"Wir brauchen wir einen Nationalen Leseplan und werden aktiv daran mitarbeiten" Börsenverein und Stiftung Lesen: „Bundesweite Zusammenarbeit ist gefragt“

Der Börsenverein und die Stiftung Lesen äußern sich gemeinsam zum Thema Leseförderung: „Das Bildungswesen ist im Umbruch – auf viele erschreckend schlecht ausgefallene Bildungsstudien folgt ein ernüchterndes Bild aus dem Schulbarometer. Die repräsentative Befragung von Lehrkräften zu aktuellen Herausforderungen an Schulen zeigt, dass die Schwachstellen im Bildungssystem für die Lehrkräfte deutlich spürbar sind und sie sich zunehmend einer Belastung ausgesetzt sehen, die dringend durch vor- und außerschulische Maßnahmen reduziert, in Teilen ggf. auch kompensiert werden müssen.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Lesen fordern eine durchdachte, bundesweite Zusammenarbeit anstelle von Insellösungen. Die Basis hierfür ist durch die Initiative Nationaler Lesepakt bereits geschaffen. Der nächste Schritt der Initiative: der Nationale Leseplan – ein klarer Fahrplan für die Leseförderung, der bundesweit umgesetzt werden soll.“

Peter Kraus vom Cleff (Foto: Lukas Wehner)

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, erklärt: „Die Zunahme von Lernrückständen und der Abwärtstrend bei der Lesefähigkeit sind erschreckend. Sie legen dringenden Handlungsbedarf offen. Zugleich machen sie deutlich, dass Einzelmaßnahmen nicht zur nötigen Wende führen. Bildungspartner und Politik müssen bestehende Angebote zu einer wirksamen, bundesweiten Strategie bündeln. Deshalb brauchen wir einen Nationalen Leseplan und werden aktiv daran mitarbeiten. Schließlich belastet mangelnde Lesekompetenz viele Kinder und Jugendliche über ihre gesamte Schulzeit hinweg und beeinträchtigt den Eintritt in ihr späteres Berufsleben erheblich. Zugleich beinhaltet das Lesen als Bildungskompetenz noch weitaus mehr als die Verbesserung der Chancengleichheit im Bildungssystem. Lesen ist essenziell für eine selbstbestimmte Zukunft jedes und jeder einzelnen, für gesellschaftliche Teilhabe und für demokratischen Zusammenhalt.“

Jörg F. Maas (Foto: Stiftung Lesen)

Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, ergänzt: „Die Schieflage im Schulwesen fällt allen Verantwortlichen gerade auf die Füße – das zeigen Bildungsstudien, das zeigt der Schulbarometer und das zeigt auch das Ringen um Lösungsvorschläge in der KMK. Wir müssen anfangen, gemeinsam und ganzheitlich zu denken. Als Stiftung und Teil des Nationalen Lesepakts sind wir eine neutrale Instanz und bieten uns als Sparringspartner an. Denn Lesen ist das Fundament für den kompletten Bildungsweg – und dieses Fundament bekommen in unserem Bildungswesen zu viele Kinder und Jugendliche aktuell fast schon systematisch verweigert. Unser erklärtes Ziel 2023: Wir erarbeiten mit den wichtigen Bildungspartnern gemeinsam auf Grundlage von fundierten Ergebnissen und Maßnahmen einen Nationalen Leseplan, der bundesweit umgesetzt werden kann und der uns wirklich voranbringt.“

Kommentare (3)
  1. Vor Ort werden wir nicht auf das große Ganze warten. Da Kulturarbeit bei den Ländern und in den Kommunen angesiedelt ist, sind die Vor – Ort Initiativen zur Leseförderung sehr wichtig, damit überhaupt was passiert!!!! Es kann nicht sein, dass „Insellösungen“ hier als quasi überflüssig hingestellt werden.

  2. Ich bin Bibliothekarin und arbeite im Bereich der Leseförderung, der Fortbildung für ehrenamtlich Tätige in Öffentlichen Bibliotheken und der Beratung für Mitarbeitende in Schulbibliotheken. Gute Nachricht, dass der Nationale Lesepakt doch keine einmalige Promi-Show bleiben soll! Und Sie haben Recht, die Studien zeigen es schmerzhaft deutlich: Wir lassen viel zu viele Kinder und Jugendliche zurück! Und zu viele Menschen, die das Lesen nie richtig lernen konnten. Ich bin sehr gespannt auf einen nachhaltigen, professionellen, wirkungsvollen, nachhaltigen, an der modernen Medienwelt orientierten – und gut durchfinanzierten! – Nationalen Leseplan. Wann soll der kommen? Wie lang wird das dauern? Wir brauchen ihn wirklich dringend – bundesweit, in den Curricula aller Bundesländer in allen Schulformen und Altersstufen – und nicht zuletzt in der Lehrerausbildung – verpflichtend verankert. Super, wenn das jetzt wirklich mit Wumms angefasst wird. Ganz ehrlich: Viel Glück dabei!
    Solange wir das nicht haben: Halten Sie sich die vielen Engagierten warm in den Einzelinitiativen. Vernetzen Sie die Enthusiaten, die Lesefeste, Elternninitiativen, Schulprojekte etc. etc. etc. stemmen und damit versuchen, den Kindern und Jugendlichen heute und hier in den Kitas, den Schulen, den Freizeiteinrichtungen und natürlich den Bibliotheken und Büchereien die Geschichten, Ideen, Fantasien… Informationen – kurz: die Medien, zu geben – die sie brauchen. Neben der Stiftung Lesen z.B.: die Leseakademie Niedersachsen, der Bundesverband Lese- und Literaturpädagogik, der dbv……

  3. Es wächst die Einsicht, dass ein Problem nicht schon gebannt ist, wenn ein Pakt symbolträchtig in Szene gesetzt wird.
    Die Erwartungen und Anforderungen an die Multiplikatoren der Zukunft steigen. Denn die Wirksamkeit lesefördernder Maßnahmen kann immer nur so gut sein, wie die Qualifikation derer, die in der Leseförderung tätig sind.
    Das Ehrenamt in allen Ehren, aber es kann nicht die Aufgabe des Ehrenamtes sein, die politisch verursachte Bildungsmisere abzufedern. Es braucht mehr als eine Vorleseaktion, um Kindern und Jugendlichen Lesekompetenz zu vermitteln. Wie haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Handlungsproblem. Warten ist keine Option, es braucht jetzt Handeln. Es braucht dringend die „Inseln der Leseförderung“ wie sie in einer großen Vielzahl von Lese- und Literaturpädagog:innen qualitativ hochwertig in Schulen und Bibliotheken angeboten werden.
    Der Bundesverband Leseförderung steht für die strukturierte, qualitätsvolle und umfängliche Leseförderung. JETZT.
    Manuela Hantschel
    Vorsitzende des Bundesverbandes Leseförderung e.V.

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