Veranstaltungen „Frankfurt liest ein Buch“ im zehnten Jahr

Vom 6. bis zum 19. Mai wird Frankfurt zur Lesestadt. Mit über 80 Veranstaltungen an 70 Orten – Lesungen, Vorträgen, Gesprächen, Theatervorstellungen, Stadtrundgängen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Abenden mit musikalischen Intermezzi – wird das zehnte Lesefest begangen.

Lothar Ruske, Ina Hartwig, Sabine Baumann, Silke Hauk, Sonja Gülk und Julia Schopferer

Das Jubiläumsbuch Westend von Martin Mosebach kommt mit fast 900 Seiten gewichtig daher. Auf der Liste des Vereins Frankfurt liest ein Buch stand es schon länger, rückte jedoch aufgrund der Frage, wer die Neuauflage drucken soll, erst 2019 in den Fokus des Lesefestes. Nun ist es vor einigen Wochen im Rowohlt Verlag erschienen und liegt 27 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung bei Hoffmann & Campe als neue Ausgabe vor, wie Sabine Baumann, Vorsitzende des Vereins Frankfurt liest ein Buch, bemerkte.

Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig würdigte das Lesefest; es sei nicht nur wichtig für die Buchkultur, sondern auch für die Lesekultur. „Dieses Fest, bei dem mehr als nur gelesen und vorgelesen wird, ist eine Tugend, die Frankfurt ausmacht“, sagte die Dezernentin. Bei Frankfurt liest ein Buch lerne man die eigene Stadt und ihre Vergangenheit auf ganz andere Weise kennen. Das Fest verlangsame das schnelle Leben der Stadt.

Als der Roman 1992 erschien und damals wenig beachtet wurde, setzte sich Autor Martin Mosebach erst nach und nach durch. „Er malt die Dinge mit Lust und Sprachvermögen, oftmals detailverliebt, aus“, bemerkte Hartwig. Er liebe seine Heimatstadt Frankfurt, in der er 1951 geboren wurde, kritisiere sie aber auch. Westend ist die Geschichte eines Frankfurter Stadtteils im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Roman beschränkt sich nicht nur auf das Quartier und die Entwicklung zweier Familien, er bezieht alle Gesellschaftsschichten ein und durchbricht zweitweise nicht nur Stadtteil- sondern auch Landesgrenzen. So entsteht ein buntes Panorama bundesdeutscher Nachkriegszeit.

„Sechs Jahre hat Mosebach an diesem Buch gearbeitet“, erklärte Silke Haug, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Frankfurt liest ein Buch. Helmut Böttiger urteilte über Westend, dass Mosebach seiner Zeit weit vorauseilte, als er das Buch schrieb. Als Mosebach 2007 den Georg-Büchner-Preis erhielt, bezeichnete der Autor die Geschichte um zwei Bürgerfamilien als sein eigentliches Hauptwerk. Der Roman gerät „spannungsreich zwischen die Stilistiken Thomas Manns und Heimito von Doderers“, wie Böttiger feststellt.

Organisator Lothar Ruske informierte über das Programm. An mehr als 20 Veranstaltungen wird Martin Mosebach selbst teilnehmen. Es wird drei Ausstellungen geben – zwei zum Jubiläum des Lesefestes und der dazugehörenden Expositionen und eine weitere zum Roman.

Drei Schulen, zehn Buchhandlungen, acht Bibliotheken, vier private Salons und vier Museen beteiligen sich am Lesefest.

Über die Sonderausstellung 10 Jahre Frankfurt liest ein Buch informierte Kuratorin Julia Schopferer. Die Exposition wird vom 4. bis zum 18. Mai in der Stadtbücherei zu sehen sein. „Es geht dabei um die Menschen, die das Lesefest ausmachen. Außerdem wird es einen Film zum Jubiläum und Hörstationen geben“, erklärte Schopferer. Daneben richtet sich ein Quiz besonders an junge Leser und lockt mit Sachpreisen.

Frankfurt liest ein Buch wird vom Rowohlt Verlag, dem Kulturamt der Stadt Frankfurt, dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain, dem Hessischen Kultusministerium, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und weiteren Partnern gefördert.

Details zum Programm sind unter frankfurt-liest-ein-buch.de zu finden.

JF

Vergriffene Erstausgabe des Romans, 1992 bei Hoffmann & Campe erschienen

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