"Ein ausgezeichnet recherchiertes und brillant erzähltes Buch über die Rolle der Hohenzollern seit 1918" Der Deutsche Sachbuchpreis 2022 geht an Stephan Malinowski

Karin Schmidt-Friderichs mit Preisträger Stephan Malinowski (Foto: Margit Lesemann)

Stephan Malinowski gewinnt den mit 25.000 Euro dotierten Deutschen Sachbuchpreis 2022 für sein Werk Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration (Propyläen) – das wurde soeben in Berlin bei der feierlichen Preisverleihung im Humboldt Forum im Berliner Schloss verkündet.

Die Begründung der Jury:

„Wer bestimmt die Lesart der Vergangenheit? Stephan Malinowski hat ein ausgezeichnet recherchiertes und brillant erzähltes Buch über die Rolle der Hohenzollern seit 1918 geschrieben. In der Frage, ob das Herrscherhaus dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet hat, ist die Antwort Malinowskis eindeutig: Beim Aufbau des ,Dritten Reichs‘ schmiedeten die Familie und die NS-Bewegung eine symbolisch-politische Allianz. Das Buch verbindet soziale und politische Zeitgeschichte mit einem Familienporträt und ist zugleich eine glänzende Milieustudie konservativer und rechter Republikfeindlichkeit. Es zeichnet sich durch stringente Argumentation und souveräne Quellenkenntnis aus. Malinowski gibt eine überzeugende Antwort auf die Restitutionsforderungen der Hohenzollern und verteidigt zugleich die Wissenschaftsfreiheit gegen Widerstände.“

„Der Deutsche Sachbuchpreis ist in diesem Jahr wie ein Spiegel unserer Zeit. Die nominierten Bücher beschreiben, was uns gerade beschäftigt, was uns ohnmächtig macht, aber auch, was uns Hoffnung gibt. Dass eine Reihe von Büchern das erreichen kann, zeigt, was Sachbücher vermögen: Sie helfen, die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen – auf Basis gründlicher Recherche und gesicherter Fakten. Deshalb bereiten wir ihnen mit dieser Auszeichnung eine Bühne“, sagte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei der Preisverleihung.

Insgesamt acht Titel hatte die Jury nominiert, aus 244 eingereichten Titel aus 130 Verlagen. Nominiert waren außerdem:

  • Bettina Baltschev: Am Rande der Glückseligkeit. Über den Strand (Berenberg Verlag, Mai 2021)
  • Alice Bota: Die Frauen von Belarus. Von Revolution, Mut und dem Drang nach Freiheit (Berlin Verlag, Juli 2021)
  • Stefan Creuzberger: Das deutsch-russische Jahrhundert. Geschichte einer besonderen Beziehung (Rowohlt Verlag, März 2022)
  • Samira El Ouassil & Friedemann Karig: Erzählende Affen. Mythen, Lügen, Utopien – wie Geschichten unser Leben bestimmen (Ullstein Verlag, Oktober 2021)
  • Ludwig Huber: Das rationale Tier. Eine kognitionsbiologische Spurensuche (Suhrkamp Verlag, Dezember 2021)
  • Steffen Mau: Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert (Verlag C.H.Beck, August 2021)
  • Natan Sznaider: Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus (Carl Hanser Verlag, Januar 2022)

Der Jury gehören neben der Vorsitzenden Tania Martini (taz) an: Stefan Koldehoff (Deutschlandfunk), Dr. Klaus Kowalke (Buchhandlung Lessing & Kompanie), Prof. Dr. Meron Mendel (Bildungsstätte Anne Frank), Dr. Jeanne Rubner (Technische Universität München), Denis Scheck (ARD) und Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (Wissenschaftskolleg zu Berlin). 

Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verleiht den mit insgesamt 42.500 Euro dotierten Deutschen Sachbuchpreis in diesem Jahr zum zweiten Mal. Ausgezeichnet wird „ein herausragendes, in deutscher Sprache verfasstes Sachbuch, das Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung gibt“.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist Schirmfrau des Deutschen Sachbuchpreises. Hauptförderer des Preises ist die Deutsche Bank Stiftung, darüber hinaus unterstützt die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss die Auszeichnung.

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