Buchtage Erster Schritt in Richtung Strukturreform

Heinrich Riethmüller

Top-Thema auf dem heutigen 16. Branchenparlament war die Strukturreform des Verbandes. Dazu unterbreiteten der Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis, die Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses Dr. Kyra Dreher und der Geschäftsführer des Verleger-Ausschusses Rolf Nüthen ihre Vorschläge.

„Wir wollen Teillösungen vorstellen“, sagte Skipis und bezog sich auf die Dankesrede von Viola Taube für die Verleihung der Goldenen Nadel [mehr…], sie sei eine „Blaupause für die Branchen- und Verbandsreform“.

Skipis begann mit einem bildlichen Vergleich: Ein Frosch, der in heißes Wasser geworfen werde, versuche augenblicklich, dieser misslichen Lage zu entkommen. Ein Frosch jedoch, der in kaltes Wasser geworfen wird, das langsam erhitzt werde, merke die Bedrohung nicht und sterbe. „Das Wasser wird in unserer Branche gerade wärmer“, schlug Skipis die Brücke zum Thema und ging auf die Veränderungen ein:

1. Der Verband wolle die gesamte Branche abbilden. Was vor zehn Jahren noch möglich gewesen sei, ist es heute nicht mehr. „Wir sind nicht mehr in der Mitte der Branche“, stellte Skipis fest. Neue Player seien hinzu gekommen.
2. Die Möglichkeiten, Interessen zu artikulieren, müssten erweitert werden. Daraus resultiere auch ein Informationsgewinn.
3. Das Engagement der Mitglieder müsse forciert werden. „Es ist schwierig geworden, neuen Mitgliedern Ratschläge zu erteilen, wie und wo sie sich am besten engagieren können“, sagte Skipis.
4. Vernetzung müsse gefördert werden.
5. Der reformierte Verband müsse Heimat und Identität bieten.

„Aus all diesen Gründen müssen wir uns mit der erhöhten Temperatur beschäftigen“, unterstrich der Hauptgeschäftsführer.

Die Ziele der Reform stellten die Vortragenden in einer Power-Point-Präsentation kurz und prägnant dar (in der Fotostrecke). Für die Mitglieder bedeute die Reform, dass sie ihre Kompetenz punktgenau einbringen und vom Fachverstand Dritter profitieren können. Die Vernetzung mit Gleichgesinnten und anderen Marktteilnehmern werde besser, die Artikulierung der Interessen direkter und unabhängig von einer Wahl. Daraus könne schließlich Nutzen für das eigene Unternehmen gezogen werden.

Rolf Nüthen äußerte, dass die Ziele nur mit dem Umbau der Spartenorganisation erreichten werden könnten. „Dabei geht es nicht um die Abschaffung des Verbandes“, unterstrich er. Vielmehr sei durch die Bildung von Interessengruppen mit gleichen Unternehmensstrukturen, wie sie derzeit im AkS und AkV bereits bestünden, oder Interessengruppen mit gleicher Programm- bzw. Sortimentsstruktur oder gleichen Schwerpunkten wie zum Beispiel der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren mehr Partizipation und flexiblere Reaktion möglich.

Neben den Interessengruppen sollen die zeitlich begrenzten Task Forces ausgebaut werden. „Die Ausschüsse bleiben davon unberührt“, betonte Nüthen.

„Wir sehen die Strukturreform als iterativen, also schrittweisen Prozess“, sagte Kyra Dreher. Damit sollen die Interessengruppen nach und nach aus den Arbeitskreisen entstehen und sich anderen Sparten öffnen.

Die Arbeit des Branchenparlaments könnte den Fachausschüssen übertragen werden. „Alles ist ein Lernprozess“, merkte Dreher an.

In der Diskussion nannte Thomas Bez die Ausführungen „interessant“ und die Vorschläge „gute und basisdemokratisch“. Doch sollte eine klare Abgrenzung zwischen Interessengruppen und Task Forces erfolgen.

Dieter Dausien unterstrich: „Die spartenübergreifende Diskussion ist wichtig.“ Außerdem müssten in die Gespräche über die Verbandsreform alle Mitglieder einbezogen und ein entsprechender Informationsfluss gewährleistet werden.

Alexander Skipis erläuterte, dass die Interessengruppen eigene Verantwortung haben. Sie würden von einem hauptamtlichen Mitglied begleitet und vom Vorstand unterstützt.

„Wo ist die große Veränderung?“, fragte Jürgen Horbach, „für mich ist die nicht so sichtbar.“ „Die Interessengruppen sind etwas völlig Neues. Außerdem müssen die Fachausschüsse künftig interdisziplinär arbeiten“, entgegnete Skipis.
Beschlüsse würden in den Fachausschüssen getroffen, das werde in der Satzung geregelt, ergänzte der Hauptgeschäftsführer. „Wir werden nach einem oder anderthalb Jahren wissen, wie es funktioniert“, sagte er.

Auf Fragen zu Finanzen erklärte Skipis, dass man mit dem derzeitigen Budget auskommen wolle, jedoch zurzeit keine Zahlen nennen könne – das wäre unseriös. „Aber das Budget ist nicht das Ziel der Reform“, unterstrich Skipis.

„Eine größere Partizipation ist für mich nicht sichtbar“, meinte Jörg Robbert. Man müsse mehr zu den Mitgliedern gehen. Vielleicht seien ja da Regionalkonferenzen sinnvoll.

In einer Abstimmung sprach sich die große Mehrheit bei nur vier Enthaltungen für die Reform aus.

Dennoch bewegte das Thema Finanzen das Parlament weiter. „Die finanziellen Ressourcen werden knapper, das wissen wir. Seit 2008 nehmen wir eine Million Euro weniger an Mitgliedsbeiträgen ein. Aber wir bauen keine Luftschlösser, wir haben das im Blick“, erklärte Matthias Heinrich.

„Ich möchte die eine Stimme des Branchenverbandes erhalten wissen und befürchte eine Zersplitterung und den Rückgang der Mitglieder“, sorgte sich Manfred Keiper.
„Wenn man heute im Börsenverein mitarbeiten will, muss man sich wählen lassen. Das wird sich ändern, denn die Mitglieder können sich bei den Themen einbringen, die sie interessieren“, entgegnete Heinrich Riethmüller. Außerdem solle die Bedeutung des Branchenverbandes nicht geschmälert, sondern verstärkt werden.

Alexander Skipis sicherte zu, die Vorschläge zur Strukturreform bis zu den Buchtagen in Berlin zur Beschlussfassung vorzulegen.

JF

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