Kommentar der eBuch eG zur Diskussion um eine Novellierung des Buchpreisbindungsgesetzes „Es wäre der Anfang vom Ende der Buchbranche wie wir sie kennen und lieben.“

Die eBuch Verbundgruppe wendet sich mit einem Kommentar zur Novellierung des Buchpreisbindungsgesetzes an die Branchenöffentlichkeit und kritisiert die Forderung nach „höheren Rabatten“ für die „Großen“:

Im Kontext zum Börsenblatt-Artikel „Debatte: Ist die Buchvielfalt in Gefahr?“ vom 25. November 2020  sollte man sich an folgende Aussage von Heinrich Riethmüller erinnern: „Schrittmacher der Branche sind nicht mehr wie früher die Zwischenbuchhändler, sondern Thalia, die Mayersche, Hugendubel und manchmal auch Osiander. Aber: Diese Innovationen kosten Geld und sind ein unternehmerisches Risiko. Genau dafür brauchen die Großen auch hohe Rabatte.“
(Interview vom 6. November 2019 im Börsenblatt)

Innovationstreiber sind sicher nicht mehr nur der Zwischenbuchhandel, auch die erwähnten Unternehmen wie Hugendubel und Thalia/Mayersche haben in der jüngsten Vergangenheit mit dem Tolino wichtige Impulse im Buchmarkt gesetzt. Jedoch sind es nach wie vor die Barsortimente und besonders die Verbundgruppen, die mit vielen fortschrittlichen und nachhaltigen Lösungen zur wirtschaftlichen Stabilität des inhabergeführten Buchhandels beigetragen haben und beitragen.

Grenzwertig hohe Rabatte hat der Kettenbuchhandel längst, dass pfeifen die Spatzen von den Verlagsdächern. Wie soll das also gemeint sein? Die „Großen“ brauchten höhere Rabatte als der Zwischenbuchhandel, sprich die Barsortimente? Was sollte dieser Satz denn anderes bedeuten?
Eine Aussage, die allen Branchenregeln widerspräche, denn die Forderung wäre ja preisbindungsrechtlich gar nicht zulässig, wie wir alle wissen.

Aus unterschiedlichen Richtungen war zu hören, dass diese Forderung auf den Sitzungen der Fachausschüsse nochmals bekräftigt wurde, und so ist zu befürchten, dass die Novellierung des Buchpreisbindungsgesetzes ins Leere laufen wird. Während der Hauptversammlung wurde dazu leider nichts berichtet. Man kann sich unserem geschätzten Kollegen Thomas Bez nur anschließen: Das ist enttäuschend.

Es ist außerdem bemerkenswert, wenn nicht sogar irritierend, dass ausgerechnet Herr Riethmüller solche Äußerungen macht und für die „Großen“ einfordert.

Es mutet wie eine Kriegserklärung an jene kleineren, unabhängigen Sortimente an, deren Wettbewerbsfähigkeit stark von realistischen Konditionen nicht nur für sich, sondern auch für die Barsortimente abhängt. Eine Verschiebung in diese Richtung führt dahin, dass die Existenz unabhängiger Sortimente noch mehr gefährdet ist als ohnehin schon. Das Gleiche gilt sehr wohl auch für alle Verlage.

Eine Novellierung des Buchpreisbindungsgesetzes und vor allem die Einhaltung desselben sind für die Statik und das Gleichgewicht unseres Buchmarktes von immenser Bedeutung. Nicht nur für die Barsortimente, den unabhängigen und filialgeführten Buchhandel und die Verlage. Auch für den Verband.

Den Antrag des Vorstandes des Börsenvereins an das Hauptamt, weiter nach einem gangbaren Weg zur Novellierung des Buchpreisbindungsgesetzes zu suchen, begrüßen wir deshalb entschieden.

Das Buchpreisbindungsgesetz gibt uns allen Schutz und sorgt für eine kulturelle Vielfalt und einen ausgewogenen Wettbewerb. Das darf nicht durch innere Marktverschiebungen gefährdet werden.

Es wäre der Anfang vom Ende der Buchbranche wie wir sie kennen und lieben.

Kommentare (3)
  1. Innovation ist schön und gut, doch darf man sich hier von Digitalisierung und Virtualität nicht blenden lassen. Das auf Vertrauen gegründete persönliche Gespräch von Mensch zu Mensch bleibt meiner Ansicht nach die Grundlage jedweden Handels und zuförderst des Buchhandels und ist insbesondere eine Stärke des inhabergeführten Sortiments. Wenn Innovation honoriert werden soll, dann um so mehr die buchhändlerische Leistung des Austauschs, des Gesprächs.

  2. Dem Kommentar von Andreas Lentz kann ich nur voll und ganz zustimmen. Selbst ’nur‘ Leser und Kunde ist der unabhängige Sortimentsbuchhandel unverzichtbar, weil nur er den persönlichen Kontakt Leser/Kunde-Buchhändler garantiert. Digitalisierung und e-book-Euphorie können das haptisch seit Jahrhunderten bewährte Buch nicht ersetzen. Und vergleicht man die umweltschädliche Datenspeicherung mit einem holzfrei und säurefrei gedruckten Papierbuch, so ist die Gesamtbilanz des gedruckten Buches bei weitem besser.
    Aber Ketten in Bausch und Bogen zu verdammen wäre ebenso verfehlt – man denke nur an die äußerst bemühte Maria Rupprecht der gleichnamigen Kette.
    Besser wäre es, Bücher gänzlich von der MWSt zu befreien – denn Bücher sind wie Theater, Kinos, Kleinkunstbühnen etc. ‚Grundversorger‘ – nicht erst, aber gerade in Zeiten von Corona.
    Dieter Klug

  3. Jetzt lese ich erst das Tagesmotto „Lesen macht klug und glücklich“.
    Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen!
    Dieter Klug

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