Buchtage Buchtage-Eröffnung mit Fachkongress „Die Märkte von morgen“

Gottfried Honnefelder
Vollbesetztes CongressCenter

„Die Märkte von morgen“ ist das Generalthema der Buchtage 2010, die heute von Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder in Berlin eröffnet wurden: Ein Thema, das mit den wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen sich ganz Euopa befindet, korrespondiert.

„Die Branche befindet sich auf der Schwelle zwischen alter und neuer Buchwelt“, sagte Honnefelder in der Begrüßung des vollbesetzten Auditoriums. „Vor uns liegt unbekanntes Gebiet, und wir haben es mit neuen Wettbewerbern zu tun.“ Es komme jetzt darauf an, für Inhalte stets neue Formen zu finden.

Erwartet wurde zum Eröffnungsvortrag die Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger, sie musste kurzfristig absagen, an ihrer Stelle sprach Staatssekretärin Dr. Birgit Grundmann. Gleich zu Beginn ihrer Ausführungen verwies sie darauf, dass sie heute noch keine Angaben zum Stand der Reform des Urheberrechts machen könne – das Gesetz wird nächsten Montag vorgestellt.

Update: 11.10 Uhr

Birgit Grundmann

Auch wenn die Entwicklung – wie in den USA deutlich zu sehen – mehr und mehr in Richtung E-Book geht: Das gedruckte Buch wird bleiben, gab sich Grundmann optimistisch. Freilich: Das Urheberrecht muss mit den neuen Zeiten mithalten. Digitale Medien bieten ganz andere Möglichkeiten, Urheberrecht zu verletzen als gedruckte Bücher. Deshalb: Es kommt darauf an, Urheberrechtsverletzungen im Internet konsequent zu verfolgen. Allerdings: „Ein Patentrezept gibt es dafür nicht.“

Nicht die Bundesregierung allein, auch die „Kreativwirtschaft“ müsse mit an einem gemeinsamen Strang ziehen. „Wir müssen uns offensiv den digitalen Herausforderungen stellen“, sagte Grundmann: „Das Bundesjustizministerium wird dazu beitragen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu gestalten, um den Herausforderungen der digitalen Revolution gewachsen zu sein.“

Update: 11.40 Uhr

Dorothee Ritz

Dr. Dorothee Ritz, General Manager Consumer, Microsoft Deutschland, wurde etwas konkreter in ihren Ausführungen. Zwei gute Nachrichten stellte sie an den Beginn ihrer Ausführungen: Bücher sind das Top-Produkt des Internets – nichts wird online mehr gekauft als eben Bücher. Und: Leute sind bereit, für Bücher, digitale Inhalte und z.B. Lesegeräte Geld auszugeben – ein unglaublicher Vorteil der Buchbranche.

1:1-Kopien von Print zu digital freilich sind kein Geschäftsmodell. „Digitale Medien haben die Möglichkeit, Inhalte greifbar zu machen“, so Ritz. „Sie können digitale Räume erzeugen, ohne Extrainvestitionen tätigen zu müssen“ – einfach durch Verlinkungen. Aber: Damit ist natürlich noch kein Social Network erreicht – mittlerweile ein absolutes Muss für digitale Produkte. Marktgerecht sei es, so Ritz, die Social-Network-Funktionen gleich in die Produktkreation mit einzubeziehen.

Weiterer Vorteil des Internet: Empfehlungen von Web-Freunden, die zu Kaufentscheidungen führen. Hier müsse das Marketing ansetzen, um diese Empfehlungen maximal zu unterstützen.

Kompliziert ist: Durch Endgerätevielfalt und Vielfalt der Plattformen ist es schwer, mit digitalen Standards zu arbeiten. Freilich: Die Hardware-Vielfalt generiert natürlich einen Bedarf nach vielfältigen Inhalten. Auch hier sieht Ritz eine Chance für Verlage, digitale Inhalte „gerätegerecht“ an den Endkunden zu verkaufen.

„Ich sehe in der Digitalisierung der Medien und der Infrastruktur eine Riesenchance“, so Ritz zum Schluss ihrer Ausführungen.

Update: 12.00 Uhr

Sven Fund

Die Wiederentdeckung des Kunden, das Gefühl des Handels, der Verlierer in diesem Wettbewerb zu sein und wachsende Anforderungen an Mitarbeiter in Kommunikationsunternehmen – das sind für Dr. Sven Fund, Geschäftsführer von de Gruyter die grundsätzlichen Charakteristika der neuen digitalen Zeit.

Eine der großen unternehmerischen Herausforderungen ist die Explosion der Inhalte: Massenindividualisierung nannte Fund diese Entwicklung – das mag sprachlich paradox erscheinen, trifft die Sachlage aber sehr gut.

„Die Verlagsbranche wandelt sich zur Inhalts-Angebotsbranche“, so Fund. „Bedeutende Foschungsnationen haben immer eine bemerkenswerte Verlagslandschaft.“ Aber: Kreative brauchen den Schutz des Urheberrechts. Allerdings wird die Veränderung des Urheberrechts auch durch Kundenwünsche angetrieben: „Nur wer das bessere Angebote als Raubkopierer hat, wird gewinnen“, sagte Fund.

Fund sieht in den Verlagen großen Nachholbedarf, technischen Sachverstand an Mitarbeiter zu vermitteln: „Da gibt es noch große Defizite.“ Wir stehen mit anderen Branchen im Wettbewerb um die besten Köpfe: „Wir brauchen in unserer Branche eine Kultur der Veränderung.“

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