Aus der Werkstatt der Verlage (IX) Constanze Neumann (Aufbau): »Man muss sein Herz an etwas hängen, das es verlohnt«

Wir blättern weiter in den aktuellen Herbstvorschauen, auch um deren Editorials zu lesen. Diese oft sehr persönlichen Verleger-Blicke auf ihre jeweiligen neuen Programme und auf die Branche derzeit wollen wir hier in loser Folge mit Ihnen teilen. Den Anfang machte Christoph Links, darauf folgten die Editorials von Lucien Leitess, Daniel Kampa, Lothar Schirmer, Christian Strasser, Sebastian Guggolz, Gerhard Steidl und von Joachim von Zepelin und Christian Ruzicska. Hier heute das Aufbau Editorial von Dr. Constanze Neumann: 

Dr. Constanze Neumann: „In diesem Herbst sind 75 Jahre seit der Gründung des Aufbau Verlages vergangen, 75 Jahre voller Leidenschaft für Bücher, 75 Jahre wechselvoller Geschichte. In diesem Frühjahr steht unsere ganze Branche vor ungekannten Problemen, und wir können die Folgen noch nicht abschätzen. Feiern möchten wir mit Ihnen trotzdem – 75 Jahre Aufbau, 75 Jahre, in denen unsere Vorgängerinnen und Vorgänger und auch wir unser Herz an Bücher gehängt haben, an etwas, das es verlohnt

Liebe Kolleginnen und Kollegen im Handel und in den Medien,

die vergangenen Monate haben unser aller Leben verändert und uns vor große Herausforderungen gestellt. Die Leidenschaft für unsere Bücher und Autorinnen und Autoren ist geblieben, und es ist ein Wort von Hans Fallada, das auch in diesen schwierigen Zeiten zu beschreiben vermag, was wir Tag für Tag tun: »Man muss sein Herz an etwas hängen, das es verlohnt.« In diesem Herbst sind 75 Jahre seit der Gründung des Aufbau Verlages vergangen, 75 Jahre voller Leidenschaft für Bücher, 75 Jahre wechselvoller Geschichte. In diesem Frühjahr steht unsere ganze Branche vor ungekannten Problemen, und wir können die Folgen noch nicht abschätzen. Feiern möchten wir mit Ihnen trotzdem – 75 Jahre Aufbau, 75 Jahre, in denen unsere Vorgängerinnen und Vorgänger und auch wir unser Herz an Bücher gehängt haben, an »etwas, das es verlohnt«.

Vier ganz besondere Bücher von vier Autorinnen und Autoren, die den Verlag geprägt haben und prägen, erscheinen in einer Jubiläumsausstattung. Wir freuen uns sehr, dass Philipp Winkler, Kristen Roupenian und Gregor Gysi gemeinsam mit seiner Schwester Gabriele Gysi unserer Einladung gefolgt sind, zum Jubiläum jeweils ein Buch zu schreiben. Und dass unveröffentlichte Briefe von Hans Fallada an seine Kinder gefunden wurden, die wir Ihnen ebenfalls in dieser Reihe präsentieren.

Als eine der ersten Autorinnen hat Anna Seghers mit Büchern wie »Das siebte Kreuz« oder »Transit« unser Verlagsprogramm entscheidend geprägt. Nun hat Volker Weidermann ein Buch über Anna Seg- hers‘ Jahre im mexikanischen Exil geschrieben und mitreißend die Schicksalsjahre dieser großen Auto- rin in einer ihr fremden und faszinierenden Welt eingefangen.

Lang erwartet ist der neue Roman von Olga Grjasnowa, der an der Spitze unseres Belletristik- Programms steht: Ihre Stimme ist unverwechselbar, und mit jedem Buch erfindet sie sich neu und führt ihre Leserinnen und Leser in eine ganz eigene Welt. Diesmal erzählt sie die Geschichte eines kleinen Jungen im Kaukasus und Petersburg des 19. Jahr- hunderts, ein Kosmos, der nur auf den ersten Blick weit weg scheint.

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Victor Klemperers Tagebücher gehören zu den ganz großen, weltweiten Erfolgen des Aufbau Verlags.

Dass nun seine bislang unveröffentlichten Tagebücher über das Kino erscheinen, in denen er das noch junge Medium in der Weimarer Republik im Übergang vom Stumm- zum Tonfilm schildert und seinen Wandel während der Nazizeit beschreibt, ist eine ganz besondere Entdeckung.

Weltweit ist die politische Lage angespannt, und wir alle haben das Gefühl, in einer Zeit des Wandels zu leben. Masha Gessens neues Buch »Autokratie überwinden«, das im Juni zeitgleich in den USA und bei Aufbau in Deutschland erscheint, ist das Buch der Stunde: Immer mehr Demokratien verlieren ihre freiheitlichen Züge, weil an ihrer Spitze Männer stehen, die die Macht an sich reißen. Masha Gessens Blick von den USA eines Donald Trump zum Russ- land eines Wladimir Putin oder der Türkei eines Recep Erdogˇan ist ebenso erschreckend wie erhellend und ihre Anleitung zum Widerstand ein unverzichtbares Plädoyer für individuelles Engagement.

Und die Professorin für Migrationsforschung Naika Foroutan und die Journalistin Jana Hensel richten den Blick auf die deutsche Gesellschaft und analysieren aus migrantischer und ostdeutscher Perspektive ebenso kenntnisreich wie visionär ein Land am Scheideweg.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken unserer Bücher und eine inspirierende Lektüre!

Herzlich,

Ihre Constanze Neumann

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