Buchmessen Der MESSE-MAYER Leipzig 2023 2 von 5

 

 

Eröffnungstag: Keine Interviews!

 

Liebe Freunde,

 

ich habe in dreißig Messejahren hier noch nie einen Wäscheständer gesehen.

 

Aber das ist jetzt auch vorbei.

 

Diese hübsche Fingerübung in Banalität des Faktischen ist meine hilflose Überleitung dafür, dass jedes einzelne meiner Interviews dieses Jahr geplatzt ist!

Dass Termine platzen, kennen wir auf Messen. Gehört leider dazu. Aber drei dieser Platzungen überschneiden sich alle in meinem Kalender, und so haben ich binnen weniger Stunden kein einziges Interview mehr auf der Liste.

Dennis Gastmann hat bei Rowohlt einen schillernden Elefantenroman geschrieben, aber er hat leider absagen müssen.

Der beliebte Vorlesefriseur Danny Beuerbach ist lieber krank geworden, als sich von mir die Haare schneiden zu lassen, während ich ihn interviewe. Das wäre was geworden!

Und Karin Schmidt-Friderichs, unsere Verbandsvorsitzende persönlich, wünschte sogar umgekehrt ein Gespräch mit mir, und nun ist ihr etwas dringenders dazwischen gekommen. Also etwas noch viel, viel dringenderes als ich.

Und da bin ich ja etwas erleichtert. Es klingt erst mal nicht gut, wenn die Verbandsvorsitzende Dich „zu sprechen wünscht“. Puh, also nochmal davongekommen.

 

Wahrscheinlich geht es um Oliver Zilles Sitzplatz.

 

Aber das heißt jedenfalls, dass ich zumindest für den Eröffnungstag kein Interview anbieten kann. Allerdings merken Sie schon an dieser feingliedrigen Formulierung, dass ich einfach ein paar meiner Asse aus dem Ärmel ziehe und ab morgen völlig abwegige Leute völlig ohne Kontext interviewen werde.

(Also wie immer eigentlich.)

 

Einige von Ihnen haben mich gestern morgen im Fernsehen bei SAT.1 gesehen! Nur zwei Sekunden, ein Kameraschwenk über die Messelandschaft, aber es zeigt mich mit Dolly Buster am Stand von Random House. Das war aber nur Archivmaterial von 2015. Es hat trotzdem gereicht, um meine Mutter zu erschrecken.

 

Aber wir wünschen Ihnen ebenfalls einen guten Morgen!

 

 

Sales Award

 

Der Sales Award wird in unserer Branche für herausragende Verkaufsstrategien verliehen, und zwar von der eBuch und vom Bayerischen Landesverband des Börsenvereins. Eigentlich wollte ich gar nicht zum Sales Award, obwohl ich weiß, dass die Redaktion sich immer freut, wenn ich nicht nur meinen üblichen Wäscheständerbullshit abliefere.

Ich aber wollte in Ruhe beim Börsenverein herumsitzen, mein Genie pflegen, mich hydrieren und Leute beobachten.

 

Oder wenigstens stören.

 

Der Geschäftsführer des Börsenvereins, Peter Kraus vom Cleff, und der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, hatten gerade ein wichtiges Gespräch, als ich mich ungefragt dazu setzte.

 

Man hat es nicht für nötig gehalten, Herrn Kraus vom Cleff vor mir zu warnen

 

Boos ist einer von denen, die eigentlich nur so tun, als würden sie mich meiden und fliehen, aber dann extra lange genug stillhalten, bis ich mein Bildlein gemalt habe.

 

Und das ist halt auch das Charmante an dieser Branche: Alles Profis.

 

Ronald Schild, Geschäftsführer unseres Marketingorgans MVB, haben drei Jahre Pandemie anscheinend richtig gut getan!

…oder er war halt gerade erst im Urlaub, bebartet und bräuniert

 

Mit meiner Supermessekamera lichte ich sogar Lothar Sand und Iris Hunscheid am anderen Ende der Halle ab!

Leider hat erst Herr Sand mich bemerkt…

 

…und dann beide, Mist.

 

Zum Glück hat mein Tarnfokus mich sofort unscharf gemacht.

 

Und so könnte ich hier den ganzen Tag chillen, anstatt zum Sales Award zu gehen. Die Sache hat nur einen Haken:

Der Sales Award findet genau hier statt.

 

Und meine Redakteurin, die geschätzte und in der Branche hochgeachtete Susanna Wengeler, steht plötzlich vor mir und sagt „Ah, Du bist wegen des Sales Award hier?“

Und ich so:

Nein, das macht doch der Kollege Tergast!

 

Aber der arbeitet schon seit Jahren nicht mehr für uns, also nahm mir das keiner ab.

Ich muss allerdings sagen: Die drei Preisträger sind wirklich der Würdigung und Erwähnung wert.

– Die Buchhandlung Lünebuch, von der alle anderen Buchhandlungen sich eine Scheibe abschneiden können, vor allem meine

– der Zuckersüß-Verlag, der als Kleinstverlag die Branche mit der besten Kombi überhaupt erfreut: Relevant und trotzdem teuer!

Gunnar Cynybulk und Leif Greinus, die Initiatoren der Pop-Up-Messe vom letzten Jahr, die als Ersatz, Trostpflaster und auch Kinnhaken gegen die Pandemie ein kleines Wunder war.

Und ich bedaure bis heute, dass ich das verpassen musste.

 

 

Nicola Bardola hat mich bei der Arbeit fotografiert, © Nicola Bardola

 

Wenn Susanna Wengeler grad so schön fotografiert, dann kann ich ja abhauen!

 

Insgesamt gab es nur zwei Störungen während der ganzen Veranstaltung. Erstens beschäftigt das benachbarte Espressomobil den lautesten Siebausklopfer der Welt, und zweitens hatte eine Horde Teenager dagegen gewettet, dass der Dümmste unter Ihnen es nicht wage, während der Verleihung quer über die Bühne zu laufen.

 

Kollege Kaffeesieb: PAM PAM PAM

 

 

Manfred-Deix-CosPlay

 

Also gut, nächstes Mal gehe ich vielleicht wieder zum Sales Award.

 

Kollegen, Freunde und andere Menschen (und alle Schnittmengen)

Der schönste Teil der Messe ist es eigentlich, alle unsere Kollegen zu treffen. Nur deshalb haben wir uns die Messe überhaupt ausgedacht.

 

Frau Toelle, Frau Stadtelmeyer, Herr Happe und Herr Mayer:

 

Beim Arena-Verlag bin ich immer wohlgelitten und trinke traditionell ein kaltes Glas Saft. Das ist mittlerweile fast schon pawlowsch.

 

Armin Gmeiner; ein Verleger, dessen Krimis ich sehr gerne verkaufe!

 

Endlich hat Usborne sich getraut, mich anzusprechen!

Foto: Bodo Horn-Rumold

 

(Aber wir haben vergessen, Visitenkarten auszutauschen! Jetzt muss Usborne sich nochmal trauen, mich anzusprechen!)

(Oder ich mich Euch!)

(Aber ob wir dann wieder Bodo Horn-Rumold in der Nähe haben, der die Kamera hält?)

 

Bei diesem Gastland darf die österreichischste Krimi-Autorin Österreichs natürlich nicht fehlen:

 

Ursula Bodsnaanski!

 

Nicola Bardola kannte ich schon, als wir beide noch ziellose Journalisten waren. Inzwischen haben wir uns beide etabliert; er als Musikbiograph; ich als zielloser Journalist.

Sein neuestes Projekt sind die Sportfreunde Stiller:

Hier die Marketingtüte fürs Schaufenster am Donnerstag

 

Und es wäre keine Messe, wenn Deutschlands beste Nina George, nämlich Nina George, mich nicht wenigstens einmal umarmt hätte. This Woman ist das personifizierte schlechte Gewissen aller, die AutorInnen ausbeuten wollen, und natürlich ist sie die Autorin der Monsieur-Perdu-Bücher.

 

Sie können mich gerne Monsieur Pardon, Monsieur Pantalon oder Monsieur Piz Palu nennen.

 

Bei Random House durfte ich zum Mittagessen österreichische Spezialitäten in allerbester Gesellschaft zu mir nehmen!

 

Maren Ongsiek, Dr. Daniela Völker, Katja Schmidt: Was brauche ich da Interviews mit selbsternannten Autoren?

 

Deftig gab es zunächst eine Brotzeit mit Wurstsorten und Speck, aber das war so lecker, dass ich es kaum noch fotograf-

Om nom nom.

 

Und als Nachspeise gab es einen Kaiserschmarrn mit Zwetschgenkompott, und das war ebenfalls:

Om nom nom.

 

 

Frau Ongsiek und Frau Dr. Völker unterschätzen den Kamerawinkel

 

 

Frau Schmidt und ich sehen aus wie ein missglücktes Blind Date

 

Aber ich schwöre, ich hatte wirklich große Freude. Achten Sie nicht auf mein Resting Bitch Face und meine kompromittierende Körpersprache. Ich werde den Beweis morgen nochmal an gleicher Stelle mit Marillenknödeln antreten! Katja Schmidt ist einer der zwei freundlichsten Menschen dieser Messe.

 

Nächster Halt: Alphabetisierung

Ich habe zwei Frauen mit Haltestellensymbolen entdeckt und wollte sie eigentlich nur fotografieren, um sie am Sonntag salopp zusammen mit den CosPlayern abzufertigen, etwa in der Art von

„und was immer zur Hölle das hier sein soll.“

 

Aber dann stellte sich heraus, dass die beiden (und andere in gleichen Shirts) sich als Alfa-Selbsthilfe-Dachverband für die Alphabetisierung Erwachsener einsetzen, ein Tabuthema, das sich mitten unter uns sehr gut verbirgt. Funktionale Analphabetisten gibt es über sechs Millionen in Deutschland. Dass Sebastian Fitzek Schirmherr dieses Vereins ist, ist überdies für mich eine schöne Gelegenheit, seinen Namen hier fett zu drucken.

Seine Defekte zu verbergen, halte ich ohnehin für ein gesamtgesellschaftliches Thema, das dem Analphabetismus guten Boden bereitet.

www.alfa-selbsthilfe.de

Spendenkonto DE86830654080004229347

 

So, statt lustiger Interviews was Sinnvolles gepostet.

 

Was ich sonst noch sah und hörte

 

In Halle 2 gibt es eine Kritzel- und Krakelwand!

Und Sie wurde ausgiebig genutzt.

 

 

Vielleicht kann Franziska Füchsl daraus einen Vortrag machen?

 

Katapult hat ein Trennungsproblem, das nur aus einer bestimmten Perspektive gut aussieht:

 

Nicht aus dieser.

 

Panini verschenkt Comichefte! Das Verschenkregal wird täglich immer nur minutenweise befüllt, damit der Vorrat bis zum Ende der Messe ausreicht.

Was er nicht wird.

 

 

Das hier heißt übrigens „Podcast-Radio“.

Aber die statischen Baueigenschaften von Helium sind total kacke.

 

Dieser niedliche Dino (also der linke) ist quasi-animatronisch, also er bewegt sich und röhrt. Und wenn man das den ganzen Tag hören muss, weil man ein Nachbar von Tessloff ist, dann kann man auf dumme Gedanken kommen.

Ich sage nur: Mal sehen, ob der morgen immer noch röhrt.

 

Zum Geleit

„Morgen immer noch röhren“ ist eigentlich ein schönes Mantra für jeden Messetag. Ich bin selber gespannt, wen ich mir da am Freitag alles für ein Interview zurechtnötigen werde.

Vielen Dank für Ihre Anteilnahme an meiner mitleidheischenden Perlzwiebelstory. Inzwischen habe ich bei meiner täglichen Busrumpeltour einen Inder entdeckt, der mir die köstlichsten Raffinessen zum Hotel an der A14 liefert. Ich bin jetzt gut versorgt; das Huhn Vindaloo ist nicht von schlechten Eltern.

Die Busrumpeltour bleibt mir wohl nicht erspart. Es gibt neben der Ochsentour auch eine gewitzte kurze Verbindung, aber ich müsste in 23 Minuten viermal umsteigen. Das ist wirklich den Stress nicht wert, aber mittlerweile nennen mich alle im Hotel hier den Mockauer Fahrplan-Django.

Noch einer, der heuer daheim geblieben ist: Ich soll Sie alle herzlich von Holger Ehling grüßen.

 

Kaum verlasse ich die Messe, kommen lauter coole Leute:

Karin Senft, Nicole Deurer, Maria Leucht, Toni Neugirg und Mirjam Mustonen!

 

Typisches Treffen in der Nachmittagssonne des Hallen-Innenhofes. Also typisch auch in diesem Sinne, dass ich es verpasse.

Aber damit wäre auch meinem täglichen Mirjam-Mustonen-Foto genüge getan, denn Sie wissen ja: Mirjam Mustonen = hoher Zugriff!

 

Bei Kiepenheuer & Witsch: Nicole Koch und Mirjam Mustonen!

 

Wie immer deponiert Frau Dr. Reinhilde Ruprecht mir ein Bounty, aber allein durch die Miniaturwanne von Umbreit komme ich mit den Größenverhältnissen durcheinander. Zuerst dachte ich: Süßigkeiten, so groß wie Barsortimentswannen! Aber dann dachte ich:

Himmel, wie groß muss dann erst der Wasserbecher sein?

 

Ich wünsche Ihnen und mir einen guten Freitag.

 

Herzlichst,

Ihr und Euer

Matthias Mayer

 

Warum wir keine Angst vor K.I. haben müssen, Teil 2 von 5:

Rowohlt, Suhrkamp und die Frankfurter Verlagsanstalt fühlen sich nicht abgeholt

 

 

herrmayer@hotmail.com

 

 

 

 

 

Kommentare (2)
    • Vielen Dank! Ihre verlagsnamengebende Sigrid Moritz kauft ihre Kinderbücher übrigens in meinem Laden, und am liebsten immer wieder „Gute Nacht, Gorilla“!

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