Impressionen von der Konstanzer Sommerbörse Die Konstanzer Bücherbörse auf See oder: „Bist du jetzt Bärbel oder Dora?“

Wenn es am Verlagsabend beim Sommertermin der Bücherbörse Konstanz auf den Bodensee geht, haben alle Gäste einen arbeitsreichen Tag im Festsaal des Steigenberger Inselhotels hinter sich und freuen sich auf eine sanfte Brise, schöne Aussicht, leckeres Essen, lockere Gespräche, erfrischende Getränke und erheiternde Unterhaltung.

Dieses Jahr hatte der dtv das Schiff gechartert und die Kolleginnen und Kollegen aus Buchhandel und Verlagsvertretungen zum gemeinsamen Ausklang eingeladen. Vertriebsleiterin Anke Hardt freute sich gemeinsam mit Mathias Gross und Kathrin Freudenberg über die Gelegenheit, ihre Autorin und ehemalige Vertreter-Kollegin Bärbel Schmidt (Dora Heldt)  an Bord zu haben und deren besonderen Erlebnisse zu lauschen, die das Leben in dieser Doppelrolle mit sich bringt.

Als Bärbel Schmidt habe sie zwischen 1992 und 2017 an rund hundert Vertreterbörsen in Hamburg und Bremen teilgenommen, aber das schöne Ambiente von Konstanz genieße sie zum ersten Mal. Zur Autorin wurde sie dank ihrer Scheidung, denn „anstatt sich ein Geländepferd zu kaufen, begann sie mit dem Schreiben gegen die Langeweile in der reisefreien Zeit. In den letzten zwei Wochen der Reise kannst du deine eigene Stimme nicht mehr hören“, resümierte die Wortgewandte die Arbeitsphasen mit sechs Terminen pro Tag und folgte der Anregung durch einen Verleger „Schreib doch mal, du redest so viel.“

Da sie als Vertreterin ihre eigenen Bücher verkaufen „musste“ und innerhalb der Branche unangenehme Situationen vermeiden wollte, wählte Bärbel Schmidt ein Pseudonym für ihre Werke, mit denen sie als Dora Heldt bald zur Bestsellerautorin avancierte. Kitzlig wurde es höchstens bei Messen, denn da waren beide anwesend. Erkennungszeichen war die Namensplakette am Revers: mit Schild war sie die Vertreterin Bärbel Schmidt und ohne die Autorin Dora Heldt und da wurde schon mal gefragt: „Bist du jetzt Bärbel oder Dora? Aha – kannst du mal ‘nen Lappen holen?“

Über ihre Arbeitsweise erzählt sie, dass sie die ersten Bücher einfach nach Feierabend runter schrieb, dass die Vorlage für Heinz ihr Vater Rudolph Schmidt sei, der als Fremdenführer auf Sylt zwar die lokalen Details liefere, aber eben nicht unbedingt wie seine fiktive Ableitung einen neuen Koffer auf Rollen brauche, worauf er aber gelegentlich angesprochen werde. Krimis schreibt Dora Heldt erst seit Bärbel Schmidt nicht mehr im Berufsleben steht, denn vorher fehlte ihr für die strukturierte Plot- und Charakterentwicklung die Zeit. Das Dranbleiben am Stoff und damit ordentlicheres Arbeiten stecken also hinter den Sylt-Krimis um die Rentner-Clique, denn „mich hat noch nie die Muse geküsst“, verrät Dora Heldt. Oder ist es Bärbel Schmidt? Momentan arbeitet sie an einem neuen Roman. „Drei Frauen am See“ handelt von drei Freundinnen, vier Leben und einem Haus am See sowie einem die Biografien verbindenden Geheimnis, das am 31. August mit Erscheinen des Buches gelüftet wird. „Das war schon ein besonderes Jahr als ich dieses Buch schrieb“, erinnert sich die Autorin. Intensiver als mit anderen Büchern sei es gewesen und mit Blick auf die Lektüre der eigenen Tagebücher als damals Achtzehnjährige bemerkte sie lakonisch: „man wundert sich, dass man’s überlebt hat.“

Skurrile Erlebnisse lässt Dora Heldt in ihre Kolumnen fließen und der Gedanke, „du Idiot, du bist nächstes Jahr in der Für Sie“, sorge für manchen Frustabbau.

Bärbel Schmidt und ihre Stimme, die am Telefon wie ein Kerl klingen mag – was höchstens für eine Fernbeziehung reiche, denn Männer fänden Frauen mit zart hauchender Stimme attraktiv und hätten Angst vor dreckigen Stimmen – legte Dora Heldt Kreidereste ins Sprechorgan und so klappte nicht nur der Rest, sondern der gesamte Abend. Gute Stimmung prägte die Atmosphäre an Bord und die dtv-Buchpakete, fangfrisch von Dora Heldt signiert, baumelten an den Armen der Passagiere, als sie MS Gunzo nach der Rückkehr in den Konstanzer Hafen verließen um tags darauf an der Börse wieder auf die geschäftliche Seite der Buchbranche zu wechseln.

Gudrun Schäfer-Burmeister

 

Die nächsten Börsentermine sind am 31. Januar und 1. Februar 2019 sowie am 4. und 5. Juli 2019

 Informationen und Anmeldungen unter www.buecherboerse-konstanz.de

 

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