Auszeichnungen Frankfurter Buchmesse: Pressekonferenz mit Margaret Atwood

Heute Morgen fand auf der Frankfurter Buchmesse eine Pressekonferenz mit der künftigen Friedenspreisträgerin Margaret Atwood statt. Sie wir ihre Auszeichnung am morgigen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen.

Thomas Koch, Leiter der Abteilung Kommunikation beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels, begrüßte die internationalen Medienvertreter und verwies darauf, das der anwesende Vorsteher des Börsenvereins heute Geburtstag hat – das brachte Heinrich Riethmüller einen Sonderapplaus zum 62. ein.

„Die Entscheidung des Stiftungsrats des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, in diesem Jahr Margaret Atwood auszuzeichnen, muss man eigentlich gar nicht begründen“, erklärte Riethmüller. Seit vielen Jahren sei Atwood durch ihre Romane, Essays und Gedichte bekannt. Außerdem sei sie in vielen Organisationen aktiv, engagiere sich beispielsweise für Umweltschutz und im PEN. „Der Roman Der Report der Magd, 1985 erschienen, ist noch heute aktuell“, sagte der Vorsteher.

Er habe die Schriftstellerin in Toronto besucht, man traf sich in einem Selbstbedienungs-Café. „Wir holten uns unseren Kaffee, Margaret Atwood wurde er gebracht – sie ist bekannt und berühmt“, erzählte Riethmüller.

Margaret Atwood erklärte selbst, sie sei wohl die einzige Person, die vom US-Präsidenten Donald Trump profitiere – ihre Bücher würden stapelweise verkauft.

Von der Nachricht über die Auszeichnung mit dem Friedenspreis sei sie überrascht worden und fühle sich geehrt.

Ausführlich beantwortete die Autorin die Fragen der Medienvertreter, verwies auf den Titel On Tyranny/Twenty Lessons from the Twentieth Century von Timothy Snyder, der gegenwärtig in den USA die Bestsellerlisten anführt. Es sei ein sehr populäres Buch.

Vorschreiben dürfe man Autoren nicht, was sie zu Papier zu bringen hätten. Auch das wäre Tyrannei.

Sie glaube allerdings, dass Bücher Einfluss auf die Leser haben.

Zur Lage in Spanien befragt, äußerte Atwood: „Das ist ein heißes Eisen!“ Das Land befände sich nach statischen Zeiten in Veränderung. Wenn sich etwas bewege, folgten darauf weitere Bewegungen. Und manche Menschen sehen ihre Möglichkeiten im Chaos.

„Was würden Sie Donald Trump sagen, wenn Sie ihn träfen?“, fragte eine Journalistin. „Oh, ich glaube, ich hätte gar keine Chance, ihm etwas zu sagen, weil er ununterbrochen reden würde. Und er kann nicht zuhören. Man sollte ihm Twitter wegnehmen.“

Zu Religionen befragt, bemerkte Atwood, dass alle Religionen die Geburt von Kindern unterstützen. „Außer den Shakern, die leben ehelos, stellen aber tolle Möbel her. Aber sie sterben leider aus.“ Nach dieser mit Gelächter aufgenommenen Erklärung fügte Atwood ernst hinzu: „Es gibt individuelle Rechte und Rechte der Gesellschaft, Ich-Kultur und Wir-Kultur. In der Ich-Kultur wird zuerst die einzelne Figur betrachtet, in der Wir-Kultur die Umgebung. Das gilt es auszubalancieren. Mein Land Kanada hat wohl einen guten Platz in der Mitte gefunden.“

Auf die Frage, warum Trump und Erdogan so stark seien, antwortete Atwood achselzuckend: „Ich weiß nicht alles. Es gibt viele Theorien.“ Zurzeit sehe sie in den USA keine Führungsfigur, die Trump entgegentreten könne.

Auf den Umgang mit sozialen Medien angesprochen, sagte Atwood, dass es Vor- und Nachteile gäbe. Sie selbst nutze diese Medien, auch Twitter, bekäme aber von Bots beispielsweise Angebote sexuellen Inhalts. Das sei ziemlich blöd und völlig daneben, sie sei keine Zielgruppe – was das Netz eigentlich wissen müsste.

Ihr Mann Graeme Gibson, selbst Autor und Kolumnist, unterstütze sie in vielen Angelegenheiten: „Ohne ihn hätte ich The Writer’s Union of Canada nicht leiten und den PEN Canada in den 1980er Jahren nicht führen können“, sagte Atwood. Ihre Bücher lese er jedoch nicht – dass sei eine zwischen ihnen abgesprochene Regel. „Und damit gibt es keine unliebsamen Diskussionen beim Abendessen“, sagte Margaret Atwood lächelnd.

Sie habe eine große Sammlung von Gedichten, die sie vielleicht in ein paar Jahren veröffentlichen werde – wenn sie nicht mehr so berühmt sei. Da wird man wohl noch lange warten müssen. Aber die knapp 20 lieferbaren Bücher trösten darüber hinweg.

JF

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