Deutschlandfunk-Preis für Dana Vowinckel, KELAG-Preis und Publikumspreis für Necati Öziri, 3sat-Preis für Timon Karl Kaleyta Bachmannpreis 2021 geht an Nava Ebrahimi

Nava Ebrahimi (Foto: ORF/LST Kärnten/Clara Wildberger)

Der Bachmannpreis 2021 geht nach einer Stichwahl an Nava Ebrahimi. Den Deutschlandfunk-Preis gewinnt Dana Vowinckel. Der KELAG-Preis und auch der Publikumspreis gehen an Necati Öziri. Timon Karl Kaleyta gewann den 3sat-Preis.

Von Nava Ebrahimi liegen bei btb die Bücher Sechzehn Wörter und Das Paradies meines Nachbarn vor. Für August ist bei Leykam ihr Buch Einander. Ein Buch, das Generationen verbindet mit Illustrationen von Sabine Presslauer angekündigt.

Der ORF fasst den diesjährigen Bachmann-Wettbewerb zusammen: „Nava Ibriahmi setzte sich in der Stichwahl gegen Dana Vowinckel durch. In seiner Laudatio sagte Klaus Kastberger, der Text von Klagenfurt sei der komplexeste, den er von der Autorin kenne. Sie zeige, was es bedeutet, in kulturellen Überlappungsbereichen zu schreiben – im Iran geboren, in Deutschland aufgewachsen, lebt in Graz, das sage sich so leicht. Die Literatur biete Möglichkeiten, die in Gesellschaften nicht so ohne weiteres möglich seien, gebe Raum, auch von persönlichem Leid zu berichten, so Kastberger.

Ebrahimi war zugeschaltet und sagte, sie sei froh, etwas sagen zu können, dann fehlten ihr aber die Worte vor Rührung. Sie wäre gerne in Klagenfurt gewesen, habe den Bewerb aber von Anfang bis Ende mitverfolgt. Sie sagte, sie habe sich gewisse Hoffnungen auf einen Preis gemacht, aber mit dem Bachmannpreis habe sie gar nicht gerechnet.

Der Preis des Deutschlandfunks geht nach einer Stichwahl gegen Necati Öziri an Dana Vowinckel. Sie wurde von Mara Delius vorgeschlagen. Diese sagte in ihrer Laudatio, wie könne man heute über liberales jüdisches Leben schreiben, ohne die lange zurück liegende Shoa klein werden zu lassen. Der Text erzähle von drei jüdischen, nicht orthodoxen, Erfahrungswelten, von drei Generationen mit greifbarer Präsenz. „Dana Vowinckel, die jüngste Autorin dieses Jahr, hat überzeugt“, so Delius.

KELAG-Preis für Necati Öziri: Necati Öziri setzte sich in der Stichwahl gegen Timon Karl Kaleyta durch. Eingeladen wurde der Text, der von einem Brief an einen unbekannten Vater handelt, von Insa Wilke. In ihrer Laudatio sagte Wilke, es sei ein Brief an den Vater, der einem empfindsamen jungen Mann die Bühne gebe. Es sei ein Text, in dem soviel Realität auf einmal stattfinde. „Extrem charmant geht er voll ins Gefühl, schreibt mitten aus der Wut, behält erzählerisch aber die Zügel in der Hand.“

3sat-Preis an Timon Karl Kaleyta: Kaleyta bekam die einfache Mehrheit im ersten Durchgang. Es kam zu einer Stichwahl zwischen Anna Prizkau gegen Leander Steinkopf, den Anna Prizkau für sich entschied. Dann trat sie gegen Timon Karl Kaleyta an, der gewann. Michael Wiederstein hielt die Laudatio. Er sagte, er habe bald gemerkt, mit der DDR-Mahagoni-Nusschale stimme etwas nicht im Text. Der Erzähler ende im zwiespältigen Licht mit einer Mordphantasie. Zum Schluss wurde der Text das schamlose und böse, aber heitere Psychogramm eines Neurotikers. Der Autor verlasse sich zu Recht auf den Ton der „Sendung mit der Maus“. Er entsprach dem Wunsch des Autors und grüßte Kaleytas Mutter.

Publikumspreis an Necati Öziri: Am Samstagnachmittag durfte das Publikum online wählen. Der BKS Bank Publikumspreis geht an Necati Öziri, der damit auch der nächste Stadtschreiber in Klagenfurt wird. Mit dem KELAG-Preis kann Öziri zwei Preise mit nach Hause nehmen bzw. bekommt er sie zugeschickt.

Transparente Shortlist: Grundlage für die Wahl ist die von der Jury erstellte Shortlist. Aus dieser Shortlist werden die Sieger live durch elektronische Abstimmung gekürt. Manchmal sind mehrere Abstimmungen nötig, besonders spannend für das Publikum sind Stichwahlen.

Dank der Juryvorsitzenden: Insa Wilke, die den Juryvorsitz im Jahr 2021 erstmals innehatte, sagte, sie sei vor dem Bewerb gefragt worden, was sich ändern werde. „Ich habe gesagt, Kontinuität ist genauso wichtig wie Veränderung. Ich habe auf Kontinuität gesetzt.“ Was sich aber anders dargestellt habe, war die Art, wie die Jury miteinander gesprochen habe. Jeder habe völlig unterschiedliche Hintergründe und Ansichten. Die drei Diskussionstage hätten aber ein Zusammenwachsen gebracht, wie man einander mehr respektiert und auf einmal einander zugehört habe, versucht habe, die Perspektiven der anderen zu verstehen.

Als Vorsitzende sagte sie Danke an die sechs KollegInnen und Kollegen und an Moderator Ankowitsch. Das Publikum sei nicht vor Ort gewesen, man habe sich aber warmgelaufen für das nächste Jahr.

Gratulationen: Staatssekretärin für Kunst und Kultur Andrea Mayer gratuliert Nava Ebrahimi zum Gewinn des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preises. „Ein guter Tag für die österreichische Gegenwartsliteratur.“ „Zum 45. Mal bereits sind die Tage der deutschsprachigen Literatur erfolgreich in Klagenfurt über die Bühne gegangen. Es waren spannende Tage, und ich freue mich sehr, dass mit Nava Ebrahimi, Katharina J. Ferner, Verena Gotthardt, Fritz Krenn und Magda Woitzuck gleich fünf Österreicher:innen beim renommierten Wettlesen am Wörthersee mit dabei waren“, so die Staatssekretärin für Kunst und Kultur Andrea Mayer.

„Meine Freude ist umso größer, da der Ingeborg-Bachmann-Preis 2021 Nava Ebrahimi zuerkannt worden ist. Ein schöner Erfolg und eine große Chance für Nava Ebrahimi, weil die Aufmerksamkeit der literarischen Öffentlichkeit in diesen Tagen ganz auf den Wettbewerb konzentriert ist, und mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis schon so manche literarische Karriere einen kräftigen Schub bekommen hat. Ich gratuliere Nava Ebrahimi herzlich zu dieser schönen Auszeichnung“, so Mayer.“

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