Independents Ausstellung zu 40 Jahre Stroemfeld Verlag

Gestern Abend wurde in und mit Unterstützung der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main eine Ausstellung mit dem Titel Tende Strömfeld Simonetta – 40 Jahre Stroemfeld Verlag eröffnet.

Der Titel ist eine Notiz Friedrich Hölderlins, die Historisch-Kritische Frankfurter Hölderlin-Ausgabe, die der Verlag 1975 – damals noch unter dem Namen Roter Stern – begann, begründete den Ruf des Editionshauses.

Zahlreiche Gratulanten hatten sich im großen Vortragssaal der dnb eingefunden. Direktorin Ute Schwens würdigte die Arbeit des 2007 mit dem Kurt-Wolff-Preis ausgezeichneten Verlags und unterstrich die gute Zusammenarbeit. Exemplarisch nannte sie Bücher und Ausstellungen von Exilautoren.

Frankfurts Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth – das Kulturamt förderte die Ausstellung – unterstrich die Bedeutung des Verlagshauses nicht nur für die Mainmetropole, sondern weit darüber hinaus. Er lobte die Abenteuerbereitschaft des Leiters KD Wolff, der mit „Chuzpe, List, Tücke und Unverschämtheit Literatur verlegt“.

Von ihrer ersten Begegnung mit einem Buch aus dem Verlag Roter Stern berichtete Rabbinerin Elisa Klapheck, dieses Buch habe ihr Selbstbewusstsein neu geprägt. Am Schluss ihrer Gratulation segnete sie auf Hebräisch den Zeitpunkt des Jubiläums als einen vollendeten Abschnitt und gleichzeitig Ausgangspunkt zu Neuem.

Dr. Rüdiger Volhard fragte nach notwendigen Eigenschaften eines Verlegers. Eigensinn, Selbstvertrauen, Courage, auch Besserwisserei machen KD Wolff als Verleger aus und eine gute Kombination zwischen Lethargie und Aufmüpfigkeit. Rüdiger Volhard beendete seine Rede mit einem Goethe-Zitat: „Wohl kamst du durch; so ging es allenfalls. Mach’s einer nach und breche nicht den Hals.“

An die Theweleit-Wurzeln des Verlags erinnerte Vittorio Klostermann, an Anlässe für Streit und Kämpfe. Signifikant dafür nannte er die Brandenburger Kleist-Ausgabe, das Prozess-Manuskript von Franz Kafka, die Einrichtung einer Arbeitsstelle für die große Kafka-Ausgabe, die kürzliche Stornierung des Einreisevisums für KD Wolff in die USA. Einen Kampf gebe es auch immer zwischen ehrgeizigen Großprojekten und der viel zu kleinen Kapitaldecke des Verlags. Die besondere Atmosphäre des Editionshauses, das besondere Verhältnis der Autoren zu ihrem Verlag machen Stroemfeld aus.

„Manchmal war kein Geld da, das bekam ich als Autor auch zu spüren“, knüpfte Prof. Dr. Klaus Theweleit an die Worte seines Vorredners an und ergänzte unter Schmunzeln des Publikums: „Man muss ja nicht nur loben.“ Doch der Autor bestätigte gleichzeitig den außergewöhnlichen Einsatz des Verlags für seine Produkte. Die Zusammenarbeit zwischen Autor und Verlag sei einzigartig und bei großen Verlagen so nicht anzutreffen.

Eigentlich gehe Stroemfeld vom Produkt aus, nicht von der Finanzierung, unterstrich ebenfalls Prof. Dr. Roland Reuß und schilderte seine ersten Erfahrungen mit KD Wolff und dem Verlag. Er resümierte: „Gute Verlage müssen von den Trampelpfaden abweichen. Wir brauchen kleine und mittlere Verlage, wir brauchen mehr solche Häuser wie Stroemfeld.“

Ein Grußwort von Prof. Dr. Karl Pestalozzi, Präsident der Stiftung für eine Historisch-Kritische Gottfried-Keller-Ausgabe, Basel, wurde im Anschluss von Werner von Mutzenbecher verlesen. Ein weiteres Mal fand die Editionskultur des Stroemfeld Verlags darin Anerkennung.

KD Wolff bedankte sich zum Schluss der Feier bei allen Gratulanten und ganz besonders bei seinen Mitarbeitern, die gerade in Vorbereitung der Ausstellung engagiert, neugierig und frech zu Werke gingen. Die Exposition sei zum Anschauen und Stöbern, dafür habe das Verlagsarchiv die Bücher zur Verfügung gestellt.
Auf die zwei eigentlichen „Objekte“ der Verlagsschau machte er besonders aufmerksam; es ist der Schreibtisch Hölderlins, an dem der Schriftsteller wirklich gearbeitet hat, und der IBM Composer 82, auf dem 1975 der Einleitungsband der Hölderlin-Ausgabe gesetzt wurde.

JF

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