Veranstaltungen „Café Europa“ in der Frankfurter Romanfabrik

Ulla Büker, Ina Hartwig, Michael Hohmann und Pierre Monnet

Auf einer Pressekonferenz stellten heute Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig, Pierre Monnet, Leiter des Institut franço-allemand de sciences historiques et sociales, Michael Hohmann, Geschäftsführer der Romanfabrik, und Ulla Büker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Romanfabrik, eine neue Veranstaltungsreihe vor.

„Nach der EU-Wahl sind wir mehr denn je gefordert, für das einzigartige Projekt Europa zu streiten“, sagte Hartwig. Sie freue sich über die hohe Wahlbeteiligung von 61,4 Prozent in Deutschland, auch europaweit gaben im Durchschnitt 50,8 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab – der höchste Wert seit 1994.

Aber: Die großen Parteien in Deutschland erlitten Verluste, in Frankreich gewann Marine Le Pens Rassemblement National mit rund 24,9 Prozent gegenüber Emmanuel Macrons La République en Marche mit 21,5 Prozent. In Osteuropa schlage der einst verordnete Nationalismus in starke nationale Strömungen um.

In der Reihe Café Europa gehe es darum, das Projekt Europa, nicht gleichzusetzen mit der Europäischen Union und weit mehr umfassend, komplex abzubilden. Vordergründig geht es also nicht um politische Aspekte, die jedoch bei den Debatten nicht ausgeblendet werden können.

„Seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, befinden sich europäische Universitäten im Austausch. Künstler sind immer schon gereist“, äußerte die Dezernentin. Wer sich umschaut, lernt, versteht Zusammenhänge besser.

Michael Hohmann ging auf die Anfänge seiner Bemühungen, Europa zu verstehen, ein: „Ich stieß im vergangenen Sommer auf Die Christenheit oder Europa von Novalis. Friedrich Schlegel gründete Anfang des 19. Jahrhunderts in Paris die Zeitschrift Europa. Interessant war auch die Lektüre von Ernst Robert CurtiusEuropäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Aber was hat Europa mit unserem Kontinent zu tun?“ Hohmann erläuterte, dass es Europa in der Mythologie zweifach gebe – als Okeanide Europe und als phönizische Königstochter Europe. Der Geograph Hekataios von Milet hat Namen der Okeaniden für die Bezeichnung der Kontinente verwendet. Die Okeanide ist dann auch im Wellenlogo der Veranstaltungsreihe, entwickelt von Michael Lenz, zu entdecken.

In der zunächst auf vier Jahre angelegten Vortrags- und Debatten-Reihe gehe es um Begriffe, Hintergründe, Geschichte, Bezüge, Sprachen, Religion, Literatur, Architektur, Musik.

Pierre Monnet erläuterte das Programm, das bislang auf zwei Jahre und sieben Veranstaltungen konzipiert ist. „In dieser Veranstaltungsreihe sollen die verschiedensten Momente der kulturellen Identität Europas beleuchtet werden“, sagte Monnet.

Starten wird das Café Europa am 3. Juni mit dem Geisteswissenschaftler Rainer Forst und dem Politiker Daniel Cohn-Bendit zum Thema Europäische Aufklärung und Französische Revolution. In weiteren Veranstaltungen werden Publizisten und Autoren wie Micha Brumlik, Jan Assmann, Stephan Thome und der Literaturwissenschaftler Wolfgang Bunzel auftreten. „Wir haben Themen für mindestens vier Jahre“, bekräftigte Hohmann. „Wir schauen auch über Europas Grenzen hinaus – verschiedene Facetten und Perspektivwechsel sind uns wichtig“, ergänzte Monnet.

Plakate weisen im Frankfurter Stadtraum auf die Veranstaltungen hin. Ein Jahresband, der vermutlich im Wallstein Verlag erscheinen wird, ist geplant. Außerdem wird ein eigener YouTube-Kanal mit Veranstaltungsmitschnitten entstehen.

Café Europa, ein Projekt der Romanfabrik und des Institut franço-allemand de sciences historiques et sociales, wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Stadt Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.

JF

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