 1935 in Paris, aufgenommen von Giselle Freund, zu sehen. An der Wand werden einzelne Stationen ihres Lebens nachgezeichnet, in Postkarten, Landkartenausschnitten, Briefen. Die kleine Schau endet mit einer Auflistung von Werken der Schriftstellerin, die ab 1946 vor allem im Aufbau Verlag veröffentlicht wurden.

Ausstellungsmacher Wolfgang Schopf, Leiter des Literaturarchivs an der Goethe-Universität, begrüßte zur Vernissage auch Marie France und Pierre Radvanyi. „Es gab im Exil nicht nur Schmerz und Elend und Ohnmacht. Die Kinder erlebten in Meudon zum Beispiel eine gute Zeit.“ Pierre Radvanyi, der Sohn von Anna Seghers, nickte.

Allerdings gab es auch schreckliche Ereignisse, die im Gedächtnis blieben. Am 23. März 1941 legte endlich in Marseille das Frachtschiff in Richtung Martinique mit etwa 300 Flüchtlingen ab, darunter die Familie Radvanyi. Im Mai trafen nach verschiedenen Fahrtunterbrechungen die lang erwarteten Tickets für New York ein. Man befand sich schließlich mit dem Schiff auf dem Hudson River, die Einreise-Inspektoren waren bereits an Bord. Ruth Radvanyi, die zwei Jahre jüngere Schwester von Pierre, blinzelte mehrmals, weil sie kurzsichtig war und keine Brille trug. Da vermuteten die Inspektoren und Militärärzte eine Nervenkrankheit. So wurde nichts aus New York, es ging ins Internierungslager Ellis Island. Und von da aus nach Mexiko.

Trotzdem feierte Anna Seghers mit Das siebte Kreuz, das 1942 im Bostoner Verlag Little, Brown veröffentlicht wurde, zunächst in den USA Erfolge. „Positive deutsche Charaktere hat außer Anna Seghers niemand zu jener Zeit beschrieben“, bemerkte Wolfgang Schopf. Der Roman wurde weltberühmt und in viele Sprachen übersetzt. Zurzeit steht er im Mittelpunkt des Festes , das bis zum 29. April läuft. Die Ausstellung ist bis zum 5. Mai zu sehen.

JF

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert