TV-Tipp Die Bücher in „Druckfrisch“ am 26. Januar 2020 um 23:35 Uhr :

Das sind die Bücher und Autoren, die in „Druckfrisch“ am 26. Januar 2020 um 23:35 Uhr vorgestellt werden

Monika Helfer: „Die Bagage“ (Hanser)

Eine Hommage an die „Bagage“ der Vorfahren und an die Kraft des familiären Zusammenhalts in Zeiten des Krieges – Monika Helfer lässt die turbulente Geschichte ihrer Großeltern noch einmal Revue passieren. Maria ist die unbestritten schönste Frau des Dorfes, Josef ein schweigsamer, aber intelligenter und attraktiver Mann. Kaum jemand im Ort, der nicht über die beiden spricht.

Dennoch lebt das Ehepaar mit seinen vier Kindern isoliert von der Dorfgemeinschaft etwas abseits in ärmlichen Verhältnissen. Mit dem Ausbruch des Ersten  Weltkrieges geht es für alle ums Überleben: Für die Männer, die als Soldaten an die Front abkommandiert werden und für deren Familien, die in einem Alltag zurück bleiben, der zusehends größere Opfer verlangt.

Auch Maria ist ganz auf sich allein gestellt. Ihre außergewöhnliche Erscheinung sichert ihr zwar die Gunst des wohlhabenden und vermeintlich Schutz bietenden Bürgermeisters, aber gleichzeitig weckt sie dessen Begehren. Und nicht nur das seine! Zu der kriegsbedingten wirtschaftlichen Not kommen verstörende Gewissenskonflikte: Welche Bedeutung haben Begriffe wie Treue, Freundschaft, Verrat und Eigentum, wenn die Kinder hungern und alles, so wie das ganze Vaterland, auf den sicheren Untergang zusteuert?

Maria Helfer setzt ihren Großeltern, Tanten und Onkeln mit ihren Erinnerungen an diese von der Dorfgemeinschaft so genannte „Bagage“ ein rührendes Denkmal.

Dror Mishani: „Drei“ (Diogenes)

Über Verführung, Vertrauen und den Verlust aller Sicherheiten – Dror Mishani erzählt in seinem Roman „Drei“ von alltäglichen Schicksalen in einer Großstadt und entwirft dabei ein feinfühliges Psychogramm der israelischen Gesellschaft.

Sie stehen in der Mitte ihres Lebens, sind aufgeklärt und unabhängig, aber einsam: Drei Frauen, die auf der Suche nach Zuwendung und Nähe demselben Mann begegnen. Nach und nach offenbart sich, wer dieser Mann wirklich ist. Alle vier Romanfiguren sind äußerst lebensnah und präzise gezeichnet, so, als könnten sie jeden Moment aus dem gegenüberliegenden Hause treten. Was erwarten sie und was erwartet sie? Wer sagt die Wahrheit, wer lügt, wer ist Opfer und wer Täter?

Dror Mishani  lässt mit sicherem Gespür für die kleinen Alltagsdramen, menschlichen Sehnsüchte und Nöte seine Figuren in ihr Schicksal stolpern und hält dabei den Leser in ständiger Alarmbereitschaft. Dieser hat anfangs nur eine vage Vermutung, dass irgendetwas schief laufen könnte, ohne aber dabei an ein Verbrechen zu denken. Dror Mishani setzt ganz auf die mit überzeugenden Dialogen dargestellte Perspektive der Frauen, die durch ihre berührenden Lebensgeschichten dem Leser nach und nach ans Herz wachsen.

So ist „Drei“ kein klassischer „Kriminalroman“, wie Dror Mishanis vorausgegangenen Bücher um den Kommissar Avraham, der ihn in Israel berühmt machte. Sein neuer Roman ist in weiten Teilen eine Analyse der israelischen Gesellschaft und eine Beschreibung der Stadt Tel Aviv, die in einem ständigen Kriegszustand lebt und in der „eine Normalisierung und Rationalisierung von Gewalt und Tod stattfindet“ (Dror Mishani).  Nun hat der in Israel bereits sehr populäre Autor auch die internationalen Bestsellerlisten erobert. Eine Verfilmung ist geplant.

Denis Scheck empfiehlt

Denis Scheck empfiehlt Karl-Heinz Otts „Hölderlins Geister“ (Hanser): „Hölderlin will in seiner Dichtung die verloren gegangene Einheit wiederherstellen, das Band zwischen Menschen und Göttern neu knüpfen. Mit großem Einsichtsreichtum, wortgewaltig und mit schlagendem Witz wandelt Karl-Heinz Ott auf Hölderlins Spuren“.

Bestsellerliste:

Und wie immer in „druckfrisch“: Der lustvoll pointierte Kommentar zur Spiegel-Bestsellerliste, diesmal: „Sachbuch“. Musikalisch eingeläutet von dem Schriftsteller und Musiker Niklas Natt och Dag.

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