Deutscher Hörbuchpreis Deutscher Hörbuchpreis 2017: Das sind die Gewinner

Fünf Gewinner des „Hörbuch-Oscars“ stehen fest: Der Verein Deutscher Hörbuchpreis e.V. gab soeben die prämierten Titel in den Erwachsenen-Kategorien bekannt. Für die 15. Verleihung des Preises wurden 324 Hörbücher von 70 Verlagen bewertet. BuchMarkt lässt die freudigen Preisträger zu Wort kommen.

„Er ist ein magischer Schauspieler. Die Figuren, die er spielt, interpretiert er in Film und Fernsehen mit seiner physischen Präsenz ebenso eindringlich wie auf Hörbüchern mit seiner puren Stimme.“ So schwärmt nicht etwa die Jury des Deutschen Hörbuchpreises über den diesjährigen „besten Interpreten“ Ulrich Noethen, sondern sein Vorlagen-Lieferant Friedrich Ani. Gegenüber BuchMarkt sagte der Autor: „Ich freue mich unbändig über den Hörbuchpreis für ihn als besten Interpreten. Mir scheint, dass mein Roman ein neues Ende erreicht hat, und noch dazu eines der schönsten, das ich mir vorstellen kann. Keep the fire burning, verehrter Ulrich Noethen!“

Die Jury würdigte Noethen für seine Interpretation des Romans Nackter Mann, der brennt – die Lesung ist bei Hörbuch Hamburg erschienen. Dort herrscht ebenfalls große Freude: „Es ist ein Glück, wenn ein Sprachvirtuose und ein begnadeter Sprecher aufeinandertreffen! Ulrich Noethen setzt das, was Friedrich Ani aufs Papier gebracht hat, grandios um. Er erzeugt mit seiner warmen, aber Distanz wahrenden Stimme und einem feinen Gespür für Figuren, Situationen und Sprache eine Atmosphäre, die den Hörer bis zur letzten Minute gefangen hält. Wir freuen uns mit ihm über den Deutschen Hörbuchpreis!“

Bibiana Beglau, Foto: Stephanie Fuessenich
Bibiana Beglau, Foto: Stephanie Fuessenich

Als „beste Interpretin“ ausgewählt wurde die mehrfach preisgekrönte Schauspielerin Bibiana Beglau für ihre Lesung des Romans Die Unglückseligen von Thea Dorn, erschienen im Hörverlag. Beglau stelle sich „mit furiosem schauspielerischem Können“ den Herausforderungen des komplexen Romans, meint Hörverlag-Pressesprecherin Heike Völker-Sieber. „Sie findet und entwickelt die perfekten Tonlagen für seine unterschiedlichen Stimmungen und Figuren mit ihren individuellen Ausdrucksformen. Dabei trifft sie exakt die vielfältigen Gefühlsnuancen der Vorlage und stellt über 19 Stunden ihre eindrucksvolle Bandbreite unter Beweis. Eine mehr als verdiente Preisträgerin!“

Hans Sarkowicz, Foto: HR Ben Knabe
Hans Sarkowicz, Foto: HR Ben Knabe

„Bestes Sachhörbuch“ ist Geheime Sender – Der Rundfunk im Widerstand gegen Hitler, erschienen im Hörverlag. Ausgezeichnet wird Hans Sarkowicz, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt. Mit Geheime Sender lässt er nun die Hörer an den Ergebnissen seiner tiefen Recherchen teilhaben, „die in ihrer Fülle und Intensität geradezu atemberaubend sind“, stellt Heike Völker-Sieber fest. Zahlreiche, teils bisher unveröffentlichte O-Töne, eingebettet in erhellende Kommentare, beleuchten mediengeschichtliche und politische Hintergründe, große Zusammenhänge ebenso wie ihren Einfluss aufs Alltagsleben. „Im Akustischen entfaltet sich die ganze Wirkung dieser unvergleichlichen Recherche- und Autoren-Leistung. Ein solches Standardwerk verlegen zu dürfen, ist ein großes Glück für uns.“

Frank Witzel, Foto: Gianni Plescia
Frank Witzel, Foto: Gianni Plescia

Zum „besten Hörspiel“ des vergangenen Hörbuchjahres wählte die Jury eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, erschienen im belleville Verlag: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969. „Die Übertragung eines so überbordenden Romans in ein Hörspiel kann gleichermaßen Glücksfall wie Risiko sein“, erklärt Katarina Agathos, die Chefdramaturgin des BR. „Autor, Zeichner und Musiker Frank Witzel und Regisseur Leonhard Koppelmann haben mit ihrer Adaption ein eigenständiges akustisches Kunstwerk geschaffen. Sie sind dem Text in seiner offenen Form und nicht-linearen Erzählweise mit pedantischer und fantastischer Genauigkeit auf vielen Wegen begegnet – unter anderem über Klangräume, Musik und Zeichnungen, die Eingang in die Hörbuchgestaltung fanden. Dass das Ergebnis dieser gemeinsamen Begegnung und Spielfreude nun mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wird, freut mich enorm.“

Leonhard Koppelmann
Leonhard Koppelmann

Noch mehr schwärmt Leonhard Koppelmann über die Zusammenarbeit mit dem Autor: „Ich arbeite in einem der schönsten Berufe, die ich mir vorstellen kann. Nicht nur, dass ich mich häufig mit großartiger Literatur auseinandersetzen darf, manchmal lerne ich auch die Autoren über dieser Arbeit näher kennen. Und wenn es so eine intensive und glückliche Zusammenarbeit wie mit Frank Witzel bei der ‚Erfindung der Roten Armee Fraktion‘ ist, wird sogar eine Freundschaft daraus. Schon die Lektüre seines Generationenromans ist ein Geschenk, die gemeinschaftliche Arbeit auch über das Hörspiel hinaus ein noch größeres!“

Die „beste Unterhaltung“ lieferte nach Meinung der Jury die Produktion Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke – live, erschienen bei Random House Audio. Im dritten Band seiner Erinnerungen erzählt Joachim Meyerhoff von der Zeit seines Schauspielstudiums in München. Den inzwischen Verstorbenen widmet der Enkel mit dem Buch ein ebenso liebe- wie humorvolles Porträt. In der Live-Lesung zeige er sowohl den Autor als auch den Schauspieler Meyerhoff „mit seiner beeindruckenden Bühnenpräsenz, stimmungsvoll und getragen von einem enthusiastischen Publikum“, erklärt Kathrin Arnold, Pressesprecherin des Hörbuchverlags. „Meyerhoff liest live mit einer Verve und einem fantastischen Gespür für Timing und Ausdruck, die der Bühnenmensch in keiner Sprecherkabine entwickeln könnte!“

Festgelegt wurden die Gewinner durch die so genannte Preisträger-Jury: Christine Westermann (Journalistin), Katty Salié (Moderatorin), Karla Paul (Buch-Bloggerin), Ursula Voss (NDR), Astrid Roth (Regisseurin und Dozentin), Jörg Hopfgarten (Buchhändler), Lothar Sand (Börsenverein), Franz Josef Görtz (FAZ) sowie als „Stimme des Hörers“ Dana Schuster (private Hörerin).

Die vorige Auswahl festgelegt (http://www.buchmarkt.de/meldungen/deutscher-hoerbuchpreis-18-nominierungen-stehen-fest) hatte die Nominierungs-Jury: Ute Romeike (Hörbuchhändlerin), Andreas Bick (Komponist), Christine Härle (früher Hörbuch-Programmleiterin), Annemarie Stoltenberg (Medienstiftung Hamburg/Schleswig-Holstein), Frauke Jäger (Buchhändlerin), Matthias Kapohl (Hörspielautor) und Jochen Meißner (u.a. Mitveranstalter des Berliner Hörspielfestivals).

Offen ist noch der Preisträger in der Kategorie „Bestes Kinderhörbuch“ – er wird am 2. Februar bekanntgegeben. Noch im Rennen sind:

Cornelia Funke: Die Feder eines Greifs (Atmende Bücher)

Ute Krause: Im Labyrinth der Lügen (cbj audio)

Andreas Steinhöfel: Anders – Das Hörspiel (Silberfisch bei Hörbuch Hamburg / WDR)

Die Gala zum Deutschen Hörbuchpreis wird am 7. März im WDR-Funkhaus gefeiert und live im Radio übertragen (ab 20.05 Uhr auf WDR 5, hr2-kultur, NDR Kultur, SWR2 und Antenne Saar).

rw

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