Literarischen Stimmen Europas Gehör verschaffen Die Preisträgerinnen des Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises 2022 stehen fest

 

Die Preisträgerinnen des Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises 2022 sind ausgewählt. Den Preis für die beste Übersetzung erhält Agnese Grieco für Annette, un poema eroico, die italienische Version von Anne Webers Annette, ein Heldinnenepos. Die Jury attestiert der Übersetzung von Agnese Grieco einen Grad an Freiheit, der es ihr ermöglicht, eine kunstvolle, rhythmische, versartige, doch leicht fließende Prosa zu schreiben. Damit bewältige sie die besonderen Herausforderungen dieser 4Übersetzung in herausragender Weise.

Mit dem Preis für das Lebenswerk wird Margherita Carbonaro ausgezeichnet. Ihre Übersetzungen überzeugen durch konstant hohes Niveau, so begründet die Jury ihre Wahl. Ein wichtiger Teil ihres Schaffens ist der Nobelpreisträgerin Herta Müller gewidmet, als deren „italienische Stimme“ sie angesehen werden könne. Dabei sei es ihr gelungen, den lyrisch rauen, mitunter harten Stil der Autorin, seinen Reichtum an Metaphern, Redewendungen und surrealen Traumvisionen wiederzugeben.

Der Förderpreis für die beste Nachwuchskünstlerin geht an Dafne Graziano für die Übersetzung von Hochmut (Superbia) von Eva Menasse. In dieser Erzählung entwirft die Autorin das Porträt eines Wiener Adeligen ihrer Generation und des ihn umgebenden exzentrischen Künstlerkreises. Die junge Übersetzerin erfasst genau die subtile Ironie und den mitunter liebevoll spöttischen Tonfall dieser Prosa, den sie vor allem durch die treffende Wortwahl in der Zielsprache wiedergibt – so die Würdigung der Jury.

Die Preisverleihung wird am 17. Mai in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo stattfinden. Die Veranstaltung wird live im Internet übertragen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärt: „Mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis würdigen wir die Kunst des Übersetzens als unverzichtbaren Beitrag zum kulturellen Austausch. Übersetzerinnen und Übersetzer verschaffen den starken Stimmen europäischer Literatur über Sprachgrenzen hinweg Gehör. Besonders gelungen ist dies den Preisträgerinnen 2022. Mit ihren Übersetzungen haben sie wahre Perlen deutschsprachiger Literatur nach Italien gebracht. Dabei sind ihre Werke zugleich wichtige Beiträge zur künstlerischen Auseinandersetzung mit den Wunden der europäischen Geschichte, die uns – gerade angesichts der gegenwärtigen Bedrohungen – eindringlich die Bedeutung freiheitlicher und demokratischer Werte vor Augen führen.“

Und der italienische Kulturminister Dario Franceschini: „Übersetzen erfordert eine profunde Kenntnis zweier Kulturen: derjenigen der Sprache, aus der man übersetzt, und derjenigen der Sprache, in die man übersetzt. Es handelt sich um eine schöpferische Arbeit, die Kompetenz, Sensibilität und Sorgfalt erfordert. Durch die Anregung des Austausches von Ideen und Gedanken vermag sie es, Völker und Kulturen miteinander zu verbinden. Deshalb wurde sie in der schwierigen Zeit der Pandemie durch entsprechende Unterstützungsleistungen für Literaturübersetzer gefördert, und verdient heute mehr Anerkennung, auch durch eine deutlich sichtbare Angabe der Namen von Übersetzern auf Buchtitelseiten.“

Mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis werden seit 2008 abwechselnd Übersetzungen aus der einen in die jeweils andere Sprache ausgezeichnet. Der mit je 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre alternierend in Rom und Berlin von der Kulturstaatsministerin und dem Italienischen Kulturminister vergeben. In den dazwischenliegenden Jahren finden mehrtägige Treffen verschiedener Übersetzerinnen und Übersetzern aus Deutschland und Italien statt, die den fachlichen und persönlichen Austausch dieser für die kulturellen Beziehungen beider Länder entscheidenden Mittlerinnen und Mittler vertiefen.

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