Jan Weitendorf von Hacht und Ralph Möllers über ihre VLBtix-Alternative „Geringere Kosten, weniger Uniformität“

Ab der kommenden Woche sollen auch die digitalen Vorschauen im Book2look – Konzept mit einer Bestellfunktion ausgestattet sein und damit zur VLBtix Alternative werden. Angestoßen hat diese Erweiterung Jan Weitendorf von Hacht (W1 Media Gruppe). Warum der Hamburger Verleger dem Book2look- Erfinder Ralph Möllers bei der Entwicklung einer alternativen Digitalen Vorschau geholfen hat und wie die beiden zusammen gekommen sind, das war Anlass für unser heutiges Sonntagsgespräch

Jan Weitendorf von Hacht: „Ich fand, dass wir für meine Verlage einen eigenen Ansatz benötigen, der die Vielfalt unserer Titel möglichst optimal abbildet und gerade im Bilder- und Kinderbuch auch einen Einblick in die Besonderheit unserer Titel ermöglicht“

Eure Initiative hat mich überrascht. Ich wusste nicht, dass Ihr Euch so gut kennt.

Jan Weitendorf von Hacht: Da hast Du damals nicht aufgepasst, schon in den 90er Jahren haben wir gemeinsam CD-ROMs entwickelt. Ich war da gerade in die Geschäftsführung von Oetinger eingestiegen und Ralph war Gesellschafter-Geschäftsführer von Terzio, die die ersten Pettersson und Findus CD-ROMs für uns entwickelt und vertrieben haben. Ich habe mich dann nach einigen Jahren aber selbst um die Entwicklung der Oetinger CD-ROMs gekümmert. Das war damals für Oetinger eine logische Entwicklung, da ich mit Oetinger Media (Oetinger Audio und Oetinger Kino) einen neuen Bereich gegründet hatte, der alle in der Zukunft möglichen digitalen Formate selbst auswerten sollte. Ralph hat dann ja aber auch ohne Oetinger einen phänomenal erfolgreichen Digitalverlag aufgebaut.

Ralph Möllers: Ja, die Zusammenarbeit mit Oetinger und Jan war ein sehr wichtiger Schritt für unser damals noch ganz junges Unternehmen. Ich darf, glaube ich, sagen, dass wir in mancher Hinsicht stilbildend für den Markt waren.

Und wie kam es jetzt wieder zur Zusammenarbeit? 

Jan Weitendorf von Hacht: Wir hatten einige harte Jahre hinter uns.  Die Insolvenz von KNO/KNV hat uns Liquidität im mittleren sechsstelligen Bereich geraubt.  Wir waren gehackt worden und unsere sämtlichen Server verschlüsselt, was uns zusätzlich Nerven und einen wiederum fast sechsstelligen Betrag gekostet hatte.

Und was hat das jetzt mit Deinem Vorstoß in Richtung VLBtix zu tun?

Ich wollte zunächst einfach Kosten senken. Die Verlagsgruppe, die ja erst 2016 von mir zusammengeschweißt worden war, stand finanziell vor einer sehr schwierigen Situation.  Und in diesem Moment kam auch noch die Corona-Krise mit unvorhersehbaren Folgen. Wir sahen uns also die Kosten genau an und stellten fest, dass wir jährlich einen Betrag in fünfstelliger Höhe an die MVB für die Nutzung des VlB-Tix zahlten. 

Und dies jährliche Investition steht für Dich nicht im Verhältnis zum Nutzen?

Genau, aber es kommt noch dazu, dass ein ganze Reihe von Verlagen und auch Buchhandlungen über technische Probleme klagten. Und als Beirat des dtv wurde mir vorgeführt, wie die Vorschauen in Zukunft in VlB-Tix aussehen würden. Ich konnte mir diese Uniformisierung aller Titel für uns nicht vorstellen. Nach Anfrage bei der MVB wurde mir dann auch noch mitgeteilt, dass dieses Modul zusätzlich zu lizenzieren wäre.

Aber Dich stört genauso auch die Uniformität bei VlB-Tix? 

Ja, das kam hinzu. Ich fand, dass wir für meine Verlage einen eigenen Ansatz benötigen, der die Vielfalt unserer Titel möglichst optimal abbildet und gerade im Bilder- und Kinderbuch auch einen Einblick in die Besonderheit unserer Titel ermöglicht.

Ralph Möllers: „Ein Alleinstellungsmerkmal von Book2look ist, dass wir die Leseproben, die von den Verlagen erstellt werden, sehr leicht und vor allem kostenlos als personalisierte Händlerversionen anbieten können“

Ralph Möllers: Und hier kommen wir mit unseren Book2look Widgets ins Spiel, mit denen jeder Verlag eigene, attraktive Leseproben aber auch Kataloge und Vorschauen gestalten und im Netz verbreiten kann. Wir haben diese echte Branchenlösung für Leseproben und Online-Marketing ja schon seit 12 Jahren mit stetig wachsendem Zuspruch auf dem internationalen Markt. Und das schien Jan und mir die perfekte Plattform, um darauf eine innovative Vertriebsplattform für den Buchhandel aufzubauen. Jan‘s Verlagsgruppe, namentlich Nord-Süd, hatte bereits jahrelang gute Erfahrungen vor allem auch mit digitalen Vorschauen, allerdings noch ohne Vertriebsoption für den Buchhandel, gemacht.

Worauf stützt Ihr Eure Entwicklung?

Ein Alleinstellungsmerkmal von Book2look ist, dass wir die Leseproben, die von den Verlagen erstellt werden, sehr leicht und vor allem kostenlos als personalisierte Händlerversionen anbieten können. Jede Buchhandlung kann für alle in unserem System vorhandenen Leseproben-Widgets eigene Versionen mit eigenem Logo, eigenem Shop und Social Media Links für das Online-Marketing nutzen.

Was ist nun das Besondere der Digitalen Vorschau von book2look?

Jan Weitendorf von Hacht: Für uns hat das System viele Vorteile. Unsere Vorschau ist digital in der Form eigebunden, wie wir uns präsentieren wollen. Wir müssen uns in kein Korsett zwingen. In unserer Vorschau kann in sämtliche Titel sofort hineingelesen werden. Hier nutzen wir die Funktionalität von book2look, die es ermöglicht, in den Büchern zu blättern und Fragen zur Optik und zum Text direkt beantwortet zu bekommen.

Und was ist neu dabei?

Die wichtigste Neuerung ist in meinen Augen: Bestellungen können direkt beim Titel in der Vorschau vorgenommen werden. Der Buchhändler kann außerdem Kommentare digital zum Titel abspeichern und Kollegen zur Verfügung stellen.  Der Buchhändler kann sich trotzdem jederzeit eine Übersicht der bereits vorgemerkten Titel ansehen.  Die Bestellung kann im System gespeichert und an den Vertreter des Verlags übertragen werden.  Diese Bestellung kann wiederum vom Vertreter in sein Vertretersystem über eine csv-Datei importiert werden.

Ralph Möllers: Wichtig ist auch, dass es sich um ein netzbasiertes, dynamisches System handelt. Wir bzw. die Verlage können jederzeit Anpassungen vornehmen (z.B. bei Coveränderungen oder bei Preisänderungen oder bei Auszeichnungen, die die Titel nachträglich erlangen), die dann sofort nach Speicherung jedem Nutzer zur Verfügung stehen. Vertreter erstellen personalisierte Versionen der Verlagsvorschau und teilen diese mit ihren Kunden.

Du sagst, zu jedem Titel gehört ein digitales Mappenblatt?

Ja, das kann ebenfalls jederzeit von Verlag und Vertretern bearbeitet werden und  direkt aus der Leseprobe eines Buches aufgerufen werden. Key Account Manager haben zusätzlich die Möglichkeit, Mappenblätter in so genannten „Mappenblatt-Kiosken“ zusammenzustellen und zu versenden. Ein großer Vorteil ist dabei die Kopierbarkeit dieser „Mappenblatt-Kioske“. Dadurch können Entwicklungen der Angebote zwischen Verlag und Vertretern oder unter den Vertretern ausgetauscht und optimiert und teilweise nur minimal unterschiedliche personalisierte Zusammenstellungen von Mappenblättern ganz leicht erstellt werden. Das Einpflegen der Leseproben, wir nennen sie „Biblets“, ist dabei extrem einfach und es besteht die Möglichkeit, über das VlB vorhandene Standardinformationen zu importieren. 

Wer soll und kann nun  das System nutzen?

Wir gehen davon aus, dass jeder das System nutzen kann.  Wir sind uns sicher, dass wir über book2look sowieso schon sehr viele Vorteile vor allem, aber nicht nur, für Bilder- und Kinderbuchverlage bieten. Aber auch Verlage wie der dtv oder die Verlage der Holtzbrinck-Gruppe nutzen inzwischen unsere Technik. Auch alle großen Online-Buchhandlungen nutzen unsere „Biblets“ bereits.

Und jetzt, wie gehts weiter?

Insgesamt sind wir offen für weitere Kooperationspartner. Unser Ziel ist es, ein System anzubieten, das sowohl von den Verlagen als auch vom Buchhandel gerne genutzt wird.  Wir verstanden uns schon immer als Optimierer für den gesamten Buchhandel und haben bewusst eine Lösung für alle Branchenteilnehmer entwickelt.  Insofern sind wir sehr an weiterführenden Kontakten zu engagierten Buchhändlern interessiert. Das System kann also von jedem Kunden von book2look gegen eine kleine Gebühr genutzt werden.  Wir sind aber erst dabei, die Preisstruktur zu entwickeln.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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