Auf Platz 1: Benjamin Lahusen: "Der Dienstbetrieb ist nicht gestört. Die Deutschen und ihre Justiz 1943 – 1948" (C.H. Beck Verlag) Die „Sachbücher des Monats September 2022“

Die Bestenliste von Die Welt/WDR 5/Neue Zürcher Zeitung/ORF-Radio Österreich 1:

1.Benjamin Lahusen: Der Dienstbetrieb ist nicht gestört. Die Deutschen und ihre Justiz 1943 – 1948, C. H. Beck Verlag

2.Markus Brauckmann/Gregor Schöllgen: München 72. Ein deutscher Sommer, Deutsche Verlags-Anstalt

3.Wolfgang Bauer: Am Ende der Straße. Afghanistan zwischen Hoffnung und Scheitern. Eine Reportage, Suhrkamp Verlag

4. Rebecca Solnit: Orwells Rosen. Übersetzt von Michaela Grabinger, Rowohlt Verlag

5.Irina Rastorgueva: Das Russlandsimulakrum. Kleine Kulturgeschichte des politischen Protests in Russland, Verlag Matthes & Seitz Berlin

6.Scott Weidensaul: Auf Schwingen um die Welt. Die globale Odyssee der Zugvögel. Übersetzt von Sebastian Vogel, Verlag hanserblau

7.Ben Wilson: Metropolen. Die Weltgeschichte der Menschheit in den Städten. Übersetzt von Irmengard Gabler, S. Fischer Verlag

8.Andreas Schäfer: Die Schuhe meines Vaters, DuMont Buchverlag

9. Antonia Rados: Afghanistan von innen. Wie der Frieden verspielt wurde, Christian Brandstätter Verlag

10. Robert Misik: Das grosse Beginnergefühl. Moderne, Zeitgeist, Revolution, Suhrkamp Verlag (es)

Besondere Empfehlung des Monats September: Thomas Macho, Warum wir Tiere essen, Molden Verlag

Schon der Titel dieses schmalen, eleganten Buches verblüfft: In der Regel erwarten wir, geht es um Ernährungsfragen, eher die Frage, ob wir Tiere überhaupt noch verspeisen dürfen. Thomas Macho geht schlicht von dem Faktum eines steigenden globalen Fleischkonsums aus, und fragt danach, warum dies so ist. Seine Antwort ist so einfach wie erstaunlich: Weil wir Tiere sind. Und manche Tiere ernähren sich eben von anderen Tieren. Die moderne These, dass der Mensch sich keine Sonderstellung anmaßen darf, gewinnt damit eine besondere Pointe. Mit der Überlegung, dass der Mensch in seiner Evolution ursprünglich allerdings nicht der Jäger, sondern der von anderen Tieren Gejagte war, und dass sich dies tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben hat, eröffnet Macho eine kulturgeschichtliche Perspektive auf das Verhältnis von Tier und Mensch, die spannend und überdies ungemein lehrreich ist. Allein die Reflexionen über fundamentale Hungererfahrungen und modische Askese lohnen die Lektüre. Der Essay schließt mit dem nüchternen, völlig unideologisch vorgetragenen Hinweis, dass wir viele Wege beschreiten müssen, um eine aus guten Gründen anzustrebende Reduktion des Fleischverzehrs zu erreichen. Der Vorschlag, nur noch jene Tiere zu essen, die man selbst getötet hat, macht schlagartig klar, dass wir uns Tiere auch deshalb einverleiben, weil wir angesichts der appetitlich präparierten Fleischstücke im Supermarkt kaum noch mitbekommen, dass dafür Lebewesen sterben mussten.  (Konrad Paul Liessmann)

 

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