Buchhandel Experten informierten über Rationalisierung im Einkauf

Ellen Braun fragte eingangs: „Hat jemand Geld zu verschenken?“

Am Sonntag hatte der Landesverband Nordhein-Westfalen des Börsenvereins in Essen zum Informationstag „Rationalisierung im Einkauf“ eingeladen. BuchMarkt berichtete in der Vergangenheit mehrmals über die Entwicklung und Auseinandersetzung über die verschiedenen Bezugsmodelle (siehe Heft 07/2005, 08/2005 und 10/2005 und die Online-Debatte zwischen Jochen Wörner und Dieter Borsche, [mehr…]).

Die Debatte in der Branche kocht weiter, jedoch sind es nach Angaben von Gabriele Schink, der Geschäftsführerin des Börsenvereins, ¾ der Buchhändler, die sich noch nicht eingehend damit beschäftigt haben. Um etwas Licht in den Dschungel zu bringen, stellten die Referenten Rolf Sudendorf der LG Buch, Brigitta Lange und Sara Willwerth von Anabel, Solvey Munk von Umbreit, Stephan Schmitzer von Libri, Thomas Wich von KNV und Martin Rings vom Barsortiment Könemann ihre Einkaufsmodelle bzw. Konzepte vor. Durch die Veranstaltung führte die für Buchhandlungen und Verlage tätige Betriebsberaterin Ellen Braun aus Bamberg.

Die Veranstaltung war gut besucht, circa 130 Besucher waren da. Den Großteil davon machten die Buchhändler aus mittelständischen und kleinen Buchhandlungen aus. Viele hatten hier die Gelegenheit, sich eingehend mit den neuen Bezugsmodellen zu befassen, die sich vor allen an Unternehmen geringerer Größenordnung richten. Wie Gabriele Schink erinnerte, ist die Idee zu dieser Veranstaltung während der vergangenen Frankfurter Buchmesse entstanden, auch aus dem Grund, dass viele Buchhändler nicht in Frankfurt sein können bzw. dort nicht die Zeit für ähnliche Veranstaltungen zum Thema neue Bezugsmodelle aufbringen konnten.

Von den Rednern hob sich die Vorstellung von „Anabel“ der Einkaufsgenossenschaft ebuch durch die polarisierenden Standpunkte der beiden Buchhändlerinnen Sara Willwerth und Brigitta Lange hervor. Mit der Aussage: „Mir ist es egal, woher das Buch kommt. Hauptsache, der Titel verkauft sich gut“, relativierte Sara Willwerth von der Buchhandlung Weber die Bedeutung der individuellen Beziehungen zwischen Verlag und Buchhandlung. In Zeiten schnell wechselnder Trends und Themen müsse man die Umschlagsgeschwindigkeit des Lagers erhöhen und weniger auf langfristige Partiebestellungen mit anschließender Remissionsbürokratie setzen, argumentierte Brigitta Lange für „Anabel“.
Interessant war auch die Idee vom Barsortiment KNV, die Arbeitsvorgänge in ausgewählten Buchhandlungen mit der Stoppuhr zeitlich zu messen, um dann effizientere Maßnahmen im Bezugsmodell auszuarbeiten, wie z. Bsp. Wareneingang und Zahlungsverkehr erleichtert werden könne, damit mehr Zeit für die Kundenbetreuung bleibt.

Die Abschlussrunde: Stephan Schmitzer, Jochen Wörner, Thomas Wich, Sara Willwerth, Brigitta Lange, Martin Rings, Reiner Gollenstede und Clemens Birk

Trotz unterschiedlicher Ansätze und Meinungen wollten sich die beteiligten Redner nicht darauf festlegen, welches das „beste“ Modell ist. Jeder Buchhändler müsse für sich selbst wissen, welches Konzept er für sein Unternehmen bevorzuge. So lief die abschließende Podiumsdiskussion weitestgehend in einem gemäßigten Rahmen. Das lag wohl auch daran, dass keiner aus der Verlagsbranche unter den Rednern war, der freie Verlagsvertreter Michael Solscher äußerte sich insofern, dass der Vertreter weiterhin in seiner Funktion als „Einkaufsoptimierer für alle“ ein wichtiges Bindeglied zwischen den verschiedenen Sparten sei.
Ob sich die verschiedenen Bezugsmodelle langfristig bewähren können, muss noch abgewartet werden. Aber die verschiedenen Einkaufsmodelle der Genossenschaften und das Nachziehen der Barsortimente zeigen, dass die Kleinen in der Buchhandelsbranche sich mit neuen Ideen am Markt behaupten wollen und nicht vor zunehmenden Konzentrationsprozessen einknicken.
Moritz Dewald

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