Aus der Werkstatt der Verlage Edition Nautilus: „Vielleicht kann Literatur doch wenigstens zeigen, wie es war, ist und anders sein könnte“

In loser Folge blättern wir wieder spannende Editorials der aktuellen Novitäten -Vorschauen auf. Heute hier mit dem Editorial des Verlagskollektiv der Edition Nautilus:

Franziska Otto, Klaus Voß, Katharina Bünger, Katharina Picandet, Timo Schröder:  „Die Crew aus dem U-Boot“ ©Ulrike Schacht

 

Beim Rückblick auf die Weltlage in den letzten zweieinhalb Jahren kann man nicht anders als festzustellen, dass es abwärts gegangen ist. Was soll man sagen: Der gesellschaftliche Zusammenhalt, die Zuversicht ist erodiert; die Zivil- gesellschaft scheint schon lange im Harnisch – und jetzt ist auch noch Krieg. Nun machen wir zwar keine Bücher über Bäume, um mal mit Adorno dem Wohlleben einen letzten Stoß zu versetzen, und wir wissen zur Stunde auch noch gar nicht, ob es überhaupt genug Papier geben wird, um unser Herbstprogramm zu drucken – dennoch ist es fast makaber, dass Jean Malaquais’ Roman Planet ohne Visum, vor 80 Jahren geschrieben und nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt, eine derartige Aktualität hat: Wieder einmal sind Menschen zur Flucht gezwungen.

Aber vielleicht kann Literatur doch wenigstens zeigen, wie es war, ist und anders sein könnte – ob es nun bei Jean Malaquais um das Marseille der Vergangenheit geht oder bei José Ovejero in Aufstand um die gesellschaftlichen Verwerfungen der Gegenwart, die ganz ähnliche Gräben durch die Familien ziehen. In Sophie Sumburanes Kriminalroman Tote Winkel kann sich niemand mehr sicher sein, was wirklich war oder ist …

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Die Göttin der Anarchie hingegen soll nun endlich aus dem Schatten geholt werden: Lucy Parsons war einst die bekannteste radikale Schwarze Anarchistin und Wortführerin der US-amerikanischen Arbeiterbewegung, doch heute ist sie so gut wie vergessen – eine Wissenslücke, die Jacqueline Jones in ihrer umfassenden Biografie und Zeitgeschichte endlich schließt.

Jacinta Nandi gewinnt den Realitäten alleinerziehender Mütter in 50 Ways to Leave Your Ehemann neben berechtigter Wut auch komische Seiten ab – Mutterwitz oder Galgenhumor? Und Grégory Pierrot fordert: Dekolonisiert den Hipster, der nur auf dem gut gedüngten Boden weißer Vorherrschaft gedeihen konnte. Der Maschinenstürmer Gavin Mueller schließlich bietet eine fundierte Kritik nicht nur linker Technikgläubigkeit.

Das posthum erscheinende letzte Prosawerk von Etel Adnan, Die Stille verschieben, wird Ausstellungen ihrer Werke in München, Berlin, Düsseldorf und Amsterdam begleiten.

Also, wenn es im Herbst noch Papier gibt, können und sollten Sie das alles lesen, empfehlen und verkaufen. Wenn nicht, dann eben als E-Book.

Mit den besten Grüßen aus dem U-Boot, die Crew der Edition Nautilus Franziska Otto, Klaus Voß, Katharina Bünger, Katharina Picandet, Timo Schröder

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