Zwischenbuchhandel KNV-Gruppe meldet Insolvenz an

Das unglaublich klingende Gerücht, das uns seit Tagen beschäftigte, stimmt also doch: Heute früh haben die Geschäftsführer der KNV Gruppe beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenzanträge gestellt. Einzig die zum Unternehmen gehörende LKG (Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft mbH) ist davon nicht betroffen.
Was das vor allem für die Verlage und den Handel bedeutet, ist derzeit nur schwer zu greifen – müssen sie mit Forderungsausfällen rechen? Sind die Jahresboni der Buchhandlungen gefährdet, die ihre Bezüge über KNV laufen lassen?
Denn das kommt gerade bestätigend über den Ticker:
„Die bis zuletzt erfolgversprechenden und kurz vor Abschluss stehenden Verhandlungen mit einem Investor für die ganze Unternehmensgruppe sind leider (am 13.2.2019 abends) überraschend gescheitert. Zuvor wurde von den Warenkreditversicherern den betroffenen Lieferanten mitgeteilt, dass die Limits für die KNV Gruppe auf den aktuellen Stand der offenen Posten eingefroren wurden. Die Finanzierer des Unternehmens waren auf dieser Basis nicht mehr bereit, das bestehende Engagement weiter fortzusetzen, obwohl seitens der Geschäftsleitung ein valides Fortführungskonzept ohne Investorenlösung vorgestellt wurde.
Die Geschäftsführung hat daraufhin entschieden, dass die Grundlagen für eine bis dahin bestehende positive Fortführungsprognose nicht mehr gegeben waren. Die Geschäftsleitung war daher verpflichtet, die Eröffnung von Insolvenzverfahren zu beantragen.
Es wird davon ausgegangen, dass der vom Gericht zu bestellende vorläufige Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb der KNV Gruppe fortsetzen und den Verkauf an einen Investor auf veränderter Basis weiterverfolgen wird. Das Management und die Mitarbeiter der KNV Gruppe werden alles daransetzen, eine für Geschäftspartner und Belegschaft bestmögliche Lösung für die Zukunft zu finden.
Die Geschäftsführer der KNV Gruppe haben über Monate mit aller Kraft dafür gekämpft, mit einem Investor wieder Stabilität zu erreichen und sind sehr enttäuscht und betroffen, dass dies kurz vor einem positiven Abschluss gescheitert ist.“

Kommentare (41)
  1. Die Gesetze des Kapitalismus, der Akkumulationsprozeß des Kapitals, treffen natürlich nicht nur die Kleinen, sondern vor allem die Großen. Der Kampf ums Überleben wird den kleinen innovativen Kolleg*innen sogar durch die Selbstausbeutung leichter fallen. Bei den Großen Sortimentern und Verlagen werden die Großen Haie die etwas kleineren zuerst schlucken, die Übernahmeprozesse werden munter weitergehen. – Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.
    Die Rückkehr zum traditionellen Buchhandel wird erst kommen, wenn das Internet den Einzelhandelsmarkt „bereinigt“ hat.
    Dialektik der Geschichte!

  2. Das ist der absolute Hammer. Mit Jürgen Voerster wäre das sicher nicht passiert! Ich hoffe es findet sich noch eine vernünftige Lösung, damit es irgendwie weitergehen kann – vor allem für die vielen kleineren Buchhandelskunden und die Mitarbeiter….

  3. Ich schlage vor, dass die Osiandergruppe den Ausfall von KNV übernimmt. Sie wird das locker und mit Kusshand schultern können.
    chh

  4. Ich war 40 Jahre Mitarbeiter bei KNO-VA und wusste schon seit langem, dass so was kommen würde, ja kommen musste. Einen so riesigen Aderlass an Kompetenz und Know-how über Jahre hinweg verträgt die gesundeste und beste Firma auf Dauer nicht. Die Geschäftsführung und die um sich herum versammelte Entourage haben bis zum Schluss nicht begriffen, um was es wirklich geht. Unter Jürgen Voerster wäre so was undenkbar gewesen und zerstört postum sein Lebenswerk.
    Arroganz und Überheblichkeit, gepaart mit Inkompetenz fordern jetzt ihren Preis. Bezahlen müssen den jetzt vor allem die Mitarbeiter.

      • Schön von Ihnen zu hören bzw. zu lesen. Auch von mir herzliche Grüße
        Ihr Roland Klima

    • Hallo Herr Klima,

      Arrogant – Überheblich – Inkompetent –
      besser kann man Oliver Voerster nicht beschreiben.

      Ganz liebe Grüsse
      Ihr Dieter Engels

    • Ich habe noch gut die Worte von Jürgen Voerster im Ohr, dass man im Gegensatz zu Libri nicht an den geographischen Mittelpunkt Deutschlands nach Bad Hersfeld geht sondern im wirtschaftlichen Mittelpunkt zwischen Frankfurt und München, nämlich in Stuttgart bleiben wird……….
      Aber: die Erbsenzähler sterben nicht aus, Kosten sparen, koste es was es wolle und so ging man halt nach Erfurt……..
      Bis dahin war es das gesündeste und profitabelste Geschäft, das es gab im Buchhandel……..
      Sozialisation in der Familie klappt halt nicht immer…
      Das in Unternehmerkreisen zuweilen kursierende Bonmot: „Die erste Generation schafft das Vermögen, die zweite verwaltet es, und die dritte studiert Kunstgeschichte“ gilt hier nicht, hier schaffte man es länger………. 2029 wären es 200 Jahre geworden. Aber, so zeigt die Geschichte, es dauerte nicht mal 20 Jahre…….. Management by Excel-Liste…………. Menschen sind nicht wichtig……… und so entsteht ein Umfeld aus lauter Ja-Sagern…….
      Ich drücke den Mitarbeitern und den Verlagen die Daumen, dass sie es überstehen werden!!!

  5. Ich finde, Polemik ist hier nicht angesagt!
    KNV hat in die Zukunft investiert und hatte dafür sicherlich gute Gründe. Leider hatten sich die Probleme nach dem Umzug nach EF stark gehäuft und viele Kunden verärgert, aber wo läuft eine solche Aktion fehlerfrei, egal wie gut oder wie schlecht die Vorbereitungen und Organisationen waren?
    Ich hoffe – für Branche und für die Mitarbeiter und natürlich für die angeschlossenen Buchhändler – es möge bei KNV weitergehen.

    • Mit Dumpingpreisen und Mindestlohn sich selbst demontiert………mehr muss man dazu nicht sagen………..mein Mitgefühl für die betroffenen Mitarbeitern .

    • Buchhändler brauchen sich ja wohl am wenigsten Sorgen zu machen. Bestellen dann beim nächsten Barsortiment oder zur Abwechslung direkt beim Verlag.

      • Und welches Barsortiment soll das bitte sein? Libri und Umbreit werden – bei allen Anstrengungen – nicht die Kapazitäten haben, einen Totalausfall von KNV zu kompensieren. Für den stationären Buchhandel ist die Über-Nacht-Belieferung existentiell. Entfällt sie weitgehend, werden bei Amazon die Sektkorken knallen.

      • Achja, wer bleibt dann wohl nach: Libri, die warscheinlich auch amazon speisen,denn Weihnachten ist bei denen nichts lieferbar,während KNV noch alles da hatte.
        Und wo bestellen Kunden,wenn der stationäre Handel nichts bekommt? Überwiegend wohl bei amazon…

      • Wenn man keine Ahnung hat, sollte man über die Option nachdenken, sich nicht zu äußern, und seine Unwissenheit nicht der ganzen Welt kund zutun.

    • Lieber TRFF, dass hat mit Polemik nicht das geringste zu tun. Die Probleme waren schon lange vor dem Umzug nach Erfurt hausgemacht vorhanden und wurden lediglich durch die „Neuausrichtung“ noch potenziert und wenn ich Ihr Kürzel richtig deute, wissen gerade Sie genau wovon ich spreche.
      Auch ich hoffe sehr, dass es bei KNV weitergehen möge und aus dem Insolvenzverfahren heraus ein Neustart, sowohl für die Mitarbeiter als auch die Branche möglich ist.

      • Auch ich war sehr lange in diesen Unternehmen beschäftigt. Sie haben recht, H. Klima. Ich hatte allerdings schon lange vor heute damit gerechnet, dass dieses Unternehmen „den Bach runtergeht“. Wenn ich TRFF richtig übersetze, sind Sie in einer der vordersten Linien mit verantwortlich.

      • Hätte der ehrliche und direkte aber stets faire und weitblickende, traditionelle, ehrliche Inhaber Jürgen Voerster “ der Alte“ gewußt an wen er über gibt voller Vertrauen, hätte er andere Lösungen gesucht.
        Inkompetenz und Freundschaft spätere auf Geschäftsführer ebene, Eitelkeit, Hochnäsigkeit und Größenwahn.
        Ein bodenständigen Unternehmen in den Abgrund zu führen ist schwer, aber es ist wohl machbar.

        Mit freundlichem Gruß
        Holger Zimmermann

    • Damit das Sie die Reaktion auf die Insolvenz als Polemik bezeichnen tun Sie Ihrem Duz Freund Oliver sicher einen
      grossen Gefallen – nicht wahr Herr Raff.

      Dieter Engels

    • TRFF, hinter diesem Kürzel versteckt sich mutmaßlich der Noch-Geschäftsführer der KNV-Gruppe Thomas Raff.

      Wer war denn federführend für die Planung nach Erfurt verantwortlich? Wer hat die Probleme nicht mehr in den Griff bekommen? Wer hat die Personaldecke soweit heruntergefahren bis keine Spielräume mehr vorhanden waren, bestehende bestens funktionierende Infrastrukturen systematisch zerstört? Wer also hat diese Firma, die mit viel Klugheit, Geschick, Respekt und Anerkennung gegenüber der Beleschaft sowie unternehmerischer Weitsicht durch zwei Weltkriege manövriert wurde, die bis zum Ausscheiden von Jürgen Voerster vor Kraft und Kompetenz kaum laufen konnte in die Insolvenz geführt ?

      Auf all diese Fragen gibt es Antworten !

      • da muss ich hr. klima recht geben hinter diesem kürzel TRFF versteckt sich thomas raff ist auch meine meinung.

    • Lieber TRFF,

      so sich hinter Ihrem Kürzel tatsächlich der hier verschiedentlich gemutmaßte Geschäftsführer der KNV-Gruppe Thomas Raff verbirgt, gebe ich Ihnen zwei Ratschläge auf den Weg. Der erste: Bedienen Sie sich eines anderen Mediums als der Kommentarfunktion hier. Als Geschäftsführer des betroffenen Unternehmens ist es bestenfalls unklug, sich in diese Diskussionen, Unterhaltungen und Kommentare hier einzubinden. Ich kann mir auch nicht denken, daß dies eine KNV-intern abgestimmte Vorgehensweise ist. Und wenn ja, bleibt sie gleichwohl bestenfalls unklug.
      Zweitens: Larmoyanz ist zwar eine in Deutschland bestens beherrschte Disziplin, bleibt hier aber sinn- und wirkungslos, weil jene, denen Sie Polemik unterstellen, in der Vergangenheit nicht selten selber zumindest Zeuge diverser polemischer, mindestens aber unsachlicher und persönlich treffender Äußerungen des Herrn Oliver Voerster (und Anderer) waren.
      Daß die hier entstandene Situation nun den Einen oder Anderen dazu einlädt, Kritik zu üben, die womöglich etwas unanalytisch oder undifferenziert erscheint, liegt in der Natur der Sache und ist somit durchaus verständlich, da menschlich.
      Da müssen Sie jetzt durch …und beschränken sich mit Ihren Äußerungen und Darstellungen besser auf offizielle Stellungnahmen des durch Sie vertretenen Unternehmens.

  6. Werden wir doch mal sarkastisch!
    Vielleicht hat Herr Bezos ja Interesse an einer Übernahme?
    Vorstellbar ist es!
    Ausbaden müssen das nicht nur die Mitarbeiter, sondern wir alle,
    die mit dem Zwischenbuchhandel zu tun haben. Egal ob KNV-Kunde oder nicht. Wir steuern unwiederbringlich auf ein Monopol zu und was das heißt, muss ich niemanden erklären!

  7. Der Investor war mit Sicherheit Amazon. Daher ist auch nicht zu erwarten, dass es hier noch weitergeht. Ich denke, dass in dem Geschäft zu wenig verdient wird, trotz der unverschämt niedrigen Gehälter. Wenn hier bei einem solchen Kundenstamm ein Investor abspringt, kann es sich nicht lohnen.

  8. Anfang der 1970er Jahre gab es noch zehn Barsortimente in Deutschland. Dann begann mit hoher Geschwindigkeit die Konzentration im Zwischenbuchhandel – nicht nur bei den Barsortimenten: Das Lied von der „Zehn kleinen Negerlein“ (Ich weiß nicht, wie das Lied jetzt heißt) begleitete die Entwicklung im Zwischenbuchhandel, an deren Ende „4 plus 2“ stehen sollten, nur welche Verlagsauslieferungen und welche Barsortimente das sein würden, blieb offen. Jetzt nähern wir uns den letzten Strophen, aber nur im Lied gibt es ein „happy end“.
    Vielleicht hätten wir alle (Verlage, Buchhandlungen, Verlagsaus-lieferungen und Barsortimente) etwas mehr Vorsicht (im doppelten Sinne!) walten lassen sollen.
    Im Augustheft 2018 habe ich anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Fusion Koehler und Volckmar in Leipzig“ gewarnt, dass uns die damalige Entwicklung wieder einholt; leider haben viele diesen Artikel im BuchMarkt nicht verstanden, die jetzt von der Entwicklung überrascht und hoffentlich nicht überrollt werden.
    Setzen wir darauf, dass es Lösungen geben wird, die die Branche und ihre Beschäftigten vor großem Schaden bewahren!

  9. Das Fenster öffnet sich für eine genossenschaftliche Branchenlösung, um die Gefahr einer feindlichen Übernahme durch Amazon zu begegnen. Wer nimmt das in die Hand?

    • So hat der Börsenverein früher (im 19. und 20. Jahrhundert) oft reagiert oder zu reagieren versucht, nicht immer mit Erfolg. Seit dem BAG-Debakel bezweifle ich, dass es eine Branchenlösung geben wird, einmal ganz davon abgesehen, welche Summe dafür von der „Branche“ (alle Mitglieder des Börsenvereins und …?) aufgebracht werden müsste – und was hieße das für uns, die Wettbewerber im Zwischenbuchhandel?

    • Lieber Andy,
      der Anlass, von Dir zu hoeren ist ja schrecklich. Aber eine genossenschaftliche Lösung, ja, das könnte ich mir vorstellen.
      Herzlich grüßt Gü

  10. Ich drücke der Geschäftsführung und den Mitarbeitern die Daumen das sich eine Lösung finden wird und der Geschäftsbetrieb weiterlaufen kann. So ein Ende wäre doch für die gesamte Buchhandelslandschaft jammerschade und das nach bald 2 Jahrhunderten des Bestehens von KNV.
    Auch wenn vielleicht Fehler im Management gemacht wurden, das haben die Gruppe, die Mitarbeiter und die Geschäftspartner des Barsortiments nicht verdient.

  11. Eine kurze Zwischenfrage: Was macht denn nun aktuell der Buchhändler, der nur über das Barsortiment KNV verfügt, wenn wieder eine der dort schon seit geraumer Weile häufig beobachtbaren Meldenummer 15 auftaucht? Sagt er seinem Kunden: „Sorry, kann ich vormerken, weiß aber nicht, ob das Buch kommen wird, da mein Zwischenhändler zurzeit nicht zahlen kann“? Was wird der Kunde wohl antworten? RRRRRRRRRRRRICHTIG: „Bei Amazon gibt’s das aber!“

    Das System Amazon hat es über die letzten Jahre u.a. durch das konditionelle Aufpäppeln der Verlage und des Zwischenbuchhandels (und dies beinhaltet nicht nur Rabatte, sondern zum Beispiel auch RR-Konditionen – oder glaubt jemand ernsthaft, dass Amazon fragt, ob man remittieren darf?) und durch eine auf dem Bildschirm geschickte Vermischung des eigenen Sortiments mit den Angeboten der Marketplace-Teilnehmer geschafft, dem Endkunden gegenüber eine immerwährende Lieferfähigkeit darzustellen und gegebenenfalls vorzugaukeln. Mit dieser Tatsache ist der Sortimenter tagtäglich konfrontiert – HALLO: das ist unser Alltag!!!

    Zusätzlich dazu schafft es unsere Branche, sich selbst zu zerlegen und eingeübte und seit langer Zeit bewährte Strukturen durch das permanente Durchlöchern (Spartenpapier – kennt das noch jemand?) komplett selbst zu zerstören. Auch an dieser Stelle sind viele Verlage und der Zwischenbuchhandel gegenüber einigen sich für „Global Player“ haltendende Teile des Sortiments Steigbügelhalter für eine sehr ungesunde Entwicklung. Da bedarf es noch nicht einmal des aktiven Eingreifens des Riesen aus Seattle – die ahnungslosen Karrieristen in Verlagen und bei diversen Ketten treiben eine Entwicklung voran, mit der sie sich den Ast absägen, auf dem sie selber (neben den in ihren Augen „unbedeutenden“ kleinen anderen Marktteilnehmern) sitzen. Ich erinnere an dieser Stelle vehement an den sehr lesenswerten Beitrag Gerhard Beckmanns hier im BuchMarkt (aktuelle Printausgabe), der nun auch dem letzten unter uns als sehr hellsichtig erscheinen sollte.

    Furchtbar an dieser ganzen und uns alle direkt oder indirekt treffenden Tragödie ist der lachende Dritte im Hintergrund (Sie ahnen, wer gemeint ist) und das Bild von unserer Branche, welches beim Kunden hängen bleibt. Denn der ist der wichtigste Faktor und möchte nur eins: Sein Produkt und das bitte schnell!

    Ja Herr Bez, es gibt Branchenteilnehmer, die Ihren Beitrag aus 2018 damals sehr aufmerksam lasen, die weiterhin eine Grundskepsis zu diversen Branchenentwicklungen schon seit langer Zeit mit sich tragen. Alleine waren es wohl aufgrund der Kleinteiligkeit unserer Branche viele kleine Stimmen, die keine Öffentlichkeit fanden, oder es waren Stimmen, die in den Hierarchiestufen einiger größerer Unternehmen nicht gehört werden wollten und daher dort auch nicht vorkamen.

    Der Kölner sagt frohgemut „Et hät noch immer jot jejange“, der Münchener sagt stoisch „Schaun mer mal“. Hoffen wir also gemeinsam darauf, dass aus dieser großen Katastrophe kein Super-Gau wird.

    Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln

    • Bravo Herr Bartsch,
      besser kann man die Misere nicht beschreiben, hoffe aber noch das es sich zum Guten wendet.
      Ich stieß heute morgen auch auf allerlei *15*-Meldeschlüssel und weiß nicht recht wie ich das meinen Kunden erklären soll. Selbst Michelle Obama ist so gebrandmarkt…und wer weiß ob das irgendwann dann noch von KNV geliefert wird wenn ich das vormerken lasse.
      Herzlichen Gruß,
      Philipp Görke, Buchhandlung & Antiquariat Friederichsen, Hamburg – 1868 gegründet.

  12. Es gibt uns noch nicht einmal ganz vier Jahre, ein klitzekleiner Verlag, der zum Glück auch über die GVA gut mit Libri und Umbreit zusammenarbeitet. Gestern Nachmittag wurden wir vom Email von KNV überrascht wurde. Traurig! Es bleibt die Hoffnung, dass schnellstens ein paar Leute zur Besinnung kommen, denn in KNV zu inverstieren ist meiner Meinung nach nicht mit grossen Risiken behaftet, wenn die Interessen der Verlage (auch der kleinen) und Buchhandlungen (auch der kleinen) wieder wichtiger werden als die eigenen – und ein lähmender Konkurrenzkampf mit Amazon.

    • Tja, Frau Barnes – wenn der Kölner etwas gut beherrscht, dann ist dies sein Zweckoptimismus, der ihm hilft, seine eigene Stadt und viele andere Lebenslagen besser zu ertragen. Wie anders als mit Hoffen wollen wir dem KNV-Desaster begegnen? Der in den Sand gesteckte Kopf hilft da leider auch nicht weiter und unsere hiesige Mehrgleisigkeit in der Wahl der Barsortimente tröstet uns hier auch nur wenig.

      Bemerkenswert an Ihrem Link in Sachen Wengenroth ist ganz unten die Aussage eines Münchner Verlagsleiters, dass aufgrund der Vertriebsstruktur die Bücher zu teuer würden. Da bahnte sich wohl schon eins der anderen großen Themen unserer Branche an. Denn für ein gutes Produkt auch selbstbewusst gutes Geld zu verlangen, dies war nie Stärke des Buchhandels.

      Während wir hier schon seit ganz vielen Jahren für eine Anhebung der Ladenpreise plädiert haben, waren es im Gegenteil gerade die großen Filialisten, die die Verlage immer wieder dazu drängten, bestimmte Schwellen nicht zu überschreiten und mit ihren Forderungen dort auf allzu offene Ohren stießen. Als man dann plötzlich feststellte, dass die teuren 1A-Lagen auch bezahlt werden müssen, dann – ja dann erst wachten Herren wie Hartmut Falter im Jahr 2017 auf und forderten -hoppla- plötzlich höhere Preise…

      Nun ist Preisbildung ein schwieriges und lang zu erarbeitendes Feld. Feststellen darf man, dass auch an dieser Stelle aufgrund des Drucks einiger größerer Markteilnehmer aus dem Sortiment eine adäquate Preisbildung über viele Jahrzehnte hinweg völlig vergeigt worden ist und unsere Branche nun passiv und leider nicht mehr aktiv damit beschäftigt ist, die gröbsten Trümmer zu beseitigen und so langsam die Preise an allgemeine Entwicklungen anzupassen.

      Persönlich weh an dieser ganzen Branchenentwicklung tut mir die Tatsache, dass aufgrund einiger ahnungsloser Schlipsträger und derer eigenen Nöte bewährte Strukturen branchenweit wissentlich komplett zerstört werden und schlussendlich wohl auch eine Buchpreisbindung auf dem Spiel stehen wird. Obwohl – wenn ich mir das aktuelle Freundschaftsbild von Hartmut Falter so traut in traut mit Michael Busch anschaue: Das geht inzwischen neumodisch offensichtlich auch schon ohne Schlips, was die Sache leider nicht besser macht.

      Kölle Alaaf – Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in besagter Stadt

  13. In den letzten Jahren hat die Buchbranche Intelligenz, Kreativität und Vielfalt durch Krawatten, neu-akademische Titel und Meetings ersetzt.

    Im Januar 2019 fusionierten Dhussel und Printe zum Buchhandels-Monopol mit über 300 Filialen , und im Februar schrottet dann Oliver (der sechste) Buddenbrook die ganze Buch-Logistik.

    Die Frage ist nur, wem schadet dies? Dem Ansehen der Branche zweifellos. Es wird aber auch Gewinner geben.

    Den cleveren Buchhändler zum Beispiel, der engagiert arbeitet und mit Freude verkauft, der kann das jetzige Liefer-Desaster leicht erklären und wird mit Verständnis und Unterstützung vom Kunden belohnt.

    Aber wie organisiert sich nun die organisierte Buchhandlität. Und wie bekommt Amazon seine Bücher? Jetzt zu ruinösen Konditionen von Libri? Gibt es noch ein Zwischenbuchhandelslamm, das sich opfern lässt?

    Zurücklehnen und abwarten ist angezeigt. Kein Mensch muss KNV retten. Sollen doch Thalia, Mayer und Amazon endlich wieder den Einkauf der Vielfalt lernen. Da ist in den Zentralen Demut, Engagement und viel Lernen gefragt. Krawatte aus, Titel weg, Ärmel hoch und mal wieder das partnerschaftliche Gespräch mit den Verlagen versuchen.

    In der Zwischenzeit verkauft der Buchfreundhändler Bücher.
    Aufatmen ist angesagt. Aber nur für die schlauen Profis. Und vielleicht sprechen die Verlage mal wieder mit denen.

    • Lieber Ludwig,

      da warst Du mit Deinem Statement aber extrem fix, denn ich denke immer noch über unsere vorhin kurz gewechselten Worte nach…

      Aber ja – natürlich doch hast Du Recht, wenn Du an ein neues Denken erinnerst. Und da du hier höflicherweise Dein eigenes Thalia-Statement von 2012 nicht erwähnt hast, so bringen wir dies mit dem Hinweis darauf, was schräg läuft, nochmal gerne ins Gespräch:

      https://www.youtube.com/watch?v=WMZvfpMn_qI

      Und in der Tat ist es so, dass Verlage und Zwischenbuchhandel sich dringend daran erinnern sollten, wer für sie durchgehend und verlässlich Schaufenster ist. Da gilt es aktuell mehr denn je, einige Dinge in der Gesamtbeziehung dieses Dreiecks mal ganz neu zu diskutieren…

      Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln

  14. Es ist erstaunlich, was dies alles in mir auslöst. Ja, ich sehe mich immer noch als Teil der Community. Ich habe sehr viel Herzblut in dieses Unternehmen gesteckt und ich war stolz dort arbeiten zu dürfen. Ich war auch traurig, als man mir sehr deutlich zu verstehen gab, dass man daran in keiner Weise mehr interessiert war.
    Ich würde mich auch heute noch sehr engagiert in eine irgendwie geartete Rettung einbringen.

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