Veranstaltungen Buchmesse-Rahmenprogramm: Regisseur, Schauspieler und Autor George Ovashvili im Filmforum Frankfurt-Höchst

Gestern Abend stellte der georgische Regisseur, Schauspieler und Autor George Ovashvili im Filmforum Höchst in Frankfurt Filme vor und beantwortete anschließend Fragen zu seiner Arbeitsweise.

Er hatte zwei Spielfilme mitgebracht: Vor dem Frühling und Die Maisinsel. Während der erste Film, 2017 erschienen, die Flucht von Zviad Gamsakhurdia, dem ersten Präsidenten Georgiens, nacherzählt, ohne dokumentarisch sein zu wollen, geht es in Die Maisinsel (2014) um den Kampf des Menschen in der Natur. Der Krieg spielt nur am Rande eine Rolle, dennoch greifen Kriegsereignisse in das mühsame Ringen von Großvater und Enkelin um ein Stück fruchtbares Land ein.

Ulrike Stiefelmayer, George Ovashvili und Anastasia Kamarauli

Der Regisseur George Ovashvili arbeitet mit einem internationalen Team: „Der Film ist ein Medium, das jeder versteht.“ Für seinen ersten Spielfilm stellte er eine Mannschaft aus 14 Ländern zusammen – diese Internationalität behielt er bei: „Es geht mir um Fähigkeiten, nicht um die Zugehörigkeit zu Nationen, Kulturen, Religionen. Ich sehe vor der Produktion viele Filme, rufe dann Schauspieler, Kameraleute, Cutter, Filmkomponisten an und frage sie, ob sie mit mir arbeiten wollen. Noch nie hat jemand abgesagt“, lächelte Ovashvili, der von Anastasia Kamarauli, Koordinatorin Ehrengastprogramm, übersetzt wird.

„Ihnen wird von der Kritik vorgeworfen, dass der Darsteller des ersten georgischen Präsidenten kein Georgier, sondern ein Iraner ist – Hossein Mahjoub“, fragte Ulrike Stiefelmayer vom Filmforum Höchst. „Ja, das verstehe ich. Für Georgier spiegelt der Film ein Stück Geschichte wider. Jeder sucht darin seine eigene Wahrheit. Im Ausland ist die Besetzung der Rollen von der Nationalität her egal, es ist wichtig, dass sie gut besetzt sind. Und darum geht es mir auch“, erklärte Ovashvili.

Am Set sei die Verständigungssprache zwar Englisch, aber: „Während der Produktion lösen sich Sprachprobleme auf.“

Der georgische Regisseur arbeitet gerne mit erfahrenen Leuten; Kameramann und Schauspieler sind über 70 Jahre alt und klassisch geschult: „Das schätze ich“, äußerte der 54-jährige.

Für Die Maisinsel kooperierte er mit dem bekannten und angesehenen georgisch-israelischen Komponisten Iosif Bardanashvili. „Er hatte einen Soundtrack von 70 Stücken mitgebracht. Am Ende blieben zehn für den Film übrig. Die Diskussionen waren nicht einfach“, verriet Orashvili. Überhaupt verlaufe die Zusammenarbeit in einem internationalen Team nicht immer reibungslos, sei aber dadurch höchst spannend.

Federico Fellini bewunderte den georgischen Film. Die Zuschauer im Filmforum Höchst klatschten nach den Aufführungen. Ovashvili braucht etwa vier Jahre für eine Produktion – das merkt man den Filmen an. Ilyas Salman spielt den alten Mann in Die Maisinsel grandios; unbekümmert und naiv stellt Mariam Buturishvili, keine ausgebildete Schauspielerin, die heranwachsende Enkelin dar. Die Natur bildet den gewaltigen Rahmen des mehrfach ausgezeichneten Filmdramas, das weitgehend ohne Sprache auskommt und aufgrund seiner wirkmächtigen und berührenden Bilder doch verstanden wird.

Im Rahmen des Ehrengast-Programms werden im Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt vom 2. bis zum 31. Oktober mehr als 20 Filme aus Georgien gezeigt, die einen Bogen von der Stummfilmzeit bis kurz vor die Unabhängigkeit 1991 schlagen.

JF

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